Guten Abend an alle,
Manfredus:
Zitat:Probleme schaffen wir uns nicht nur durch äußere Umstände. Wesentlich mehr meiner Probleme schaffe ich mir selbst durch meine eigenen Denkweisen und Verhaltensmuster. Und das ist bei anderen Menschen sicher nicht anders.
Ja zum Teil ist das wahr aber einiges von dem was Hugo schrieb ist wahr. Es gibt viele Menschen die die Begabung haben, das auszublenden, sich selbst zu belügen...Hugo zählt nicht zu ihnen und es macht auch keinen Sinn, ihm seine Sicht der Dinge ausreden zu wollen. Es gilt vielmehr trotz dieses schlechten Menschenbildes das er hat und das- wenn auch viel weniger drastisch- meines ist, ein Leben zu führen das erfüllend ist. Wie geht das? Wieso gab es in der NS Zeit Juden die im KZ waren, erlebten, wie Menschen sein können und dennoch das Leben bejahten? Wieso konnten andere mit den gemachten Erfahrungen nicht weiterleben? Sie alle konnten sich nicht mehr vormachen der Mensch sei gut aber warum wollten viele von ihnen dennoch leben? Ich meine es zu wissen, möchte aber erst euch fragen, auch Dich Hugo.
Manfredus, ich finde obiges Zitat von Dir bedenklich und dies aus diesem Grund: ich selbst habe viele Jahre hindurch schwere Depressionen, Angstzustände etc. gehabt und zwar pausenlos. Ich habe obige Sätze zu Hauf gehört. Das Problem dabei: ich habe nicht negativ gedacht (im Ggs zu Hugo)! Ich habe mein Leben lang und auch in dieser Lebensphase alles erdenkliche getan damit es mir besser geht: Therapie, Meditation, positive Gedanken die sowieso da waren usw. Es half nicht ein wenig. Es war die Hölle. Jahrelang nicht eine Stunde der Ruhe zu haben, unentwegtes Leid und psychosomatische Beschwerden. Schließlich wendeten sich alle von mir ab. Es fielen immer Sätze wie der von Manfredus oder Nur Du kannst Dir helfen Dem war aber nicht so! Ich konnte mir definitiv nicht helfen. Obendrein hat man mir also noch aus Hilflosigkeit Schuldgefühle eingeredet: wenn Du nur wolltest.... Bei mir war weder Liebeskummer noch eine menschliche Enttäuschung die Ursache.
Ich war Retraumatisiert, wusste es aber nicht. Mit dem Kopf war da absolut nichts zu steuern im Sinne von: think positive! Solche Sätze hätten mich fast umgebracht.
Solche Sätze sind eine Manipulation unserer wahren Gefühle! Wenn man an seinen tatsächlichen Schmerz herankommt, dann stellt sich von alleine so etwas wie ein Glücksgefühl ein, man sollte es aber niemandem aufzwingen- so gut ich das verstehen kann und ich weiß dass es wohlmeinend geschieht.
Um es abzukürzen: heute geht es mir sehr gut und das schon seit längerem.
Und noch etwas zu mir damit Du besser verstehst. Ich bin nicht mehr jung, ich habe keine Familie und auch selbst keine gründen können (ich sehnte mich sehr danach), ich habe in meiner Kindheit fast nur Gewalt und Armut erlebt, ich habe alles Elend gesehen. Ich bin ein geistiger Mensch, kein pragmatischer und habe nie studieren können; es war aber immer mein größter Wunsch. Ich arbeite heute als Verkäuferin und ich mag den Job nicht, ich habe kaum Geld aber wenn ich nach Hause komme dann wartet meine kleine Privatuniversität auf mich. Ich bin Abends sehr müde und kann nicht so viel lesen wie ich möchte, es aber tun zu können, ist ein Geschenk des Himmels. Es ist schwer auszuhalten, nicht so viel Bildung zu haben wie ich es mir wünsche und noch schwerer ist es, im Alltag, im Job mit recht geistlosen, einfältigen Menschen zu tun zu haben. Ja ABER ich bin glücklich (im Sinne von Erfülltheit). Inzwischen. Und das obwohl ich weiß wie die Menschen sind. Warum? Ich weiß es, weißt Du es Hugo?
Zitat:Ist doch logisch, dass Menschen bei denen alle klappt, die auch positiver sind. Vielen ist es eben in die Wiege gelegt. Viele sind ganz miese Menschen, aber sie bekommen alles was sie wollen.
Nein, ich habe fast nichts in die Wiege gelegt bekommen, habe aber gelernt.
Zitat:Warum geht es anderen so gut !? Weil es anderen noch schlechter geht. Und darin liegt das Glück. MAn muss versuchen anderen es schlechter gehen zu lassen, damit man selber glücklich ist. UNd dafür machen Menschen alles. Sie verletzen, treten auf einem herum und belügen und betrügen, damit es ihnen am Ende besser geht und sie sehen, wie der andere leidet.
Ja, diese Menschen gibt es tatsächlich aber es sind nicht diejenigen, denen es wirklich gut geht und das weißt Du. Rachegedanken, Neid...das haben immer diejenigen denen es nicht gut geht. Je glücklicher ich bin, desto wohlwollender auch anderen gegenüber.
Zitat:Je weniger Kontakt man zu anderen Menschen hat, desto weniger Probleme hat man, das stelle ich zunehmend fest.
Kurzfristig stimmt das.
Zitat:Und wenn ich Kontakt habe, dann rede ich über mein echtes ICH niemals. Das geht niemanden etwas an wie ich fühle und macht mch dann auch nur angreifbar. Also spiele ich eine Rolle, so wie letztendlich auch jeder andere Mensch, nur mache ich das nicht um auf Kosten anderer davon zu profitieren sondern um mich genau vor denen die profitieren wolen zu schützen.
ja bis zu einem gewissen Grad hat jeder im Alltag mehr oder weniger eine Maske auf aber was Du machst ist völlige Selbstspaltung. Du gehst als leere Hülle in die Welt. Du zeigst Dich nicht und vereinsamst in der Folge innerlich völlig.
Du lebst Dich gar nicht, Du gehst als leere Hülle umher, fülst Dich also tot. Man muss sich nicht gleich ganz ausziehen aber wir Menschen kommen uns machmal gerade durch das Zeigen von Schwächen besonders nah...Man erzählt einander von den Problemen und mit einem Mal erscheinen die Schmerzen nicht mehr so groß und das nur weil wir menschliche Nähe erleben. Das verhinderst Du. Du fühlst schon lange nichts mehr, sondern denkst nur noch. Bei all dem Leid so lange nicht weinen?! Ohne Tränen kann es nicht besser werden. Die Lösung liegt nicht in einer Änderung Deiner rationalen Einstellungen, sondern im Fühlen- dann ändern sich auch die Gedanken. Und weinen können wir oft nur wenn wir ein empathisches Gegenüber haben das das maßlose Leid nicht fürchtet. Du bist schon so versteinert dass das Weinen alleine wohl nicht funktionieren wird.
Zitat:Die Problem kommen nur doch den Kontakt mit anderen Menschen. Hätte ich keinen Kontakt, hätte ich auch keine Probleme.
Du HAST de facto keinen Kontakt und hast Probleme.
Zitat:Im KIndergarten fängt es an, man wird ausgeschlossen usw. Durch wen ? Andere Menschen.
Ich denke, dass dieses ausgeschlossen sein bzw. nicht angenommen sein schon im Elternhaus begonnen hat und weiter ging es im Kindergarten. An Deiner Optik liegt es nicht auch wenn Du noch so hässlich sein solltest.
Dein Hauptproblem scheint doch die Liebe zu sein. Du hast offenbar nie, auch als Kind nicht erlebt wie es ist angenommen, gehalten, geliebt zu sein. Nun als erwachsener Mann stürzt es Dich in eine endlose Trauer dass Du diese Liebe nicht bei einer Frau finden kannst. Aber es gibt diese Liebe wenn auch sehr sehr selten. Wenn Du sie erlebst, fühlst Du Dich erlöst und dann quälen Dich auch nicht mehr so die Schwächen der Frauen.
Aber das größte Glück besteht darin, sich selbst kennenzulernen, sich selbst nah zu sein. Das ist das Geheimnis. Wenn Du Dich selbst hast, entdeckst, dann fühlst Du Glück auch wenn die Menschen sind wie sie sind. Dass das bei Dir nicht der Fall ist, liest man aus Deinen Zeilen heraus. Du fürchtest bei der Arbeit den Status des Verrückten zu haben wenn die etwas von Deinen Problemen hören (mir ist so etwas völlig gleichgültig), Du sprichst hier viel von Geld, Du gehst als Marionette zur Arbeit und verdienst Geld, Du bedauerst die paar Münzen die Du für Frauen ausgegeben hast- Du bist geizig und Du geizt mit Deinen Gefühlen. Liebe ist keine Kosten-Nutzen-Rechnung und ich würde meinem Ex-Mann noch heute so viel Geld schenken wie ich übrig habe. Das alles zeigt mir dass Du so weit weg von Dir bist, soooo weit! In gewisser Weise bist Du im Moment tot, emotional tot darum auch das Bedürfnis zu sterben. So fern wie Du von Dir selbst bist, kannst Du auch nicht die Liebe finden.
Zitat:Seit jetzt gut 3 Jahren leben ich ohne wirklich richtig das Leben zu genießen.
Es gibt nichts auf das ich mich freuen kann. Ausprobiert habe ich viele Dinge und natürlich mache ich auch viele Dinge, jedoch holt mich die Vergangenheit immer ein. Ich kann das nie mehr vergessen und somit holt es mich immer wieder auf den Boden zurück.
Ja Trennungen sind sehr schmerzhaft aber dass
Du davon (von äußeren Einflüssen) Dein ganzes Lebensglück abhängig machst, ist ein Zeichen dafür dass Du wie ein Kind nach der Liebe der Eltern suchst, die Du- so mein Eindruck- als Kind nie erlebt hast. Betrauere es. Man kann auch glücklich sein wenn man verlassen wurde, keine Familie hat und weiß wie die meisten Menschen sind...Sich selbst kennenlernen und in der Folge ein paar wenige liebevolle menschliche Beziehungen. Mehr brauchst Du nicht.
Zitat:Das letzte mal dachte ich mir, wow, endlich mal Glück gehabt. Aber jeder Moment des Glückes wird doch ein
viel schlimmers Tief überschattet.
Ja das ÄUßERE Glück ist meistens nicht von Dauer aber wenn Du an Dir selbst dran bist, bist Du nicht so abhängig von anderen Menschen und das bist Du massiv! Die Menschen sind schlecht- also null Lebenslust. Ich kenne all diese Gedanken und dennoch besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem melacholischem und einem schwer depressiven Menschen: der eine fühlt und lebt und schöpft daraus sein Glück (auch Trauer zu fühlen kann eine Erfüllung bedeuten), der andere lebt nicht.
Hugo, Du behauptest, keine Depression zu haben aber Du schreibst wiederholt von innerer Leere, Du hast lange nicht mehr geweint und Du empfindest nie Glück. Das ist eine Depression. Innere Leere ist eine Folge von massenweise unterdrückten Gefühlen, Du hast sie zugedeckelt und fühlst nichts mehr. Wenn Du sie lebst, dann kommen auch andere Gefühle zum Vorschein. Und Dein Körper? Wohl auch ein einziges Symptom.