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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

E-Claire
Zitat von Jetti:
Ich bin verantwortlich dafür, was und wer ich heute bin,
kann manches aber nicht mehr nachvollziehen und mir verzeihen. Vertane Chancen.
Das führt dazu, dass ich nicht mehr ich selbst sein möchte. Nur weglaufen, obwohl ich weiß,
ich werde mich immer mitnehmen. Genauso, wie ich jetzt bin, manches lässt sich nicht mehr ändern.
Es gibt keine Alternative zur Akzeptanz, und trotzdem gelingt sie mir nicht.


Das klingt schwierig. Und es klingt auch ein wenig abstrakt.

Es gibt sicher Entscheidungen im Leben, die man treffen muß, die schwer sind und manches hätte man im Nachgang vielleicht eben auch anders gemacht.
Dabei liegt die Betonung aber eben auf im Nachgang. Entscheidungen von gestern mit dem Wissen von heute bewerten zu wollen, ist in hohen Maße unnütz und vor allem ungerecht.

Bist Du Dir sicher, daß Du eine solche ungerechte Behandlung verdienst?

Es fällt mir schwer, mich da in dich hinein zu denken, weil mir tatsächlich nur sehr wenige Dinge einfallen wollen, die ich für unumkehrbar halte und gleichzeitig so schwer halte, daß sie einen ein ganzes Leben lang begleiten.

15.10.2021 15:56 • x 2 #1276


B
Zitat von Jetti:
Und das Herz setzte dann für einen Schlag aus, wenn ich sah, dass die Häkchen blau geworden waren. Weil ich wusste, nun hatte er es gelesen, und es gab kein Zurück mehr. Natürlich hatte ich auch Angst, natürlich hatte ich auch Zweifel.

Das hört sich so an als würde dein Leben von ihm abhängen. Du scheinst ja wirklich von ihm besessen zu sein. Kann ich sogar gut verstehen. Ging mir auch schon so. Und geht auch Heute noch ein bißchen. Das kann bis hin zur völligen Selbstaufgabe gehen. Wenn man nicht aufpasst, geht das ganz schnell. Mit jedem Male verschiebt man seine persönliche Grenze ein Stückchen weiter. Und weiter. Und iwann kommt ein Punkt, da hast du deine Grenzen so weit verrückt, dann gibt es kein zurück mehr.

Zitat von Jetti:
Aber ich erlebte, dass es möglich ist, sich einem anderen Menschen zu öffnen. Weit, weit mehr als ich jemals geglaubt hätte. Nun habe ich IHN verloren, und bin einfach nur wahnsinnig traurig.

Und dann stell dir vor, diese Extase könntest du mit allem haben und nicht nur mit ihm. Stell dir vor, dass könntest du mit dir allein haben. Stell dir vor, das Gefühl wäre grenzenlos und wann immer du es willst. Wie wäre das?
Genau das ist möglich.

15.10.2021 17:52 • x 1 #1277


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


Hansl
Zitat von Jetti:
Aber der Gedanke, selbst etwas verschuldet zu haben, und dies dann akzeptieren zu müssen, ist
für mich eben ein riesiges Problem. Ich bin verantwortlich dafür, was und wer ich heute bin,
kann manches aber nicht mehr nachvollziehen und mir verzeihen. Vertane Chancen.
Das führt dazu, dass ich nicht mehr ich selbst sein möchte. Nur weglaufen, obwohl ich weiß,
ich werde mich immer mitnehmen. Genauso, wie ich jetzt bin, manches lässt sich nicht mehr ändern.
Es gibt keine Alternative zur Akzeptanz, und trotzdem gelingt sie mir nicht.

Gut verfasst.
Same same.

15.10.2021 18:03 • x 1 #1278


Jetti
Zitat von E-Claire:
Entscheidungen von gestern mit dem Wissen von heute bewerten zu wollen, ist in hohen Maße unnütz und vor allem ungerecht.

Tatsächlich gibt es in der Psychologie den Begriff Rückschaufehler. Und obwohl ich mir all dessen bewusst bin, dringt es nicht dahin durch, wo Verständnis für mich oder Verzeihen entstehen könnte.
Zitat von E-Claire:
Bist Du Dir sicher, daß Du eine solche ungerechte Behandlung verdienst?

Ja.

Zitat von E-Claire:
Es fällt mir schwer, mich da in dich hinein zu denken,

Das verstehe ich sehr gut.
Von außen gesehen, rechtfertigen die Ereignisse vielleicht gar nicht einen solch harten Umgang damit. Das wurde mir so auch schon gesagt. Für mich aber scheinen sie kaum überwindbar. Ich bin das Problem.

15.10.2021 18:08 • x 2 #1279


B
Zitat von Jetti:
Ich bin das Problem.

Das ist richtig. Du bist das Problem. Du bist aber auch gleichzeitig die Lösung. Das scheint dir nicht bewusst zu sein.
Du bist Problem und Lösung in einem. Das sollte man sich merken.

15.10.2021 18:15 • x 1 #1280


Jetti
Zitat von Bumich:
Stell dir vor, das Gefühl wäre grenzenlos und wann immer du es willst. Wie wäre das?

Natürlich ist das ein wunderbarer Gedanke.
Allein mir fehlt der Glaube, dass dies möglich ist.
Sorry, in Deine Euphorie kann ich leider nicht einstimmen.
Zitat von Bumich:
Genau das ist möglich.

Und wie?

Wobei........möglicherweise wäre es nicht gut, dieses Gefühl grenzenlos hervorrufen zu können. Es verliert dann seine Einzigartigkeit und wird zum Normalzustand, den man nicht mehr zu schätzen weiß.

15.10.2021 18:28 • x 1 #1281


B
Zitat von Jetti:
Und wie?


Keine Ahnung. Es geschieht einfach. Manchmal, wenn alles passt und man in der richtigen Stimmung und Verfassung dafür ist, frei von Gedanken, dann geschieht es auf natürliche Weise. Für einen kurzen Augenblick. Und so wie es aus dem nichts gekommen ist, so verschwindet es wieder ins nichts. Es kommt und geht auf natürliche Weise. Wie und woher. Keine Ahnung.

Zitat von Jetti:

Wobei........möglicherweise wäre es nicht gut, dieses Gefühl grenzenlos hervorrufen zu können. Es verliert dann seine Einzigartigkeit und wird zum Normalzustand, den man nicht mehr zu schätzen weiß.

Diesen man gibt es dann nicht mehr. Das was wir als -Ich- bezeichnen, dieses Ego-Konstrukt gibt es dann nicht mehr. Wer sollte dann etwas nicht zu schätzen wissen? Genau darin besteht die Angst vor der Liebe. Du musst dich der Liebe und dem Geliebten hingeben und dein Ego-Konstrukt aufgeben. Das ist die Angst. Die Angst vor deinem Tod. Es gibt nur eine Angst. Die Todesangst. Die Angst das dir ein Leid geschieht. Und alle anderen Ängste entspringen aus der Todesangst. Eine andere Angst gibt es nicht. Schau dir deine Angst an. Was steckt hinter ihr?

15.10.2021 18:54 • x 1 #1282


Hansl
Zitat von Jetti:
Ja.


Ja.

15.10.2021 18:55 • #1283


Jetti
@Corbian
Über das was Du geschrieben hast, denke ich noch ziemlich nach. Und hätte dazu eine weitere Frage. Wie veränderten sich Deine Gefühle für diesen Mann? Machen Sie Dir auch heute noch manchmal das Leben schwer oder beeinflussen sie Dich nicht mehr?

Zitat von Corbian:
Es ist mir bewusst, dass ich nie mehr so einen Menschen finden werde.

Mich zieht dieser Gedanke wahnsinnig nach unten. Hoffe zwar, mich zu irren, und kann mir gleichzeitig nicht vorstellen, mich auf einen anderen Menschen überhaupt einlassen zu können.
Ein Boykott der Zukunft quasi, der ich aus eben diesem Grund nicht verheißungsvoll entgegenschaue.

15.10.2021 23:12 • #1284


Jetti
Zitat von Hansl:
Ja.

Es geht Dir also ähnlich!? Und was machen diese Gedanken mit Dir, wie gehst Du damit um?

Frage fernab von Thema: Wo ist der coole Bus geblieben?

15.10.2021 23:23 • #1285


Hansl
Zitat von Jetti:
Hoffe zwar, mich zu irren, und kann mir gleichzeitig nicht vorstellen, mich auf einen anderen Menschen überhaupt einlassen zu können.

Das musst Du lernen.
Selbst wenn Du dann immer denkst, es wäre ein Trostpflaster.

Zitat von Jetti:
Es geht Dir also ähnlich!? Und was machen diese Gedanken mit Dir, wie gehst Du damit um?

Die Schuld?
Zeitweise erdrücken sie einen.
Ich erdulde es, nehme dies an. Und gehe davon aus, daß es irgendwann erkaltet,was da in mir brodelt .

Zitat von Jetti:
Frage fernab von Thema: Wo ist der coole Bus geblieben?


Sie haben in leider entfernt.
Wohin, weiß ich nicht.

Zitat von Jetti:
Ein Boykott der Zukunft quasi, der ich aus eben diesem Grund nicht verheißungsvoll entgegenschaue.

Das nennt sich Selbstboykott.
Mach ich auch.
Eine Zukunft gibst trotzdem,es dauert eben noch, bis wieder Anschluß ans Leben erfolgt.

15.10.2021 23:48 • x 1 #1286


Jetti
Zitat von Hansl:
Selbst wenn Du dann immer denkst, es wäre ein Trostpflaster.

Das wäre aber doch irgendwie unfair dem Anderen gegenüber.

Zitat von Hansl:
Und gehe davon aus, daß es irgendwann erkaltet,was da in mir brodelt .

Meine Angst ist, dass es nie aufhört.
Und ich weiß, auch die Angst muss weg, sonst kommt es zu dieser sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

16.10.2021 08:18 • #1287


Hansl
Zitat von Jetti:
Das wäre aber doch irgendwie unfair dem Anderen gegenüber.

Das Trostpflaster existiert nur im Kopf, denn in der Regel wird das vorherige überschrieben .

Zitat von Jetti:
Meine Angst ist, dass es nie aufhört.
Und ich weiß, auch die Angst muss weg, sonst kommt es zu dieser sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Ja , Angst ist oft die schwarze Krake, die einen umschlingt.

16.10.2021 09:31 • x 1 #1288


leskine
Zitat von Jetti:
Vertane Chancen

Und der Threadtitel von Isno- der lange Weg des Scheiterns, lernen durch Schmerz.

Jede vertane Chance, für jede gab es einen Grund. Wer sagt dass das Verpassen, negativ ist? Wir wissen es ja nicht was dabei rausgekommen wäre, unser Subjektives Empfinden suggeriert uns das das verpassen etwas 'Schlechtes' sei. Was wir wissen und spüren ist der Schmerz. Der ist real und er ist deswegen real, damit wir lernen können.

Beispiele:
Ich habe mein Führerschein früh verloren, ab und an hatte ich ihn zurück, war die meiste Zeit meines Lebens jedoch ohne.
Mir wurde nahe gelegt (Gutachten), keine Fahrzeug zu führen, da die Gefahr eines Unfalls (davon hatte ich zahlreiche) zu groß ist. Lange habe ich damit gehadert, welche Chance ich durch den fehlenden Führerschein verpasst habe, allerdings, wer weiß ob ich noch am Leben wäre, hätte ich einen gehabt. Alles hat einen Grund.

Verpasste Chancen mit meiner Ex. Das nicht Leben meiner 'Männlichkeit'. Wer weiß, hätte ich es damals geschafft, mit ihr, wäre sie dennoch irgendwann fremdgegangen. Ob ich dann heute, in ceteris paribus, besser dran wäre, das weiß ich nicht.
Was ich weiß ist, dass der Schmerz jetzt, zu Veränderungen führt, zu denen ich damals niemals das Bewusstsein gehabt hätte. Vielleicht wäre es mit ihr auch gut gegangen und ich wäre dann 10 Jahre später aufgewacht, mit Mitte 50.

Insofern ist die vertane Chance per se nichts Negatives und die Wortwahl 'verpasste Chance' als Autosuggestion wenig zielführend, vielmehr Selbstsabotage. Das können wir beide sehr gut.

Vielleicht ist diese Sichtweise verkehrt, mir jedoch hilft es, mit dieser Vergangenheit besser umgehen zu können um daraus zu lernen und Aufmerksamkeit zu trainieren, so dass ich zukünftig nicht mehr das Gefühl einer 'verpassten Chance' zu haben.

Noch etwas dazu, weißt du wie viele Chance wir aktuell vertun, in dem wir der Vergangenheit hinterher trauern?
All die Menschen die uns begegnen sind auch Chancen die wir vertun, indem wir nicht offen sind. Offen zu uns und offen zu diesem Leben. Ist das fair? Uns gegenüber und den Menschen denen wir diese Chance automatisch nehmen, nicht Teil unseres Lebens zu werden, weil wir vergangenen Chancen hinterher trauern?

Paradox.

16.10.2021 09:59 • x 2 #1289


Jetti
Zitat von leskine:
Jede vertane Chance, für jede gab es einen Grund.

Leider kann ich vieles eben nicht mehr nachvollziehen, finde die Gründe nicht, welche in der Vergangenheit relevant waren.
Es sind nicht nur konkrete Chancen, die ich verspielt habe und mir vorwerfe, vielmehr Jahre vertaner Lebenszeit und das Vernachlässigen dessen, was für mich wichtig gewesen wäre. Stattdessen versuchte ich wieder gutzumachen, was ich meinte verschuldet zu haben und sah mich gar nicht im Recht, für mich einzustehen.

Zitat von leskine:
Wir wissen es ja nicht was dabei rausgekommen wäre

Du hast sicher recht. Im Prinzip geht man ja davon aus, alles wäre ideal, oder zumindest um ein vielfaches besser verlaufen. Irgendwo las ich mal den Satz ....., und Du weißt nie, wovor das Leben Dich gerade schützt.

Aber Fakt ist: Ich bin einfach viel zu spät aufgewacht. Warum nur erst durch diese Erfahrung? Andererseits denke ich, hätte ich schon vor Jahren andere Wege eingeschlagen, wäre ER vielleicht nie in mein Leben getreten. Es ist wohl eine Fehlannahme, alles hätte sich genauso ereignet, nur ich war falsch und hätte lediglich eine viel bessere Version meine Selbst sein müssen, damit es gut ausgeht.

Zitat von leskine:
Noch etwas dazu, weißt du wie viele Chance wir aktuell vertun

Ja das stimmt. Aber ich bezweifle eben noch, Ähnliches überhaupt wieder zu erleben und kann/will mich daher nicht voller Zuversicht auf das Kommende einlassen. Die Begrenzung der Zeit macht mir schon Sorgen, führt aber leider nicht dazu, das loszulassen was vergangen und unabänderlich ist. Wie an einem Gummistiefel angebunden, schnippse ich immer wieder zurück.

16.10.2021 23:21 • #1290


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