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Die Hölle danach - wann endet sie?

Felsenbirne
@E-Claire ja etwas. Sowas in der Art hatte ich auch schon mit meiner Therapeutin besprochen. Dass dies seine natürliche Reaktion ist auf etwas, das nicht mehr in sein Weltbild, in seine Kontrolle passt. Er ist gekränkt und dies seine Reaktion darauf.
Für mich sehr schwer auszuhalten. Ich habe erfahren müssen, dass eine Ablehnung/Kränkung durch mich ausgesprochen (Grenzen ziehen) fatale Folgen haben kann. Ich denke das ist das größte Dilemma in dem ich stecke.

29.02.2024 17:12 • x 2 #91


E-Claire
Zitat von FrauDrachin:
Vielleicht musst du gar nicht erkennen, was das Böse ist.
Was du erkennen musst, und was du erkannt HAST, ist, dass das Verhalten schädlich für dich ist. Sehr, sehr schädlich. Und auch wenn es das Böse sehr selten gibt, wird es oft Dinge geben, die andere Menschen tun, die dir nicht gut tun.
Vielleicht ist das die Auflösung: es muss nicht erwiesenermaßen das Böse sein, damit du es aus deinem Leben entfernen darfst, nein SOLLST, es reicht, wenn es schädlich für dich ist.

Ok, das klingt jetzt wieder grob verharmlosend, ich hoffe, du kannst trotzdem was damit anfangen.


Ich finde das eigentlich nicht verharmlosend, weil es letztlich für die Einordnung des Verhaltens anderer gar nicht so sehr um die Beurteilung böse/nicht böse geht. Letztlich läuft es immer auf so eine hurt people hurt people Sache hinaus. Und wirkliche Psychopathen sind recht selten, aber es gibt sie, dennoch können wir das aus der Ferne ohne dazugehörige Ausbildung nicht beurteilen und ich für mich glaube, daß es gerade in dem Thread sehr wichtig ist, so wenig wie nur irgendwie möglich ins Spekulative zu verfallen, jedenfalls dieses zu kennzeichnen.

Überhaupt nicht harmlos ist nämlich böse für mich oder etwas umformuliert ungesund für mich. Damit ist nämlich der so wichtige Bezug zu Dir, liebe Felsenbirne, wieder hergestellt und auf den kommt es an.

29.02.2024 17:14 • x 1 #92


A


Die Hölle danach - wann endet sie?

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E-Claire
Zitat von Felsenbirne:
Für mich sehr schwer auszuhalten. Ich habe erfahren müssen, dass eine Ablehnung/Kränkung durch mich ausgesprochen (Grenzen ziehen) fatale Folgen haben kann. Ich denke das ist das größte Dilemma in dem ich stecke.


Warum ist das ein Dilemma?

29.02.2024 17:15 • #93


M
Zitat von E-Claire:
Warum ist das ein Dilemma?

weil es die Angst vor Abgrenzung erhöht und das Vertrauen, sich erfolgreich
und gefahrlos! abgrenzen zu können schmälert?

29.02.2024 17:22 • x 2 #94


Felsenbirne
Weil ich Grenzen sehr zaghaft ziehe, aus Angst davor, Gewalt zu provozieren. Aber genau dadurch rutsche ich geradewegs in ungute Situationen und merke es erst, wenn es zu spät ist. Aber das ist Traumaarbeit.
Mir geht es ja vielmehr darum, warum mir diese Trennung noch immer so zu schaffen macht, ich das nicht hinter mir lassen kann, jede noch so kleine Erinnerung mir die Tränen in die Augen treibt und mich fassungslos zurück lässt, ich mir wünschte die Zeit zurück drehen zu können, es besser machen zu können. Da bin ich ganz bei mir.

29.02.2024 17:24 • x 2 #95


Felsenbirne
Zitat von merretich:
weil es die Angst vor Abgrenzung erhöht und das Vertrauen, sich erfolgreich und gefahrlos! abgrenzen zu können schmälert?

Ganz richtig.

29.02.2024 17:25 • x 1 #96


E-Claire
Zitat von Felsenbirne:
Weil ich Grenzen sehr zaghaft ziehe, aus Angst davor, Gewalt zu provozieren. Aber genau dadurch rutsche ich geradewegs in ungute Situationen und merke es erst, wenn es zu spät ist. Aber das ist Traumaarbeit.

Richtig. Wichtig ist, an der Stelle auch die strukturelle Problematik nicht aus den Augen zu verlieren. Als Frauen allgemein ist unsere Gefahr, wenn wir uns abgrenzen, körperlich Schaden zu erleiden, so viel höher.

Zitat von Felsenbirne:
Mir geht es ja vielmehr darum, warum mir diese Trennung noch immer so zu schaffen macht, ich das nicht hinter mir lassen kann, jede noch so kleine Erinnerung mir die Tränen in die Augen treibt und mich fassungslos zurück lässt, ich mir wünschte die Zeit zurück drehen zu können, es besser machen zu können. Da bin ich ganz bei mir.

Dazu würde ich gern noch etwas schreiben, aber ich muß leider jetzt los. Ich würde Dir aber mal für den Anfang da lassen, daß es da auch eine Bewertung von Dir gibt, die heißt, Du müsstest irgendwie besser damit umgehen (können). Ich sage, daß ich diese Bewertung so nicht unhinterfragt stehen lassen mag.
Ich glaube, daß Dir die Trennung noch so viel zu schaffen macht, ist völlig normal jedenfalls Zeichen einer sehr gesunden Psyche.

29.02.2024 17:33 • x 3 #97


M
Zitat von E-Claire:
Ich finde das eigentlich nicht verharmlosend, weil es letztlich für die Einordnung des Verhaltens anderer gar nicht so sehr um die Beurteilung böse/nicht böse geht. Letztlich läuft es immer auf so eine hurt people hurt people Sache hinaus. Und wirkliche Psychopathen sind recht selten, aber es gibt sie, ...

Für das Böse reicht ja oftmals (wer hat es gesagt, Kant?) die Abwesenheit
des Guten. Also wenn jemand keine Werte hat wie Gerechtigkeitssinn,
Respekt, Moral, Mitgefühl...Werte, die über die eigenen Befindlichkeiten und
egoistischen Bedürfnisse hinausgehen,
dann ist das oft schon genug, damit Schlimmes passiert...
dann wird im Kontakt die eigene Bedürfnisbefriedigung über den anderen
Menschen gestellt...

29.02.2024 17:52 • x 2 #98


M
Zitat von Felsenbirne:
Weil ich Grenzen sehr zaghaft ziehe, aus Angst davor, Gewalt zu provozieren. Aber genau dadurch rutsche ich geradewegs in ungute Situationen und merke es erst, wenn es zu spät ist. Aber das ist Traumaarbeit. Mir geht es ja vielmehr darum, warum mir diese Trennung noch immer so zu schaffen macht, ich das ...

Es klingt jetzt vielleicht merkwürdig, aber ich finde gut, dass Du weinen
kannst. Viele, denen sowas passiert können nicht mehr weinen.
Sie sind versteinert. Wenn die Tränen kommen, lass sie doch laufen.
Das hilft bestimmt beim loslassen.
Und ich vermute, das auch nicht alle Tränen was mit Deinem
Arzt zu tun haben. Er hat halt das Pflaster von der Wunde gerissen,
und Salz reingestreut durch sein Verhalten. Er ist total unwichtig.

Du kannst es auch mit jemandem vergleichen, der eine grosse
Fleischwunde am Unterarm hat, und diesen versehentlich in einen
Putzeimer voller Dreck und Keime gehalten hat. Mit gesunder Haut
(Abgrenzung) kann nicht viel passieren. Man zieht den Arm wieder raus.
Bei Dir hat sich eine tieferliegende Wunde entzündet, schmerzt, und
eitert jetzt vor sich hin. Aber die war schon vorher dar. Der Typ selber
war doch kein Verlust.

Ich bin sicher, die Tränen werden weniger und es kommt dann auch
wieder Klarheit. Erlaube Dir die Trauer. Ich persönlich denke, das bringt
Dich weiter. Und wird auch irgendwann wieder aufhören.

29.02.2024 17:55 • x 3 #99


FrauDrachin

Felsenbirne
Hallo,

vor über einem Jahr hatte ich mich hier zuletzt zu Wort gemeldet...

Wie geht es mir inzwischen?

Nun, ich leide noch immer unter Schlafstörungen und wache noch immer Nachts auf und habe das Gefühl das alles ist gerade erst passiert. Auch deshalb, weil viele Puzzleteile in mir über die Zeit wieder zusammen gerückt sind.

Trotz der Tatsache, dass mich das alles nach wie vor immer noch noch belastet und sich die PTbs chronifiert hat, habe ich Ende letzten Jahres diesen Mediziner angezeigt. Die Aussage bei der Kriminalpolizei war schwer und hat auch nochmal ordentlich die Dinge in mir aufgewühlt. Aber seither habe ich das Gefühl, endlich wieder in meine Kraft zu finden und mir mein Leben zurück kämpfen zu können.

Das Verfahren zieht sich und es ist auch irgendwie belastend. Auch deshalb, weil er bisher zu allem schweigt...
Aber meine Anwältin ist eine Löwin. Und... in mir schlummert vielleicht auch inzwischen eine.

Ich habe ein neues Studium aufgenommen, bin Tutorin im Strafrecht und begleite im Rahmen meiner Kampfkunst junge Frauen auf ihrem Weg.

Es ist oft noch unglaublich schwer, aber ich weiß heute, dass dieser Mann, dieser angebliche Mediziner, eine arme Wurst ist und ich eines Tages über alles drüber stehen werde können. Und es wird der Tag kommen, an dem wir uns vor Gericht wieder sehen und er mir ins Gesicht sehen muss, während ich Aussage und er sich entweder erklärt oder schweigt.

Vergessen werde ich das aber nie.

08.05.2025 23:51 • x 5 #101


Scheol
@Felsenbirne

Schön noch mal von dir zu hören, ich kann mich noch an deine Geschichte erinnern.
Ich finde es gut, dass du einen Weg für dich gefunden hast, auch über den Kampfsport mit der Sache umzugehen.
Wenn man traumatisiert hat, die Kampfkunst ausüben kann man sehr schön an der Körpersprache an der Mimik her die Entwicklung sehen, wie sie wieder ihr Selbstbewusstsein in ihr Vertrauen , zum Teil zurück kommen.

Gerichtstermine können Mega belastend sein und auch die Spannung im Körper über Wochen und Monate extrem erhöhen.

Ich finde es wichtig, dass du diesen Schritt getan hast, um ihn anzuzeigen, weil Du ins Handeln kommst.

Ins Handeln kommen bedeutet, dass man nicht mehr in der Starre ist, sondern dass man Möglichkeiten hat, aus der Situation heraus zu kommen!
Was innen drin wieder viel positives bewirkt!
Sicherlich erzeugt das Stress, Aber ich denke, dass es wichtig ist, für den Selbstwert, für das Selbstbewusstsein, diese Geschichte bis zum Ende durchzuspielen.

Ich drücke dir beide Daumen, dass alles für dich gut wird.

09.05.2025 05:53 • #102


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