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Die Jahre nach der Affäre, ein Tagebuch

S
@paulaner, in den Fällen, in denen jemand einfach eine s... Abwechslung gesucht hat, und dann aufgeflogen ist, gebe ich dir völlig recht. Ob das die meisten Fälle sind, keine Ahnung. Mir ging es um die, die sich fremdverliebt hatten und aufgrund dessen eine Affäre eingegangen sind, so wie Shedia und ich.

29.05.2019 15:40 • #76


Wurstmopped
Zitat von Sankaty:
@paulaner, in den Fällen, in denen jemand einfach eine s... Abwechslung gesucht hat, und dann aufgeflogen ist, gebe ich dir völlig recht. Ob das die meisten Fälle sind, keine Ahnung. Mir ging es um die, die sich fremdverliebt hatten und aufgrund dessen eine Affäre eingegangen sind, so wie Shedia und ich.


Ich frage mich, wie man es schafft, Du es geschafft hast, deinem Mann wieder leidenschaftlich zu lieben, die viel beschworene Büchse der Pandora wurde ja geöffnet....die Aussage, nun ich weiß jetzt was ich wirklich an meinem Mann habe und erkenne Dinge die ich vor nicht zu schätzen wusste....OK....aber würdest Du deinem Mann das so ins Gesicht sagen?

29.05.2019 15:46 • #77


A


Die Jahre nach der Affäre, ein Tagebuch

x 3


S
@Wurstmopped

Meine Fremdverliebtheit platzte ja nicht in eine unbelastete Ehe. Wir wissen beide, warum das möglich war. Meine Affäre ist nun über ein Jahr vorbei, und in dem Jahr habe ich natürlich eine Entwicklung durchgemacht. Die Annäherung mit meinem Mann hat schon vorher wieder angefangen.

Was ich heute weiß, ist, dass ich nicht von meinem Mann weg wollte. Ich wollte aus meinem Leben weg, und mein Mann wollte nicht mitziehen. Nachdem ich weg war, hat er einiges in Angriff genommen, bei dem er sich - und damit uns - bislang im Wege gestanden hatte. So kam es, dass wir uns wieder getroffen haben, und ich fand es z.B. immer furchtbar schwierig, nicht seine Hand zu nehmen, wenn wir irgendwo waren. Leider habe ich es nicht geschafft, meine Affäre zu beenden. Ich weiß zwar heute rational, warum, aber damit bin ich immer noch nicht mit mir im reinen gefühlsmäßig. Die rationale Erklärung ist die emotionale Abhängigkeit, die in so einer Affäre entsteht. Dann hat mein AM sie beendet.

Und ich hatte ein Gemisch aus Liebeskummer und befreit fühlen. Wobei der Kummer überwog, ein Gemisch aus Liebeskummer und Kummer über das, was ich angerichtet hatte.

Es hat dann noch zwei Monate gedauert, bis wir wieder ein Paar wurden. Und es gaanz langsam angingen. Wir waren auch bei der Paartherapie, weil wir es richtig machen wollten. Nach drei Sitzungen war aber klar, wir brauchen keine Therapie, wir reden offen miteinander und sind auf dem richtigen Weg (so sagte die Therapeutin). Er hatte auch Wünsche, was wir und ich verändern in einer neuen Partnerschaft.

Und ja, ich sage ihm das so. Warum sollte ich nicht? Ich wußte z.B. vorher nicht, dass man Dinge sagt und nicht tut. Kannte ich nicht. Hatte ich offenbar Glück mit Freunden und Familie bislang. Fand ich daher selbstverständlich. Durch meinen AM (und dann durch das Forum hier) habe ich erfahren, dass dem absolut nicht so ist. Dass es eher besonders ist, wenn man sich auf jemanden verlassen kann, dass er tut, was er sagt. Das weiß ich jetzt an ihm zu schätzen. Nur ein Beispiel. Ein weiteres ist, ich wußte nicht, wie stark er ist. Bzw. er ist stärker geworden, er hat sich ja auch weiter entwickelt, als wir getrennt waren.

Was die Leidenschaft angeht - wie vorhin erwähnt. Endlich können wir über unsere Wünsche sprechen.

Vielleicht ist die Antwort, dass es bei uns klappt, weil wir richtig neu angefangen haben. Wir wohnten ja dann auch noch eine Weile getrennt, jetzt seit einigen Wochen wieder zusammen, aber in einer neuen Wohnung. Ich bin nicht zurück zu ihm. Wir waren getrennt, und haben zusammen beschlossen, es wieder zu versuchen, mit einigen Änderungen auf beiden Seiten.

Und weil mein Mann einfach toll ist und ich mich in seinen Armen geborgen fühle und weil er in diesem ganzen Schlamassel auch noch versteht, wie ich mich fühle, und weil er mich zum Lachen bringt, und anziehend findet und die Anzahl meiner Schuhe nicht kommentiert

29.05.2019 16:34 • x 2 #78


S
Himmelfahrt 2019. Die Kinder haben Geschenke für ihren Papa besorgt. Ich habe Frühstück gemacht und gleich gehen wir alle zusammen ins Schwimmbad. Nur der Große kann nicht kommen. Er muss eine Projektarbeit für die Uni fertig schreiben.

Ich habe meinen Mann fest umarmt und geküsst. Schön war das. Wer hätte das gedacht, vor 4 Jahren um diese Zeit standen wir noch am Abgrund.

Heute geht's mir gut. Ich weiß, das nächste schwarze Loch wartet schon auf mich. Im Moment wirkt die hohe Dosis Antidepressivum gut und schützt mich. Morgen muss ich arbeiten. Eine schöne Arbeit ist das. Nur meine neue Kollegin, die mich einarbeiten soll, macht mir das Leben schwer. Die hat Angst um ihre Alleinstellung in unserer Gruppe. Was soll's. Bald werden wir in verschiedenen Schichten arbeiten. Die Leute, die wir zu versorgen haben, mögen mich. Das war schon nach wenigen Tagen klar. Meine empathische und mütterliche Art kommt an. Eigentlich fast überall.

Nur noch ab und zu Gedanken an den AM, den ich ja auch in einem ähnlichen Arbeitsumfeld kennen lernte. Auch er mochte mich sofort. Ich misdeutete seine offene Art und verliebte mich. Dann, als seine Frau starb, brauchte er jemanden. Irgendjemanden. Ich war zufällig da. Verhängnisvoll war das. Für uns beide. Hätte er mir doch nur die Wahrheit gesagt! Es hätte weh getan, klar. Aber das wäre nichts neues gewesen für mich. Das hätte ich gut aushalten können. Ich war immer ein Mauerblümchen. Kein Problem für mich.
Mich aber erst zu hofieren und mich glauben zu machen, er würde mich tatsächlich lieben und begehren. Mich dann fallen zu lassen. Das war grausam!

Egal! Heute geht's mir gut. Heute geht's uns gut....

30.05.2019 10:20 • #79


N
Dafür, dass es dir heute gut geht, hast du aber noch viele Gedanken und Gefühle an diesem Tag für ihn übrig.
Was wundert dich an der Haltung des AMs? Du hast selber so gehandelt. Da solltest du hinschauen.
Was du schilderst, ist Familie, nicht Paar. Was geschieht auf der Paarebene?

31.05.2019 12:39 • #80


S
Heute ist ein weniger guter Tag. Das nächste schwarze Loch kündigt sich an. Und das obwohl wir heute Freunde erwarten und mit ihnen ins Kino wollen. Unsere Tochter ist bei ihrem Freund, wie meistens am Wochenende. Ich war vormittags arbeiten und mein Mann war alleine einkaufen. Das Betriebsklima in der neuen Stelle ist alles andere als gut. Es gibt 2 Zicken, die Spaß daran haben, ihre Kolleginnenn in die Pfanne zu hauen. Ich muss sehr vorsichtig sein, was mir überhaupt nicht liegt.

Gestern hatten mein Mann und ich Sechs, was sehr schön und sehr vertraut war. Es ist schön, dass er mich trotz meines alternden und üppigen Körpers begehrt. Wir bereiten uns gegenseitig tiefe Befriedigung und genießen die Nähe und das Wohlgefühl danach. Dennoch es ist etwas völlig anderes als das Gefühl der Leidenschaft mit dem AM. Wenn die technische Ausführung auch sehr zu wünschen übrig ließ. Beides zu vergleichen, tue ich mir nicht mehr an. Es wäre völlig unfair und disfunktional.

Unsere Freunde, die gleich kommen, kennen wir seit Kindertagen. Sie haben uns vor über 30 Jahren zusammen gebracht. Während der Affäre hatten sie sich vollstndig zurück gezogen. Zu groß war ihre Verunsicherung. Jetzt sind sie wieder oft zu Gast. Jedoch sehe ich auch sie jetzt mit anderen Augen. Der Begriff Freundschaft hat für mich einen anderen Klang bekommen. Ich weiß jetzt, dass auch die besten Freunde nur begrenzt belastbar sind.

Mein Bruder war damals für mich da und ein Cousin. Sonst niemand! Versprochen haben alle viel. Gehalten wenig. Mein Urvertrauen in Freunde und Bekannte ist so gut wie weg seither. Auch so ein Kollateralschaden.

Egal, ich genieße unser ruhiges, geordnetes Leben. Bald will ich einen Tanzkurs besuchen. Allerdings alleine. Es ist therapeutischer Tanz nur für Frauen. Ich bin sehr gespannt.

So, ich wünsche euch ein schönes Wochenende. Ich hoffe, meins wird von Tiefs verschont bleiben. Auch wenn ich dazu wenig Gründe habe.

31.05.2019 17:11 • #81


Löwin45
Zitat von Shedia2:
Während der Affäre hatten sie sich vollstndig zurück gezogen. Zu groß war ihre Verunsicherung. Jetzt sind sie wieder oft zu Gast. Jedoch sehe ich auch sie jetzt mit anderen Augen. Der Begriff Freundschaft hat für mich einen anderen Klang bekommen. Ich weiß jetzt, dass auch die besten Freunde nur begrenzt belastbar sind.

Zitat von Shedia2:
Versprochen haben alle viel. Gehalten wenig. Mein Urvertrauen in Freunde und Bekannte ist so gut wie weg seither. Auch so ein Kollateralschaden.


Als Freundin oder Freund von beiden ist das auch ein extrem schwieriges Unterfangen.
Neutral bleiben, geht irgendwie nicht, da es dann beide enttäuschen würde.
Meist gehört demjenigen, der unschuldig in diese Situation geraten ist, die Sympathie.
Zu verlangen, dass sich Freunde des Paares auf die Seite des Betrügers schlagen, ist in meinen Augen etwas viel verlangt.
Als Außenstehender sieht man I.d.R. eh nur die Fakten.
Ja und die sprechen dann eben gegen den Betrüger.
Das mag vielleicht schonmal zu einfach gedacht sein, aber oft verfügen die Freunde gar nicht über alle Infos.

Sei nicht so streng mit deiner Umwelt. Du möchtest auch mit Milde bewertet werden.

31.05.2019 18:37 • x 1 #82


S
Zitat von Löwin45:
Sei nicht so streng mit deiner Umwelt. Du möchtest auch mit Milde bewertet werden.


Ja, da hast du recht. Der Abend gestern war schön, meine Sorgen unbegründet. Vielleicht muss ich mich immernoch an die neue Normalität gewöhnen. Das schwarze Loch ist jedenfalls wieder etwas kleiner heute.

01.06.2019 11:21 • #83


S
Herrlich das schöne Wetter! Vormittags waren mein Mann und ich einkaufen und jetzt faulenzen wir im Garten. Der Wind streichelt meine *beep* Beine. Wunderbar!

Der AM hat mich eigentlich nie gestreichelt. Für ihn war es wohl rein sechsuell. Eine willkommene Ablenkung vielleicht von der Trauer um seine Frau. Bald ist ihr 5. Todestag. Sie muss sehr besonders gewesen sein. Seine Beziehung mit ihrer besten Freundin, meiner Nachfolgerin, ist schon ein Jahr später gescheitert. Keine Ahnung, woran das lag. Ich hätte es ihm ehrlich anders gewünscht.

Mein Mann war gestern ein bisschen rüpelhaft mit unseren Freunden. Ich habe mir aber davon den Abend nicht vermiesen lassen. Früher wäre ich darüber stink sauer gewesen, hätte aber nichts gesagt. Heute morgen habe ich mit ihm geschimpft, allerdings ohne wütend zu sein. Gut so! Vielleicht schützen mich die Pillen oder die Therapie wirkt. Keine Ahnung. Jedenfalls ist es so herum viel besser.

Morgen sind wir bei seinem Bruder. Er hat eine große Familie und ich gehöre dazu. Das freut mich, denn meine eigene Familie hat sich von mir schon lange zurück gezogen. Seit dem Tod meiner Eltern bin ich quasi ohne nennenswerte Verwandtschaft. Mein Bruder mag meinen Mann nicht. Niemand aus meiner Familie mag ihn wirklich. Da haben meine Eltern ganze Arbeit geleistet, denn sie liefen gegen uns Sturm von Anfang an. Das war hammerhart und schwer für mich. Jetzt ist es Schnee von gestern. Jetzt gehöre ich zu seiner Familie seit über 30 Jahren. Schon alleine deshalb war der Trennungsversuch der reine Wahnsinn. Dankbarkeit und ein stilles Glück breiten sich gerade in mir aus. Alles ist gut. Das schwarze Loch schließt sich.

01.06.2019 18:49 • #84


S
Meine Güte, war ich dumm damals. Doof und völlig naiv. Mein Leben lang fühlte ich mich als Mauerblümchen und dann glaubte ich tatsächlich, dieser Mann habe mehr als nur ein flüchtiges Interesse an mir. Wie blöd kann man sein! Ich habe mich schuldig gemacht.! An meinem Mann, meinen Kindern und - ja auch an ihm. Jahrelang habe ich nach Antworten gesucht, die längst offenkundig waren. Ich wollte sie einfach nicht wahr haben. Und er war zu höflich, sie mir ins Gesicht zu sagen.

Er hat mir vor geworfen, ich habe seine Beziehung mit B. zerstört. Und wahrscheinlich ist da sogar was dran. Schließlich habe ich mehrfach versucht, ihn zur Rede zu stellen. Und einmal hatte ich sie am Telefon. Eifersüchtig war sie. Worauf? Auf mich? Total daneben! Wenn sie wüsste! Er hat nur sie geliebt und natürlich seine verstorbene Frau.

Mann, war ich doof!

02.06.2019 14:20 • #85


N
Solange deine Gedanken jeden Tag bei deiner Exaffäre und seinen Gedanken und seinen Taten und seinen Wasauchimmer sind, kannst du dir deinen Mann und deine Ehe hundertmal schönreden. Du bist dort, weil er dich nicht wollte und du nicht alleine leben willst und kannst.
Hinzu kommt dieses ewige Abwerten deiner eigenen Persönlichkeit.
Lerne dich selbst zu erkennen, zu akzeptieren und zu lieben.

Ich weiß, dieses Forum verlangt so gerne nach Büßerhemden von den Affärenbeteiligten. Das muss man aber nicht tragen und hilft dir doch auch garnicht.

Du fährst trotz AD jeden Tag Achterbahn mit dir selbst. Das verstehe ich wohl, aber ich habe auch den Eindruck, dass du vom sekundären Krankheitsgewinn lebst, denn so muss du keine echte Verantwortung für dich übernehmen. Das soll ja immer von außen kommen. Du verharrst weiter in der Opferhaltung.

02.06.2019 14:30 • #86


S
Ja, du hast Recht. Aber ein Leben ohne meinen Mann und meine Familie würde ich nicht schaffen. Ich mag meinen Mann sehr, wir haben eine tiefe Verbindung und der Sechs mit ihm ist schön. Ich mag auch seine Familie und unseren Lebensstil, klar. Ob das jetzt Liebe ist? Ich weiß es ehrlich nicht und ich habe aufgehört, mir diese Frage zu stellen. Es ist wie es ist.

Meine Gedankenkreiserei um die Affäre ist sicher destruktiv. Es wird aber weniger und erscheint immer surealer. Ich frage mich heute ernsthaft, was mich da geritten hat. Einige Ansätze habe ich gefunden aber als Opfer sehe ich mich nicht mehr. Ich erkenne meine Verantwortung schon in vollem Umfang an. Meine depressive Erkrankung hat mir sicher die Rückkehr in mein altes Leben erleichtert, wenn nicht sogar erst ermöglicht. Daher hatte sie ihren Sinn. Ein Spaziergang war das trotzdem nicht.

Ich entwickele langsam wieder eine Perspektive für unsere gemeinsame Zukunft. Es gibt viel schönes, auf das ich mich wieder freuen kann. Z.b. der bevorstehende Sommerurlaub. Dennoch waren die letzten Jahre eine Zäsur auch für meine Sicht auf die 2. Lebenshälfte. Grundlegende Veränderungen wird es nicht mehr geben. Außer natürlich das, was unsere Kinder uns bescheren werden. Und dann kommen die wirklich harten letzten Lebensjahre, Krankheit und Tod. Das erschreckt mich noch ein bisschen, denn ich habe immer sehr aus der Hoffnung auf eine bessere Zukunft gelebt. Jetzt blicke ich eben eher zurück und da ist die Affäre natürlich noch sehr präsent.

Ja, ich habe noch viel zu tun in der Therapie. Vielleicht werde ich irgendwann zufrieden und weise. Mal sehen.

02.06.2019 18:44 • #87


Löwin45
Liebe Shedia
Du beschreibst dich als Mauerblümchen (aber - was heißt das schon?),
als übergewichtig (aber - wer setzt den Maßstab an?),
als schwierig (aber - wer beurteilt das?l

Was ich damit sagen möchte, warum beginnst du nicht einfach mal damit, dich selbst zu mögen.

Für mich erscheinst du irgendwie zerrissen.
Du bemerkst zwar, dass dein Mann der charakterlich besser passende Partber wäre, dass dir dein AM persönlich nicht gut getan hätte... DENNOCH du verzehrst dich immer noch nach diesem AM - bar jeder Logik.
Frag dich mal, woran das liegt.
Was fehlt dir in der Ehe? Es muss etwas fehlen, sonst gäbe es das hier nicht.
Es wäre vergangen und beendet.
Statt dessen, drehst du immer noch Runden.
Warum?

Mein Rat (ganz persönlich) vergiss diesen AM, streich ihn aus deinen Gedanken und konzentriere dich auf das, was du hast.
Wenn es dort nicht rund läuft, dann versuche die Gründe zu erkunden und dies gegebenenfalls zu verbessern.
Aber stoppe die Gedanken an das was hätte sein können mit deinem ehemaligen AM.
Er ist Geschichte.
Behalte die Erinnerung und hake es ab.

02.06.2019 23:08 • x 2 #88


S
Vielen Dank, liebe @Löwin45 ! Ja, das ist meine eigentliche Baustelle, ich mag mich selbst nicht. Ich wurde sehr streng erzogen und häufig abgewertet, vor allem von meinem sehr dominanten Vater. Ein Erbe, das ich immernoch mit mir herum schleppe. Darum geht es auch hauptsächlich in meiner Therapie.

Die Affäre und der AM rücken immer mehr in den Hintergrund. Ich hoffe, eines Tages werde ich nur noch ab und zu und dann mit einem Lächeln daran zurück denken. Denn, ja es gab auch schöne Erlebnisse mit dem AM. Vor allem zu Anfang, als es noch ein harmloser Flirt am Arbeitsplatz war. Wäre seine Frau noch am Leben, wäre es dabei geblieben. Da bin ich mir sicher.

Er war einfach sehr charmant und nett damals. Wir haben zusammen gelacht und geweint und er hat mir viel fachliches beigebracht. Ja, diesen Teil von ihm vermisse ich manchmal noch. Mit Beginn der Affäre war ich dann nur noch Mittel zum Zweck und bald darauf schob er mich ja aufs Abstellgleis. Das war hart.

Mein Mann ist leider wenig charmant. Er hat viele gute Seiten aber er ist auch sehr zurückhaltend und still. Soziale Kontakte machen ihm viel Mühe und manchmal findet er einfach nicht den richtigen Ton. Dann wirkt er abweisend und stoffelig, was er eigentlich gar nicht sein will. Nur im Kreis seiner Geschwister taut er auf und kann dann auch lachen und lustig sein. Und mit mir natürlich. Wir haben nur wenige Freunde und in meiner Familie war er von Anfang an unten durch. Das hat mir sehr weh getan aber ich habe immer zu ihm gehalten.

Als meine Eltern dann nacheinander starben, hatte ich einfach keine Kraft mehr, fühlte mich von ihm allein gelassen und unverstanden. Wir stritten viel und ich zog mich mehr und mehr zurück. Heute mache ich das nicht mehr. Ich spreche Dinge, die mich stören an und einiges hat sich wirklich verbessert. An den Rausch der frischen Verliebtheit wird das aber nie mehr heran reichen. Das zu erwarten wäre unrealistisch. Ich werde aus meinem Mann keinen Richard Gere machen. Ich kann schon froh sein, wenn er im uns verbliebenen Freundeskreis etwas umgänglicher wird.

Dennoch, er ist ein guter Mann. Er liebt mich und diese doofe Affäre hat er nicht verdient. Es gab Gründe für meine Unzufriedenheit. Die hätte ich aber ansprechen müssen und so vielleicht eine Verhaltensänderung herbei führen müssen. Leider bin ich in der Konfliktbewältigung sehr schlecht. Ich habe das nie gelernt. Ich war immer viel zu angepasst. Ja, es gibt noch viel zu tun. Es kann nur besser werden. Das Schlimmste haben wir hinter uns!

03.06.2019 12:36 • #89


Löwin45
Liebe Shedia
Ich glaube mittlerweile (und ich kenne einige deiner Threads) dass dies eines deiner Kernprobleme ist.

Warum kannst du dich nicht schön und liebenswert finden?

Es sollte nie an deiner Umwelt liegen, wie sorgsam du mit dir selbst umgehst.
Es sollte auch keine Rolle spielen, wie andere dich finden.
Es ist auch gleichgültig, ob du dick oder dünn, groß oder klein bist.
Wichtig ist, wie du dich in deiner Haut fühlst.
Verrückt ist, dass sogar andere dich dann so sehen.

Für mich erscheint es so, dass dein AM genau diese Lücke schloss.
Er sagte dir, was du so dringend hören wolltest.
Er gab dir (für eine Zeit) das Gefühl schön und begehrenswert zu sein.
Jetzt ist er weg - und die Lücke ist wieder offen.
Und genau diese Lücke lässt dich jetzt nicht zur Ruhe kommen.
Leider verfügt dein Mann nicht über diese Fähigkeit.
Er mag super sein (glaube ich wirklich) aber er versteht es leider nicht, dir ein ähnliches Gefühl zu vermitteln.

Aber, warum brauchst du das sooo dringend?
Versuch sie für dich selbst zu schließen.

Schau dich mal um. Wer wird tatsächlich begehrt?
Es sind immer die Menschen, die im Inneren strahlen - Menschen, die mit sich im Reinen sind und sich schön fühlen. Dabei, Schön ist tatsächlich subjektiv.

Bist du nicht - gut so wie du bist?
- schön so wie du bist?
Dafür brauchst du niemand - nur dich!

03.06.2019 20:22 • x 1 #90


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