Zitat von BeachLady: Nicht die Verantwortung haben zu möglich, bedeutet für mich eben auch ein absoluter Verlust von Kontrolle und Verlust von Kontrolle bedeutet für mich ebenfalls nichts gutes
Der Mensch strebt nach Sicherheit in allen Bereichen. Er braucht ein Dach über dem Kopf, genügend zu essen, Versorgung mit sauberem Wasser, Gesundheitsfürsorge etc. Ein wichtiger Pfeiler für Sicherheit ist auch eine Beziehung, in der man bestenfalls nicht nur nebeneinander her lebt, sondern in der ein Austausch stattfindet.
Ein Mensch mit einem Trauma braucht vermutlich noch mehr Sicherheit. Seinen Raum, den er kontrollieren und somit beherrschen kann. Damit meine ich jetzt nicht Herrschaft auszuüben, aber einen Raum, in dem er sich zurecht findet und der sozusagen ein sicherer Raum ist..
Dann kommt ein Störfaktor, weil sich in dem Raum andere Menschen auch befinden, z.B. der Partner, der sich der Kontrolle entzieht, heimlich etwas macht. von dem er weiß, dass es den anderen beeinträchtigt. Das schafft dann Unsicherheit und das menschliche Bedürfnis ist es dann, die Unsicherheit nicht mehr spüren zu müssen. Dazu gibt es dann einen Mechanismus, der scheinbar die Sicherheit wieder herstellt und das ist die Kontrolle und Überwachung des Partners. Alles wird wahrgenommen, manches vielleicht falsch interpretiert, in Frage gestellt, es wird Misstrauen gesät bis hin zur möglichst vollständigen Überwachung.
Der Mensch spürt vielleicht, dass das eigene Verhalten krankhaft ist und riskant obendrein, weil man den Partner damit quasi entmündigt, aber er kommt gegen die stärkeren inneren Mechanismen nicht an..
Und so bilden sich Konstellationen in einer Beziehung heraus. Der passive Typ, in Eurem Fall also er, sucht sich seine Insel und besucht diese weil die Insel = P. ihm etwas gibt. Er tut es zwar heimlich, lebt aber im ständigen Risiko, erwischt zu werden. Aber er spürt hier auch dass er seinem Willen folgt und nicht Deinem.
Dann kommt der aktive Part, also Du und versucht, ihn vom in Deinen Augen schadhaften Verhalten los zu eisen. Durch Verbote, durch Vorwürfe, durch nur miteinander darüber reden, was vielleicht nichts anderes als versteckte Vorwürfe sind, durch Druckmittel wie Du weißt wie sehr mich das Thema triggert, aber tust es trotzdem. Bin ich dir denn nichts wert?. Letzteres ist so was wie Manipulation, denn man will den anderen in die Rolle des Schuldigen drängen und weißt dabei auf sich hin. Schau an, wie sehr mich das Thema beschäftigt und wie besorgt ich bin. Ich meine es letztendlich ja nur gut mit Dir. Also ändere was dran und lass den P. sein.
Alles verständlich, weil menschlich und weil Gefühle wie Angst dahinter stehen und Angst produziert meist noch mehr Angst und man greift zu allen Mitteln, um die Angst nicht mehr fühlen zu müssen. Kontrolle hilft, diesen Zustand zu verbessern, aber beeintächtigt wiederum den Partner, der als der böse Bub hingestellt wird, der sich nicht beherrschen kann.
Und so wird eine kleine Sache wie P. schauen zu einer existenziellen Sache. Die P. sind an sich nicht wichtig, weil sie sich ja alle ähneln, aber dadurch wird ein Grundproblem gut gezeigt.
Kontrolle versus Kontroll- und Überwachungsentziehung beim anderen. Der Kontrolleur tritt als Mahner, Ankläger und letztlich Bestimmer auf und der Partner wird in die Rolle des ungezogenen Kindes gedrängt. Du weißt, dass Mama das nicht mag und tust es dennoch. Erhobener Zeigefinger, mahnende Worter, Klagen, Vorwürfe usw. zeigen sich.
Aber die Beziehung steht schon auf tönernen Füßen, denn der Überwachte fühlt sich nicht gut. Er wird überwacht und weiß, dass er Dinge tut, die den anderen verletzen, kann aber die Finger nicht davon lassen. Das kann sogar dazu führen, dass eine regelrehchte P. entsteht, weil es genau der Bereich ist, mit dem der übermächtigte Partner quasi von hinten getroffen wird. Weil es iwann aufgedeckt wird und dann zur Sprache kommt. Der Schuldige zieht den *beep* ein, ordnet sich zunächst unter oder wird aggressiv. Was willst Du mit noch alles vorschreiben? Bin ich ein Sechshähriger unfolgsamer kleiner Bub, den Du maßregeln kannst? Der Mama werde ich es schon zeigen und es heimlich weitermachen. Ätsch, ausgetrickst, ich sorge schon für mene Freiheit. Eine Art kindliches Trotzverhalten kommt auf.
Und diese Unter- und Überordnung ist das Kennzeichen von Beziehungen, die nicht auf einer Augenhöhe basieren, weil der Partner als eine Art Kind gesehen wird, dem man helfen muss, seine schlechten Angewohnheiten abzulegen und/oder den man dafür bestraft. Mit dem erhobenen Zeigefinger z.B.
Beziehungen, in denen unterschiedliche Machtkonstellationen da sind, sind immer schwierig und führen oft zur Trennung.
Ich glaube, es ist wichtig, dass beide Personen gleichwertig und gleichberechtigt sein müssen, um auf Dauer zusammen bleiben zu können. Ein Machtgefälle aber macht jede Beziehung kaputt, weil beide oft noch in verstärkte Verhaltensweisen fallen. Die Kontrolle wird engmaschiger und die Entziehung der Kontrolle wächst. Es ist dann wie ein Pendel, das immer stärker ausschlägt.
Oder ein Karussell, das ständig weiter fährt und kein Ende findet, bis einer den Mut hat, abzuspringen. Oft geht dann der Untergeordete, weil er spürt, dass der Partner ihn ja doch nicht als gleichwertigen Partner ansehen kann. Der kleine Bub verlässt seine Mama um sich selbst zu helfen.
Versuche, ihn als das zu sehen was er ist. Er ist Dein Partner und das setzt einen einigermaßen gleichmäßigen Machtbereich voraus. Er ist volljährig, erwachsen, aber letztendlich doch nicht, weil er wie Du kindliche Verhaltensweisen im Erwachsenenleben weiter lebt. Aber er darf selbst entscheiden ob er P. anschauen möchte oder nicht.
Er kann Dir Deine Verlustängste nicht nehmen, auch nicht, wenn er keine P. mehr schaut, denn das Grundproblem wird dann auf andere Bereiche umgelagert. Die Verlustängste und das damit einhergehende Kontrollbedürfnis sind Deine Schattenseiten, die Du selbst in den Griff bekommen musst. Z.B. indem Du ihn als mündigen Menschen betrachtest, der halt ein etwas merkwürdiges Hobby hat, das aber die Beziehung nicht in Frage stellen muss. Ein anderer zieht sich über Stunden in den Hobbykeller zurück, indem er werkeln kann und sich gut fühlt. Und der Partnerin geht dieser Rückzugsbereich auf den Keks und sie will die Aufenthaltsdauer an ihre Vorstellungen anpassen. Du darfst jeden Tag zwei Stunden dort unten zubringen, dann aber ist Schluss. So kann man mit einem Partner nicht umgehen. Auch weil der Hobbykeller als Rückzugsbereich dadurch für ihn noch wichtiger ist, weil er sich der Kontrolle der Partnerin entzieht. Es ist der Bereich in dem ihm keiner was zu sagen hat und daher ist er auch so wichtig und interessant für ihn. Denn in der Etage darüber warten Kontrolle, Entwürdigung, Vorschriften und Vorwürfe. Wer würde dem nicht entfliehen wollen?
Vielleicht wäre es Deine Aufgabe, ihn als gleichberechtigt zu sehen und Deinen Fokus auf seine positiven Eigenschaften zu legen und diese auch mal zu loben. Wäre das nicht ein neuer Ansatz für ein bißchen mehr Gleichwertigkeit? Dir würde es gut tun, weil Du merkst, dass es ihm gut tut und ihm täte es auch gut, wenn er positiv wahrgenommen wird.
Bei Eifersucht ist es ja nicht anders. Menschen des anderen Geschlechts in der passenden Altersphase werden unter Generalverdacht gestellt, den Partner einem abspenstig zu machen.
Erlerntes Verhalten, verinnerlichte Verhaltensweisen kann man nicht leicht ablegen, schon weil zunächst die Ängste wachsen oder aber sich beim anderen Verweigerungsmechanismen zeigen wie Verheimlichung, Abwiegeln oder Lügen. Das abzulegen, setzt viel Selbstreflexion voraus und die Bereichtschaft und auch Einsicht, dass diese unbewussten Mechanismen einen letztendlich dirigieren und vor allem das Leben schwer machen.
Man kann dagegen schon angehen, indem man sich selbst in die Rolle des Zuschauers begibt und sein eigenes Verhalten anschaut und Rückschlüsse zieht. Ganz abzulegen wird vermutlich nicht gelingen, aber es würde zu einer entscheidenden Verbesserung der Lebenssituation beitragen, weil nur Beziehungen gelingen, in denen beide sich wohl und gesehen werden fühlen - trotz aller Fehler.
.