Erfahrungen zum Verzeihen einer Affäre

Zitat von Blind-Meg:

Du brauchst aber, um eine Affäre zu verzeihen, das Gegenteil, nämlich Sicherheit und Verlässlichkeit. Mir scheint, da ist er nicht gut drin.

Lässt sich das mit beruflichem Stress erklären? Ich frage bewusst so naiv

Zitat von Heffalump:

aber ich interpretiere das anders als du

Ich bin hier um mir andere Interpretation anzuhören

Das Heiratsthema tut schon lange weh. Vor all den Geschehnissen hatte ich ihm 7 Jahre lang Zeit gelassen sich zu entwickeln und kein Wort darüber verloren. Ich wollte dass das von ihm ausgeht.
Abgemacht war mal nach seinem Studium dann ging das Studium eben länger weil es gut lief und ich dachte mir zunächst auch ich muss mich mit dem Thema nicht jetzt stressen, also alles gut.

Meine Therapeutin fragte mich mal was mir wichtiger wäre, von ihm gesehen werden (wie z.B. wenn er sieht das ich fertig bin und die Empathie besitzt daran etwas verbessern zu wollen, also von selbst auf die Idee kommt mich zu fragen ob ich was möchte wie einen Tee oder so) oder Heiraten und ich bleibe dabei - ich möchte weder auf das eine noch auf das andere verzichten.
Ich meine einen Tee machen ist nicht viel Aufwand man drückt einen Knopf und wirft einen Beutel in die Tasse, aber mir geht es um den Weg dorthin, das er sieht ich könnte etwas gebrauchen und fragt dann danach, Aufmerksamkeit halt

Zitat von Lima_:

Ich meine einen Tee machen ist nicht viel Aufwand man drückt einen Knopf und wirft einen Beutel in die Tasse

Mein Forengrund sollte mir einen Tee machen, weil ich krank im Bett lag. Er machte den Tee so dermaßen laut, das ich dachte, er reist die Küche ab. Und als er ihn mit brachte, war er kalt. Und der Teebeutel lag drin, wie toter Fisch.
Man durfte mit oder bei ihm nicht krank werden, aber er wollte immer, wenn er krank war, das volle Programm inkl. leise sein, beim Tee aufbrühen, weil Kopfweh oder was auch immer.

Zitat von Lima_:

und ich bleibe dabei - ich möchte weder auf das eine noch auf das andere verzichten.

Weißt du, der Tee ist nur ein Symptom. Was Hänschen nicht erlernte, wird er auch nie zeigen können.
Und heiraten - ist ne feine Sache, wenn beide dafür brennen - kann es nicht nur ne schöne Feier werden, sondern auch ein schönes gemeinsames Leben, aber so wirkt er auf mich nicht.

Er brennt nicht, er glüht nicht, er glimmt noch nicht mal.

Zitat von Lima_:

Das Heiratsthema tut schon lange weh.

Wenn dein Alter im Profil stimmt, dann bist du nun in dem Alter, wo du Familie gründen willst - die Zeit rennt - und gefühlt, bis du bald zu alt für Kinder, sag ich jetzt mal so salopp.

Für mich, ist er ein Nutznießer, von unserem System, studieren bis 50 und dann Rente einreichen -frech formuliert-
Und dann bist du noch da, die ihn seit Jahren trägt, wie die olympische Fackel, aber ohne ihn je auch zu irgendwas zu bewegen.
Du willst, das er was ändert - bleibst aber deinen eigenen eingefahrenen Strukturen treu.

Was passiert denn im schlimmsten Falle, wenn du ihn entsorgst. Du musst dir wieder jemanden finden, der u.U. vielleicht irgendwann heiraten möchte oder auch nicht. Also bleibst du. Und wartest auf drei Worte und auf den Antrag, der in 7 Jahren schon nie kam.

Ich will dir nichts böses. Aber du wartest, auf den Sankt Nimmerleinstag und verblühst in der Zwischenzeit. Du stampfst weder mit dem Fuß auf, noch machst du ne riesen Szene. Du wartest, gibst Vorsprung, wartest, hoffst, wartest, bangst, wartest..

Also, mein Mann hatte eine fast Affaire. Ich bin eingeschrirten bevor mehr passiert ist. Hab ihm die wahl gelassen, aber ganz klar gesagt, wenn er uns wählt, dann sofortiger Kontaktabbruch und alles tun was möglich ist, um uns wieder zu finden, um mich wieder vertrauen lassen zu können. Und zwar von beiden Seiten aus. Und, auch wenn er sie sausen lässt und sich für mich entscheiidet, war klar dass beide sich jederzeit umentscheiden könnten.
Er hat erstmal ein paar Wochen gebraucht um sein Kopfchaos klar zu bekommen. Dann wurde ihm bewusst, was er mir angetan hat. Und seither zeigt er mir jeden Tag, mit Worten znd Gesten wie wichtig ich/ wir ihm sind. Er erfüllt mir Wünsche, von denen ich nichtmal wusste, dass ich sie habe. Er ist präsent, aufmerksam, hört zu und versteht. Und setzt um.
DAS sind für mich Vorraussetzungen, um die (fast) Affaire zu verzeihen.

Zitat von Blind-Meg:

An deiner Stelle würde ich aber sehr zweifeln, ob ich jemanden wie ihn überhaupt noch heiraten wollen würde, nach dem, was passiert ist.

Ich zweifel auch sehr daran.
Ich will aber ohne das auch nicht mit ihm zusammenbleiben.
Verlassen möchte ich ihn auch nicht weil er mir zu wichtig ist und ich sehr emotional werde wenn ich nur daran denke.

Ich steck da total in der Zwickmühle was das angeht und manchmal denke ich ich müsste mich trennen wegen dem Heiratsthema oder weil insgesamt alles einfach viel ist.
Aber jedes Mal wenn ich zu ihm heim komme fühlt sich meine Welt bei ihm gut an, wie ein sicherer Ort, eine Oase des Friedens und davon mal abgesehen bedeutet er mir sehr viel.
Durch die Affärenthematik sind wir zusammen gewachsen, ich kann ihn besser einschätzen denn je.
Und ich denke mir jedes Mal das uns (wider aller Erwartungen) eine Affäre nicht auseinander bringen konnte sagt doch einiges über unsere Beziehung aus.

Zudem hab ich Probleme mit meiner Familie und die Besuche tun mir nicht so gut (ich wurde immer um meine tolle Familie beneidet aber wenn wir allein sind sind 2 von 4 streitlustig und positionieren sich am Ende immer so als wäre der andere der Täter und Verursacher gewesen und die anderen zwei haben gar keinen Plan von dem was abgeht und einer stimmt der streitlustigen immer in allem zu ohne auch nur zu wissen was gesagt wurde. Sagt man gar nichts mehr hört der streilustige auch nicht auf im Gegenteil, man bekommt immer mehr haltlose Unterstellungen gemacht solange bis man doch nachgibt und darauf eingeht)
Ich überlege seit Ende letzten Jahres ernsthaft den Kontakt deswegen einzustellen.
Mein Freund war immer derjenige der mich versteht und mich auffängt wenn ich mich doch wieder auf einen Nachmittag mit ihnen eingelassen habe unter anderem durfte er sich selbst mal einen Eindruck davon machen und ist bedient.
Ich will nicht mit alldem allein sein.
Es fühlt sich nicht richtig an, es fühlt sich aktuell gar nichts mehr richtig an

Was auch ganz klar für ihn spricht:

Mein Herz schlägt heute noch höher wenn ich höre das er heimkommt, also sein Auto einparken höre oder die Haustür etc... wenn er nach mir ruft sobald er zur Tür rein ist.

Ich will aus zwei Gründen die Beziehung nicht beenden wegen dem Heiratsthema:
Zum einen möchte ich nicht das er sich wegen einer mögliche Trennung unter Druck gesetzt fühlt doch zu fragen.
- wäre ich dann glücklicher? Ich glaube kaum
Ich denke wenn ich den Schritt zur Trennung vollzogen habe, dann richtig und ohne zurück. Aber ich fürchte das er dann erst den Ernst der Lage verstehen wird und auf einmal alles tun würde.

Zum anderen will ich nicht dass das was wir haben durch eine fehlende Einigkeit in Fragen einer Heirat scheitert.
Was ist das für ein Trennungsgrund?

@Und_jetzt
Danke für deine Erfahrung.
Ich denke bei euch war wohl die Phase des dem anderen Raum lassen um sich mit alldem zu beschäftigen möglicherweise sehr hilfreich.
Ich wünschte sehr ich hätte bei meinem Freund die Gelegenheit gehabt ihm zuvor zu kommen, aber er hat sich wirklich nichts anmerken lassen, keine Telefonate, kein heimliches Schreiben, kein nicht erreichbar oder genervt sein wegen mir, keine fehlende Intimität, kein Streit - einfach nichts.
Er hat diese Kollegin nicht mal erwähnt wenn er über seinen Tag erzählte.

Ich werde mich etwas zurückziehen und beobachten was da noch kommt von ihm aus.
Aber es stößt mir auf dass er Abstand braucht um sich wieder für mich zu bemühen.

Zitat von Lima_:

eine Affäre nicht auseinander bringen konnte sagt doch einiges über unsere Beziehung aus.

jetzt vielleicht - aber das warum es zu der Kolleginnensache kam - ist weder von ihm, noch von dir beleuchtet worden. Das eitert weiter.

Zitat von Lima_:

Ich überlege seit Ende letzten Jahres ernsthaft den Kontakt deswegen einzustellen.

Schau, Familie kann man sich nicht aussuchen - Freunde schon. Meine Familie funktionierte noch, als meine Eltern noch lebten, aber seit beide tot, bin ich das enfant terrible, das niemand aus der Familie, um sich haben will.
Dann halt nicht.

Lieber bin ich mit Menschen unterwegs, die ich mag und die mich mögen, als dieses Aufgesetzte, freundlich, fröhliche Umgehen - und wenn der Tag vorüber, schauen sie dich wieder wochenlang nicht an, melden sich oder interessieren sich sonst wie für dich

Zitat von Lima_:

Aber es stößt mir auf dass er Abstand braucht um sich wieder für mich zu bemühen.

Ich geh von aus, er mochte sie. Sie gefiel ihm und deswegen kam das Alles ins Rollen. Nun hat er - aus eigenem Entschluss dies beendet, aber ist emotional noch nicht ganz frei. Sich in jemanden zu verlieben, der unbekannt ist - leichter fällt, als sich wieder in jemanden zu verlieben, der schon über Jahre bekannt ist.

Es kommt ja auch oft der Einwand - er soll sehen, was er an mir hat - aber er hat das seit 7-8 Jahren und da kommt nicht viel Neues auf ihn zu, und wegen den eingefahrenen Strukturen, ist er ja auch empfänglich gewesen für das Andere.

Natürlich braucht er da a bissl Abstand - um sich neu zu sortieren - und die Möglichkeit besteht, das ihm das dann doch über den Kopf wächst.

Zitat von Lima_:

Zum einen möchte ich nicht das er sich wegen einer mögliche Trennung unter Druck gesetzt fühlt doch zu fragen.
- wäre ich dann glücklicher? Ich glaube kaum

Die Frage hier, für mich ist, eine andere. Wann warst du zuletzt richtig glücklich über einen längeren Zeitraum, weißt du das noch?

Für mich, stellst sich das so dar, du versuchst ein totes Pferd zu reiten. Du willst nicht aufgeben, es wieder zu beleben. Du liest zwar, was man dir schreibt, aber du willst dich dem nicht stellen, also navigierst du um die schlechten Ecken herum.
Darfst du - ist ja dein Leben, aber wenn du das immer ausblendest, was Euch zum straucheln brachte, wird sich das früher oder später rächen

Zitat von Heffalump:

Schau, Familie kann man sich nicht aussuchen - Freunde schon.

Freunde sind der Götter Entschuldigung für Verwandschaft...

Zitat von Lima_:

@Und_jetzt Danke für deine Erfahrung. Ich denke bei euch war wohl die Phase des dem anderen Raum lassen um sich mit alldem zu beschäftigen ...

Ich kam ihm direkt zuvor, weil ich von der ersten Minute an gemerkt hab, dass etwas nicht stimmt. Ich kenne meinen Mann so, dass er mich nicht anlügen kann.
Somit war es einfach, gleich zu sagen, entweder, oder. Tatsächlich hätte ich ihn aber nicht zurück genommen, wäre da schon etwas gelaufen.
Raum gegeben haben wir uns nicht wirklich, das war aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Wir haben uns ab da, wo ich es wusste, rund um die Uhr gesehen. (Nicht absichtlich)