Ich habe gerade einen Coronatest gemacht. Positiv. Hab Halsschmerzen, Husten, bin schlapp.
Jetzt also auch noch Isolation. Mein Kühlschrank ist leer, ich bin allein und kann nicht mal mehr raus, wenigstens versuchen, mich mit Arbeit abzulenken, irgendwie die Zeit rumbringen. Ich fühle mich gerade ziemlich taub. So ein bisschen, als würde sich mein Gefühlsleben gerade abstellen, weil das jetzt einfach zu viel ist. Wie lange muss man in Isolation? 10 Tage?
Vielleicht, da das alles so schnell passiert ist, habe ich zwischendurch Momente, ich denen ich zwar kognitiv weiß, dass alles aus ist, mein Gefühl hinkt aber hinterher. Dann sehe ich ein Foto, auf dem er mich anlacht und ich weiß zwar, kann aber nicht fühlen, dass sein Lachen jetzt nicht mehr mir gilt. Ich liege gerade im Bett, das wir gemeinsam gekauft und in dem wir jahrelang geschlafen haben und fühle mich normal. Aber ich weiß, dass das nur ein Verschnaufpause ist, bevor der Sturm wieder losgeht.
Dieses letzte Gespräch war so quälend. Ich habe ihm gesagt, dass eine neue Frau, eine neue Beziehung, anschlusslos an unsere Ehe doch eine Flucht ist, er sich nicht mit dem auseinandersetzt, was passiert ist und er sagte nur tonlos
Das ist leider eine völlige Fehleinschätzung. Das ist was ganz anderes. Als hätte er jetzt seine Seelenverwandte getroffen und er könne gar nicht anders, als mich, unsere Beziehung, unsere Ehe mit Füßen zu treten. Er erzählt mir auch so ungerührt davon, wie er mit ihr telefoniert, wie er an sie denkt, dass sie was besonderes ist.
Nachdem ich ja leider quasi gesagt habe, er könne was mit ihr haben und trotzdem mit mir zusammen bleiben, ich könne mir ja dann entsprechend auch meine Freiheiten nehmen (genau das, was ich will -_- ), sagte er übrigens noch so schön
Ich will für eine Frau schon die Nummer 1 sein. Erst später kam es mir dann - ach so: Die Frau soll ihm treu sein, er ihr aber nicht. Es ist schon alles echt hart.
Es ist schon schrecklich, dass das Letzte, was er von mir gehört hat, meine Bereitschaft zur völligen Untergebung und Erniedrigung war. Ich bin mir unsicher, ob ich es dabei belassen kann auf lange Sicht. Er wirkte fast schon ein bisschen angewidert von mir (obwohl ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob ich das im Nachhinein so empfinde, vielleicht auch, weil ich selber von mir ein Stück weit angewidert bin). Und ich war auch so fake ruhig. Als würde das schon alles so passen
Hey, überleg einfach mal, ob du mich nicht zusätzlich zu deiner Neuen auch v*geln willst, meine Nummer hast du ja, ciao! Das ist doch völlig absurd.
Aber was soll ich jetzt tun? Noch mal anrufen und sagen, dass ich das alles zurücknehme? Es gut sein lassen, weil es eh egal ist, was ich sage?
Und ich verstehe einfach nicht, wieso er das Beziehungsaus nicht ausspricht. Ich glaube, er will einfach nicht der Böse sein und gut aus der Sache rauskommen. Nachdem ich die Trennung ausgesprochen hatte, hat er einem gemeinsamen Freund, mit dem wir in den letzten Jahren sehr viel Zeit verbracht und auch gemeinsam gearbeitet haben, folgende Story über unsere Trennung erzählt: Ich hätte Schluss gemacht, weil ich eifersüchtig auf D. sei. Die sei für ihn aber wie eine Schwester. Und dann hat er noch eine völlig ausgedachte Geschichte erzählt, wie er mich am ganzen Körper zitternd und vor Eifersucht rasend vorgefunden hätte, nachdem ihn vor drei Wochen eine andere Kollegin, Freundin von D., ins Krankenhaus und wieder nach Hause gefahren hatte (er schneidet sich auffällig häufig schlimm in die Hände. In den letzten drei Jahren musste er 3x ins Krankenhaus wegen solcher Geschichten). Da ich so eifersüchtig auf alle Frauen wäre, hätte ich nun Schluss gemacht.
Dieser Freund rief mich nun also an und fragte ganz vorsichtig nach, wie es mir denn gehe, in dem Glauben, ich hätte die Beziehung beendet. Ich habe ihm die Wahrheit erzählt. Er hat mir (interessanterweise) sofort geglaubt. Er ist, so wie alle Menschen in unserem Umfeld, völlig erschüttert über das Verhalten meines Mannes. Er sagte noch
Ich wusste, dass er ein Lügner ist. Aber ich hätte nie gedacht, dass er dich anlügt und dass er dich betrügt.Aber es ist so idiotisch von meinem Mann, anzunehmen, dass er mit dieser Geschichte durchkommen würde! Das ist eine so dermaßen fadenscheinige Story und außerdem ist es doch völlig klar, dass ich wieder mit diesem Freund sprechen werde! Aber mich bestätigt das ein bisschen in meiner These, dass er mich von Anfang an dazu bringen wollte, die Trennung auszusprechen, damit er es nicht tun muss. Den Eindruck hatte ich von Beginn an immer wieder. Ihm ist es ja so wahnsinnig wichtig, was andere Leute von ihm denken und sich einfach von mir zu trennen, ohne jegliche Bemühungen, die Ehe zu retten und dann auch noch warm zu wechseln - das hinterlässt natürlich kein gutes Bild.
Ich habe ihm, als ich letzte Woche die Trennung versucht habe, eine Trennungsbestätigung zur Unterschrift mitgebracht (ich war bei einer Scheidungsanwältin, die mir das geraten hat). Er hat zwar kurz getan, als müsste er sich jetzt dazu durchringen, hat mir das Papier dann aber im Prinzip aus der Hand gerissen, als ich kurz zögerte - klar, damit hat er den Beweis, dass ich die Schuldige bin.
Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, keine Ahnung.
Alles so Fetzen in meinem Kopf. Morgen früh muss ich diese Situation dann irgendwie organisieren, krankmelden, PCR-Test, Essen herkriegen.
Jetzt lieg ich hier echt mit Corona im Bett, zwischen Kisten und verlassen.