251

Es fühlt sich an wie sterben

T
@Johanna15
Zitat:
was ich noch gern anmerken möchte ist, dass ich in dir keine abhänge Frau sehe, die an ihrem bisherigen Leben vorbei gelebt hat und all die inhaltlichen Dinge, die die Zeit mit diesem Mann ausgemacht haben, nur Anpassung bedeuteten.

Ich hoffe, du hast Recht und ich hoffe, ich sehe es einfach noch nicht. Ich weiß ja, dass ich nicht mehr dieselbe bin, die ich am Anfang unserer Beziehung war. Ich habe zwei Studienabschlüsse gemacht, bin ins Berufsleben gestartet, habe mich auch in meinen Fähigkeiten weiterentwickelt. Ich frage mich nur, was davon eigener Antrieb war und was nur Beiwerk zur Beziehung, böse ausgedrückt.
Zitat:
Dir hat dieses Leben mit Rausch, Glitzer und Glück gefallen und es passte ein stückweit zu Dir.
Der Unterschied ist, dass Du es wegen ihm, dir, euch genießen konntest. Eure Partnerschaft stand an erster Stelle, sein Erfolg und sein Glück konntest du mit ihm zelebrieren. Es ging um den Mann/Menschen.

Ja, das stimmt. Mir ging es um ihn. Natürlich auch um ihn, wie er mich liebt, aber auch um ihn als Menschen. Als genau der Kindskopf, Chaot, Künstler, Mensch, Freund, der er ist.

Zitat:
Ich glaube, bei ihm sah und sieht das anders aus. Die Partnerschaft inklusive Dir war eine wunderbare Nebensache, sein primäres Ziel waren scheinbar doch nur emotionale Höhenflüge, welche gleichzeitig durch das Ausleben dieser einen besonderen Tiefgang vortäuschten. Er konnte wahrscheinlich jeder Situation etwas abgewinnen, um aus dieser ein Highlight oder auch Drama zu basteln, um seinem Bild von sich gerecht zu werden.

Die Frage beschäftigt mich gerade tatsächlich sehr. Dadurch, wie das Ende stattgefunden hat, wie er gnadenlos umschalten konnte, muss ich mich natürlich fragen, was davon mit mir zu tun hatte und was davon mit ihm. Anders kann ich mir das kaum erklären. Außerdem sind die Betrügereien von Anfang an ein Indiz dafür, dass es ihm nicht darum ging, wie es mir in der Beziehung geht, sondern wie er das Beste für sich rausholen kann. Ich glaube wirklich, dass er keine großen Schuldgefühle deswegen hat – das hatte ja nichts mit uns zu tun. Klar, für ihn mag das stimmen. Das meine Realität eine andere ist, kann er vielleicht kaum begreifen.
Zitat:
Freunde, Bekannte, Unterstützer und vermutlich auch jedwede Frau wirken wie Instrumente, die ihn pushen. Er liebt diese Instrumente, aber leider nur wegen ihrer Funktion.

Da wird was dran sein. Ich wünschte fast, es wäre ganz wahr, dann täte es nicht so weh, dass er sich abgewandt hat. Ich werde nie wissen können, was in ihm vorging und vorgeht.

Zitat:
Aus deinen Beschreibungen kann ich erkennen, dass er durchschaut wird, auch wenn ihm aktuell niemand zumuten will, dass klar zu benennen.


Ich denke, es wird solche und solche geben. Er kann Menschen gut einlullen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass er anderen gegenüber durchaus seine Traurigkeit wegen der zerbrochenen Beziehung zu mir ausdrückt – schon alleine, weil sich das ja gehört. Und als reuiger Mensch, der jetzt einfach seinem Herz folgen muss, wird er bestimmt nicht überall fallen gelassen. Aber so etwas sollte ich mir eh nicht wünschen, weil nicht hilfreich.

Zitat:
Alles in allem zeigt Deine Art aber eine sehr tiefe und leidenschaftliche Frau, die wesentlich mehr haben und auch einfordern kann, als das ihre Liebe instrumentalisiert wird und das die empfangene Liebe etwas zweckmäßiges ist, was nur der Persönlichkeit des Gegenübers dient.

Ich bin irgendwie schon immer von meinen Gefühlen gebeutelt gewesen. Vielleicht kann ich das irgendwann wieder als Geschenk sehen kann.

Zitat:
Aber da gibt es soviel mehr und ich wünsche Dir, dass du genau dieses entdeckst. Das Begleitung und Liebe gewertschätzt wird, weil es um den Menschen geht, der das gibt/schenkt. Um Dich.

Ich hoffe es sehr. Und dass ich auch irgendwann an einen Punkt komme, an dem ich einen Menschen nicht überfrachte, sondern ihm auf Augenhöhe begegnen kann.

Zitat:
Dich so verloren zu haben wird ihn einholen. Und das wird nicht schön für ihn.

Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich (zu viel) Verständnis für ihn habe, denke, dass er ja gar nicht mit mir reden konnte, weil ich zu verzweifelt war, zu viel Angst hatte, ihm keinen Raum gegeben habe. Aber das ist auch mein Beziehungsmuster. Ich habe ihm immer alles zugestanden und war noch stolz darauf, dass ich ihn so stehen lassen konnte, wie er ist.

Zitat:
Parallel dazu wirst du dich entdecken, Deinen Wert erkennen und verinnerlichen, dass du kein Instrument bist, sondern eine Frau, die wegen dem was sie ausmacht geliebt und geschätzt werden sollte.

Das klingt so schön. Ich hoffe, ich kann diesen Weg gehen. Und ich will auch jetzt schon hoffen dürfen, dass ich eines Tages wieder lieben und geliebt werden kann. Auch, wenn jetzt erst mal ansteht, dass ich mich selbst kennen und schätzen lerne.

10.03.2022 21:48 • x 1 #76


T
Gerade macht es mich so fassungslos, dass ich jetzt leiden muss wie ein Hund und er einfach nicht. Dass mein Leben zerbrochen ist und er weitermachen kann mit seinem Plan B, den er wahrscheinlich schon lange hatte. Ich hatte keine Alternative zu ihm. Er konnte es sich leisten, zu gehen. Auf ihn wartet da was, was ich nicht haben kann.

Es fühlt sich so unfair an, dass er jetzt ein bisschen bittersüß traurig sein kann, der Trost wartet aber schon auf ihn. Für mich gibt es keinen Trost. Für mich gibt es nur meine stille Wohnung, mein pochendes Herz, voller Anstrengung geschaffene Struktur: Jetzt die Spülmaschine einräumen, jetzt duschen gehen, komm, mach dir Mittagessen. Während er irgendwo ist und lacht und Leute trifft und sein neues Leben angebrochen ist, muss ich mich selbst betreuen wie einen Pflegefall.

Ich würde mir gern einreden, dass es ihn später einholt. Aber – wer weiß das schon so genau? Und – was bringt mir das? Bestimmt wäre Wut gut, aber ich weiß ja, dass ich auch meinen Anteil hatte, nicht genau hinsehen wollte, mich habe blenden lassen von der Illusion unserer Gemeinsamkeit. Und ich habe ihn auch instrumentalisiert. Für mein Gefühl von Sicherheit, von Aufgehobensein, für meinen Wunsch nach Glitzer und Leben.

Und genau da hingucken tut am meisten weh. Aber ich ahne schon jetzt, dass für meinen Frieden am Schluss kein Hass stehen kann, sondern eine Versöhnung mit unserer Geschichte. Es wäre viel leichter, ihn einfach zu verachten, den Betrüger, den Lügner, den Ehebrecher, den narzisstischen Egomanen. Aber das ist einfach nicht die ganze Wahrheit. Er war mehr als das. Aber – ich war auch mehr als ein abhängiges Wesen, das ihn festhalten wollte. Unsere Beziehung war mehr als ihr Ende.

Mir fehlt der Humor. Sein Lachen, unser Lachen, wir haben uns ständig kaputtgelacht. Ich merke richtig, wie der Gram sich in mein Gesicht einprägt, der Zug um meinen Mund verbittert ist. Nichts ist mehr lustig, leicht, einfach. Alles nur noch schwer, ernst und gleichzeitig so banal, dass es weh tut.

Neid. Ich bin neidisch auf ihn. Darauf, dass er nicht die nächste Monate und vielleicht Jahre damit zubringen muss, zu verarbeiten, zu trauern, hoffentlich irgendwann zu heilen. Für ihn bloß ein Knick und für mich ein Bruch, ein Ende, ein Lebensende. Ich bin neidisch, dass er sich so verliebt hat, dass er alles andere darüber vergisst. Und ich trauere um all die Abenteuer, die er jetzt ohne mich erleben will. Ich trauere um alle Events, alle erhebenden Künstlerseelenmomente, die jetzt eine andere Frau mit ihm erleben wird. Ihr die Blumen zuwirft. Seine Freude über den Aufbruch in derselben Sekunde, in der ich hier stehe, fassungslos.

Für mich so viel harte Arbeit. Und er spaziert einfach weiter, in seiner unbekümmerten Art, wie immer schon. Jetzt halt ohne mich.

Zwischendurch Scham, dass es jetzt alle wissen werden, nach und nach. Und ich die bin, die nicht genug war, die verlassen wurde, die jetzt leidet. Der Gedanke, dass es Menschen geben wird, die ihn verstehen werden, schmerzt so sehr.

Heute. Meine Welt ist geschrumpft. Ich, meine 50m2, Wärmflasche, Ladekabel, Ernsthaftigkeit. Die ersten Stunden nicht mal so schlimm. Was habe ich eigentlich getrieben? Keine Ahnung. Paprika, Tomaten, Äpfel, brauchst ein paar Vitamine. Sogar geduscht. Ausflug zum PCR-Testen ins Corona-Testzentrum.

Seit zwei Stunden wird es wieder schwer. So viel Was hätte ich anders machen können? Wie konnte ich so blind sein? Die schönste Zeit meines Lebens ist vorbei. Nur noch Nie-wieders. Jung verliebt sein, es war so schön. Wir waren so schön. Diese Anziehung, Sehnsucht, nur du!

Was kommt jetzt noch? Vernünftiges Erwachsenenverliebtsein? Jeder für sich und gesittet anstoßen mit Rotwein? Wieso stößt mich das so ab? Was ist das für eine Liebe, nach der ich mich sehne, die es nur mit Selbstaufgabe, Auflösung, Ausschließlichkeit gibt? Kindliche Liebe?

Ich habe heute Musik gehört, aus Zeiten vor ihm. Und in mir bringt manche Musik so viel zum Klingen, ich halte das kaum aus. Was ist das für eine Emotionalität, die in der Realität gar keine Heimat hat? Für mich immer auch schon eine Verheißung nach Liebe, wie ein Versprechen. Und er hatte es eingelöst.

Der Vollständigkeit halber ein paar gute Dinge:
-Ich habe meine Vermieterin, die ich ja erst seit ein paar Wochen kenne, darum gebeten, mir vom Einkaufen ein paar Äpfel und ein Brot mitzubringen, da ich ja wegen der Isolation nicht raus darf. Stattdessen hat sie mir ein riesiges Care-Paket vor die Tür gestellt, inklusive Schokolade, Nutella, Dosensuppen, Salbeibonbons, Pasta, Dosensuppen etc. Später noch einen Teller mit richtig viel Kuchen. Das hat mich so sehr gerührt und hilft mir gerade auch wirklich sehr. Sonst hätte ich von Haferflocken und Nudeln mit Öl gelebt.

-Am Anfang war für mich jede Tätigkeit, ob Anziehen, Tür aufschließen, Spülmaschine ausräumen, Kerze anzünden, Essen zubereiten ganz ganz schrecklich, weil ich sie ausschließlich für mich machen muss, niemand mehr hier ist, niemand mehr teilhat. Und das Gefühl ist auch meistens noch da, aber manchmal zumindest nicht mehr so stark. Es ist eine Winzigkeit von Selbstverständlichkeit dazugekommen. In dem Sinne, dass es mir nicht mehr immer und ganz so laut entgegenbrüllt Wozu machst du das überhaupt?!

-Mir schmeckt Essen. Mein Appetit ist wieder da. Ich habe zwar einen Anteil in mir, der weiter hungern will und ich achte ehrlich gesagt auch sehr darauf, dass ich nicht zu viel esse, aber: Mir schmeckt’s. Zumindest meistens.

10.03.2022 21:49 • x 7 #77


A


Es fühlt sich an wie sterben

x 3


Seidenpfote
Zitat von Talula88:
Ich sitze jetzt in einer fremden Kleinstadt, einem neuen Job, der mich völlig in die Mittelmäßigkeit befördert. Ich habe alles, was ich vorher gerne getan habe, nur im Kontext der Beziehung getan.

So klar und unmittelbar und nachfühlbar wie du schreibst, kannst du alles sein, aber niemals mittelmäßig. Auch oder gerade ohne den Kontext einer Beziehung.

10.03.2022 22:12 • x 4 #78


A
Liebe @Talula88,

es tut mir sehr leid, was du gerade erlebst. Vor etwas mehr als 2 Jahren ging es mir so wie dir jetzt, ich wurde nach 13 Jahren (für mich) von heute auf morgen verlassen, die Affäre wurde seine neue Freundin.

Ja, es fühlt sich an wie amputiert - und ich kann dir sagen, das wird es noch länger. Weil es nun mal eben sehr schwer ist, das eigene Leben ohne jemanden weiterzuleben, den man eigentlich nicht hinter sich lassen wollte. Aber leider ist das nicht deine Entscheidung - dein Mann hat sie für euch beide getroffen.

Und genau das ist für mich - heute, nach 2 Jahren Psychotherapie und sehr, sehr vielen schönen, aber auch sehr schwierigen, dunklen Momenten - der wichtigste Punkt, den es zu akzeptieren gilt. Er wollte nichts mehr davon. Er hat sich anderweitig umgesehen. Er liebt nicht genug, um das, was er hat, schützen zu wollen. Ihm ist es egal. Er ist auch ohne mich glücklich und zufrieden.

Ich konnte das so lange nicht akzeptieren, weil es doch nicht sein kann, dass er so empfindet. Doch, es kann leider so sein. Weil es viele Menschen gibt, die gut damit leben können, dass sie sich vielleicht nicht fair gegenüber ihrem Expartner verhalten haben, das aber notwendig war, um selbst glücklich zu sein. Und das steht in dem Moment dann über dem Glück der anderen, denke ich.

Es tut unglaublich weh und du musst es wirklich durchleben, um wieder zu dir selbst zu finden. Das kann dir leider niemand abnehmen. Ich kann dir nur sagen, dass es besser und auch wieder gut wird. Es dauert, aber es wird. Denk immer daran, dass du nicht so viel verloren hast, wie du jetzt glaubst. Oder möchtest du wirklich ein Leben an der Seite eines Mannes, der dich anlügt und betrügt? Ist das deine Vorstellung von Liebe? Ich glaube nicht.
Natürlich hat er auch andere Seiten, genau die machen es dir ja jetzt auch so schwer. Aber er hat eben auch die Seite, die dich zutiefst verletzt und jetzt in diese dunkle Zeit gestürzt hat. Vergiss das nicht - würdest du das mit Menschen machen, die du aufrichtig liebst? Wohl kaum.

Es ist unfair, beschissen, schmerzhaft und unglaublich schwer - aber es ist machbar und vor allem kann man auch was gutes daraus machen. Etwas neues, das man sich vielleicht nie selbst so ausgesucht hätte, das dennoch aber schön werden kann. Eben dein eigenes. Und darauf kommt es jetzt an.

Quäl dich so gut es irgendwie geht nicht mit Gedanken daran, warum es ihm jetzt gut/besser geht. Das ist charakterlich einfach ganz weit unten und zeugt von maximaler Empathielosigkeit.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du diese erste, schwere Zeit überstehst und dann langsam wieder die schönen Momente in dein Leben lassen kannst. Die kommen nämlich, auch wenn du dir jetzt nichts weniger vorstellen kannst

Liebe Grüße

11.03.2022 07:41 • x 5 #79


T
@allesanders Hey, ich danke dir für deine Worte. Deine Situation vor zwei Jahren hört sich ja wirklich ähnlich an wie meine.

Ich bin gerade in dunklen Stunden und entschuldige mich schon mal im Voraus, dass ich alles sehr schwarzgefärbt sehe. Aber das ist gerade das, was ich empfinde.

Die Akzeptanz, dass er ohne mich glücklich sein will und kann - das ist wirklich so bitter. Aber ich weiß, dass das die Realität ist. Ich wünschte, er wäre wirklich empathielos und charakterschwach. Ich weiß aber, dass er auch leidet, das äußert er anderen gegenüber. Aber er leidet nicht wie ich, er weint nicht um mich, er wird das alles viel schneller verkraften als ich. Sein neues Leben hat schon angefangen, er kann sich jetzt lösen.
Wer weiß, vielleicht lernt er daraus, entwickelt sich weiter, wird ein toller Partner, Vater, keine Ahnung. Und eine andere kann das dann alles haben.

Es ist nicht nur die neue Frau, es ist ein anderes Leben, dass er führen will. Ungebunden, neue Impulse, spannende Menschen. Sie lebt dieses Leben, zeigt ihm, was er verpasst.

Es macht mich fast wahnsinnig, dass er das jetzt haben kann, eine wilde Phase, Aufregung, ich verstehe ja den Reiz daran. Aber für mich steht diese Welt nicht offen, aus vielerlei Gründen. Ich fühle mich im Gegensatz zu ihm so durchschnittlich, langweilig, verdammt zu einem alltäglichen Leben. Er kann einfach alles haben, erst mal eine Ehe, eine Frau, die ihm Liebe und Sicherheit gibt und dann einfach das Nächste. Aufregender Job, Frauen, vielleicht Männer, Reisen, Erlebnisse. Er kann das einfach machen und er kann das einfach genießen.

Natürlich könnte man sagen, er tut das zu einem hohen Preis. Oder aber: Das Leben ist kurz, er nimmt sich, was er braucht. Ich bin halt ein Kollateralschaden.

11.03.2022 11:22 • x 2 #80


FrauDrachin
Hey @Talula88 ,

diese Gedanken kennen viele von uns.
Mich macht es auch immer noch manchmal rasend, dass mit einem Fingerschnippen eine neue gefunden hat, die vermeintlich so viel besser zu ihm passt als ich...
Dass er das, was ich ihm gerne geschenkt hätte, einfach nicht wollte, das das nix wert für ihn war.
Next ist ein williges Arbeitstier, und er will nicht mehr und nicht weniger. Und sie bekommt jetzt das Leben, das wir uns gemeinsam aufgebaut haben.
Und natürlich hat er in unserer Zeit die gröbsten No-Gos dann doch geschnallt, und macht das jetzt anders. Yay.

Ich versuche dem immer folgendes entgegenzusetzen:
Diese Gedanken machen uns unglücklich, weil sie dauernd vergleichen. Und die richtende Instanz ist der Ex. Der ganze eigene Wert speist sich daraus, ob man es Ex recht gemacht hat.

Was ich in diese Ehe einspeisen wollte, das war sehr wertvoll. Das war sehr wichtig. Er konnte nix damit anfangen. Das macht es aber nicht weniger wertvoll und wichtig. Das macht mich nicht weniger wertvoll und wichtig.

11.03.2022 11:52 • x 3 #81


Heike1307
Hallo @Talula88, fühl dich auch von mir gedrückt.
Das was du jetzt durchmachst, haben die meisten hier in diesem Forum durchgemacht. Es tut erst mal sehr gut, diese schrecklichen Gedanken und Gefühle mit anderen auszutauschen. Man merkt, man ist damit nicht allein.
Mir hat das sehr geholfen. Ich habe viele Meinungen und Tipps bekommen, mit denen ich anfangs noch nichts anfangen konnte. Es bewahrheitet sich aber. Es wird besser. Irgendwann. Zuerst merkt man es gar nicht, es dauert eben. Aber ungefähr nach einem Jahr hat man die Vergangenheit überschrieben mit neuen Erlebnissen und Begegnungen. Man bleibt ja nicht stehen, sondern lebt ja weiter. Am Anfang mehr schlecht als recht … aber dann wir es langsam.
Ich habe mir von überall Hilfe geholt. Mental. Man braucht Kraft. Habe in dieser Zeit tolle neue Menschen kennen gelernt. Ich erkannte mich gar nicht wieder. Wurde mutiger, habe vieles ausprobiert. Das war toll!
Wie ich dich lese, liebe TE, wist du auch deinen Weg finden. Auch erst mal allein. Keine Angst. Alleinsein ist nicht schlimm. Im Gegenteil. Man wird sich seiner selbst bewusst. Du kommst da auch hin.
Mach das mit der Musik. Nicht heute und nicht morgen. Aber wenn es in dir eine Seite klingen lässt, tu es.
Ich habe mich auch aufgerafft. Es ging etwas beschwerlich anfangs ( auch durch Corona), aber dann nahm mein Leben Fahrt auf. Und eines Tages dachte ich, hey, ich bin glücklich!

Ich wünsche dir alles Gute! Sei traurig, weine, schreie. Gib ihm einmal am Tag richtig Raum. Das braucht man in der Anfangszeit. Es wird weniger. Versprochen!

11.03.2022 12:23 • x 3 #82


T
@FrauDrachin
Zitat:
Was ich in diese Ehe einspeisen wollte, das war sehr wertvoll. Das war sehr wichtig. Er konnte nix damit anfangen. Das macht es aber nicht weniger wertvoll und wichtig. Das macht mich nicht weniger wertvoll und wichtig.

Ich habe gerade eher das Gefühl, dass meine Bedürftigkeit eine Bürde für ihn war und er gar nicht anders konnte, als sich von mir loszusagen.
Es ist in diesem Nebel aber eigentlich sehr schwierig, die Beziehung objektiv zu sehen. Ich habe mich nicht ständig an ihn geklammert und ihn kontrolliert. Aber das sind halt diese unterbewussten Dynamiken. Ich wünschte wirklich, ich könnte gerade einfach traurig und wütend sein. Es ist so schwer zu ertragen, dass, hätte ich das alles früher erkannt, diese Beziehung irgendwie hätte retten können.

12.03.2022 17:14 • x 2 #83


T
Zitat von Talula88:
@FrauDrachin Ich habe gerade eher das Gefühl, dass meine Bedürftigkeit eine Bürde für ihn war und er gar nicht anders konnte, als sich von mir ...


Das glaube ich auch immer mal wieder, dass ich das hätte retten können wenn dies und das...
Womöglich ist das aber auch eine Illusion. Fest steht wir werden das nie herausfinden und selbst wenn, könnten wir nichts mehr daran ändern. Daher ist es wohl das Beste, diese Gedanken so gut wie möglich zu vermeiden und/oder loszulassen. Natürlich leichter gesagt als getan, ich weiß es ja selbst.

Es ist schon interessant, ich kann mich in so viel was du schreibst komplett hineinversetzen. Ich hab nur schon ein paar Wochen Vorsprung, aber vielleicht holst du mich ja bald ein.

12.03.2022 18:11 • x 1 #84


T
@Trex In Kombination mit einem geringen Selbstwertgefühl ist das so verdammt schwierig. Diese Gedankenschleife. Er will mich nicht mehr. Er will jetzt sie. Ich bin einfach nicht schlechter als sie. Sie ist interessanter, schöner, anziehender. Wäre ich bemühter, geheimnisvoller, zugewandter gewesen, wäre das nicht passiert... Schlimm, wenn klar wird: Es hätte anders kommen können!

Ich habe gemerkt, dass es ihm nicht gut ging, länger schon. Er hat es auf den Stress geschoben, die Arbeit, als ich schon in die neue Stadt vorgezogen war, auch darauf, dass wir nicht beisammen sind. Nie, nie, nie hat er ein Wort über unsere Beziehung oder unser Lebenskonzept verloren.
Aber er war weniger liebevoll. Und irgendwie abwesender. Aber da er trotzdem so ein Quasselkopf ist, war das irgendwie maskiert. Wie habe ich das nicht sehen wollen? Dass wir Probleme haben, dass er unzufrieden ist? Diese Gedanken sind wirklich quälend.

Habe gerade lange mit einem Freund telefoniert, der mit ihm arbeitet. Er sagt, die Affäre sei ein unglaublich fordernder Mensch. Sie hat ihm auch von Anfang an gesagt, sie will keine Affäre sein, das hat mein Noch-Mann mir auch erzählt. Und er: Springt und tritt alles in die Tonne. Die ist einfach das komplette Gegenteil von mir. Und ich fühle mich in meiner Weichheit, Freundlichkeit, Naivität so wertlos. Da kommt diese schillernde Diva und nimmt ihn mir einfach weg. Weil ich dagegen nicht ankomme mit meiner Alltäglichkeit. Und er nimmt sich jetzt das ganze Paket, Berlin, Nachtleben, neue Liebe und ich sitze hier ernsthaft in der Provinz mit meinem Bürojob.

Vielleicht wird er einfach glücklich. Vielleicht darf er einfach auf der Sonnenseite des Lebens bleiben, weil er mehr kann, mehr ist als andere Menschen, als ich. Vielleicht warten auf die beiden die schönsten Dinge, die man sich vorstellen kann. Und auf mich einfach nicht. Weil das Leben nicht fair ist, weil es manchen Menschen gut geht und manchen schlecht und ich es nicht geschafft habe.
Nicht geschafft, dass er bei mir bleiben will. Nicht geschafft, dass unsere Beziehung stark genug ist. Nicht geschafft, dass er sich für mich entscheidet.

Und was bleibt für mich? Was bleibt mir für ein Leben? Wie soll ich nach fast 9 Jahren mit so einem Mann jemals wieder zufrieden sein in einer normalen Beziehung? Ich war zu glücklich.
Was soll da noch kommen? Alles schal. Alles Anstrengung. Nicht nur das Ende einer Beziehung. Das Ende von dem, was ich unter Glück verstehe, von Leichtigkeit, von Selbstverständlichkeit. Keine Familie, keine Kinder. Einsamkeit, Leere, erzwungenes Tun.

In einem anderen Thread habe ich gelesen: Hoffnung auf die Hoffnung. Ich weiß gerade nicht mal, ob mich das antreibt. Eigentlich hält mich nur die Bindung an andere Menschen hier.

Und ich merke, wie meine Gedankenmaschine rattert, wie ich vorspulen will, den ganzen Prozess in einem durchhaben, ich habe solche Angst vor all den Gefühlen, Momenten, Abenden, Tränen, Einsamkeiten, die auf mich zukommen. Es ist doch Mist, es gibt keine ausgleichende Gerechtigkeit, er kocht Carbonara und schickt ein Bild davon an unseren gemeinsamen Freund und ich sterbe währenddessen fast vor Schmerz. Es tut einfach so unendlich, unfassbar, unertragbar weh.

12.03.2022 19:30 • x 2 #85


T
Gerade ist es sehr dunkel.
Diese Isolation. Ich fühle mich, als wäre alles vorbei.

Ist es ok, sich an Sachen hochzuziehen, die eigentlich egal sein sollten?
Die Frau unseres gemeinsamen Freundes hat zu ihm sofort gesagt, als sie von der Geschichte erfahren hat, dass sie sowieso nie verstanden hätte, wieso ich mit ihm zusammen sei, er sei doch so ein Clown. Das gibt mit kurz Genugtuung.

Aber für mich ist er das halt nicht. War es nie.
Alles Ansichtsache.

Oh Gott, das ist alles zu viel. Wie soll ich diesen Abend rumkriegen? Alleine, hier in dieser Wohnung, während er wahrscheinlich mit ihr im Bett liegt? Ich war doch selber gerade noch die, die er wollte. Zusammen aufwachen, Haut, Wärme. So normal und gleichzeitig nie normal. Für mich nie mehr?

12.03.2022 19:41 • x 1 #86


J
Zitat von Talula88:
Wäre ich bemühter, geheimnisvoller, zugewandter gewesen, wäre das nicht passiert... Schlimm, wenn klar wird: Es hätte anders kommen können!

Was Du gerade betreibst, ist Terror an Deiner eigenen Person. Wie kann man in einer Ehe mit täglichen Zusammensein und Alltag noch bemühter oder geheimnisvoller sein? Jedes Märchen erzählt davon, dass man mit dem gefährlichsten und geheimnisvollsten Hexer leben kann, nach ein paar Jahren kennt man auch ihn und seinen Zauber.

Du warst an seiner Seite und hast seine ganzen Interessen inklusive all dem Zinnober, welchen diese beinhalten geteilt und mitgetragen. Und vor allem hast Du ihm Liebe und Respekt geschenkt.
Nur weil er ein defizitärer Charakter ist, welcher Abwechslung in Seitensprüngen sucht und jetzt eine neue Muse hat, die gerade faszinierend ist und gut in sein aktuelles Befinden passt, hast du noch lange nicht zu wenig gegeben.
Du hast Dich ihm geschenkt und mehr geht nicht. Und er ist der Typ Mensch, der mit Sherazade höchstpersönlich leben könnte, auch dann würde ihm der Sinn nach irgendwas neuem/anderen stehen.
Er ist der, welcher nicht zufrieden ist, der keinen Sinn für tatsächliche Nähe und Tiefe hat, der bestimmt wird von dem Rausch nach Abwechslung, nach höher, weiter, mehr....
Wie willst du solch einem Typen gerecht werden? Von Anfang an betrügt er dich und du fühlst Dich verantwortlich?
Das ist genau so, als wenn du dich selbst geiselst, warum du aus eigener Kraft nicht fliegen kannst. Aber die Schwerkraft und Anatomie macht dieses nun mal unmöglich.
Ebenso ist es bei ihm. Ihn satt zu machen ist unmöglich und liegt nicht in deiner Verantwortung.
Selbst wenn du voraus ahnen hättest können, was er in jedem Moment ersehnt und erwünscht hätte, dann hätte es nicht gereicht. Dann wäre es ihm zu langweilig oder was auch immer er da lebt.

Du hast gegeben was dir möglich war. Und seine Bedürfnisse und Launen zu erahnen und zu bedienen kann niemals der Job einer Partnerin sein. Niemals. Denn irgendwann würdest du brechen vom zuviel verbiegen.

Diese Gedanken sind Energieverschwendung und dienen nur zur Selbstkasteiung. Erspare Dir das bitte selbst. Du hast es nicht nötig, Dich klein zu machen.

12.03.2022 21:12 • x 7 #87


darkenrahl
Zitat von Johanna15:
Was Du gerade betreibst, ist Terror an Deiner eigenen Person. Wie kann man in einer Ehe mit täglichen Zusammensein und Alltag noch bemühter oder geheimnisvoller sein? Jedes Märchen erzählt davon, dass man mit dem gefährlichsten und geheimnisvollsten Hexer leben kann, nach ein paar Jahren kennt man auch ihn und ...

So ist es, ja genau so.
Warum suchen Betrogene immer und immer wieder das Versagen bei sich selber?
Der/Die Betrüger/in sind die Versager und müssen das Warum bei sich suchen und dafür gerade stehen. Alles andere ist Schuldumkehrung.

12.03.2022 21:19 • x 4 #88


A
Ich glaube das Wichtigste ist es zu wissen, dass alle deine Gedanken, Ängste, Schmerzen ganz normal in deiner jetzigen Situation sind. Wie sollst du dich auch sonst fühlen, nachdem dein kompletter Lebenstraum zerplatzt ist?

Dennoch ist es schlichtweg falsch und sehr schade, dass du deinen NM auf so ein Podest hebst. Er scheint ja geradezu nicht von dieser Welt zu sein, so außergewöhnlich.
Ich kenne ihn nicht, aber sei in guten Momenten ehrlich zu dir selbst - ist er das wirklich? Wie besonders kann denn ein Mann sein, der dich schon früh in der Beziehung betrogen hat, dir nichts davon erzählt, dich trotzdem heiratet und jetzt abhaut, weil er "etwas besseres" gefunden hat?! Das ist einfach nur schäbig, aber mit Sicherheit nicht toll und liebenswert.

Bitte entschuldige meine etwas hart formulierten Worte, aber die Tatsache, dass du dich völlig von ihm abhängig machst ist wirklich traurig - dein Wert hat nichts, aber auch wirklich GAR NICHTS, damit zu tun, wie er handelt oder dich behandelt! Das liegt ganz allein daran, weil er nicht in der Lage ist/war, ehrlich zu dir zu sein.

Du musst unbedingt aufhören dich klein zu machen - eine Beziehung/Ehe kann immer nur das "Plus" im Leben und zum eigenen Glück sein. Die Basis, die dann vor allem in solch beschissenen Zeiten, wie du sie gerade erleben musst, dennoch bestehen bleibt - die muss sich jeder Mensch selbst erarbeiten und vor allem unabhängig von anderen erhalten.

Du darfst traurig sein, du darfst verzweifeln und nicht weiter wissen, du darfst weinen und dich zuhause vergraben. Aber bitte hör auf, dich als Mensch abzuwerten, nur weil ein anderer zu egoistisch ist um auch mal nach rechts und links zu schauen.

12.03.2022 23:36 • x 5 #89


T
Zitat von Talula88:
@Trex In Kombination mit einem geringen Selbstwertgefühl ist das so verdammt schwierig. Diese Gedankenschleife. Er will mich nicht mehr. Er will ...


Den Stress verantwortlich zu machen für zurückgezogenes Verhalten kenne ich, das war bei mir ganz genau so. Sie hat sich hinter ihrem Job versteckt und mich damit vertröstet, wenn ich mal fragte, was denn los oder, ob alles ok sei.

Aber es ist wie es ist. Das mit der Familie und Kindern etc, geht mir ähnlich. Es war immer geplant, immer so sicher eine Familie zusammen zu gründen, sobald gewisse Dinge in meinem Beruf geregelt gewesen wären. Das wird Mitte diesen Jahres der Fall sein und wir hatten so lange darauf gewartet. 10 Jahre Beziehung, es ist kaum greifbar und so fühlst du dich ja aktuell auch.

Ich hatte ebenso Angst vor sämtlichen negativen Gefühlen und Situationen, die da noch auf mich zukommen mögen. Ehrlich gesagt habe ich sie auch noch. Doch es wird besser. Leider holt einen niemand mal ganz schnell aus dem Sumpf der Schmerzen heraus, aber ab und zu darf man mal durchatmen.

Jetzt ist das Gebot der Stunde Dankbarkeit zu lernen. Wie soll das denn gehen? Das fragt sich jeder in der Situation. Es ist schwierig, denn alles ist leer, ergibt keinen Sinn. Das Leben ist nicht fair, wofür soll man denn dankbar sein? Für die schlimmste Zeit seines Lebens? Nein, natürlich nicht. Hier hilft es, wenn man ein empathischer Mensch ist. Würdest du dich als solchen bezeichnen? Falls ja, hast du ein gutes Werkzeug an der Hand, um deine Situation zu verbessern.
Du hast Familie und Freunde. Wenn du mit Ersterer gut klar kommst (das ist ja nicht selbstverständlich), umso besser. Das hat bei Weitem nicht jeder. Du kannst deine Gesundheit zu schätzen wissen, was darüber hinaus jeder immer machen sollte. Du bist nicht in Afrika musst Durst und Hunger leiden und auch nicht in der Ukraine und in miesen Bedingungen um dein Leben fürchten. Genauso wenig hast du eine Erkrankung, die dich daran hindert am normalen Leben teilzunehmen, du kannst...du darfst arbeiten. Wenn du darüber nackdenkst werden dir tausend weitere Dinge einfallen. Es gibt unendliches Leid außerhalb von Liebeskummer und Trennungsschmerzen auf der Welt und in diesem Moment bist du, sind wir davon weit entfernt und andere Menschen (er)tragen das für uns. Dafür kann und sollte man dankbar sein. Jede Sekunde des Lebens.

Ich weiß, das ist nicht leicht und es braucht Zeit. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger, aber wenn man es schafft sich das wirklich vor Augen zu halten und es nicht im Hinterstübchen herumgammeln lässt, dann wird das helfen.

Wir müssen der Selbstverständlichkeit entkommen, um uns selbst zu helfen und wieder glücklich zu werden.

Natürlich weiß ich, während der Kopf dabei wohl schnell mitspielt, rebelliert das Herz. Es ist wie ein ungezogenes, kleines Kind, das nicht hören will... Aber es hat keine Wahl, es muss lernen.

Am liebsten würde ich alle unsere Leidensgenossen umarmen...daher fühl dich mal gedrückt.

13.03.2022 12:36 • x 4 #90


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag