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Es fühlt sich an wie sterben

T
@Johanna15
Zitat:
Was Du gerade betreibst, ist Terror an Deiner eigenen Person. Wie kann man in einer Ehe mit täglichen Zusammensein und Alltag noch bemühter oder geheimnisvoller sein? Jedes Märchen erzählt davon, dass man mit dem gefährlichsten und geheimnisvollsten Hexer leben kann, nach ein paar Jahren kennt man auch ihn und seinen Zauber.

Ja, das ist natürlich wahr. Ich mochte ja auch viel mehr die Verbundenheit und Nähe, die ich gespürt habe oder gemeint habe, zu spüren. Ich mochte den Alltagsmann. Die Vertrautheit, das Vertrauen, das ist das, was ich so zu schätzen wusste.

Zitat:
Du hast Dich ihm geschenkt und mehr geht nicht. Und er ist der Typ Mensch, der mit Sherazade höchstpersönlich leben könnte, auch dann würde ihm der Sinn nach irgendwas neuem/anderen stehen.

Ich glaube, es ist sehr wichtig für mich, mir das klar zu machen. Wenn es jetzt nicht passiert wäre, wäre es später passiert. Und jedes Jahr, das ins Land gestrichen wäre, hätte den Neuanfang noch schwieriger gemacht.

Zitat:
Wie willst du solch einem Typen gerecht werden? Von Anfang an betrügt er dich und du fühlst Dich verantwortlich?

Es nagt halt. Ein paar Jahre habe ich es ja geschafft.
Aber natürlich, da kommt eine schwierige Phase, Umzug, Neuorientierung, Coronamüdigkeit und schwupps - ist er weg. Mir da vorzuwerfen, ich hätte mich noch mehr anstrengen müssen... Das klingt selbst in meinen Ohren albern. Es kann ja nicht sein, dass man ununterbrochen auf der Hut sein muss, damit einem der Partner nicht abhaut.
Dieser Gedanke kommt trotzdem sehr oft.

Zitat:
Ihn satt zu machen ist unmöglich und liegt nicht in deiner Verantwortung.

Er hat mir in einem der Dramagespräche gesagt, er wisse auch überhaupt nicht, ob er noch mit mir zusammen war, weil er mich als Menschen geschätzt hat, oder mich in meiner Funktion. Auf meine Frage, wie lange das schon so gewesen wäre, hat er gesagt Ich weiß es nicht. Nach zwei Jahren? Nach drei Jahren? Nach fünf? Seit der Hochzeit?
Grausam. Ich kann nicht einschätzen, was er wirklich gemeint hat von den vielen verletzenden Dingen, die er zu mir gesagt hat (er hat mir vorgeworfen, er würde diese Sachen nur veräußern, weil ich ihm keinen Raum geben würde, sich zu sortieren), aber das ist mir hängen geblieben.
Ich denke, ich habe ihn satt gemacht in meiner Funktion und für eine gewisse Zeit. Und weil ich für ihn wahrscheinlich größtenteils nur in Bezug auf ihn existiert habe, kann er mich jetzt, da für ihn was Neues anbricht, auch so skrupellos abservieren. Er kann nicht nachfühlen, was er da anrichtet.

Zitat:
Du hast gegeben was dir möglich war.

Ja. Das habe ich. Und ich weiß eigentlich auch, dass ich eine gute Partnerin war. Definitiv zu abhängig, aber das war kein präsentes Thema in der Beziehung, das war auf Augenhöhe im Alltag, so habe ich es empfunden.

Zitat:
Diese Gedanken sind Energieverschwendung und dienen nur zur Selbstkasteiung. Erspare Dir das bitte selbst. Du hast es nicht nötig, Dich klein zu machen.

Ich hatte das schon vor Jahren mal in der Verhaltenstherapie: Man darf seinen Gedanken nicht immer alles glauben. Ich habe oft eine Art Zwang, da ganz genau hinzuhören. Und es ist ja auch schwierig, die Balance zu finden zwischen Trauer aushalten und ab und zu eben auch mal wegschieben, damit man überhaupt weitermachen kann, essen zubereiten, Wäsche waschen etc.
Seit gestern habe ich öfters gedacht, ich sollte noch mal die paar Übungen ausprobieren, die ich aus der Akzeptanz- und Commitmenttherapie kenne. Wenn ich mich dazu bekommen sollte.

13.03.2022 13:17 • x 1 #91


T
@allesanders
Zitat:
Ich glaube das Wichtigste ist es zu wissen, dass alle deine Gedanken, Ängste, Schmerzen ganz normal in deiner jetzigen Situation sind. Wie sollst du dich auch sonst fühlen, nachdem dein kompletter Lebenstraum zerplatzt ist?

Ja, klar. Ist er halt echt. Plus das Aufdecken von tiefliegenden Problematiken, die jetzt mit Macht rauskommen.

Zitat:
Dennoch ist es schlichtweg falsch und sehr schade, dass du deinen NM auf so ein Podest hebst. Er scheint ja geradezu nicht von dieser Welt zu sein, so außergewöhnlich.
Ich kenne ihn nicht, aber sei in guten Momenten ehrlich zu dir selbst - ist er das wirklich?

Ich denke, er hat verschiedene Seiten. Vieles an ihm ist wirklich außergewöhnlich. Allerdings wahrscheinlich zum Preis der Kehrseite der Medaille, die sich jetzt zeigt. Es ist für mich so schockierend, dass diese Seite so lange verborgen war, dass ich sie nicht wahrnehmen konnte. Oder vielmehr, die (mehr oder weniger) dezenten Zeichen, die auf so etwas hingewiesen haben, geflissentlich übersehen habe.
Für mein Empfinden war ich halt mit einem super Typen zusammen, perfekte Mischung aus Bodenständigkeit und Künstlerseele. Nach und nach wird bestimmt die Erkenntnis durchsickern, dass er diese Anteile schon immer hatte und der Sachverhalt nicht so ist, dass sich ein perfekter Mann verständlicherweise von mir abgewandt hat, weil ich mir nicht genug Mühe gegeben habe.

Zitat:
Bitte entschuldige meine etwas hart formulierten Worte, aber die Tatsache, dass du dich völlig von ihm abhängig machst ist wirklich traurig - dein Wert hat nichts, aber auch wirklich GAR NICHTS, damit zu tun, wie er handelt oder dich behandelt! Das liegt ganz allein daran, weil er nicht in der Lage ist/war, ehrlich zu dir zu sein.

Ich glaube, so hart, wie ich selbst manchmal zu mir bin, kann keiner toppen
Ich hoffe darauf, dass ich mich selbst an den Punkt bringen kann, das wirklich irgendwann zu empfinden und nicht nur vom Kopf her zu meinen.

Zitat:
Du musst unbedingt aufhören dich klein zu machen - eine Beziehung/Ehe kann immer nur das Plus im Leben und zum eigenen Glück sein. Die Basis, die dann vor allem in solch beschissenen Zeiten, wie du sie gerade erleben musst, dennoch bestehen bleibt - die muss sich jeder Mensch selbst erarbeiten und vor allem unabhängig von anderen erhalten.

Das wird meine Aufgabe sein. Meine Basis finden bzw. aufbauen. Die habe ich nicht durch ihn verloren, ich habe durch ihn überdeckt, dass ich kein Fundament habe, auf dem ich autark stehen kann.

13.03.2022 13:42 • #92


A


Es fühlt sich an wie sterben

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T
Zitat:
Das mit der Familie und Kindern etc, geht mir ähnlich. Es war immer geplant, immer so sicher eine Familie zusammen zu gründen, sobald gewisse Dinge in meinem Beruf geregelt gewesen wären. Das wird Mitte diesen Jahres der Fall sein und wir hatten so lange darauf gewartet. 10 Jahre Beziehung, es ist kaum greifbar und so fühlst du dich ja aktuell auch.

In unserem Alter hängt da halt mehr dran als nur der Mensch, es geht um Lebensplanung. Das macht es besonders bitter. Und setzt mich auch jetzt schon unter Druck: Bis ich mit der Geschichte durch bin, geh ich auf die 35 zu.... Mir schwirrt schon Social Freezing im Hinterkopf rum.

Zitat:
Jetzt ist das Gebot der Stunde Dankbarkeit zu lernen.

Es ist interessant. Ich habe mich immer für wahnsinnig dankbar gehalten. Ja Kunststück, bei mir lief ja auch alles wie am Schnürchen. Ich hatte alles, was ich mir jemals gewünscht habe, da ist es echt nicht sonderlich schwierig, dankbar einzuschlafen.

Mir jetzt die Dinge klarzumachen, für die ich dankbar sein darf, ist wirklich schwieriger. Aber es gibt sie natürlich.
Ich habe eine Handvoll Menschen, die mir beistehen, darunter welche, die mir sehr nahe sind.
Ich habe einen Job, ich kann mich alleine finanzieren. Ich habe sogar ein kleines Polster zusammengespart.
Ich bin gesund (Corona und die Angst vor Long-Covid mal beiseite).
Ich habe theoretisch viele Möglichkeiten, mein Leben zu gestalten, habe eine gute Ausbildung und kann mit Menschen.
Vielleicht geht es erst mal nicht darum, das alles tief zu empfinden, sondern darum, es sich vor Augen zu führen?

Fake it till you make it, das ist wahrscheinlich das Gebot der Stunde. Im Forum hat jemand Schmalspurleben geschrieben und meinte damit diesen Überlebensmodus, in dem man sich erhält, Dinge tut, ohne zunächst Spaß daran zu haben. Viel mehr geht wohl nicht.

Zitat:
Am liebsten würde ich alle unsere Leidensgenossen umarmen...daher fühl dich mal gedrückt.

Und du dich auch.

13.03.2022 13:58 • x 3 #93


A
@Talula88 ich finde mich wirklich in vielem was du schreibst wieder, deswegen kann ich dich sehr gut verstehen und umso mehr tut es mir leid, dass du erst ganz am Anfang stehst und diesen ganzen Mist noch vor dir hast.

Auch ich war diejenige, die den Alltagsmenschen mochte, die die Vertrautheit, die man nach so vielen gemeinsamen Jahren eben hat, niemals freiwillig aufgegeben hätte.

Aber du schreibst einen ganz, ganz wichtigen Satz: er kann nicht nachfühlen, was er da anrichtet.

Und damit ist eigentlich alles gesagt, was du wissen musst. Er kann es tatsächlich nicht, denn sonst würde er sich völlig anders verhalten. Du wirst dich in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder dabei erwischen zu denken, dass er es doch irgendwie können muss. Dass es ihm nicht egal sein kann. Aber dass du diesen Satz schon so kurz nach der Trennung schreibst zeigt, wie sortiert du trotz allem bist. Du weißt, dass er es nicht kann und sich das in Zukunft auch nicht ändern wird.

Es ist furchtbar traurig, was dir passiert ist. Weil es nicht fair ist, dass man selbst leidet und der Verursacher nicht mal ansatzweise die Tragweite seines Handelns begreift. Aber da musst du wirklich die Zeit für dich arbeiten lassen.. ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man auch wieder Glück spüren kann. Ich war zB ca. 6 Wochen nach meiner Trennung für 5 Wochen in der Klinik, weil es micht einfach krank gemacht hat. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich jemals wieder sowas wie Freude spüren kann, genauso wie ich davor nie dachte, dass ich in eine Klinik gehen würde.

Du wirst sehen, es geht tatsächlich immer irgendwie weiter. Und auch dieses Gefühl der Verbundenheit vergeht irgendwann. Ob es ganz weg geht? Das weiß ich leider selbst nicht, denn auch ich spüre sie an manchen Tagen immer noch. Doch diese Tage sind auf jeden Fall sehr wenige geworden.

Habt ihr denn noch Kontakt?

13.03.2022 14:06 • #94


A
Ich möchte noch was ergänzen, zu deinem anderen Beitrag:

Ich war zum Zeitpunkt meiner Trennung gerade 30 geworden. War gefühlt auch der dankbarste Mensch, genau aus demselben Grund wie du. Weil ich alles hatte, meine Zukunftspläne erfüllten sich nach und nach und auch das Kinderthema war für mich ganz groß. Und dann kam Tag X und ich habe auf ganz harte Weise festgestellt, dass nichts davon passieren wird.

Und dann steht man da, knapp über 30, scheinbar alle anderen glücklich vergeben, bekommen Kinder, heiraten.. während man selbst total auf der Strecke bleibt. Ich kanns dir so gut nachfühlen.

Was die Kinderthematik betrifft hat es sich bei mir lustigerweise etwas geändert. Ich wollte immer Kinder, am besten gleich mehrere. Mittlerweile (ich werde im September 33) denke ich, wenn es nicht passieren sollte ist es auch ok. Es war zwar nie mein Plan, aber wie wir ja schmerzlich lernen mussten, muss man seine Pläne teilweise einfach anpassen und neu planen.

Was ich damit sagen will, versuch diesen Gedanken erst mal wegzuschieben. Auch dass er dann evtl. mit dieser oder einer anderen Frau Kinder haben wird. Auch wenn du jetzt eine Zeit brauchen wirst, um diese Enttäuschung zu überwinden bzw. überhaupt wieder Lust aufs Leben zu haben, der Zeitpunkt wird kommen. Und dann kannst du immer noch überlegen, ob du Kinder möchtest- mit Partner, Samenspender, oder was es da eben alles so gibt heute..

Dafür bist du mit 35 oder 36, ja sogar mit 40 immer noch nicht zu alt. Quäle dich nicht zusätzlich noch mit diesen Gedanken

13.03.2022 14:23 • x 2 #95


T
@allesanders Es tut gut, von deinen Erfahrungen zu hören. Weil meine Angst riesengroß ist, dass es das jetzt einfach war mit dem guten Leben. Auch, wenn ich vielleicht in einer Illusion gelebt habe (ein Stück weit zumindest), war ich einfach sehr sehr glücklich. Und mit dieser Beziehung stirbt für mich der Glaube an diese Art von Glück. Mir ist schon bewusst, dass da etwas anderes kommen kann, aber das Alte bekomme ich halt nicht wieder.

Wir haben keinen Kontakt, nein. Es ist ja etwas verunglückt ausgegangen. Ich habe mich zunächst getrennt, nachdem er in der dreiwöchigen Bedenkzeit, die wir mit dem Therapeuten ausgemacht hatten, postwendend zu der Affäre gerannt ist. Und dann ein paar Tage später, vor einer Woche, habe ich ihn angerufen und ihm gesagt, ich will keine Trennung, ich will keine Scheidung. Wir könnten doch unkonventionell zusammensein, dann hat er halt andere Frauen nebenher blabla. Ich habe ihm dann allerdings gesagt: Wenn er sich überhaupt gar nichts mehr mit mir vorstellen kann, muss er das irgendwann sagen. Das hat er bis heute nicht getan. Mittlerweile glaube ich auch nicht mehr, dass das passieren wird.

Wir müssen über kurz oder lang miteinander kommunizieren. Ich habe alle Sachen in der Wohnung, er hat nur seine Wäsche und ein bisschen Zeug mitgenommen. Über Hausrat haben wir noch nicht gesprochen.
Ich weiß, dass er sich jetzt eine Wohnung in Berlin sucht (wohin er außer Bekanntschaften übrigens keinen Bezug hat. Seine Familie wohnt im Süden, ich jetzt auch), irgendwann wird das Thema aufkommen.

Ich würde ihn am liebsten aus mir rausreißen. Dass ich jetzt monate- und jahrelang diese Verbundheit noch spüren werde, während er wahrscheinlich in einer neuen Beziehung steckt und sich hübsch was neues aufbaut, ist einfach so ungerecht. Solche Gedanken bringen mich natürlich nicht weiter, da sind sie trotzdem.

13.03.2022 14:29 • #96


T
@allesanders Ja die Kinderthematik.... Es ist noch nicht mal so, dass ich krasses Babyfever hätte. Es geht ja um diesen Traum von Familie, Sicherheit, Zuhause, den ich mit ihm hatte.
In dieser Sekunde bin ich froh, dass ich kein Kind habe, kann mich ja kaum um mich selbst kümmern.

Ist für dich eine neue Beziehung mittlerweile wieder Thema, wenn ich mal so fragen darf?

13.03.2022 14:34 • #97


B
Alles was du hier schreibst könnte genau ich sein…..
Vor 6 Wochen hat mir mein Mann nach 25 Jahren Beziehung und 16 Jahre Ehe mitgeteilt, dass er keine Gefühle mehr für mich hat, schon seit Monaten damit kämpft.
Auch ich bin in ein tiefes schwarzes Loch gefallen und erlebe einfach nur die Hölle. Auch ich renne seitdem nur mit meiner Wärmflasche herum, habe 7 kg abgenommen, empfinde keine Freude, nur Schmerz. Auch ich nehme meinen Mann immerzu in Schutz, ich kann nicht wütend sein.
Ich kann seit Wochen nicht arbeiten, keinen klaren Gedanken fassen, mich mit nichts ablenken.
Ich nehme seit 1 Woche Antidepressiva, da ich tagelang nicht mehr geschlafen habe. Seit letzter Woche befasse ich mich mit dem Gedanken in eine Klinik zu gehen, ich komme hier in unserem Zuhause keinen Schritt weiter.
Auch ich war emotional immer so abhängig von ihm. Er ist und war mein Leben, meine Sicherheit, mit und bei ihm wusste ich immer das ich alles überstehen werde. Jetzt sitze ich hier, alleine, traumatisiert und suche nach einem Ausweg. Aber dieser hat sich noch in keinster Weise gezeigt.
Alles was du schreibst und beschreibst fühlt sich so an wie wenn ich das hätte schreiben können.
Schmerz, unendlicher Schmerz. Und die Frage ob man jetzt immer so leben muss. Man ist so machtlos, hilflos. Man wurde in ein Leben befördert das man so nicht will, das man so nicht aushalten und ertragen will. Man hat keine Wahl.
Auch ich frage mich immer wieder was ich hätte anders machen müssen. Auch ich fühle mich vollkommen leer und wie ein nichts ohne ihn. Auch ich frage mich wie er es aushält mich so leiden zu sehen.
Er ist so weit weg. So weit weg von mir das er es einfach kann. Und ich habe einfach DEN wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren. Denjenigen, der mich ganz gemacht hat.

13.03.2022 15:14 • x 2 #98


T
@BlackDiva Es tut mir wirklich sehr leid, dass du so fühlst. Das wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind (obwohl, einer fiele mir da schon ein...) Hast du einen Therapeuten? Und ein Klinikaufenthalt kann doch wirklich eine Option sein. Ich kenne sehr viele Menschen, die so was schon gemacht haben und bei anderen findet man so was immer völlig in Ordnung. Nur bei sich selbst denkt man, nein, das kann man nicht machen. Ich denke, wenn ich nicht in der Probezeit wäre und nicht sowieso schon zwei Wochen ausgefallen wäre nach der Trennung plus jetzt Corona, hätte ich das für mich wirklich in Betracht gezogen.

Man ist in einem Ausnahme- und Krankheitszustand und es ist völlig ok, wenn man das alleine nicht stemmen kann. Ich habe auch die Hilfe meines Umfelds in Anspruch genommen (und bestimmt etwas überstrapaziert) und denke, so ist das einfach im menschlichen Leben. Es gibt Schattenzeiten, die man alleine nicht durchstehen kann.

Wir sind nicht alleine in unserem Leiden. Und der Mensch ist dafür gemacht, so etwas durchzustehen. Ich habe einen sehr hilfreichen Artikel auf Spiegel online zum Thema Lebenskrisen gelesen (Wie wir es schaffen, an Lebenskrisen zu wachsen, leider mit Bezahlschranke. Hab dafür ein Probeabo abgeschlossen.). Der Aufhänger war ziemlich exakt deine Geschichte, Frau Anfang 40, zwei Kinder, Mann weg wegen einer anderen. Die hatte danach wieder ein gutes Leben. Und Studien zeigen, dass die allerallermeisten Menschen das überstehen können und teilweise sogar gestärkt daraus gehen.

Es ist alles schei*e und unfair. Aber die Chance ist groß, dass wir nicht daran zugrunde gehen.

13.03.2022 15:51 • x 3 #99


G
Soll ich dir Mal was sagen? Dieser Typ ist gar nicht so individuell wie du das glaubst. Von ihm gibt es viele auf dieser Welt, in jedem Land auf jedem Kontinent. Er ist nicht einzigartig. Auch andere Künstler oder sonstwelche Leute können so sein wie er. In besonders hoher Konzentration findet man diesen Schlag Mensch auch in der Psychiatrie. Austauschbar wie jede andere Kategorie Mensch auch. Nichts besonderes. Hör auf ihn so hoch zu loben.

Außerdem ist er nicht nur der Mensch der Aufmerksamkeit nimmt sondern er ist, wie ein Kumpel von euch es treffend beschrieben hat, ein Clown. Ein Diener für sein Publikum. Ohne sein Publikum ist er ein Nichts. Er ist abhängig genau wie du von ihm abhängig warst. Er ist nicht frei und ungebunden. Und nachdem alle Drumherum seine Darbietung genossen und bespaßt wurden gehen sie nach Hause und gehen zur Tagesordnung über. Nur du hast ihn 24 Stunden im Kopf.

Als ich gelesen habe was du über euch schreibst hatte ich die ganze Zeit die Bezeichnung Frau Doktor im Kopf. Also eine Frau Doktor in einer Epoche in der man zu seinem Doktortitel als Frau kam wenn man einen Arzt geheiratet hat obwohl man nichts weiter war als eine frustrierte Hausfrau die nicht selber studieren durfte. Willst du nur eine Frau Doktor sein oder du selbst?

Nimm dir einfach von ihm was du brauchst. Ist er ein Genießer? Genieße selbst. Jeder kann das lernen. Ist er ein Künstler? Das bist du auch, das kann man hier deutlich lesen. Vielleicht hast du ihn nie geliebt sondern dich selbst weil du dich in ihm gesehen hast. Er wirkt auf mich nur wie eine leere Hülle. Der ist unreif und tot.

Scheinbar bringt die neue Frau ihn auch auf die Spur. Finde das super. Soll er sich Mal selbst begegnen. Der wird noch unter ihr leiden. Ich glaube die ist größer als er. Falls sie kleiner ist als er dann hat sie die A*schkarte. Mit solchen Menschen zusammen zu sein heißt grundsätzlich den schwarzen Peter in der Hand zu halten. Sei froh dass du den Typen los bist.

13.03.2022 21:34 • x 3 #100


A
Zitat von Talula88:
Weil meine Angst riesengroß ist, dass es das jetzt einfach war mit dem guten Leben. Auch, wenn ich vielleicht in einer Illusion gelebt habe (ein Stück weit zumindest), war ich einfach sehr sehr glücklich. Und mit dieser Beziehung stirbt für mich der Glaube an diese Art von Glück. Mir ist schon bewusst, dass da etwas anderes kommen kann, aber das Alte bekomme ich halt nicht wieder.

Ich kann mich wirklich so unfassbar gut in deine jetzigen Gedanken reinfühlen, bzw. erinnere ich mich gut daran, sie genau so gedacht zu haben. Ich war mich sicher, dass ich mein ganzes Glück in Bezug auf Beziehungen für dieses Leben verbraucht habe. Völlig irre, wenn man bedenkt, dass ich das als ganz großes Glück bezeichnet habe, obwohl ich (mindestens) 2 Mal betrogen wurde, einmal davon mit einer meiner engsten Freundinnen. Also wenn das Glück sein soll, dann will ich gar nichts mehr davon haben.


Zitat von Talula88:
Wir haben keinen Kontakt, nein.

Ich wünsche mir für dich, dass er seine Berlinpläne in die Tat umsetzt, warum auch immer. Ich glaube, das ist momentan deine einzige Chance. Die räumliche Distanz macht es einfacher, schon allein weil man sich nicht sieht. Ich selbst bin damals wieder 130km zurück in meine Heimat gezogen und glaube, dass mich das auf eine gewisse Art und Weise gerettet hat. Ich könnte nicht damit Leben, ihm ständig begegnen zu können. Bzw. möchte ich das auf keinen Fall. Daher glaube ich auch und rate dir, lass es erst mal sein mit dem Kontakt. Jede einzelne Kontaktaufnahme wird dich kilometerweit zurückwerfen, und es wird dir nie besser gehen danach. Für den Moment fühlt es sich gut an, weil man denkt man nimmt wieder Teil am Leben des anderen, aber das ist einfach nur Selbstbetrug.
Bei euch kommt natürlich hinzu, dass ihr verheiratet seid, das heißt schon allein deswegen werdet ihr irgendwann sprechen müssen. Aber dann würde ich wirklich versuchen, die emotionale Ebene da völlig rauszulassen. Er weiß, dass es dir beschissen geht, das musst du ihm nicht auch noch zeigen. Es ändert ja leider doch nichts..

Zitat von Talula88:
Ich würde ihn am liebsten aus mir rausreißen.

Ist doch verständlich, dass diese Gedanken jetzt da sind. Und es wäre auch einfacher, wenn das funktionieren würde. Leider nicht so einfach..
Ich habe letzte Woche einen Moment erlebt, der mich irgendwie glücklich gemacht hat. Ich war an dem Ort, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Normalerweise bin ich immer überwiegend traurig in solchen Momenten, nicht wütend oder ähnliches. Doch dieses Mal war es nach über zwei Jahren zum ersten Mal ein anderes Gefühl. Ich dachte mir einfach nur: wäre ich doch nur nie zu diesem Treffen gegangen, ich hätte mir so vieles erspart.
Und genau das wünsche ich dir auch. Dass du es zu diesem Punkt schaffst, an dem du weißt, dass es so wie es jetzt ist besser für dich ist. Weil du diesem Menschen nie das geben kannst was er wirklich möchte - ich bezweifle sogar, dass er selbst weiß, was das ist. In diesem Fall kannst du wohl nur verlieren.


Zitat von Talula88:
Ist für dich eine neue Beziehung mittlerweile wieder Thema, wenn ich mal so fragen darf?

Natürlich darfst du das fragen
Richtig Thema ist es nicht, aber ich kann es mir schon wieder vorstellen bzw. habe ich auch Interesse daran, jemanden kennenzulernen. Ich lege es aber nicht darauf an oder suche gezielt, das überhaupt nicht. Aber nicht aus dem Grund, dass ich Angst habe dasselbe nochmal zu erleben, sondern weil ich jetzt weiß, dass es nicht unbedingt notwendig für mich ist, um glücklich zu sein. Und das fühle ich auch mittlerweile wirklich genau so.
Mir tut mein Exfreund leid, weil er durch seinen sofortigen Wechsel nicht die Möglichkeit hatte zu erfahren was es heißt auch mal allein sein zu müssen und dies auch zu können. Das ist es doch was diese Art von Mensch fürchtet - das Alleinsein mit sich und den Dingen, die es sich zu stellen gilt. Ich denke, das trifft auch auf deinen Mann zu. Sie reflektieren nicht, leben im exakt selben Muster weiter, nur eben mit einer anderen Person. Wann hätten sie auch etwas ändern sollen? In den paar Tagen zwischen alter und neuer Beziehung wohl kaum.
Und genau das wollte ich für mich nicht. Ich habe mich allem gestellt, bin wirklich durch sehr tiefe Täler gegangen, aber ich habe es geschafft, auch wieder eine Zukunft sehen zu können. Das heißt nicht, dass heute alles nur gut ist und ich nie traurig darüber bin, was alles schief gelaufen ist. Aber ich weiß einfach, dass dieser längere, schwerere Weg für mich richtig war, weil es mich nicht nach Jahren plötzlich einholen wird, und dann fühlt es sich meist noch viel schlimmer an.

Ich wünsche dir wirklich sehr, dass du auch an diesen Punkt kommst - gib nicht auf, ich glaub an dich!

13.03.2022 21:59 • x 4 #101


DieSeherin
Zitat von Talula88:
Es ist so schwer zu ertragen, dass, hätte ich das alles früher erkannt, diese Beziehung irgendwie hätte retten können.

Zitat von Talula88:
Wäre ich bemühter, geheimnisvoller, zugewandter gewesen, wäre das nicht passiert... Schlimm, wenn klar wird: Es hätte anders kommen können!


papperlapapp - das ist totaler quatsch!

vielleicht hättest du es hinauszögern können, wenn du dich bis zur unkenntlichkeit für ihn verbogen hättest. aber du bist ein ganz wundervoller, großartiger und liebesfähiger mensch! wenn er diese liebe zurückweist, dann ist das er und es liegt mitnichten an dir!

14.03.2022 09:52 • x 2 #102


B
Ganz ehrlich, da wird man ja sauer beim Lesen deiner Beiträge. Dein Ex liest sich wie ein lupenreiner Narzisst. Und das haben laut deinen Schilderungen ja auch viele andere Menschen so gesehen. Leider gibt es immer wieder Leute, die sich blenden lassen. Wenn ich eins weiß, dann wenn es sich so anfühlt als wäre es zu schön um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr. Menschen, die einem das Gefühl von purer Ekstase und Seelenverwandtschaft geben können, haben fast immer eine Cluster-B-Störung. Die haben einfach ein Talent dafür, die Bedürfnisse und die Persönlichkeit von anderen zu erkennen und ihnen temporär genau das zu geben was sie brauchen.

Hast du schonmal E*stasy genommen? Man ist unfassbar glücklich, könnte wirklich die ganze Welt umarmen. Wenn man dann runterkommt ist man nahezu depressiv und oft den Tränen nahe, da sich die eigentlich gesunde und wunderschöne Realität so fad anfühlt. Genau das erlebst du jetzt, die giftige Substanz ist weg und du bist auf Cold Turkey.

Dein extremes Leiden ist ein weiteres Indiz für den toxischen Einfluss, den dein Ex auf dich hatte.

Er ist ein peinlicher Clown, über den wahrscheinlich sehr viele Leute lachen. Werd mal wach! Er hat dich einfach so ausgetauscht und auf dich und deine Liebe gespuckt. Du hast dich komplett verloren in der Ehe, weißt nicht mehr wer du bist. Auch das ist nicht normal in einer Beziehung.
Fang an dein Leben zu gestalten. Irgendwann wirst du einen Mann kennenlernen, der dir innere Ruhe gibt, und zur Abwechslung auch DEINE Persönlichkeit zu schätzen wissen wird. Alles wird gut!

14.03.2022 10:48 • x 4 #103


N
Ich wollte das Thema Narzissmus weglassen, aber es stimmt er ist einer, und was für einer.

Deine Beschreibung über ihn, paßt Haargenau dazu.

Es gibt einen Thread hier im Forum, der besagt, das man keine Diagnose braucht um über eine Beziehung mit einem Narzissten hinwegzukommen, denn wenn man seinen Mangel herausgefunden hat, fällt man auf diese Menschen nicht mehr herein, zumindest habe ich den Sinn des Threads so verstanden.

Ich allerdings rate dir, dich auf YT mal über diese Thema schlau zumachen.

Wenn du weißt wie diese Menschen funktionieren, dann weißt du auch warum du jetzt so durchhängst.

Warum sie dich so gut an der Angel halten können.

Warum du dich ihnen nicht entziehen kannst.

Solltest du Video Empfehlungen brauchen, schick mir ne PN.

14.03.2022 11:28 • x 1 #104


T
Heute ist ein ganz schlimmer Tiefpunkt. Ich bin seit Stunden in einem Loch und komme gar nicht mehr raus.

Weine ununterbrochen, habe tief empfunden das Gefühl, alles ist vorbei.
Ich frage mich, wann der Punkt erreicht ist und man ins Krankenhaus gehen sollte.

Ich weine um mich selbst, um mein Ich, das ich verloren habe mit ihm, weil es ohne ihn nicht existieren kann. Das, was übrig bliebt fühlt sich an wie ein geschundenes Kind.

Gerade habe ich nichts, an dem ich mich festhalten kann.

17.03.2022 17:58 • #105


A


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