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Erfahrung mit Narzissten - Trennung bewältigen

K
Liebe Elim,

Zitat:
Mein inneres Kind ist traurig und sauer auf mich, dass ich es nicht geschützt habe.


Dann bitte dein inneres Kind um Verzeihung und verspreche ihm, dass du in Zuknft darauf achten wirst, dass das nicht wieder passiert. Da das innere Kind aber die Tendenz hat in Richtung Herzensbrecher sich zu bewegen, es will ja, dass das alte Trauma aufgelöst wird, solltest du auch klar machen, dass du in Zuknuft Grenzen setzen wirst, eben weil du es liebst und schützen willst.

LG
Kimberly

18.10.2014 09:33 • x 2 #5866


E
Liebe Jordis,
herzlich willkommen in diesem Forum.

Ich bin total froh, dass du hier schreibst, ich erkenne nämlich viele Parallelen zwischen unseren N’s. Meiner tat auch immer ganz sensibel und empfindsam. Er ist der Arme der die ganze böse Welt nicht ertragen kann. Alle sind immer so gemein zu ihm, dabei hat er doch so ein großes Harmoniebedürfnis. Nach außen immer nett, hilfsbereit und freundlich. In Wirklichkeit ist er der egoistischste Mensch, der mir je begegnet ist. Er kommt überhaupt nicht auf die Idee, seinen Mitmenschen genau die Nettigkeit entgegenzubringen die er -ganz selbstverständlich-für sich einfordert.

Wenn ich mich dann bei gemeinsamen Freunden über ich beschwert habe, hatte ich immer so das Gefühl die denken: „Ach der arme, sensible, ruhige N, der niemandem etwas zuleide tut, muss es mit dieser dominanten, selbstbewussten und oft meckernden elim aushalten. Der Arme, sie hält ihn bestimmt ganz schön unter dem Pantoffel…“ Als dann mal ein gemeinsamer Freund zu mir sagte: „Ne ne, der N ist auch nicht ohne. Er ist ein Egoist und ein Machtmensch.“, da war ich so erleichtert darüber, dass das außer mir noch jemand sieht und sich nicht alle von seinem „Größen-Selbst“ blenden lassen.

@Danke Medium, dass du das geschrieben hast mit dem subtilen Narzisst. Dass du ihn letztlich sogar für gefährlicher hältst. Ich tendiere nämlich leider immer noch dazu, meinen gedanklich in Schutz zu nehmen…

18.10.2014 09:33 • #5867


A


Erfahrung mit Narzissten - Trennung bewältigen

x 3


P
Hallo zusammen,

ich habe mal ein bisschen hier quer gelesen, aber irgendwie finde ich nicht den entscheidenden Post

Kann mir vielleicht jemand erklären, woran man einen Narzissten erkennt bzw. welche Eigenschaften / Verhaltensweisen er so aufweist?

Lieben Dank schon mal!

18.10.2014 20:32 • #5868


Endlichfrei
Hallo an alle, mir geht es seit super sehr langem zum erstem mal wieder richtig schlecht.

Ich kenne das gar nicht mehr. Ich danke sehr dafür und werde einfach nur weiter lesen.

Ich werde wohl länger ausfallen, trotz meinem Hang zur Vielrednerei.

Ich danke euch allen. Danke.

18.10.2014 20:53 • #5869


K
Hallo,

ich möchte gern meine Erfahrung mit meinem Narzissten darlegen. Es tut gut eure Beiträge zu lesen, denn es ist für mich einerseits ein Stück Trauerarbeit, die da voran geht, andererseits auch eine Bestärkung, auf dem Weg, zu mir zu finden. Vielleicht kann mein Beitrag auch eine Bestärkung für jemanden sein.

Ich befinde mich aktuell im Wunderland auf dem Weg zu mir, nachdem ich alle diese Phasen durchlebt habe, die hier so oft beschrieben werden: Zuerst der absolute Schock, dann die unbändige Wut, benutzt worden zu sein, dann die Achterbahnfahrt zwischen Hoffen und Bangen (s)einer Rückkehr, die vielen Selbstzweifel, ob man sich nicht doch alles nur eingebildet hat und der Fehler im Bild doch nur bei mir zu finden ist. Und letztlich beschreite ich gerade den Weg zum Frieden - mir mir, mit ihm, mit der ganzen Geschichte.

Mein Narzisst ist sehr intelligent, beschrieb sich stets als hilfsbereit, loyal, treu und sozial orientiert. Er vertrat (verbal) stets die besondere Bedeutung von zwischenmenschlichen Werten, wie Unterstützung, Toleranz, Verbindlichkeit. Seine Freunde, die ich rasch kennenlernte (schon damals zu früh für meinen Geschmack), untermauerten dies, lobten ihn in den höchsten Tönen, so dass ich mich dabei ertappte, wie ich während dieser Schilderungen über mein Gefühl schmunzeln musste, der Messias säße neben mir. Mir war in diesen Momenten erstaunlicherweise sehr klar, dass sie etwas dick auftrugen. Aber ich nahm es nicht allzu ernst, freute mich, einen Menschen kennenzulernen, der von Anderen geschätzt wird und der gleiche Werte vertritt, wie ich. Mit zunehmender Zeit endete der Honeymoon und die Diskrepanz zwischen dem, was er sagte und dem, wie er handelte, wurde größer und größer.

Der Weg, aus dem Ganzen herauszufinden, fing bei mir auch mit Recherche über das seltsame, widersprüchliche Verhalten seinerseits an. Damit, dass ich mich über mich wunderte, mich kaum noch fühlte und permanent verwirrt zurückblieb.

Ich stellte fest, dass die Hoffnung, er möge sich eines Tages melden, sich weniger darauf gründete, dass ich tatsächlich auf einen Neubeginn hoffte, sondern vielmehr meinen Wunsch darstellte, er möge dem Nichts einen Sinn geben. Dieser Satz stammt von einer Userin aus einem anderen Forum, der mich sprichwörtlich getroffen hat. Durch ihn habe ich erstmal begriffen, dass ich mich in einer Situation befinde, in der mir nicht mehr klar war, worum es eigentlich geht, wo oben und wo unten ist und worunter ich eigentlich so leide. Es ist kein Liebeskummer, es ist nicht einfach nur Wut oder Verletztheit, sondern es ist der Wunsch nach Erlösung. Dass er mich erlöse von etwas, von dem ich nicht mal wusste, was es war. Ein Zauberbann aus Manipulation, Projektionen und Attraktion - Schmerz und Anziehung gleichermaßen. Und ich habe erkennen müssen, dass er mich daraus niemals erlösen wird. Nur ich selbst kann mich davon erlösen.

Und zum ersten Mal in dieser Geschichte, war mir etwas wichtiger, als diese Beziehung: Ich wollte nicht mehr leiden. Ich war mir wichtig. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben. Und mir wurde klar: wenn es wirklich mein Wunsch ist, nicht mehr leiden zu wollen, dann muss ich alles tun, was dafür nötig ist.
Ich merkte, dass meine Wut und meine Beschuldigungen gegen ihn pures Gift für MICH sind. Anfangs waren diese Gefühle wichtig um für mich klarzuwerden: NICHT Ich bin verantwortlich für seine Unaufrichtigkeit - sondern er. NICHT ich habe einen Knick in der Optik, sondern es war der Platz, den es in dieser Beziehung für mich gab. Der einzige Platz. Ich als Diejenige, die alles falsch sieht, zu laut, zu leise, zu offensiv zu defensiv - die nie richtig ist. DAS war der einzige Weg für ihn, mit meiner Kritik umzugehen und mich zu entmachten.

Ich habe erkannt, dass es rückblickend sehr viele Gelegenheiten gab, in denen mich mein Bauchgefühl bereits warnte. Ich habe nicht darauf gehört, sondern an mir gezweifelt. Aber ich halte mich nicht mehr an den Verletzungen auf, die in dieser Beziehung passiert sind, sondern daran, dass ich glücklich bin, dass meine Antennen auch damals schon gut funktioniert haben. So falsch - so meine Erkenntnis - kann ich ja dann gar nicht gewickelt sein. Scheinbar kann ich meinem Gefühl ja trauen. Und zum ersten Mal bin ich bei mir selbst angekommen: Was ich wahrnehme, kann richtig sein (oh Wunder!), was ich kritisiere, kann berechtigt gewesen sein (oh Wunder!).... und schließlich: führe ich den Gedanken weiter und male mir aus, was hätte sein können, wenn ich meinem Bauchgefühl gefolgt wäre, dann (oh Wunder!) hätte ich mich selbst vor zumindest diesen Verletzungen bewahren können. Ergo: Mein Bauchgefühl scheint ein guter Ratgeber zu sein, auf dem Weg, emotionale Sicherheit zu wahren. Und plötzlich scheint mir etwas möglich zu sein, von dem ich nie glaubte, das erreichen zu können: selbstbestimmt entscheiden und fühlen zu können. Ich bin nicht verantwortlich für das Handeln eines Anderen, sondern verantwortlich für mein Handeln, mein Fühlen, mein Denken. Ich MUSS nicht seine Probleme für ihn lösen, sondern darf eigene Bedürfnisse haben, habe ein Recht auf das Gefühl, das ich habe und es hat seine Berechtigung für mein Leben. Wichtiger noch: Es scheint mein Leuchtturm für den Weg in meinem Leben zu sein.

Ich kann nicht mehr zählen, wieviele Situationen mir nachfolgend einfielen, in denen er versuchte, mir meine Gefühle auszureden, sie zu ignorieren, sie zu überstimmen. Heute weiß ich, dass ein Mensch, der sich damit nicht auseinandersetzen kann, sondern meine Gefühle regelrecht zu löschen versucht, niemals ein Mensch sein kann, bei dem ich die Form von Sicherheit erleben kann, die ich mir wünsche.

Ich bin auf meiner Reise zu mir auch bei meinem eigenen Narzissmus angelangt - in dem Moment, in dem ich für mich ganz ehrlich erkennen musste: Mit diesem Menschen wärst du niemals glücklich geworden. Da war plötzlich Schmerz, plötzlich wieder ein Sehnen nach ihm und die zerstörerische Hoffnung, er möge sich bei mir melden und mir sagen, es war alles nur ein böser Traum.
Ich wunderte mich über diesen Schmerz, denn wenn ich doch schon selbst erkenne, dass er der Falsche für mich war, warum tut es dann so verdammt weh? Was an dem Ganzen kann ich partout nicht einsehen, so dass ich wieder anfange zu leiden und zu hängen?

Und mir wurde klar: das was schmerzte, war der Traum/ das Bild von einem Menschen, nach dem ich mich mein Leben lang sehnte und das er wunderbar erfüllte - zumindest zu Beginn der Beziehung. Und dieses Bild nahm er mir mit seinem stillen Weggang weg. Er überhäufte mich anfangs mit Aufmerksamkeit, interessierte sich für mich, meine Geschichte, las mir jeden Wunsch, noch bevor ich ihn überhaupt hatte, von den Augen ab, spiegelte mir, mich bei ihm sicher und aufgebhoben fühlen zu können. Als ich mich in diesem Schlaraffenland an Zuwendung befand, kam mir häufig der Gedanke: Endlich! ....ich erhalte das, was ich nach all den Entbehrungen der letzten Jahre auch verdient habe!

Ja, richtig, ich dachte, ich hätte es verdient. Ich dachte nicht: endlich erhalte ich das, wonach ich mich immer gesehnt habe. Nein, verdient - als stehe es mir zu. Und wenn ich aus heutiger Sicht ehrlich bin, dann muss ich erkennen: Ich habe NICHTS dafür getan, wirkliche Geborgenheit zu finden. Im Gegenteil. Ich bin durch die Welt gelaufen mit dem verborgenen Gedanken: Ich bin oft Opfer der Umstände geworden, also habe ich es per sé verdient. Und dabei habe ich mich selbst Prost.. Für ein Funken Zuwendung und Geborgenheit habe ich mich angepasst, habe mich ausnutzen lassen, habe verziehen, wo es nichts zu verzeihen gab. Und dachte dabei noch, wie böse doch alle Welt zu mir ist, während ich so lieb und verständnisvoll bin. Ich hatte mich getäuscht: Das, was ich da wählte, war der einfache Weg - nicht der selbstbestimmte, verantwortungsvolle, freie Weg. Ich bin durch die Welt gelaufen, als sei sie mir etwas schuldig. Aber das Gegenteil ist der Fall: ICH bin mir selbst etwas schuldig.

Und genau das war die Erkenntnis, für die ich meinem Narzissten sehr dankbar bin. Nicht er hat mich verletzt, sondern ich habe mich selbst verletzt. Und aus meinem Fehlverhalten mir selbst gegenüber kann ich nicht mit dem Finger auf ihn zeigen. Natürlich ist es nicht in Ordnung, sich verletztend anderen gegenüber zu verhalten und auch die Verletzungen, die er mir beibrachte, sind nicht in Ordnung und schmerzen. Aber: es liegt in seiner Verantwortung, sich so oder anders zu verhalten. Und in meiner Verantwortung liegt es, mich davor zu schützen und acht zu geben, es nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Als ich das erkannte blieb von allem Schock, allem Groll und aller Wut gegen ihn lediglich Mitgefühl übrig - für ihn und für mich. Mitgefühl für ihn, weil er nicht anders handeln konnte, als es sein Narzissmus vielleicht zulässt, Mitgefühl mit mir, weil ich ihm nicht helfen konnte und mir nicht geholfen habe.

Und ich erkannte noch etwas, nämlich was es mit all dieser Verwirrung und dem brüllenden Schmerz in mir auf sich hat, da ich wusste, dass einige dieser Gefühle defintiv nicht aus mir entsprangen, sondern - so fühlte es sich an - Gefühle seinerseits waren, die er mir regelrecht implantierte. Ich beschreibe es mal in einem Bild, denn anders kann ich es nicht beschreiben:

Das Innen- Leben eines Narzissten gleicht einem leeren Kinosaal. Vor einer riesigen Leinwand steht ein Sessel. Es läuft ein grauenhafter Film, mit Szenen voller Angst, Horror und Schmerz, der einen mit dem Gefühl, man stürbe jeden Moment unter der Last der Bilder und der Einsamkeit alleinlässt. Während andere Menschen die Möglichkeit haben, jederzeit das Kino verlassen zu können, bleibt ein Narzisst in dem Saal ein Leben lang gefangen - und dieser Film endet nie. Der Narzisst hat nur eine Möglichkeit, diesen Bildern zu entkommen: Er muss einen Menschen finden, der sich auf den Sessel setzt. Dann bindet er ihn rasch dort fest, so dass er nicht mehr fliehen kann, fixiert seinen Blick auf die Leinwand, so dass er nicht wegsehen kann. Und hat er dies geschafft, dann macht sich unendliche Erleichterung breit. Der Narzisst grinst dann und sagt: Du wolltest es doch nicht anders. Und während du jetzt hier sitzt, kann ich endlich gehen. Und er geht. Zurück bleibt der am Stuhl gefesselte Mensch - verdammt, den Film zu schauen, in Endlosschleife. All das Grauen, der Kälte ausgeliefert, verlassen und allein im Kinosaal. Der Mensch merkt: Hey, das ist nicht richtig von ihm, mich zu zwingen, diesen Film zu sehen, mich festzusetzen und dann alleinzulassen - ausgeliefert dem Schmerz dieser Bilder. Und er wird wütend. Doch es dämmert ihm, dass der Film, den er dort sieht, das Leben dieses Narzissten zeigt. Seine innere Welt. Und ihm wird klar, wenn er sich nun losreißt und aus dem Saal flieht, dann wird der Narzisst gezwungen sein, zurückzukehren in den Kinosaal seines Lebens, verdammt dazu, Platz zu nehmen, den Film zu sehen. Und er fürchtet sich davor, weil er weiß, dass er dann beschuldigt wird: Wie konntest du mir sowas antun? Wenn du mich je geliebt hättest, hättest du mich niemals allein gelassen, egal was ich getan habe, Wenn du jetzt gehst, dann ist klar, was für ein Mensch du wirklich bist: gestört, unaufrichtig, beziehungsunfähig - du bist es nicht wert, geliebt zu werden - es gibt andere Frauen, die tausendmal loyaler sind, als du.
Und dann dämmert in diesem Moment ein zweites Gefühl: Reiße ich mich jetzt los, dann tue ich ihm das Gleiche an, wie das, was ihm einst angetan wurde: Er wurde weggesperrt, dazu verdammt, sich diesen Film anzusehen. Er wurde benutzt und in diesen Saal geschlossen, in dem er immer hoffte, es würde jemand kommen und ihn erlösen - aber es kam niemand. Während er auf Liebe hoffte, wurde ihm Aufmerksamkeit nur zu Teil, wenn er sich einspannen ließ. So lernte er, dass Liebe Benutzen heißt, dass Geborgenheit Ausgeliefertsein bedeutet, dass Zuwendung nichts anderes als Manipulation ist und dass ein freundliches Lächeln der Weg in den Kinosaal ist. Ein Mensch, der ihm seine Hand entgegenstreckt, ist der gleiche Mensch, der hinter ihm zuschließen wird.
Und uns dämmert, dass unsere Liebe begrenzt ist, und dass Liebe manchmal auch heißt, Täter zu sein.

Und so wie wir alle hofft er, dass es eines Tages einen Menschen geben wird, der ihn davon erlöst. Aber das wird niemals passieren. Denn was er nicht weiß: Der Schlüssel liegt in seiner Hand.

Mit unserem Gefühlschaos, das wir nach einer solchen Beziehung erleben, bekommen wir einen kleinen Einblick in die innere Welt eines Narzissten. Wir können ihn nicht retten, wir MÜSSEN weitergehen. Wir können unseren Film beenden. Ein Narzisst kann dies nicht.

18.10.2014 21:19 • x 6 #5870


E
Liebe KleinesLied,

dein Beitrag ist ganz wunderbar.
Ich bin tief berührt, vielen Dank dafür.

Liebe Grüße
elim

18.10.2014 21:34 • #5871


Effi
Hallo Panda,

Du erkennst einen Narzissten, die narzisstische Persönlichkeitsstörung an den vier E's: Empathiemangel, Entwertung, Egoismus und Empfindlichkeit.

Alle vier Merkmale müssen vorhanden sein doch können sie sehr unterschiedlich gewichtet sein.
Anfangs sind sie zumeist sehr einnehmend, charmant und bemüht, das kann auch länger Anhalten je nachdem was für einen Zweck du in deren Leben erfüllst.
Sie können aufbrausend und laut sein aber es gibt auch die subtilen sehr angepassten die niemals laut werden und sehr subtil abwerten.

Manche reden über ihre exbeziehungen schlecht aber auch da gibt es solche, die nicht schlecht reden, am ehesten solltest du da - in befremdlichen Situationen - deinem bauchgefühl vertrauen, was sehr schwierig sein kann, wenn man schon emotional sehr festhängt und einem immer wieder beteuert wird wie sehr man geliebt wird. Sie versprechen oft sehr viel und das handeln findet gar nicht oder sehr stark zeitverzögert statt usw. Und so fort

Die 4 E's finde ich sehr passend, nachzulesen in Die Narzissmusfalle von dr. Reinhard Haller
Hoffentlich konnte ich dir ein wenig helfen


Dir liebe endlich frei wünsche ich alles gute, ich hab die meisten Beiträge von dir gelesen (fand die meisten sehr berührend) und die Erkenntnis ist es die man verarbeiten muss, so abgrundtief im Namen der liebe betrogen worden zu sein.
Du machst das, alles liebe für dich

Danke kimberley und all die anderen fürs in Worte fassen was lange gar nicht zu fassen ist. Benutzt

18.10.2014 21:36 • #5872


sahara
Kleines Lied

die Erkenntnisse, die du beschreibst...
sind wundervoll und schrecklich zugleich, mir lief ein Schauer über den ganzen Körper, während ich las.
In deiner wundervollen Bildersprache finde ich mich wieder. Die Beschreibung des Narzissten im Kinosaal kann man nicht treffender beschreiben und sein/unser Drama darin nicht besser ausdrücken.

Ich danke dir von ganzem Herzen und verneige mich.

18.10.2014 22:13 • #5873


S
Zitat von Jordis:
Eigentlich, und das ist seltsam, dachte ich, dass ich die Beziehung dominiere, dass ich entscheide, doch immer wenn ich wieder einmal Schluss gemacht habe, bin ich eingebrochen und habe den Kontakt wieder aufgenommen. Ich konnte mich nicht trennen. Dass ich abhängig war, begreife ich erst jetzt. Und welch ein Hochgefühl muss es für ihn gewesen sein, ließ er mich in dem Glauben, er sei abhängig und dabei dominierte er mich. Er wußte es und hat es genossen, dessen bin ich mir heute sicher.

Ja, ich bin fassungslos und im Schock, ist es doch unmenschlich zu verlangen, seine Liebe zu opfern. Aber ich weiß, dort, bei ihm, gibt es nichts für mich. Ich weiß das, ich muss es nur noch begreifen, emotional. Ich fühle mich beraubt, ungeliebt, verachtet, verhöhnt, betrogen, abgewertet und hintergangen.
Ich habe es nicht gewusst. Ich habe es nicht verstanden. Wie ein kleines Kind habe ich seinen Worten geglaubt und jeden Krümel, der für mich abfiel aufgesammelt und gehortet und beschützt, in der Hoffnung auf Liebe.


Guten morgen, ihr lieben,
Ich hinke ein wenig mit dem mitlesen - daher kommt mein beitrag vielleicht etwas aus dem kontext gerissen...
Heute morgen bin ich aufgewacht und habe einen tiefen schmerz gespürt. Einen, der schon seit wochen weggewesen war.

Mich quält die frage: habe ich doch schuld an dem auseinanderbrechen der beziehung? Was war mein anteil? Warum ist es mir passiert?
Und da kommen deine worte, liebe jordis, genau zur richtigen zeit. Danke! Auch dein gedicht ist wunderschön: mit so einfachen worten genau das dargestellt, wie es sich anfühlt. Nichts verworrenes - einfach nur klar!

Ja, liebe jordis, so war es!
Mir hat etwas gefehlt, seitdem ich auf der welt bin. Ich war nie wichtig! Ich hatte dafür zu sorgen, dass es anderen gutging.
Und nach mehreren kack-beziehungen kommt da so ein mensch daher, der mir all das gibt, was ich bisher so vermisste. Nun war ich wichtig. Dass das alles nur WORTE waren, hätte ich niemals geahnt, ist doch einer meiner wesenszüge tiefe ehrlichkeit. Mit keiner zelle hab ich gedacht, dass das wirklich NUR worte sind! Jedenfalls hab ich mein herz aufgemacht...
Mit fatalen folgen.

In meiner abhängigkeit konnte er munter manipulieren, mich belügen, mich blind machen.
Und auch wenn ich glaubte, ich habe alles im griff, hat er längst die fäden meines nun zur marionette gemachten herzens gezogen. Für was eigentlich? Na, damit es ihm besser geht.
Nie im leben hab ich damit gerechnet, dass es solche liebespartner wirklich gibt! Manchmal trägt man halt wunden vom elternhaus mit sich rum. Aber liebespartner in den gleichen topf zu schmeißen, fiel mir im traum nicht ein.

Ich würd dem gern mal in seine rübe gucken, wie es sich anfühlt, so perfide zu sein. Im grunde hab ich ja recht: sie spielen mit einem menschenleben.

Lg saxana

19.10.2014 08:50 • #5874


S
Zitat von Kimberly2:

Sowohl als auch. Der Narzisst wäre tatsächlich gern der, den er vorgibt zu sein und bedingt glaubt er das auch, sonst könnte er nicht existieren. Sein Ideal-Ich und sein Real-Ich klaffen meilenweit auseiander. Die diesbezügliche Scham ist für ihn unerträglich, also wird sie auf dich projiziert. Gleichzeitig dient aber das Ideal-Ich der Verdeckung des Real-ich (der absoluten Minderwertigkeit, in meinem Fall der Triebhaftigkeit, mit der er immer wieder Bestätigung seiner Omnipotenz suchte), was konkret heißen soll, er muss ja unbedingt verstecken, dass er sich tief im Inneren klein, hässlich und bedeutungslos vorkommt. Prallen Real-Ich und Ideal-Ich aufeinander, wird er sozusagen damit konfrontiert, dass seine realen Handlungen mit seinem stilisierten Ideal-Ich Werten nicht übereinstimmen, wird das Real-ich kurzerhand wegdissoziiert (auf deutsch weggemacht oder weggedacht, es ist einfach nicht da, du spinnst).



Nein, liebe kimberly,
Das ist kein wirres zeug - das ist die realität!
So etwas ist es. Bei meinem ex auch gewesen. Er hats ja mal selbst (in seiner wachen phase) so formuliert. Auf meine verzweifelte frage hin, warum er mir denn fortwährend wehtut, antwortete er: ich will ja garnicht so böse sein. Und bin ich ja auch nicht. Ich hab zwei anteile in mir. Der eine ist der, der tatsächlich so handelt, aber den anderen gibt es auch, so wie ich gern sein möchte...

Lg saxana

19.10.2014 09:09 • #5875


S
Zitat von Jordis:


Und ja, auch wir haben geredet und geredet, aber es kam nichts dabei heraus, weil ich ständig damit beschäftig war, zu erklären, was sein Verhalten mit mir macht, er aber nicht bereit war, meine Verletzungen anzuerkennen. So, wie Kimberly schrieb, ein einziges Konglomerat an Finten, Ausreden, Ausweichmannövern und Schuldzuweisungen, ohne zu einem Ziel zu kommen. Gerne würde auch ein Nebenschauplatz eröffnet, um den eigentlichen Konflikt zu umgehen. Einfach nur zum Gähnen. Gehirnwäsche pur.

Ich denke zu wissen, warum ich das habe mit mir machen lassen. Ich muss zugeben, sehr bedürftig gewesen zu sein, zu dem Zeitpunkt, als er in meinem Leben aufkreuzte und ähnlich wie bei Kimberly glaubte ich, endlich die Liebe zu erfahren, die mir so lange verwehrt wurde. Und ich habe seine vorgetäuschte Liebe aufgesaugt wie ein ausgetrockneter Schwamm. Was dahinter liegt ist mir auch klar. Ohne auf Opfer machen zu wollen, ich habe es nicht anders gelernt. Mein Vater hatte diese Strukturen auch. Er war ein Tyrann und meine Mutter versuchte den Schaden zu begrenzen, indem sie immer sagte, dass mein Vater mich liebt und alles nicht so schlimm sei. Auch Gehirnwäsche, weil mir bereits als Kind meine Wahrnehmung abgesprochen wurde.


Mein gott, liebe jordis, wenn du so schreibst, denke ich, ich lese mich selbst...
Danke dir dafür!
Viele väter sind tyrannen und unsere mütter haben stillegehalten und ertragen. Und was lernen wir daraus? Ein falsches konzept einer partnerschaft. Geben, aushalten, geben...
Wir leben den schmerz unserer mütter - wir leben deren leben weiter! Familientrauma auf unseren schultern...

Lg saxana

19.10.2014 09:18 • #5876


P
Liebe KleinesLied

Ein ganz wunderbarer Beitrag!

Er inspirierte mich und ich knüpfe an, und nehme Dein tolles Kinobeispiel bis hier ….

Zitat von KleinesLied:
Der Narzisst hat nur eine Möglichkeit, diesen Bildern zu entkommen: Er muss einen Menschen finden, der sich auf den Sessel setzt. Dann bindet er ihn rasch dort fest, so dass er nicht mehr fliehen kann, fixiert seinen Blick auf die Leinwand, so dass er nicht wegsehen kann.


....und nehme das mal als Vorlage, wie ich es ab hier aus meiner gemachten Erfahrung empfinde:

Er sitzt auf dem Sessel, neben ihm der Platz frei, die Reihen hinter ihm frei. Besuchersessel.

Auf jeder der abgescheuerten freien Sitzflächen klebt etwas Zurückgelassenes der ehemaligen (seiner) Besucher, auf das er immer wieder zurückgreifen kann, wenn er es braucht. Worte, Zitate, Sätze, Gebrauchsanweisungen, plausible Erklärungen, Fotos, Gesten, Blicke...

Die letzte Reihe so weit hinten, dass man Mühe hat, die Bilder auf der Leinwand zu erkennen und hinter die Handlung und das Gesagte zu steigen. Da sitzen seine Bekannten/Freunde/Familie fest, die nichts vom Film mitbekommen (wollen).

Der freie Platz neben ihm ist reserviert für die Person, die sich für ihn interessiert, und den Vorspann so faszinierend findet, dass sie bleibt um sich den Rest des Filmes anzuschauen. Und weil sie sich von dem Streifen angezogen fühlt, möchte er, dass sie sitzenbleibt und sich mit dem Film beschäftigt.

In der Mitte des Films redet er immer öfter dazwischen, schaut sie lieb an und lenkt sie so von den Horrorszenen ab. Dennoch bekommt sie den Film nebenbei mit. Sie stellt Fragen.

Jetzt gibt ihr zu verstehen, dass sie sie den Film wohl missverstanden, einige Passagen vergessen oder falsch interpretiert hätte. Sie nickt, möchte sich dennoch vergewissern und bittet darum den Film zurück auf Anfang zu spulen.

Er sieht sich dazu nicht veranlasst, denn hätte sie sich für ihn interessiert, hätte sie sich nicht ablenken lassen. Sie sieht den Film weiter an und kann nicht glauben, was sie dort zu sehen bekommt. Sie wird traurig, was er als Kritik an seinem Film sieht. Er spult vor. Sie ist geschockt. Sie schweigt, versinkt im Sessel.

Jetzt muss er handeln. Er kommt widerwillig und mit einem geschauspielerten Lächeln ihrem Wunsch nach und spielt den Film von vorne ab. Während sie gebannt schaut, nutzt er die Gunst der Stunde und verfasst SMSes mit gleichem Inhalt an mehrere Ex Zuschauerinnen. Sie bemerkt das, stellt aber keine Fragen, da es ja sonst sein könnte, dass er erbost den Film abstellt und sie des Platzes verweist.

Sie ist völlig niedergeschlagen, fast handlungsunfähig, traut ihren Augen nicht und sucht für sich Erklärungen, um ihn zu entschuldigen und seine Handlungen zu rechtfertigen. Sie läßt den Inhalt des Films sacken und erinnert sich immer wieder an den schönen Anfang des Films.

Mittlerweile sind 2 der Ex Zuschauerinnen eingetroffen, was sie nicht bemerkte, da Beide seiner Bitte Folge leisteten den Hintereingang zu benutzten und sich in die hinteren Reihen auf die reservierten auseinanderliegenden Plätze 1 + 20 zu begeben.

Jetzt bekommt der Film Untertitel. Auf was soll sie sich jetzt konzentrieren. Auf den Film? Auf die Untertitel? Wieso passen die Untertitel nicht zum Gesagten im Film? Sie versucht zu verstehen, was nicht zu verstehen ist. Ist völlig irritiert und gleichzeitig so vertieft, dass sie das Drumherum zunächst ausblendet.

Mit treuem Blick lächelt er sie zwischendurch immer wieder mal an, und haucht ihr – mit charmant zwinkerndem Auge zu den 2 anderen Zuschauerinnen - süß Geraspeltes ins Ohr.

Er wollte ihr seinen Film aufbürden, er wollte sie in seine Welt der Wahrheit hineinziehen, er wollte seine Last auf sie abwälzen. Er wollte sie in seine Welt der Verführung, Manipulation, Lügen und Hinterlist hineinmanövrieren.

Sie ließ sich seinen Film aufbürden, sich in seine Welt der Wahrheit hineinziehen, nahm sich seiner Last an. Sie überließ sich seiner Welt der Verführung, Manipulation, Lügen und Hinterlist.

Sie schaute den Film noch mehrere Male, weil sie dachte, sie hätte etwas übersehen. Aber nein, es war immer wieder derselbe Ablauf.

Die positiven Kritiken, die der Film von ihm bekam, überzeugten sie nicht mehr. Sie bildete sich eine eigene Meinung und ließ sich davon nicht mehr abbringen. Sie stützte sich mit aller Kraft und Restenergie, die der Film sie gekostet hat an den Armlehnen hoch und verließ für immer das Kino.

Auch sie hinterließ etwas auf dem Stuhl. Genau das, womit er diesmal nichts anfangen konnte: Ignoranz und einen Spiegel.

„Mein rechter, rechter Platz ist leer, ich wünsch mir die Dame auf Platz 20 her……

19.10.2014 09:22 • x 2 #5877


P
Zitat von saxana:
Ich würd dem gern mal in seine rübe gucken, wie es sich anfühlt, so perfide zu sein.


Liebe saxana,

Du brauchst Dich nur mal an etwas in Deinem Leben zu erinnern, dessen Innenleben Dich nie wirklich interessiert hat.

Eine Waschmaschine ?

Sie funktioniert, bringt Nutzen, aber welche Technik dahinter steckt ist egal. Sie erfüllt ihren Zweck.

Ein Taschenrechner?

Er funktioniert, beschert Dir Ergebnisse, aber wie das gesteuert ist, ist egal. Er erfüllt seinen Zweck.

Eine Uhr?

Sie funktioniert, läuft und zeigt Dir die Zeit ohne Dein Zutum (außer Batteriewechsel). Sie erfüllt ihren Zweck.

Nützliche Dinge eben, die man entweder reparieren (lassen) kann, oder man besorgt sich was Neues....

So stelle ich mir das vor.

Liebe Grüße,
Phoenix

19.10.2014 09:39 • #5878


S
Zitat von sahara:
Kleines Lied

die Erkenntnisse, die du beschreibst...
sind wundervoll und schrecklich zugleich, mir lief ein Schauer über den ganzen Körper, während ich las.
In deiner wundervollen Bildersprache finde ich mich wieder. Die Beschreibung des Narzissten im Kinosaal kann man nicht treffender beschreiben und sein/unser Drama darin nicht besser ausdrücken.

Ich danke dir von ganzem Herzen und verneige mich.


Ich kann mich dem nur anschließend: ein wunderbares gleichnis mit dem kinosaal!
Und ja, aufgrund unserer eigenen lebensgeschichte wollen wir die retter sein. Wir glauben, wir schaffen das - und sitzen dann selbst fest. Aus mitgefühl unfähig, auf uns selbst besser aufzupassen.
Die einsicht fällt so schwer, dass man das leid, durch andere verursacht, nicht selbst heilen kann und vorallem MUSS!

Lg saxana

19.10.2014 09:52 • #5879


F
Hallo,

puuuh, ich bin ganz schön geflasht, von dem, was ich hier lese in den letzten Tagen hatte ich ja ein paar Beiträge eingestellt, wo meine Selbstbestimmung, Unabhängigkeit Freiheit in den Focus standen....
Kleines Lied - du hast mich absolut bestätigt, ich könnte es niemals in solche Worte fassen:

Dem Nichts einen Sinn geben - das ist die Aufarbeitung ich halte es wie Sahara: ich verneige mich vor dir, ich fühle es wie du das wirklich Gute ist, ich glaube, ich bin schon ein ganz schönes Stück weit gekommen, um in MEINEM Leben anzukommen.

Liebe Phoenix, du hast es wunderbar in deiner eigenen unverwechselbaren Sprache erweitert - ich bin mir sicher, viele können den Inhalt gut nachvollziehen.

19.10.2014 09:53 • x 1 #5880


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