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Folgen oder loslassen?

Michel75
Hallo ich stecke in einer Situation fest wo ich nicht weiß was ich tun soll und hoffe hier vielleicht ein paar Antworten zu finden die mich meine Lage besser verstehen lassen.

Seit 8 Jahren sind wir verheiratet und die ersten 5 Jahre waren wie man es sich nur vorstellen kann.
Wir lernten uns online kennen und trafen uns das erste Mal nach 3 Monaten.
Ich blieb 6 Wochen bei ihr und wir beschlossen das sie ihren Job und Wohnung kündigt und direkt mit zu mir zieht da sie hier auf Anhieb einen tollen Job in Aussicht hatte.
Es war ein großes Ding da wir fast 900 Kilometer auseinander wohnten.
Gesagt getan es funktionierte einfach alles und 1 Jahr darauf heirateten wir.
Das Leben meinte es gut mit uns und wir hatten alles was wir uns wünschen konnten.

Im sechsten Jahr ist ihr Vater nach der Diagnose Krebs sehr schnell verstorben.
Seitdem geht es eigentlich Berg ab.
Durch den Tod ihres Vaters ist sie in eine Depression gerutscht da sie doch sehr an ihm hing.
Sie fing an zu trinken um den Schmerz zu betäuben was wohl die dümmste Art ist mit seinem Kummer umzugehen.
Es dauerte 1 Jahr bis sie endlich einsah, dass es so nicht weiter geht und sich bereit erklärte eine Therapie zu machen.
Drei Monate war sie in einer Einrichtung zu Bekämpfung ihrer Depressionen doch schon weniger Wochen danach fing
sie wieder an zu trinken.
Es gab Schwierigkeiten im Job und Zuhause lief es auch nicht gerade besser da der Alk. immer präsent war.
Ein weiteres Jahr später begab sie sich erneut in eine Therapie um ihre Sucht zu bekämpfen und ihr Leben
wieder in die richtige Bahn zu lenken.
Doch auch das hilf nicht und schon nach wenige Wochen stand der Rückfall vor der Tür.
Das ist in zwischen 2 Jahre her.
Vor etwas über einem Jahr hat sie beschlossen, dass sie es Zuhaue nicht mehr aushält hat sich eine Wohnung
gesucht und ist ausgezogen.
Wir hatten in diesem Jahr viel Kontakt und es gab immer wieder Phasen wo wir uns näher gekommen sind wäre
da nicht der Stoff gewesen.
Mal war sie bei mir, mal ich bei ihr und wir unternahmen auch immer wieder gemeinsame Dinge.
Wir telefonierten täglich schrieben uns Nachrichten.

Anfang Mai klingelte nachts mein Handy und sie sagte mir unter Tränen, dass sie so nicht weiter leben möchte, sie mich so sehr vermissen würde und endlich ihre Sucht besiegen will um wieder mit mir glücklich zu werden.
Also starten wir den Versuch zu einer dritten Therapie.
Alles war angeleiert, die Klinik ausgesucht und sämtliche Unterlagen lagen bereit.
Dieses mal kümmerte sie sich eigenständig um den ganzen Prozess und ich war mich sicher, dass sie es dieses mal schaffen wird.

So und jetzt kommt das eigentliche Problem.

Vor ca. 5 Wochen sagte sie mir, dass sie zurück in ihre Heimat möchte da sie Sehnsucht nach Zuhause hat und die Therapie hier nicht machen möchte da sie einen Neuanfang brauch.
Sie vermisst ihre Familie und ihre Freunde so sehr und würde es nur schaffen wenn sie diesen Schritt geht.
Kurze Zeit später kündigte sie ihre Wohnung und ihren Job

Wir haben viele geredet doch sie ist sich sicher, dass dies der richtige Weg für sie ist und bat mich mit zu kommen da sie mich immer noch liebt um mich bei sich haben möchte.
Ich für meinen Teil sehe es aber anders und bin der Meinung, dass sie erst diese Therapie machen hätten sollen das wir überhaupt eine Chance haben.
Doch sie bleibt unbeirrt und geht diesen Weg ob ich mit gehe oder nicht.

Ist es wirklich Liebe wenn man einen Menschen der immer für einen da war von heute auf morgen zurück lässt?
Sollte ich es in Betracht ziehen diesem Mensch blind zu folgen in der Hoffnung dass alles gut wird?
Oder ist es Zeit sie ziehen zu lassen und alles zu beenden?

04.08.2021 12:12 • #1


D
Hallo Michel,

willkommen im Forum, auch wenn dein Anlass unschön und traurig ist.

Wie alt ist deine Ehefrau? Und trinkt sie aktuell noch?

Hast du dich schon einmal etwas um dich gekümmert, oder eingelesen in den Alk., in das Suchtverhalten in den Jahren?
Stichwort "Co Abhängigkeit". Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alk..

Und hat der Vater deiner Frau auch getrunken?

04.08.2021 12:17 • #2


A


Folgen oder loslassen?

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Michel75
@DieDirekte
Sie ist vor kurzem 35 geworden und ja sie trinkt aktuell noch.
Ja ich habe glaube ich so ziemlich jede Suchtberatungsseite im Internet besucht, Foren durch wühlt und war auch schon bei einer dieser Gruppen.
Die ersten male war sie auch dabei doch recht schnell hatte sie kein interesse mehr und ich war noch ein paar mal alleine dort.

Nein der Vater hat nicht getrunken aber es gab wohl viel Alk. in der Familie.

Und danke für deine Willkommens Grüße

04.08.2021 12:24 • #3


D
Vermutlich kennst du die Antwort bereits selbst:
Loslassen, lieber Michel, loslassen.

Deine Frau kommt aus einer Alkoliker-Familie und du kannst sie nicht retten. Das kann sie nur selbst, wenn sie wirklich will. Aktuell will / kann sie nicht. Das gilt es zu respektieren. Sie ist erwachsen.

Rette dich lieber selbst. Tue dir etwas Gutes. Richte deinen Blick auf dich, kümmere dich um dein eigenes Leben.

Wenn du magst, hol dir Unterstützung in einem Forum oder einer Selbsthilfegruppe für Co. Abhängige bzw. Angehörige von Alk.. Du bist nicht allein.

Aber du kannst deine Frau nicht retten. Egal was sie dir erzählt und verspricht. Du kannst sie nicht retten.

04.08.2021 12:31 • x 3 #4


Michel75
@DieDirekte
Danke für deine ehrliche Antwort und ja als ich den Text geschrieben habe wurde mir bewusst,
dass ich wohl los lassen muss so schwer es mir auch fällt.

04.08.2021 12:37 • #5


D
Ja, es ist schwer Michel. Es ist eine verdammte Krankheit, oder ein verdammtes und mühsames Schicksal, diese Sucht.

Leider gibt es Alk. schon immer, durch alle Schichten, über die ganze Welt. Es ist traurig, dass deine Frau, die sicher sehr liebe Seite an sich hat, in einer Alk. groß geworden ist und diesen Spuren / Wurzeln jetzt auch folgt.

Grenz dich ab. Leb dein eigenes gutes Leben. Alles Liebe und Gute für dich

04.08.2021 12:44 • x 1 #6


T
Alk.? Renne weg, so schnell es geht!

Alk. ist schlimmer als jede Drog e n su cht

04.08.2021 12:44 • #7


Michel75
@DieDirekte
Danke für deine Wünsche ich werde versuchen meinen Weg zu gehen auch wenn ich jetzt noch nicht weiß wie das funktionieren soll.

04.08.2021 13:37 • #8


CiRa78
Alk. zieht runter und so gerne man helfen möchte, wenn das Gegenüber das nicht begreift, funktioniert es nicht. Ich habe in einer Dro. Reha Klinik gearbeitet und dort wird den Angehörigen geraten das Familienmitglied fallenzulassen. Leider ist es nicht anders möglich, Menschen die Augen zu öffnen. Es tut mir so leid

04.08.2021 14:26 • #9


F
Mal langsam...das Thema Alk. ist natürlich ein Totschlagargument. Auch der Verlust des Vaters. Liegt es denn wirklich daran oder ist das nur eine Folge eines anderartig gelegenen Problems? Dazu musst DU natürlich eure Beziehung auch reflektieren. Dass alles hant toll war, ist einnatürliches Empfinden. Aber war das auch tatsächlich so?

Ich hoffe, Du weisst worauf ich hinaus will....

04.08.2021 14:34 • #10


Michel75
@fitzgerald71
Ja weiß ich.
Klar gab es Meinungsverschiedenheiten aber ich glaube in jeder Beziehung ist das so.
Da ich 10 Jahre älter bin war ich vielleicht nicht immer die Partykanone das könnte man mir ankreiden
aber eigentlich waren wir damit immer recht zufrieden mit dem was wir hatten.
Es war nicht viel aber für uns hat es voll und ganz gereicht.
Sie hatte einen tollen Job wo sie voll und ganz darin aufging ich hab mich komplett um den Haushalt gekümmert.
Und ja es war ihr Vorschlag das ich den Hausmann mache das sie alles was mit Haushalt zu tun hat nicht gerne gemacht hat.
Da ich das gerne mache war es für beide ok.
Sie konnte sich glaub nie beschweren da ich wirklich versucht habe ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen und ihn auch in die Tat umzusetzen.
Die ersten Jahre vor dem Tod ihres Vaters würde ich unsere Ehe als glücklich bezeichnen.

Die großen Sorgen kamen erst nach dem Tod und als der Alk. in unser Leben kam.
Aber wie du sagst, dass ist meine sicht der Dinge und ich kann nur sagen wie ich es gesehen habe.
Da ich so oft das Kompliment bekommen habe der beste Ehemann der Welt zu sein gehe ich aber davon aus das auch sie so empfunden hat.

@CiRa78
Danke und ja diesen Satz habe ich sehr oft gehört doch es in die Tat umzusetzen ist eine andere Geschichte.
Vor allem wenn der Mensch der sie einmal war immer wieder zum Vorschein kam wenn sie ein paar Tage nicht getrunken hat.

04.08.2021 18:03 • #11


Aida2014
Hallo Michel,ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, mein Mann war Jahrelang Alk., gehe Ihr nicht hinterher.
Das sind alles falsche Versprechen, wenn Du das machst,dann mache ich das u.s.w.
Darüber könnte ich ein Buch schreiben, glaube mir und wenn ich in der Klinik wo mein NM war in der Angehörigen Beratung eines gelernt habe, Alk. sind die größten Schauspieler. Sie lügen Dir das blaue vom Himmel.
Mein NM ist mit großem Willen 11 Jahre trocken und davor ziehe ich den Hut, aber danach hat er sich zum Tyrannen entwickelt. Es ging nur noch um Ihn.
Leben Dein Leben und genieße es.
Deine Frau wird erst trocken wenn Ihr was schlimmes passiert, wie bei meinem Mann der besoffen auf der Arbeit vor ein Auto gefallen ist und alle in der Klinik haben das selbe gesagt.
Wünsche Dir alles Gute

04.08.2021 18:19 • x 2 #12


Ayaka
mhmm - die Heimat wird auch nicht die Lösung für ihre Probleme sein - die liegen ganz woanders...

Bleibe hart und folge ihr nicht - du ziehst sonst nur dein eigenes Leben in ihren Sumpf mit hinein

04.08.2021 18:24 • x 3 #13


Michel75
@Aida2014
Ja da mit dem lügen ist was dran.
Ich glaube meine Frau wahr mal die erhlichste Haut die ich je kennen gelernt habe doch das ist lange her.
Da sie Typ 1 Diabetikerin ist und dazu noch Antidepressiva nimmt wird das nicht mehr lange auf sich warten lassen bis etwas schlimmes passiert ich rechne da leider schon lange mit.
Danke für deine Wünsche

@Ayaka
Du weißt das und ich weiß das doch sie leider nicht.
Sie flüchtet vor dem was geschehen ist in der Hoffnung das alles besser wird doch der Alk. und ihre Probleme werden ihr folgen wo immer sie auch hin geht.

Hätte vielleicht schon viel früher den Mut haben sollen hier etwas zu schreiben
denn es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Danke@all

04.08.2021 19:49 • x 1 #14


K
Zitat von Michel75:
dass sie zurück in ihre Heimat möchte da sie Sehnsucht nach Zuhause hat und die Therapie hier nicht machen möchte

Hat sie denn davon geredet die Therapie bei ihr zuhause zu machen? Ist da schon was geplant?

Ich sehe das vielleicht ein bisschen anders als einige hier. Kann aber auch falsch sein. Das weiß man nie so genau...
Ich auf jeden Fall, würde nicht unbedingt alles beenden.
Kommt eben ein bisschen auf die geplante Zukunft an.
Definitiv würde ich nicht sofort mitkommen.
Aber trennen würde ich mich deswegen auch noch nicht...

04.08.2021 20:04 • #15


A


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