Frage an die die ihren Partner betrogen haben

Ich bin eine von der anderen Seite. Also ich habe betrogen. Mein Partner hat es geahnt, obwohl wir nicht zusammen leben hat er aus meinem Verhalten geschlossen, dass etwas nicht stimmt und hat mir die Gelegenheit gegeben zu reden.

Und ich habe sie nicht genutzt, sondern weiter gemacht.

Heute bereue ich es zutiefst...und kann mich jeden Tag dafür ohrfeigen oder schlimmeres.

Was ich damit sagen will...jeder Betrug entsteht aus einem Gefühl, dass es nicht passt mit dem jetzigen Partner. Sonst wäre man im Moment nicht bereit, sich dem Rausch hinzugeben und etwas neues anzufangen.
Naja...und wenn man nicht bereit ist, offen und ehrlich seinem Partner seine Zweifel oder Unzufriedenheit von sich aus mitzuteilen, um gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten...dann passiert sowas. Ich denke, selbst wenn du ihn angesprochen hättest wäre es u.U. so gekommen, weil er eben diesen Weg wählen wollte und nicht den offenen, ehrlichen und schmerzhaften. Die Flucht in einen Affäre oder ONS ist letztendlich nicht mehr oder weniger als sich der Realität nicht stellen wollen und flüchten.

Danke Kleineschnecke0 für deine Offenheit von der anderen Seite.

Zitat:

Was ich damit sagen will...jeder Betrug entsteht aus einem Gefühl, dass es nicht passt mit dem jetzigen Partner. Sonst wäre man im Moment nicht bereit, sich dem Rausch hinzugeben und etwas neues anzufangen.
Naja...und wenn man nicht bereit ist, offen und ehrlich seinem Partner seine Zweifel oder Unzufriedenheit von sich aus mitzuteilen, um gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten...dann passiert sowas

Ich habe meinen Mann dann gefragt warum er sich nicht von mir getrennt hat, aber dem stand seine Liebe zu mir im Weg. Mir tut natürlich weh dass er dann nicht mit mir geredet hat und diesen Weg vorgezogen hat. Aber vielleicht ist man manchmal zu sehr verstrickt in alles um noch gut miteinander reden zu können, keine Ahnung. Oder die Hoffnung ist gering dass es wieder wird, aber gleichzeitig schafft man den Absprung nicht sich zu trennen weil die Gefühle noch da sind. Alles schwierig. Ich versuche mich so gut es eben geht auch in die andere Seite rein zu versetzen, aber das ist nicht einfach. Und doch gelingt es mir manchmal.
Danke für deinen Einblick, aus deiner Perspektive.

Zitat von Anita22:

Ich habe meinen Mann dann gefragt warum er sich nicht von mir getrennt hat, aber dem stand seine Liebe zu mir im Weg.

Weniger die Liebe, mehr die Bequemlichkeit alles zu haben und vor allem behalten zu können, ohne dass er irgendwelche Konsequenzen oder Verantwortung für sein Verhalten tragen muss.

Fakt ist das es der beschissenste und feigste Weg ist, damit umzugehen. Und führt letztendlich zu mehr Leid als vorher. Für den/die Betrogene sowieso. aber auch für den/die die den Betrug begeht. Davon kann ich ein Lied singen.
Aber natürlich ist es so, dass der passive Part unvermittelter getroffen wurde, der Boden unter den Füßen ist weg. es bricht alles zusammen.

Ich wünsche dir bzw euch sehr, dass es eine Lehre ist. Ich denke, jeder Mensch darf auch Fehler machen. und warum er nicht reden konnte und den Weg gewählt hat muss er für sich selbst klären und ihr gemeinsam dran arbeiten, dass es in Zukunft nicht mehr passiert. Dazu muss man natürlich auch zurück schauen. beide Seiten, um zu erkennen, wer welchen Anteil hatte. Damit will ich nicht sagen, dass es irgendeine Rechtfertigung für ihn gegeben hat, so zu handeln. Der Betrug ist ein Riesenbrocken, den er zwischen euch gestellt hat. Denn so behandelt man keinen, erst recht keinen den man liebt.

Ja, beschissen und feige und nicht wirklich drüber nachgedacht.
Aber wenn jemand über einen fremden Menschen schreibt - der hat sich nicht aus Liebe nicht getrennt sondern aus Bequemlichkeit und weil er diese Komfortzone nicht verlassen wollte - das weiß doch niemand und solche Aussagen führen zu nichts. Beschissen und feige ist es hingegen immer. Und kopflos.
Daher danke für deinen konstruktiven Beitrag, Kleineschnecke0 (bist du mit deinem Partner, den du betrogen hast, noch zusammen?)

Ja, wir sind noch zusammen, aber es ist schwierig. Vor allem für ihn. Zu vergessen und wieder unbeschwert glücklich sein zu können. Denn das Denkmal, dass ich gebaut habe, das was ich zwischen ihn und mich durch den Betrug stellte ist da. Und da hilft auch kein Verständnis, kein guter Grund.
Aktuell haben wir Kontaktpause...weil es ihn gestern wieder mit Wucht einholte. Und ich kann ihn verstehen...immer wieder dieser Rückwurf und die Bilder sind schwer anstrengend. Er hofft, dass es besser wird, wenn er Ruhe und Anstand gewinnt. Und ich...ja, ich hoffe das auch.
Es ist ein großes Glück, dass mein Partner arbeiten will und nicht einfach abhaut...weil das der einfachere Weg ist. Aber auch sehr elend, dem ganzen machtlos zuzuschauen und zu registrieren, was man eingerissen hat,wie sehr man verletzt hat.
Deswegen tut es mir auch gut, drüber zu schreiben.

Ich denke, man sollte immer auf sein Bauchgefühl hören auch wenn man es nicht wahr haben will.

Als meine Frau damals eine kurze Affäre hatte, waren wir in einer anstrengenden Phase. Wir hatten uns gerade ein Haus gekauft, in welches viel Arbeit hätte gesteckt werden müssen. Eine Woche später hat dann die Freude über das Haus umgeschlagen und wir stritten nur noch darüber. Mein Bauchgefühl sagte mir irgendwann, dass da was faul ist. Ich dachte aber eher, sie wäre in eine Arbeitskollegin verknallt. Da stimmte so nicht, es war Mr. Escape, aber trotzdem war mein Bauchgefühl nicht ganz verkehrt. Als Sie dann unsere Ehe immer öfter in Frage stellte, mit der Begründung, sie sehe in mir nur noch ihren besten Freund und nicht mehr ihren Ehemann und dann unsere Ehe auch beendete, war mir vom Bauchgefühl her klar, dass das nicht der einzige Grund war. Ich wachte aus meinem persönlichen Kokon auf und fand in Stunden alles raus... Hätte ich eher auf mein Bauchgefühl gehört, hätte ich mich besser drauf vorbereiten können.

@Kleineschnecke0 Ich verstehe nur zu gut, was dein Mann durchmacht. Auch ich habe mich für den Weg entschieden, nicht einfach abzuhauen und an unserer Ehe zu arbeiten. Ich konnte meiner Frau schlußendlich verzeihen, weil ich insgesamt am Scheitern der Ehe einen großen Anteil hatte und weil Sie eben auch unsere Ehe beendete, weil Sie das Lügenkonstrukt einer Affäre eben nicht aufrechterhalten wollte / konnte. Das Kopfkino, was deinen Mann immer wieder einholt ist ganz normal. Schlußendlich hilfst du ihm nur, indem zu ihm seine Fragen beantwortest und er nicht ständig über das WARUM / WO / WANN grübeln muss. Meine Frau war da leider immer sehr reserviert und ich musste mir diese Fragen größtenteils selbst beantworten, was die Aufarbeitung nicht leichter gemacht hat. Aber das Ganze ist jetzt 1,5 Jahre her und wir sind glücklicher denn je. Ob dein Mann das schafft, hängt natürlich auch sehr von seinem Charakter und Selbstbewusstsein ab. Manche schaffen das, manche nicht. Ich wünsche Euch viel Glück auf Eurem, hoffentlich gemeinsamen, Weg!

Das Problem oder das gute ist...wir leben nicht zusammen.
Vorteil...sowas wie Abstand ist leichter durchzusetzen, weil man sich nicht über den Weg laufen muss.
Ich bin skeptisch, dass eine Kontaktsperre wirklich den Durchbruch bringt, aber sehe ein, dass ich seinen Weg akzeptieren muss, wenn ich bei ihm bleiben will.
Der betrogene bestimmt das Tempo...nur so kann es gehen. Natürlich darf auch der Betrüger nicht nur im Büßerkleid Rum laufen, aber ich denke ich bin in der Position demütig zu sein.

Was hat bei dir/euch den Durchbruch gebracht?

Naja, als dann alles raus war, war natürlich erst mal Chaos. Nach dem ersten großen Streit bat meine Frau mich, dass ich sie nicht einfach raus schmeiße, was ich auch nicht tat. So vergingen dann 4 Wochen in denen wir getrennt waren, aber weiterhin gemeinsam wohnten. Es war keine schöne Zeit und ich wusste nicht, was ich wirklich will. Ich spürte aber, dass ich sie nicht hassen kann, sondern im Gegenteil. Es wurden wieder Gefühle wach, die vorher nicht da waren. Seltsamerweise vermisste ich sie und fühlte mich zu ihr hingezogen.

Auch in den 4 Wochen haben wir nie aufgehört zu reden, eigentlich jeden Abend. Da war die ganze Bandbreite von vernünftigen Gesprächen, wie das alles passieren konnte, bis zu lautstarken, Alk. Wutgesprächen. Aber alle Gespräche haben uns weiter gebracht.

Mein persönlicher Durchbruch war lustigerweise, als ich auf einer Hochzeit eingeladen war und dort alleine hin ging. Ich weiß nicht, was in dieser Nacht passiert ist, aber ich entschied mich danach für meine Ehe zu kämpfen und sagte ihr am Tag danach, dass ich persönlich eine Entscheidung getroffen hätte, aber ohne Ihr zusagen, welche das sei. Sie wusste schon, was ich meine. Eine Woche später sagte sie mir dann, auch sie wollte es noch mal versuchen.

Unser gemeinsamer Durchbruch für eine gemeinsame Zukunft war dann zwei Wochen später, ein gemeinsamer Kurztrip zum Shoppen. Wir hatten viel Zeit zu reden, konnten auch wieder gemeinsam lachen und sind uns seit fast über einem Jahr auch wieder körperlich näher gekommen. Erst ab diesem Zeitpunkt waren wir wieder zusammen.

Der endgültige Durchbruch, und das Erfolgsrezept war, dass wir beide wirklich eine komplette persönliche Wandlung durchgemacht haben. Ich habe mein ganzes verstaubtes Waschlappen dasein abgelegt und bin wieder zu dem Mann geworden, in welchen Sie sich vor 13 Jahren verliebt hat. Dies sowohl optisch, als auch charakterlich. Sie hat ihre launische, latent agressive Art (welche Sie sich in den letzten Jahren zugelegt hatte) komplett abgelegt und ist zu wieder zu einer lebenslustigen, lieben und verschmusten Frau geworden, die Lust am Leben hat und auch von sich aus mal zeigt, dass Sie Lust auf (-; hat.... Viele erkennen uns nicht wieder, aber das war der einzig gangbare Weg!

@habenesgeschafft Glückwunsch, dass Ihr Eure Krise als Chance genutzt und wieder zueinander gefunden habt.

Dem kann ich mich nur anschließen...danke für deine ausführlichen Worte. Schön zu lesen, wenn Menschen ehrlich und voller Achtung wieder zueinander finden.

@Kleineschnecke0 Deinen Fall kann man aber kaum mit dem der TE vergleichen. Du kommst aus einer gescheiterten Ehe mit Kindern, hast Dich dann frisch verliebt und deine neue Liebe bereits nach ein paar wenigen Monaten betrogen. Das geschah also nicht in einer gefestigten Beziehung, sondern ganz zu Beginn. Zudem steckt Eure Versöhnung noch ganz in den Kinderschuhen. Laut Deinem anderen Thread ist die Aufarbeitung gerade mal ein Monat alt.

Nicht ganz richtig...wir arbeiten über nen halbes Jahr. Aber egal ....ich denke trotzdem dass man Dinge übertragen und mitteilen kann, auch wenn jeder Fall individuell bleibt.