Fast zwei Jahre Ausnahmezustand das macht schon was mit einem.
In meinem Bekanntenkreis gibt es zwei Fälle von denen möchte ihr dir gerne erzählen.
Mein erster Bekannter, junger Kerl Mitte 20, ist an Long Covid erkrankt. Als Folge dessen leidet er an Kurzamtmigkeit, ständigem Husten, Erschöpfung, er benötigt nachts ein Beatmungsgerät das ihn mit Sauerstoff versorgt und auch tagsüber benötigt er das Gerät dann und wann.
Durch die Krankheit ist seine Lebensqualität extrem eingeschränkt, weswegen er zusätzliche eine Depression entwickelt hat.
Hier ebenfalls die gleiche Prozedur bezüglich Ärzte und Therapien mit mäßigem und vor allem keinem dauerhaften Erfolg.
Er wurde für seine Eltern eine Last, weswegen sie für ihn einen Platz im betreuten Wohnen gefunden haben. Es handelt sich hier im übrigen auch nicht um eine Geschichte aus dem Paulaner Garten, die Geschichte basiert auf Tatsachen.
Er war vorher zwar kein Sportler, aber er hatte ein völlig normales selbstbestimmtes Leben. Sich in dieser Lage wiederzufinden und akzeptieren zu müssen war und ist teilweise immernoch extrem hart.
Er kann aufgrund seiner Erkrankung nicht arbeiten gehen, wird daran in absehbarer Zukunft auch nichts ändern können. Je nach Phase schafft er es mal besser und mal schlechter sich um sich selbst zu kümmern. An ein S. ist bei ihm so gar nicht zu denken, nicht das er sich das nicht wünschen würde - er ist gesundheitlich einfach nicht in der Lage dazu.
Was er aber nie getan hat ist anderen Menschen die Schuld für seine Situation zu geben. Er hat andere Menschen nie in die Verantwortung genommen für sein -vor allem psychisches Wohlergehen- in irgendeiner Art von Bringschuld zu stehen. Er hat seine Up and Downs, aber er kämpft sich durch und schaut was eben in den jeweiligen Phasen möglich ist. Im Sommer war er mit Freunden Bowlen und auch sonst versucht er raus zu kommen, auch wenn es nicht oft ist.
Mit der Akzeptanz, dass DAS jetzt sein Leben und es kein Zurück mehr gibt, wurden manche Dinge besser.
Der zweite ist ein Freund von mir der bereits seit zwei Jahren stark mit Depressionen zu kämpfen hat. Er, Ende 30, verheiratet und hat mit seiner Frau ein Kind(4).
Er war letztes Jahr aufgrund seiner Depressionen für 6 Wochen stationär in einer Klinik, in der Hoffnung er kommt auf die Beine um wieder für seine Familie da sein zu können. Dort wurde er auch mit Medikamenten eingestellt. Nach der Klinik ging er zur Therapie. Erfolg, im Sinne das er wieder arbeiten gehen kann oder er in seinem Sein und Tun wieder der Alte ist, hat es nicht gebracht. Er ging dieses Jahr unter anderem dann noch in Reha, war dann noch anderweitig für Untersuchungen und Begutachtungen weg, weil sein Arbeitgeber ihn nach den fast 2 Jahren Krankenstand los werden will.
Insgesamt war er dieses Jahr 3 Monate komplett weg von daheim. Ist er daheim anwesend, ist er trotzdem nicht unbedingt eine große Hilfe.
Seine Frau stemmt seit zwei Jahren im Grunde genommen alles alleine, kümmert sich zusätzlich noch um seine Anträge und Belange und unterstützt ihn wo sie kann. Das ist für sie eine enorme Belastung. Sie ist mittlerweile komplett ausgebrannt und hat eine Mutter-Kind-Kur beantragt. Was ich bei ihm beobachte, ist das der anfängliche Wille zur Besserung irgendwie abhanden gekommen ist. Er hat sich mit der Situation arrangiert und die Krankheit dient mittlerweile als Begründung für alles und jede Enthaltsamkeit aus der Verantwortung in allen Bereichen seines Lebens. Bei der Frau hat es zumindest Klick gemacht und sie hat mal auf den Tisch gehauen. Es muss sich etwas verändern, denn so kann sie nicht weitermachen. Was dabei rauskommt weiß ich noch nicht, müsste ich dann in 3-4 Monate berichten.
Warum ich dir das schreibe?
Weil dir die Akzeptanz fehlt, dass es Zeit ist die Beziehung los zu lassen.
Du bist nicht bereit zu gehen, weil du schon so viel Zeit und Energie in diese Beziehung investiert hast.
7 Jahre (ich hoffe ich erinnere mich richtig) ist eine lange Zeit. Du wolltest das ER der Mann ist den du heiratest und die Vorfreude auf einen gemeinsamen Start in die Zukunft war ebenfalls da.
Was dir fehlt ist die Akzeptanz, dass der Mann der er mal war verloren ist.
Du klammerst dich an die Hoffnung das er wieder ganz der Alte wird.
Die Hoffnung ist zwar menschlich, aber sie ignoriert dabei die Realität.
Den diese Hoffnung ignoriert den Umstand das er mit hoher Wahrscheinlichkeit gesundheitlich vermutlich nie wieder der Alte sein wird.
Diese Hoffnung ignoriert den IST-Zustand eurer Beziehung und welche Prognosen du daraus für die Zukunft schließen kannst.
Beispielsweise die Tatsache der Verantwortungsabgabe indem er sich aus der Eigenverantwortung und dich in die Bringschuld zieht.
Deine Hoffnung und seine Annahme ignorieren den Fakt das du ihn nicht retten kannst. Du kannst ihn nicht heilen, der Umgang mit seiner Krankheit obliegt seiner Selbstverantwortung.
Deswegen möchte ich gerne folgendes nochmal hervorheben.
Zitat von GreenTara: So traurig das alles ist: Du kannst keinen Menschen auffangen, der sich selbst aufgegeben hat.
Diese naive Hoffnung es könnte ja wieder so werden wie früher, kettet dich an deinen eigenen Untergang.
Es wird sich nichts ändern, weil er keine Veränderung möchte.
Du bist nicht seine Aufsichtsperson die dafür sorgen muss das er seine Medikamente wie angeordnet einnimmt, das ist sein Verantwortungsbereich.
Ja, ich bin ebenfalls dafür seinem Partner auch in schlechten Zeiten zur Seite zu stehen, aber ich bin nicht dafür dies bedingungslos oder grenzenlos zu tun.
Warum? z.B. aus Selbstschutz und Selbstliebe.
Irgendwann kommt der Moment, in dem es besser ist sich einzugestehen, dass jede Hoffnung und jedes Investment vergebens ist.
Ihr habt beide Erwartungen aneinander die ihr euch nicht erfüllen könnt.
Ein Mensch der emotional, körperlich und geistig über 1,5 Jahre ausgebrannt und verhungert ist, wird bedürftig und dadurch anfällig für Affären.
Zitat von laralala: Bei der Affäre, schalte ich ab, muss nichts machen, er gibt den Ton an, ich kann der schwächere Part sein, ich kann mich als begehrenswerte Frau fühlen.
Das macht die Sache für mich nicht weniger verwerflich, ist aber zumindest zum Teil nachvollziehbar und menschlich. Auch wenn es keine Entschuldigung dafür ist über mehrere Monate 2x in der Woche die bewusste Entscheidung zu treffen seinen Partner zu betrügen.
Die Frage ist, wie lange möchtest du noch so leben?Wann ist der Punkt an dem du genug gewartet und gehofft hast?Zur Affäre:
Beende die Affäre, sie löst deine Probleme nicht.
Zitat von laralala: Es geht bei der Affäre ausschliesslich ums Körperliche.
Zitat von laralala: Ja moralisch fies, aber ich konnte nicht mehr ohne.
Zitat von laralala: Aber ich dachte mir immer, ja ich habe jetzt eine Affäre aber wenn es mit Jonas wieder bergauf geht, beende ich die Affäre und sehe das als Überbrückung.
Ich stelle mir gerade folgendes Szenario vor:
Es sind ab heute sechs Jahre vergangen, durch ein Wunder -den das brauch es hier- hat sich alles zum Guten gewendet, ihr seid immer noch zusammen, mittlerweile verheiratet und habt euer erstes gemeinsames Kind bekommen. Jetzt konntest du aufgrund von Geburtsverletzungen, Stillzeit und Babyblues für mehrere Monate S. nicht aktiv sein und findest plötzlich heraus das Jonas seit 5 Monaten eine Affäre hat mit der er sich 2x wöchentlich trifft und intim wird.
Da würde mich jetzt interessieren, wenn Jonas dir dann erzählen würde das es dabei nur ums körperliche geht, weil er es ohne nicht mehr ausgehalten hat. Oder mal mehr in deinen Worten, wenn er sagt: Also ja er hat ne Affäre aber die dient ja nur als Überbrückung bis du wieder fit genug für S. bist.
Dann müsstest du nach deinem eigenen Maßstab ja völlig tutti damit sein, oder?