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Freundschaft - besser als gar nichts?

W
Sitze hier mit gebrochenem Herz. Und weiss nicht weiter. Habe Suizidgedanken (keine Angst, nichts konkret die nächsten Tage/Wochen), komme kaum aus dem Bett raus. Nichts ergibt mehr Sinn.

Haben uns letzten Sommer über eine Dating-Plattform kennengelernt, lange gechattet, uns getroffen (erst nach Monaten, da wir ein paar hundert km voneinander entfernt wohnen), Wochenenden gemeinsam verbracht. Lange Telefonate, jeden Tag gechattet, jeden Abend eine Gute-Nacht-Nachricht, er bezog mich in seine Urlaubsplanung ein. Ich dachte ehrlich, endlich glücklich verliebt zu sein. Aber er hielt mich immer wieder auf Abstand - vor allem körperlich, aber auch in der Art und Weise, wie er über sein Leben und Pläne redete. Liess Nähe entstehen, stiess mich wieder weg.

Ich habe seit unserem ersten Treffen im Dezember so viele Tränen geweint, weil mir mein Bauchgefühl fast die ganze Zeit gesagt hat, dass er nicht die gleichen Gefühle für mich hat. Mit Ausnahme von einer Woche oder zwei im Januar, wo er den ganzen Tag über schrieb und ich kaum zur Ruhe kam. Beim nächsten Treffen hielt er mich auf Distanz.

Seitdem habe ich es immer wieder angesprochen, weil ich die Gefühlsachterbahn nicht mehr ausgehalten habe. Im Prinzip hat er mir seit Februar immer wieder das gleiche gesagt: Seine Gefühle reichen nicht für eine Beziehung, er ist nicht verliebt. Er hatte wohl aber immer eine Hoffnung, dass das noch geschieht, und ich sass mit dieser beschissenen Hoffnung da, und das über mehrere Monate. Letzte Woche - im gemeinsamen Urlaub - hat er mir dann gesagt, dass aus uns wohl nie etwas werden wird. Wir haben beide geweint. Damit ist (und sollte!) meine letzte Hoffnung gestorben sein. Aber ich bin leider immer noch davon überzeugt, dass er der Mann meines Lebens ist.

Der Rest des Urlaubs war ganz grauenhaft, wir waren insgesamt 10 Tage zu zweit unterwegs. Ich habe noch mehrmals das Gespräch gesucht, und wir haben wirklich alles totgeredet, was man totreden konnte. Er hat ein schlechtes Gewissen und ist gleichzeitig unheimlich selbstzentriert und will im Grunde genommen noch Trost von mir für sein eigenes langjähriges Singledasein. Und ich fühle mich wie der allerletzte Trottel, habe mich erniedrigt, gefragt, geweint, fühle mich nicht gut genug, zu hässlich für ihn, und mein Selbstwertgefühl ist, seit ich ihn kenne, wirklich total in den Keller gegangen. Nullkommanix ist noch übrig. Der letzte gemeinsame Tag war grauenhaft, angestrengt, traurig, künstlich, und dennoch lagen wir uns zum Abschied in den Armen.

Wir haben sehr sehr viel gemeinsame Interessen, Lebensansichten und Zukunftsträume, und ich glaube wirklich ehrlich nicht, dass ich jemals wieder einen Mann treffen werde, mit dem es so gut passt. Es hat sich angefühlt, als wären wir seelenverwandt, und ich glaube sonst nicht an so etwas. da war und ist einfach so viel Verständnis. Wir haben beide viel durchgestanden im Leben, wir sind beide auf der Suche nach dem Menschen, bei dem man endlich ankommt. Ich bin es wohl nicht für ihn.

Er hat nie vorgehabt, den Kontakt abzubrechen - im Gegenteil. Er will mich als Freund behalten. Gleichzeitig ist er immer wieder sehr abweisend zu mir. Ich glaube mittlerweile, zum Teil ist das meine Misinterpretation seiner Art, mit Menschen umzugehen, und zum Teil ist das sein Bestreben, in mir keine falschen Hoffnungen zu wecken. Aber beides tut sehr, sehr weh. Und ich kann nichts daran ändern.

Seit dem endgültig klärenden Gespräch haben wir eigentlich unsere Freundschaft noch vertieft. Haben einander sehr private Dinge erzählt. Ich hab' mir irgendwann gedacht, er will mich eh nicht, da kann er auch die ganze Bandbreite meines fehlenden Selbstwertgefühls sehen. Und er teilt sehr viel mit mir (aber wohl auch mit anderen Freunden), sind keine ganz alltäglichen Gespräche. Er zeigt sich schwach mir gegenüber, vertraut mir.

Habe ihn darum gebeten, dass er sich erstmal nicht meldet. Seit Oktober haben wir nie mehr als zwei Tage nicht miteinander gesprochen... es zerreisst mich. Aber das Schlimmste ist, dass er mich quasi vor die Entscheidung stellt, ob ich diese Freundschaft will und kann. Und ich ertrage den Gedanken nicht, ihn nicht mehr in meinem Leben zu haben. Er ist mir als Person so wichtig, dass ich mit dem zufrieden bin, was er mir geben kann: gemeinsame Aktivitäten und gute Gespräche, eine Umarmung. Aber seine Anwesenheit ist genauso schmerzhaft wie seine Abwesenheit. Deshalb die Suizidgedanken, es gibt keine Lösung, keine logische. Konkret geht es um gemeinsamen Sommerurlaub, zusammen mit anderen. Ich weiss, wie bescheuert sich das lesen muss. Aber ich bin total fertig, kann kaum noch heulen, glaube nicht, dass dieser Schmerz jemals verschwinden wird.

Versteht mich jemand. ?

24.04.2019 19:02 • x 3 #1


Gorch_Fock
Hey Wild, willkommen hier. Mit Deiner jetzigen Situation ist nicht zu spaßen. Bitte besorg Dir umgehend Hilfe bei einem Psychotherapeuten und suche Deinen Hausarzt auf. Hier kann Dir ggf. auch medikamentös geholfen werden. So weiterlaufen kannst Du es nicht.
Es gibt aus gutem Grund Unterschiede zwischen einer Freundschaft und einer Liebesbeziehung. In einer Freundschaft geht man nicht miteinander ins Bett und hat auch nicht solch intensiven Gefühle.
Es ist aus meiner Sicht unredlich, was er da mit Dir macht. In einer solchen Situation kann man keine Freundschaft aufrechterhalten. Das geht nicht.
Du scheinst ein sehr schwaches Selbstbewusstsein zu haben. Und das nutzt er aus.
Du musst dringend mit prof. Hilfe an Deinem Selbstwert arbeiten, Tale. Such Dir bitte mal als nächste Aufgabe Adressen heraus bzw. gehe morgen zu Deinem Hausarzt und schildere Deine Probleme. Anonsten kann Dir auch die Telefonseelsorge noch weiterhelfen: 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123

24.04.2019 19:11 • x 6 #2


A


Freundschaft - besser als gar nichts?

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W
Keine Angst, bin in psychotherapeutischer Behandlung (anderer Grund). Aber deshalb schreibe ich ja hier, weil ich mir eben gedankliche Impulse von anderen erhoffe, die vielleicht eine ähnliche Situation erlebt haben.

Mein Selbstwert war relativ gut zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennengelernt habe...

Ach ja - wir waren nicht zusammen im Bett. Bzw. wir sind oft Arm in Arm eingeschlafen, aber damit haben wir aufgehört, nachdem er mir keine falschen Hoffnungen mehr machen wollte. Kann nicht behaupten, dass es angenehm war, neben ihm einzuschlafen, ohne ihn berühren zu können... und ich habe ja gerade 10 solcher Nächte hinter mir. Im Sommerurlaub würden wir allerdings kein Bett teilen - ich denke, diese Zeiten sind jetzt endgültig vorbei. Habe ihm gesagt, wie sehr mir diese Nähe fehlt - das ist mit am Schlimmsten...

24.04.2019 19:32 • x 1 #3


B
Du brauchst dir keine Hoffnungen machen.
Du solltest dich auf Entzug von ihm setzen.

24.04.2019 19:43 • x 1 #4


W
Zitat von Brunnen:
Du brauchst dir keine Hoffnungen machen.
Du solltest dich auf Entzug von ihm setzen.

Habe ich ja - wir haben momentan keinen Kontakt. Aber das macht es nicht besser...

24.04.2019 20:08 • #5


A
Doch, es wird besser. Ihr habt seit letztem Sommer engen Kontakt gehabt. Das fehlt natürlich jetzt, es ist wie eine Dro.. Halte es durch, für Dich.

Einseitige Liebe geht nicht, wenn der andere 'nur' Freundschaft will. Daran geht man kaputt. Vielleicht irgendwann mal, wenn Du ihm diese Gefühle nicht mehr entgegen bringst, aber jetzt wäre es gut, wenn Du durchhältst, Dich abgrenzt. Habt Ihr eine Kontaktsperre (blödes Wort!) vereinbart?

Auf den gemeinsamen Sommerurlaub würde ich verzichten, Du würdest durch die Hölle gehen.

Auch, wenn es schwer fällt, lass Dir noch einmal versichern : Es wird besser.

24.04.2019 20:22 • x 4 #6


S
Zitat von Brunnen:
Du brauchst dir keine Hoffnungen machen.
Du solltest dich auf Entzug von ihm setzen.


Zitat von wildtale:
Habe ich ja - wir haben momentan keinen Kontakt. Aber das macht es nicht besser...


Zitat von wildtale:
Letzte Woche - im gemeinsamen Urlaub


Also eine Woche quasi keinen Kontakt? Oder noch weniger, weil es noch ein klärendes Gespräch gab?
Seit wann besteht denn NULL Kontakt?

Zitat von wildtale:
Er hat nie vorgehabt, den Kontakt abzubrechen - im Gegenteil. Er will mich als Freund behalten. Gleichzeitig ist er immer wieder sehr abweisend zu mir.


Also doch Kontakt jetzt?

24.04.2019 20:37 • #7


W
Wir waren ja bis Montag im Urlaub. Seit der Verabschiedung keinen Kontakt (habe ihn darum gebeten, er wird sich also nicht melden). Sehen würde ich ihn eh nicht bis Mitte Juni, aber ich hab gesagt, auch nicht schreiben.

24.04.2019 20:57 • x 1 #8


A
Nein ich kann das und dich nicht verstehen.
Das ganze ist nicht greifbar, nicht real.
Das war keine Beziehung.. weder innig noch nahe.
Alles nur theoretisch und nichts auf das sich bauen laesst.
Besser du beschaeftigst dich mit einem Mann der da ist.

24.04.2019 21:07 • #9


E
Zitat von wildtale:
Liess Nähe entstehen, stiess mich wieder weg.


War das so? Oder hast Du diese Nähe nur interpretiert, weil...

Zitat von wildtale:
Im Prinzip hat er mir seit Februar immer wieder das gleiche gesagt: Seine Gefühle reichen nicht für eine Beziehung, er ist nicht verliebt.


Er hat Dir zumindest nichts vorgespielt. Nur wolltest Du das nichzt wahr haben oder?

Zitat von wildtale:
und ich glaube wirklich ehrlich nicht, dass ich jemals wieder einen Mann treffen werde, mit dem es so gut passt.


Na was hat denn so toll gepasst, wenn Du Dich weggestossen gefühlt hast und er Dich nicht will?

Zitat von wildtale:
Ich hab' mir irgendwann gedacht, er will mich eh nicht, da kann er auch die ganze Bandbreite meines fehlenden Selbstwertgefühls sehen.


Kann es sein, dass Du erhofft hast, er würde Dich retten? Er ist die Lösung Deiner Baustellen?

24.04.2019 21:59 • #10


W
Zitat von AlexH:

War das so? Oder hast Du diese Nähe nur interpretiert, weil...

Ja, wir sind ja immer Arm in Arm eingeschlafen, geküsst haben wir uns auch... Im Grunde genommen wundert es mich im Nachhinein, wie viel Nähe er zuliess trotz Mangel an Gefühlen. Selbst nach dem Gespräch vor 10 Tagen, wo er mir sagte, dass wir nie ein Paar werden, ist er noch in meinem Arm eingeschlafen...

Zitat:
Er hat Dir zumindest nichts vorgespielt. Nur wolltest Du das nichzt wahr haben oder?

Wahrscheinlich wollte ich es nicht wahrhaben, aber ich habe es auch nicht recht begriffen. Er schickte mir ja noch vor dem ersten Treffen seinen Dienstplan, und nach dem ersten Treffen wollte er dann direkt Wochenendpläne für den ganzen Winter machen, samt Ostern, alles total verbindlich und positiv. Und Sommerurlaub. Aber alles irgendwie immer nach seinen Bedingungen - er ist sehr bestimmend. Als ich dann später mal nachgefragt habe, ob er nicht mal in meine Stadt kommen mag, da war alles andere wichtigere. Und dieses Gefühl, auf seiner Prioritätenliste weit unten zu stehen (Boot - Familie - ..... dann kommt lange nichts mehr), habe ich von Anfang an gehabt. Aber gleichzeitig eben diese enorme Verbindlichkeit, und auch so lange Zeiträume... wenn er mit mir am Wochenende weggefahren ist, dann hat er sich immer frei genommen, so dass er vier Tage hat und nicht nur zwei..

Zitat:
Na was hat denn so toll gepasst, wenn Du Dich weggestossen gefühlt hast und er Dich nicht will?

Wir haben unheimlich schöne Wochenenden zusammen verbracht - viele schöne Aktivitäten draussen, die wir sonst nicht mit so vielen teilen, glaube ich. In seinem Freundeskreis haben die meisten Kinder. Und auch abends immer total harmonisch. Nur fehlte (mir) die Verliebtheit. Das, was man als Paar erlebt. Ihm haben diese Wochenenden total viel gegeben, er hat immer betont, was er für eine schöne Zeit mit mir erlebt.
Ironischerweise hat er ja auch den Oster-Trip geniessen können, trotz mehrerer echt schwieriger Gespräche. Ich hatte total Angst, dass ich ihm den Urlaub v_ersaut habe... (habe ich irgendwie immer noch).

Zitat:
Kann es sein, dass Du erhofft hast, er würde Dich retten? Er ist die Lösung Deiner Baustellen?

Im Prinzip hat er meinem Selbstwertgefühl von Anfang an geschadet, er hat mir nicht wirklich gut getan. Was ich darauf schiebe, dass er mir keine falschen Hoffnungen machen wollte, deshalb war er phasenweise sehr abweisend. Wenn er er selbst ist, ist er sehr warm und lieb, und das hat mir eine Geborgenheit gegeben (und tut es ja immer noch), die ich so lange vermisst habe. Baustellen habe ich im Prinzip keine sonst, die er lösen könnte. Ich dachte wirklich, ich habe den Mann meines Lebens gefunden... hilft nicht, wenn er mir dann so Songs vorspielt wie Are you the one I've been looking for,...

24.04.2019 22:18 • #11


E
Zitat von wildtale:
Im Prinzip hat er meinem Selbstwertgefühl von Anfang an geschadet, er hat mir nicht wirklich gut getan.


Aber dann hat es doch nicht gepasst. Und das siehst Du dann ja auch so, wenn Du dieser Meinung bist. Aktivitäten sind doch keine Basis für eine Partnerschaft. Das kann man auch mit Freunden machen.

24.04.2019 22:28 • #12


W
Für ihn (und mich) sind gemeinsame Aktivitäten sehr wichtig als Baustein einer Beziehung.

Die Chemie stimmte von Anfang an. Aber es hat mich immer stutzig gemacht, dass wir einander zwar total viel necken und viel miteinander lachen - aber Flirt war da sehr, sehr wenig.

Ich kann ihn nicht aus meinem Leben streichen

24.04.2019 22:32 • #13


S
Zitat von wildtale:
Im Prinzip hat er mir seit Februar immer wieder das gleiche gesagt: Seine Gefühle reichen nicht für eine Beziehung, er ist nicht verliebt.

Zitat von wildtale:
hat er mir dann gesagt, dass aus uns wohl nie etwas werden wird.

Zitat von wildtale:
Gleichzeitig ist er immer wieder sehr abweisend zu mir

----
Zitat von wildtale:
Aber ich bin leider immer noch davon überzeugt, dass er der Mann meines Lebens ist.

Zitat von wildtale:
und ich glaube wirklich ehrlich nicht, dass ich jemals wieder einen Mann treffen werde, mit dem es so gut passt.

Zitat von wildtale:
Es hat sich angefühlt, als wären wir seelenverwandt

Zitat von wildtale:
da war und ist einfach so viel Verständnis

Was soll er denn noch tun? Lass ihn nun in Ruhe und akzeptiere, Kontaktsperre und verarbeiten.
Alles, was ich hier lese, klingt ziemlich Ich-bezogen.
Er will dich nicht, deine Gefühle, deine Empfindungen sind deine Realität, aber nicht seine.
Vielleicht schlug er dir eine Freundschaft vor, um die Situation aus seiner Sicht zu entschärfen?
Vielleicht ist ihm das alles auch sehr unangenehm, da er seit Februar bei dir auf Granit beißt, möchte aber dennoch freundlich bleiben?

Eine Freundschaft ist nicht möglich, du bist dermaßen festgefahren, tue dir, aber vor allem auch IHM den Gefallen und lasse von dem Gedanken ab.

Zitat:
Ich kann ihn nicht aus meinem Leben streichen

Musst du aber, musst du... Alles andere ist ungesund, für dich, aber auch für ihn(!).

24.04.2019 22:34 • x 1 #14


Verry
Ich würde da viel selbstbewußter rangehen - viel bestimmender. - Der weiß nicht, wo sein Klavier steht - zeig es ihm.

24.04.2019 23:20 • #15


A


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