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Für alle Betroffenen einer Dreiecksbeziehung

B
Ich denke, es ist oft so, dass das was WIRKLICH im Betrüger für Gefühle sind und waren, allein er weiß.
Es gibt sicher alle Fälle..
Af Liebe nur vorgemacht, er liebt die EF
Er liebt Af und Ef
Er liebt Ef nicht mehr, spielt ihr aber was vor, aber dafür liebt er die Af
Er liebt beide nicht...

Es gibt diverse Konstellationen und je nach Manipulationsgeschick, bzw Schauspielkunst glaubt ihm die Af die Gefühle, bzw.die Ef.

So kann es am Ende sein, er ist mit der Af zusammen ( eher selten), ohne sie zu lieben oder er liebt sie wirklich.
Ebenso kann es sein, er bleibt bei der Ef ohne diese zu lieben (äußere Umstände halten ihn), hat aber im Herzen die Af.
Oder er liebt die EF, Af war nur ein Spiel und die Ehe wird wieder gut.
Oder er liebt keine und macht das, was für ihn am besten ist.

Ganz ehrlich, ich glaube inzwischen, alles ist möglich!
Ob die jeweiligen betroffenen Frsuen sich irgendwann sicher sind, dass der Betrüger echt ist oder nicht...davon hängt wohl ab, ob sie die Beziehung erhalten.
Wenn das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit in die Echtheit des Partners nicht zurück kommen,wird Beziehung schwierig.

Es gibt solche, die echt wieder werden, andere schauspielern ihr Leben lang.

Ich wünsche allen, egal welcher Seite , dass sie authentische , ehrliche Partner an ihrer Seite haben oder WIEDER haben!
Sonst lieber allein...

Ich hoffe, man versteht meine vielleicht etwas wirren Gedanken

03.08.2017 09:22 • x 6 #1981


K
Zitat von Vegetari:
Unheilig,
Wenn keine echte Liebe im Spiel war ,hauptsächlich nur der S.. Da frage ich mich : Hätte er es nicht einfacher haben können mit einer Prost ituierten?


Vegetari, ich bitte Dich. S. mit einer Prost. ist ja wohl noch mal was ganz anderes. Die Affäre von Unheiligs Mann klingt nach einer ganz klassischen, typischen Affäre. Und natürlich waren da auch bei ihm Gefühle im Spiel - mindestens Begehren nämlich, denn auch das ist ein Gefühl Und den meisten Männern reicht das für eine Affäre, wenn dann noch grundsätzliche Sympathie mit ins Spiel kommt, sind sie schon happy. Mehr braucht es gar nicht.

Nur wir Frauen sind anders gepolt. Zumindest wenn wir über einen längeren Zeitraum mit einem Mann s. verkehren, dann wollen wir irgendwann auch mehr. Und das ist völlig irrational und vor allem auch völlig unabhängig von dem, was man so als Liebesgefühle bezeichnet. Es ist einfach der Wunsch nach Bindung, der bei uns durch S. entsteht. Bei Männern aber nicht. Frauen bindet man(n) durch S., Männer aber nicht. Das ist das Grundproblem zwischen Mann und Frau. Deshalb sorgt die kluge Frau dafür, dass ein Mann sich erst durch Invest, Gefühle etc. ein wenig an sie gebunden hat, bevor sie mit ihm ins Bett geht. Dann funktioniert nämlich auch der S. als Bindungskleister. Aber erst dann.

Und erfahrene Pro.stituierte gehen deshalb nicht öfter als 5 mal mit dem gleichen Kunden ins Bett.

03.08.2017 09:37 • x 3 #1982


A


Für alle Betroffenen einer Dreiecksbeziehung

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Fanny_79
Irgendjemand hat hier von der Reaktion der betrogenen Ehefrau gesprochen. Ich würd gern darauf antworten und mal schildern, wie das bei uns war, und welche Energien da wirken..

Kurz umrissen die Eckdaten: Wir alle vier wohnen in einem kleinen Ort, wir kannten uns alle mehr oder weniger flüchtig. Ich und der AM waren seit drei Jahren lose befreundet, haben ehrenamtlich zusammengearbeitet und mit unserem Team sehr schöne Projekte realisiert. Mein Mann und der AM kannten sich auch, verstanden sich eigentlich gut. Die AF war fand ich immer sehr beeindruckend. Eine stolze, attraktive Frau, die weiß was sie will. Ich hab selten mit ihr gesprochen.

Irgendwann geschah es dann, aus dem geschäftlichen Kontakt wurde mehr, wir haben nächtelang per WhasApp geredet, über Gott und die Welt, das Leben, irgendwann die Liebe und dann ach, blablablabla naja, Ihr wisst die älteste Geschichte der Welt.

So, nach vier Monaten also: Affäre aufgeflogen. Die Ehefrau hatte einen chat entdeckt, sofort ihre Sachen gepackt und weg war sie. Was auch sofort klar war: der AM wird sich nicht von seiner Frau trennen, das hatte er mir nie in Aussicht gestellt. Leider, leider war ich inzwischen sehr in ihn verliebt, und musste mir das eingestehen. Ebenso, wie die Tatsache, dass ich für ihn nur ein Spielzeug war, das man wegwirft, wenn es lästig wird. Nun musste ich für mich klären: Liebe ich meinen Mann? Trenne ich mich von ihm? Lebe ich besser alleine? Wie regeln wir das mit den Kindern? Und: Ich musste meinem Mann die Geschichte erzählen.

Dann begann die Tragödie (naja, sie hatte eigentlich ja schon lange begonnen) Erst kam die Wut meines Mannes, dann die Traurigkeit, dann wieder Wut. Irgendwann Sarkasmus. Ich habe ihm gesagt, ich möchte ihn nicht verlieren. Er hat natürlich erwidert: Klar, jetzt wo der andere weg ist, musst du das sagen! Und ich musste mich fragen: ist das so?
Wir haben uns sehr schnell für eine Paartherapie entschieden, denn alleine hätten wir das nicht geschafft. Ich muss dazu sagen, ich habe per se eine psychische Erkrankung, und obwohl ich in den ersten Tagen der Affäre so stabil war wie nie, versucht habe alle Gefühle mit Vernunft und Planung zu überdecken, war klar: irgendwann würde der Einbruch kommen, der dann auch kam.

So, auf der einen Seite also mein Mann, dessen Leid ich ohnmächtig gegenüber stand. Ich konnte nichts tun, konnte ihn nicht auffangen. Wie soll man jemanden auffangen, den man selber so verletzt hatte? Wir haben Abende lang geredet, geweint, ja, auch geschrien. Uns Vorwürfe gemacht. Oft fingen Tage super an und abends, durch eine kleine Bemerkung oder eine doofe Szene im Fernsehen zack, alles wieder da, wie ein Trauma, das immer wieder aufbricht.

Auf der anderen Seite meine Affäre und dessen Frau. Ich denke/ dachte oft darüber nach, wie es den beiden speziell ihr geht.

Sie hat sich kurz nach der Affäre mit meinem Mann getroffen um zu besprechen, wie wir in Zukunft damit umgehen. Sie erwähnte, bei ihnen sei alles bestens, alles super. Die Affäre Teil ihres Lebens. Sie fangen von vorn an. Alles gut.
Ich hab mich schwer gewundert, dass nach 8 Wochen alles wieder gut ist. Wo bei uns nach 8 Wochen nicht ansatzweise von gut die Rede sein konnte! Nach außen wirkte es bei den beiden auch so. Sie traten in der Öffentlichkeit als das verliebte Paar auf, sie sagte meinem Mann gegenüber, es bestünde kein Grund mich aus den Projekten mit ihrem Mann zurückzuziehen, sie könne mir auch selber begegnen, für sie kein Thema. Uuups, dachte ich mir. Respekt! Ich selber schrumpf(t)e auf die Größe einer Maus, wenn ich sie nur aus der Ferne sehe.

Jedenfalls, auch das geklärt, sämtliche Therapeuten erstaunt, ob des Ansatzes, sich so zu begegnen. Aber gut. Ich ging ihr trotzdem aus dem Weg. Wie gesagt, Extra-Runden im Supermarkt etc

Eines Tages geschah dann etwas sehr ungewöhnliches: es klingelte an der Haustür. Davor stand: SIE. Ich war total erschrocken und stand da, wie das Kaninchen vor der Schlange. Dabei hatte sie ein Dankeschön für meinen Mann, das sie ihm schon lange geben wollte, für einen Gefallen, den er ihr weit vor der Affäre einmal getan hatte. Ich konnte nur ein ersticktes danke rausbringen. Dann sagte sie noch: Übrigens, es ist jetzt ein halbes Jahr her, es hat mir sehr weh getan. Aber jetzt muss es vorbei sein. Du musst Dich nicht mehr vor mir verstecken, wir können uns ganz normal begegnen! (offenbar hatte ich mich doch nicht so unauffällig in den Supermarkt-Reihen verkrochen, wie ich gedacht hatte)

So, was sollte mir diese Aktion sagen? Dummes Ding, hast Du gedacht, Du kannst mir mit dieser Affäre irgendwie an den Karren fahren? Schau doch, uns gehts prima. Leider verloren. Oder ganz anders: ein Friedensangebot? Ich war wieder total durcheinander. Stand erstmal eine halbe Stunde dumm im Hausflur rum. Und hab tagelang darüber nachgedacht.

Seltsamerweise begegneten wir uns daraufhin immer öfter, wie das halt so ist sich-selbst-erfüllende-Prophezeiungen und so. Sie war super freundlich, grüßte mich freundlich. Wenn sie meinen Mann und die Kinder alleine traf, small-talkte mit den dreien.

Ihn sah ich selten, wir hatten auch keinen Kontakt. Bis die finale Veranstaltung zu unserem letzten gemeinsamen Projekt anstand. Ich versuchte ihn zu erreichen wegen Unterlagen für eine Präsentation, er meldete sich nicht. Ich nahm all meinen Mut zusammen und rief an. Er meldete sich und sagte: Du, meiner Frau gehts nicht gut, wenn wir Kontakt haben! Aufgelegt. Aha? Dachte ich mir. Zwei Stunden später war ich bei WhatsApp blockiert, als ADMIN in den entsprechenden Projekt-Gruppen entfernt, kein Zugriff mehr auf die Projekt-Emails... Wieder sehr irritierend. Und irgendwie im ersten Moment für mich kindisch.

Aber, da ich selber Stimmungsschwankungen in weniger als einer Viertelstunde hinbekomme, dachte ich mir, gut: nimms zum Anlass, verabschiede dich aus dem Projektteam. Alle wissen, dass es mir gesundheitlich nicht gut geht die perfekte Ausrede. Und wenn der anderen Frau damit geholfen ist, umso besser. Ich wollte sie nicht noch mehr verletzten, und meinem Mann tat ich damit auch einen großen Gefallen. Denn der hatte ja einem Kontakt auch nur zähneknirschend zugestimmt.

Was mich trotzdem interessiert hätte, wäre gewesen, WAS zu diesem plötzlichen Sinneswandel geführt hat. Ich hatte de facto keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Ihn nicht mal aus der Ferne gesehen. Wieder hatte ich an was zu knabbern. Ich hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Hatte ich unbewusst etwas getan? Jaja, ging mich nix an, sollte an meiner eigenen Beziehung arbeiten, aber dieses Gefühl der Verantwortung auch für das, was da bei denen passiert, ist doch sehr hartnäckig vorhanden. Auch nach damals mehr als 7 Monaten.

Danach traf ich plötzlich öfter auf der Straße, in der Bank etc. auf den AM. Auf mein freundliches Grüßen nunmehr keine Reaktion mehr. Irgendwie sind mir dann die Pferde durchgegangen. Ich hab ihm eine sehr verärgerte Email geschrieben in der etwas stand von kindischem Verhalten, ich kann und will mich nicht ständig auf neue Situationen einstellen, wie wärs, wir gehen uns aus dem Weg, aber grüßen finde ich einfach den letzten Rest Respekt, den Du sogar mir noch zollst. Oder so.
Ja, übertrieben, aber in dem Moment hatte ich es leid, mich ständig auf neue Situationen einstellen zu müssen

Hätte ich gewusst, was wirklich passiert war, hätte ich das vermutlich nicht getan. Mein Mann hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass die Frau meines AM einen Nervenzusammenbruch hatte, weil sie glaubte, ich würde mich wieder mit ihm treffen. Er war an jenem Abend, als die Nachricht kam meine Frau hat ein Problem wohl unterwegs. Ich selber bin auf dem Fahrrad an ihrem Haus vorbeigefahren, auf dem Weg zu einer Freundin. Sie hatte mich gesehen und sofort geschlussfolgert, ich wäre mit IHM verabredet. Da ist sie wohl zusammengebrochen.

Mein Mann meinte, der AM hätte ihm davon erzählt, mit der Bitte, es MIR auf keinen Fall zu sagen, da ich mir dann wieder Vorwürfe machen würde. Prima, hab ich gesagt, danke dafür. Dann hätte ich diese Email doch nie geschrieben! Das traf, eine Frau, die zusammenbricht, im Endeffekt wegen MIR?! Eine ehemals so selbstbewusste, starke Frau?
Das hat wiederum dazu geführt, dass ICH (nicht zum ersten Mal) zusammenbrach. Langsam erhol ich mich wieder davon. Aber die Emotionen kochen immer noch hoch hier, auf der einen, wie der anderen Seite. Und es ist wirklich schauderbar, wie sehr wir alle darunter leiden. Die Zeit zurückdrehen... Aber die dumme Erde dreht sich einfach weiter...

Überstanden haben wir das lange noch nicht.

Sorry, ist mal wieder lang geworden, hat's jemand bis hierher geschafft zu lesen?

03.08.2017 10:01 • x 13 #1983


U
Zitat von Vegetari:
Unheilig,
Wenn keine echte Liebe im Spiel war ,hauptsächlich nur der S.. Da frage ich mich : Hätte er es nicht einfacher haben können mit einer Prost ituierten?


Das habe ich ihn auch gefragt, aber das ginge gar nicht, so seine Antwort. Denn er hatte ja zu Hause keinen direkten Mangel daran, es war halt nur langweilig und eingefahren und halt die Mutter seiner Kinder....

Bei einer Professionellen hätte er erstens dafür bezahlen müssen. Das ist nicht gut fürs Ego. Auch bauchpatschelt ihn eine Prof. niemals so gut, wie eine AF, die das ja aus Überzeugung tut. Eine Prof. bewundert ihre Freier doch in den seltensten Fällen und das tat ihm ja so gut. Frischer Wind gepaart mit kritikloser Bewunderung, welcher Mann wird da nicht schwach?

03.08.2017 10:09 • x 2 #1984


A
Danke @Fanny_79 für deine Geschichte, die du mit uns geteilt hast.
Soviel Leid auf allen Seiten....
Das ist wohl das Fazit.
Man kann sich aufraffen, wieder sein Leben leben, aber in einem ist viel zerstört. Auf allen Seiten.

Es zeigt auf, dass vieles von außen anders wirkt.
Ich habe mich oft gefragt, wie man auf die Idee kommen kann, dass die EF den Betrüger einfach so zurück nimmt. Ich hasse übrigens den Begriff des zurück nehmens. Er ist doch keine Ware....
Aber nach deiner Erzählung ist mir das noch mal klarer geworden. Auf andere wirkt es so. Sie haben sich ausgesprochen. Treten zusammen wieder auf, gehen auch in der Öffentlichkeit aufmerksam(er) miteinander um. Also klar! Alles Tutti Frutti! Aber was läuft, wenn die Tür zur Außenwelt geschlossen ist, sieht ja keiner.

Zur Diskussion, ob der AM seine Affäre nun liebt oder ob es nur verliebt sein ist.
Für mich ist das egal! Tatsache ist, es waren Gefühle mit im Spiel. Wieso sollte mich ein nur Verliebtsein trösten? So fing es doch bei mir und meinem Mann auch an. Also hat für mich nichts beruhigendes.
Ich weiß, dass mein Mann in eine andere Frau verliebt war und ich bin auf dem Weg das zu akzeptieren. Hätte mich nur S. getröstet? Nein! Wie oberflächlich ist das denn.
Ich denke, dass das Gefühl, das viele AFs haben, schon stimmt. Der AM ist in sie verliebt. Ich stimme auch Kätzchen zu, dass beides geht. Also die Liebe zur Frau und der Geliebten.
Die Frage ist für mich nicht die Wirrungen der Gefühle, sondern die Feigheit das nicht zu kommunizieren, bloß weil man Angst vor den Konsequenzen hat.

03.08.2017 12:21 • x 4 #1985


U
@Fanny_79
Ich empfinde es als wohltuend, hier auch einmal die andere Seite zu lesen. Vielleicht kommt es bei mir deshalb so an, weil ich dadurch auch im Nachgang nochmal die Wahrhaftigkeit der Antworten und Schilderungen meines Mannes bestätigt sehe.
Deshalb, Fanny, vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung.

Aus einigem Abstand heraus kann ich zu Deiner Schilderung betreffend der Verhaltensweisen Deines Mannes und auch der Frau Deines AM folgendes sagen:
Als Betrogener fühlt man sich zunächst einmal vollkommen durch geschleudert und ohne Boden unter den Füssen. Alles dreht sich und man will eigentlich erstmal nur wieder Fuß fassen. So, wie wenn man zuviel Alk. intus hat und im Bett einen Fuß auf den Boden streckt, damit das Karussellfahren endlich aufhört. Steht man dann endlich still, muss man sich erst orientieren wo und in welchem Zustand man eigentlich steht. Wenn man das realisiert hat (und sogar das dauert einige Zeit) kommt die Phase des Warum. In dieser Phase erkennt man seine eigenen Anteile daran, dass eine Affäre überhaupt so etwas wie einen Nährboden bekommen hatte. Auch wenn es wohl andere Möglichkeiten gegeben hätte vorliegende beziehungstechnische Kommunikationsprobleme zu beheben, so akzeptiert man relativ (je nach der eigenen Fähigkeit zur Einsicht) schnell dass es zu einer Affäre gekommen ist. Man hebt den Kopf, strafft den Rücken, zieht Bilanz innerhalb der Beziehung, sieht sich seinen Partner auch aus diesem anderen Licht nochmals an und trifft eine Entscheidung.

Einige trennen sich dann, andere wollen zusammen bleiben.
Es folgt eine Zeit der Entspannung, man meint gut aus der Sache herausgekommen zu sein. Man will vorwärts sehen und das schlechte Gefühl hinter sich lassen.

So weit so gut, es läuft nun. Das meint man zumindest. Dann kommen aber andere Fragen im Nachgang auf, es geht nun nicht mehr um das warum. Es geht um das wie. Wie konnte der Partner einem das antun? Wie konnte er erst dort und dann zu Hause? Wie konnte er mir in die Augen sehen? Wie.....

Es dauert sehr, sehr lange bis man als Betrogener akzeptieren kann, dass es tatsächlich möglich ist das vollkommen auszublenden. Da gibt es wohl sehr gute Verdrängungsmechanismen die diese Zweigleisigkeit bzw. Heimlichkeit für die Betrügenden aushaltbar machen. Diese Zeit empfand ich als viel heftiger und schwer verdaulicher als die Warumzeit. Werden einem doch Charakterzüge des Partners gewahr, die für einen gänzlich neu sind, die sogar dem Partner selbst erschreckend vorkommen. Damit gilt sich im Anschluss auseinanderzusetzen.

Hat man nun einen Partner, der wirklich bereut und einen in jeder Situation spüren lässt, dass er sich den Unbillen des Verarbeitungsprozesses voll und ganz stellt (und das kann eben nicht jeder der (Ex-)Betrüger) dann kommt man da als Betrogener wieder auf die Beine und kann seinerseits zusammen mit dem Partner, der nun für einen ein ganz anderer ist, wieder die Beziehung tragen. Zieht da der Ex- Fremdgeher nicht mit, weil er sich seinen eigenen Problemen nicht stellen mag oder kann, dann kann auf Dauer wohl kein Neubeginn mit dem neuen alten Partner klappen.

Mag sein, dass Dein Mann und/oder die Ehefrau Deines Ex-AM sich gerade im Übergang zur Wie-Phase befinden und deshalb wieder anders agieren.

Als kleiner Anhalt für die zeitliche Abfolge:
Bei mir hat es bis zum Abschluss der Wie-Phase ca. 3 Jahre gedauert und noch ca. ein Jahr bis ich schmerzfrei mit diesem Thema Affäre umgehen konnte. Flashbacks bei gewissen Szenen in Film und Fernsehen usw. sind dabei vollkommen normal, sie werden aber immer seltener und sind nun gänzlich verschwunden.

Heute ist es so, dass das Thema Affäre bei jedem von uns beiden nicht mehr schmerzt, aber immer noch so etwas wie eine gewisse Traurigkeit über unsere Fehlbarkeit auslöst. Interessanterweise bei meinem Mann aber mehr als bei mir, weil er sich da mir gegenüber immer etwas hilflos vorkommt. Er hat da eindeutig so etwas wie Schuldgefühle (nein, er geht nicht im Büßerhemd), weiß aber auch, dass das mir aber nicht wirklich hilft. Ja, wenn ich irgendeine Entscheidung in meinem Leben rückgängig machen könnte, dann würde ich die Zeit zurückdrehen und anstelle die Chose mit der Affäre durchzuziehen mit dir reden und nicht mein M..l halten und einfach machen. Das ist z.B. ein Satz von ihm und Du hast da etwas ähnliches geschrieben.

Die Zeit zurück drehen geht allerdings nicht, man kann nur daraus lernen für die Zukunft. Eigentlich ist es ganz lapidar: Eine Affäre entsteht, wenn innerhalb der Paarbeziehung es eine Schwierigkeit gibt (diese muss nicht einmal in direktem Zusammenhang mit dem Paar selbst stehen), drüber mangelnde Kommunikation vorliegt und letztendlich sich auch eine Gelegenheit ergibt.
Hat man das verinnerlicht, dann hat man auch den Punkt an dem man in der Zukunft ansetzten muss:

Schwierigkeiten gehören zusammen besprochen und wenn es auch noch so peinlich oder auch unerheblich scheinen mag.

Man kann es nämlich weder ausschließen, dass Schwierigkeiten auftreten, noch kann man Gelegenheiten meiden. Wenigstens solange man an einem wirklichen Leben teilnimmt.

Ich hoffe, dass Du Fanny und alle anderen, die noch mit sich bzw. ihrem Partner in diesem postaffärischen Wirbel stecken, neu sortiert und gut drauf herauskommen. Danach lacht man oft darüber, wie blöd man doch auch als gestandener erwachsener Mensch noch ist.

03.08.2017 13:31 • x 7 #1986


Vegetari
Überstanden haben wir das lange noch nicht.

Sorry, ist mal wieder lang geworden, hat's jemand bis hierher geschafft zu lesen? [/quote]

Liebe Fanny,
Sowas dauert ja auch !
Die Frau von dem Ex AM scheint nach außen stark wirken zu wollen, innerlich sieht es bei ihr anders aus.
Eigentlich müsste es bei euch allen doch besser voran gehen ,als bei vielen anderen hier die schreiben. Denn eure Ehen scheinen fester zu sein, als die Affäre.
Wenn Du ihn oder sie das nächste Mal triffst, kannst Du ja sagen ,dass Du keine Absichten mehr hast und eure Ehe durch diese Krise positiv entwickelt hat.

Oder ihr schauspielert weiter im eurem Dorf und kommt ins TV . RTL 2. ?

03.08.2017 14:51 • #1987


K
@unheilig:
Danke für deine Ausführungen. Besser kann man es wohl nicht beschreiben.
Genauso empfinde ich es auch. Ganz am Anfang war da Schockstarre, dann kam das lange und schmerzhafte warum. Das gemeinsame Ergründen und begreifen der Gründe. Auch meiner eigenen Anteile. Dann war eine zeitlang relative Ruhe aber irgendwie brodelte das wie. Ich hatte und habe immer neue Fragen . Und manchmal habe ich das Gefühl diese Phase ist für meinen Mann besonders schwierig. Oft sagte er aber wir haben doch jetzt schon so oft über alles geredet. Es hat lange gedauert bis bei ihm ankam, dass es für mich noch lange nicht vorbei ist. Liegt vermutlich zumindest teilweise an der unterschiedlichen Denkstruktur von Mann und Frau.
Nach außen funktionieren wir als Paar perfekt aber zwischen uns bzw. Unsere Ehe sehe ich noch nicht als gerettetan.
Aber ich denke wir sind auf einem guten Weg, der einfach nur noch Zeit braucht.

03.08.2017 15:08 • x 4 #1988


U
Zitat von Kurschaden:
Liegt vermutlich zumindest teilweise an der unterschiedlichen Denkstruktur von Mann und Frau.
Nach außen funktionieren wir als Paar perfekt aber zwischen uns bzw. Unsere Ehe sehe ich noch nicht als gerettetan.
Aber ich denke wir sind auf einem guten Weg, der einfach nur noch Zeit braucht.


Das mag es vielleicht wirklich Unterschiede in der Denke geben. Aber es hat wohl auch etwas damit zu tun, dass die Betrüger einen ganz anderen Blickwinkel auf die Sache haben.
Als ich in der Wie-Phase nach zwei Jahren wieder einmal mit einer für mich brennenden Frage auf ihn zukam, war er erst auch etwas unverständig darüber, dass dies in mir noch ein so großes Thema war und blockierte erstmal.

Kurz darauf kam von ihm eine Mail (er musste vorher zu einem wichtigen Geschäftstermin) in der er schrieb, dass es ihm wahnsinnig leid täte, dass ich mich immer noch mit dem von ihm angerührten Mist so beschäftigen müsse. Wir hätten doch schon so viele Schwierigkeiten gemeinsam gemeistert, ich hätte immer zu ihm gestanden und er immer zu mir (dass ich es nicht als zu mir stehen betrachten konnte, wenn er unabgesprochen mit anderen intim wird, mal außen vor gelassen). Ich würde ganz genau wissen, dass ich bei ihm Narrenfreiheit hätte und es nichts gäbe weshalb er mich fallen lassen würde. Die Tatsache, dass er es in seiner Midlifecrisis (er hatte tatsächlich auch Bedenken wegen dem Älterwerden usw.) nochmal wissen wollte, ob er es noch drauf hätte, andere Frauen zu begeistern, überhaupt unsere Beziehung tangieren könnte, hätte er nie gedacht. Für ihn sei das eine völlig andere Baustelle von ganz anderer Qualität gewesen. Er sei felsenfest davon ausgegangen, dass ich niemals davon erfahren würde (es war sowieso schon für ihn fast totgelaufen und er wollte da auch keine Neuauflage mit einer anderen Dame, weil es zum Schluss für ihn etwas stressig wurde, weil sie sich doch etwas in ihn verknallt hatte). Jedenfalls sei das Ganze zu keiner Zeit gegen mich gerichtet gewesen, es wäre nur ein persönliches Wellnessprogramm für ihn gewesen.

Daraus konnte ich erkennen, dass es tatsächlich auf den Blickwinkel ankommt. Zum einen ob Mann oder Frau und dann noch aus welcher Position heraus.
Mir hat es geholfen, meine Position zu verlassen und zu versuchen einen Blick aus seiner Position zu erhaschen und da sieht das dann wirklich anders aus.
Das braucht aber wirklich seine Zeit und man darf keinesfalls sich selbst immer nur als Opfer sehen. Irgendwann gelang es mir das sehr von mir entfernt zu sehen und konnte es dann abhaken.

Insgesamt konnte ich wohl erst ca. nach vier Jahren sagen, dass ich unsere Ehe als gerettet empfand. Das fünfte Jahr war nun sehr harmonisch und nun im sechsten Jahr fühlen wir uns so stark verbunden wie noch nie.
Ich denke, da kommt ihr mit einiger Geduld und Ausdauer schon auch noch hin.

03.08.2017 15:52 • x 3 #1989


Z
@Unheilig
Es ist sehr interessant zu lesen, wie es einem gehen kann nach mehreren Jahren des Betruges. Sehr hilfreich für mich!
Trotzdem hätte ich da noch ein paar Fragen: Was genau ist für dich der Unterschied zwischen den Warum- Fragen und den Wie-Fragen?
Stellt man die Fragen des Wie nicht eher aus der Opfer-Rolle heraus?

Ich stelle seit ein paar Wochen keine Fragen mehr zur Affäre? Bedenklich?
Ich fühle mich jedoch wohl damit und habe nicht den Eindruck ich mache mir da was vor oder verdränge!

Es gibt da natürlich noch Fragen, die ich schon gestellt habe, aber mir die Antworten nicht gereicht haben.
Mein Mann ist noch nicht so weit mit sich und ich warte mal ein Weilchen.
Entweder brennen die Fragen dann immer noch unter den Nägeln oder auch in mir ist es weiter gegangen und die Antworten spielen keine Rolle mehr.

Ich habe einfach festgestellt, es gibt auch Fragen, die er mir wahrscheinlich nie zufriedenstellend für mich beantworten kann!
Ich versuche einfach nicht mehr soviel Wertigkeit in dieses Frage- Antwort- Sache zu geben.
Momentan beschäftige ich mich mit den unterschiedlichen Rollen von mir im Dreieck (Opfer/ Täter/ Retterin). Ist aber zäh und anstrengend!

03.08.2017 16:41 • x 3 #1990


A
Ich habe die wie- Phase sogar noch als belastender empfunden, als die Zeit kurz nach der Affäre. Da stand ich unter Schock. In der Wie- Phase habe ich eigentlich erst wirklich meine Entscheidung getroffen. Ganz sind wir da auch noch nicht raus.
Ich gehe aber bewusst auch nicht mehr gedanklich in die Affärenzeit. Dann komme ich ganz schnell auch wieder in meine alte Wut.
Verdrängung? Mag sein, aber immer wieder da rein zu gehen ist nur destruktiv für mich.
Der Kern des Problems ist nicht die Affäre, sondern etwas anderes. Da gucke ich hin.

03.08.2017 19:29 • x 2 #1991


K
@Unheilig
Wieder hast du Recht. So empfinde ich das auch und in etwa so hat er es auch erklärt. Nie habe er darüber nachgedacht unsere Ehe zu beenden oder mit ihr etwas aufzubauen. Er habe einfach gehofft ich würde es nie erfahren und nur für sich dieses Gefühl mitnehmen wollen. Er wisse heute selbst nicht wie aber er habe das immer völlig getrennt gesehen und auch empfunden.
Als er ahnte, dass ich es weiß, habe er einerseits Panik bekommen jetzt alles kaputt gemacht zu haben und mich zu verlieren, gleichzeitig habe er sich eingeredet ich könne es ja garnicht wissen.
Schön schräg aber genau dieses Verhalten beschert mir dann diese unzähligen Wie-Fragen.
Die kommen alle nach und nach.

Eine Psychologin sagte, dass sei vollkommen normal. Er wisse wie es für ihn war, was er gedacht und gefühlt habe. Ich nicht, ich versuche zu verstehen und zu begreifen und interpretiere.

Aber der Wechsel der Perspektive hilft. Aus seiner Sicht ist es nachvollziehbarer.
Und der größte Schock für ihn war und ist wieviel es mir ausmacht, wie ich leide. Auf meine Frage was er dachte wie ich das finden würde, hat er keine Antwort. Er sagt er habe es verdrängt, sich damit beruhigt ich würde es ja nicht wissen.

@ Zugaste
Mag doch sein, dass es für dich keine offenen Fragen mehr gibt. Vielleicht bleibt es so, vielleicht tauchen nochmal welche auf.
Jede(r) hat sein eigenes Tempo und Eigenarten wie man damit umgeht und Versucht klar zu kommen.

03.08.2017 20:11 • x 3 #1992


B
Findet Ihr, ich meine auch die EF, es eigentlich anmaßend oder verwegen, wenn ich als Af sage, ich wurde auch betrogen die ganze Zeit?

Zumindest fühle ich genauso.

Wenn alles, was man miteinander erlebt, auf der Basis von Lügen stattgefunden hat, das ist für mich auch Betrug.
Auch wenn ich nicht die offizielle Partnerin war.

Wenn der Betrüger mir sagt, ICH sei die Partnerin und die , mit der er wohnt, rein technische WG.

Sicher gab es immer mehr Zweifel, aber die Lügen wurden ja verteidigt von ihm, ständig aufgefrischt und erneuert.
Meine Skepsis als Hirngespinste etc abgetan.
Man wird ja nahezu wahnsinnig, wenn man letztlich nicht mehr weiß, ob man seinem Instinkt, Gespür trauen darf.

Mein Kopfkino war blühende Phanatasie.
Bis heute weiß ich nicht, was war echt, was nicht.

Immerhin drei Jahre meines Lebens, in denen der Mensch, der ( von meiner Seite) mir am nächsten war, mich belogen hat.
Und was echt / wahr war, werde ich nie genau erfahren.

Flashbacks, Kopfkino, mehrmals täglich.

Ist es verwegen, zu sagen,auch ich wurde betrogen?
Hier wird immer nur von der Betrogenen ( Ehefrau) gesprochen.
Gibt es da nicht 2?

04.08.2017 06:48 • x 1 #1993


A
@Binaneu
Dein Fall ist derartig speziell, dass ich sagen würde: Ja, du wurdest betrogen!
Ich kann ja gar nicht bei dir nachvollziehen, warum dein Typ überhaupt eine Affäre draus gemacht hat, wenn die Hauptbeziehung gar nicht mehr existiert! Die sind doch getrennt oder sogar geschieden, oder?
Ich finde es so richtig fies, wenn ein Mensch einen anderen dazu bringt, seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertrauen zu können. Damit meine ich, dass man nicht mehr weiß, was ist wahr was nicht.
Dasss alle AFs Betrogene sind, empfinde ich nicht so! Zumindestens, wenn der AM klar gemacht hat, dass er eigentlich nicht frei für eine Beziehung ist und auch die Partnerin nicht verlassen wird. Dann ist der Betrüger ehrlicher zur AF als zur EF. Und dann gibt es soooo viel dazwischen, die leeren Versprechungen, Liebesschwüre ohne Taten, usw.

04.08.2017 07:07 • x 2 #1994


B
Angel, da stimme ich zu.
Wenn klar ist, er ist gebunden und will sich nicht trennen, dann ist es kein Betrug.

Das seh ich genau so.

Aber drei Jahre so tun als sei die andere Frau, mit der man wohnt, gar keine Beziehung mehr, und drei Jahre von gemeinsamer Zukunft reden...

Ja, ich schrieb es in einem Beitrag weiter oben.
Es gibt ganz verschiedene Fälle.

Aber ich denke, doppelter Betrug ist da nicht sooo selten.

04.08.2017 07:14 • x 2 #1995


A


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