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Gefühle weg? Nie da gewesen? - Beziehungsambivalenz

T
Liebes Forum,

kurz zu mir: Ich bin 37 Jahre alt, männlich, beruflich recht erfolgreich und eingespannt, und seit 12 Jahren in einer festen Beziehung (weiblich, 31 Jahre). Wir leben seit 9 Jahren zusammen unter einem Dach.

Aktuell weiß ich einfach nicht weiter: Immer wieder zweifele ich an der Beziehung, an meinen Gefühlen. Das geht nun schon seit Jahren so, wobei es Anfang Dezember eskaliert ist. Im Gegensatz zu meinen beiden längeren Beziehungen, die ich zuvor hatte, habe ich in der jetzigen Beziehung nie Schmetterlinge gefühlt. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass wir uns über Freunde schon seit Jugendtagen kennen. Diese fehlenden Schmetterlinge haben mich von Beginn an irritiert. Wobei ich dazu sagen muss: Die beiden Beziehungen zuvor wären - trotz aller emotionalen Höhenflüge - nie gut gegangen. Wir waren total unterschiedlich, hatten andere Vorstellungen vom Leben (Kinder, Haushalt, Beruf, etc.).
In meiner jetzigen Beziehung passt hingegen verdammt viel. Wir haben unglaublich viele Gemeinsamkeiten, sind beide beruflich gefestigt und erfolgreich. Haben gemeinsame Hobbies, etc. Wir haben eine vernünftige Streitkultur. Sie akzeptiert mich mit allen meinen kruden Macken, wie es bisher noch keine Frau getan hat. Wir geben uns gegenseitig Sicherheit, wie ich sie noch nie in meinem Leben hatte. Kurzum: Objektiv passen wir super zusammen.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich an einer chronischen Erkrankung leide, die sie jedoch super akzeptiert und nicht als Makel ansieht, auch wenn ich deswegen manchmal down bin.

Dennoch zweifele ich immer wieder, bin aktuell so weit, dass ich glaube, mit ihr nie wirklich glücklich gewesen zu sein. Ich habe diesbezüglich auch ein sehr offenes Gespräch mit ihr geführt. Im Anschluss habe ich um Abstand gebeten, weil ich einfach wusste, was ich wollte. Ich wusste nur: Ich muss ihr gegenüber nun fair sein, meine Gefühle erkunden und eine Entscheidung für die Beziehung treffen. Sie ist darauf hin erst einmal wieder zu ihren Eltern gezogen. Aktuell ist sie bei ihrem Bruder im Ausland (Weihnachtsferien). Wir haben also auch geographischen Abstand.

Und nun hocke ich hier und weiß nicht weiter: Wir haben zwischendurch per Skype miteinander telefoniert. Es war ein komisches Gefühl. Sie hat mir klar gesagt, dass wir es - wenn die Lage aktuell so ist wie sie ist - sofort beenden können. Doch ich kann es nicht: Ich hänge einfach noch zu sehr an ihr. Aber: Kann ich mir eine gemeinsame, langfristige Zukunft mit ihr vorstellen? Ich weiß es nicht. Kann ich mich erneut in sie verlieben? Ich weiß es nicht. Es ist total verzwickt, aber sie hat natürlich Anspruch auf eine zeitnahe, klare Ansage von mir. Ich bin mir bewusst, was ich ihr mit meiner inneren Ambivalenz zumute.

Wie seid Ihr in Eurem Leben mit solchen Phasen der Beziehungsambivalenz umgegangen?

Ich danke Euch schon jetzt für Eure Rückmeldungen.

Viele Grüße

Thoma

30.12.2018 21:23 • x 1 #1


L
Kann das sein dass es dir zu gut geht?

30.12.2018 21:31 • #2


A


Gefühle weg? Nie da gewesen? - Beziehungsambivalenz

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finally
Zitat von Lug:
Kann das sein dass es dir zu gut geht?


Diesen Gedanken hatte ich auch sofort

30.12.2018 21:58 • #3


T
Eindeutig nein. Meine Krankheit verläuft in Schüben und ist aktuell sehr belastend. Auch im Job herrscht seit Monaten Ausnahmezustand.

30.12.2018 22:00 • x 1 #4


M
Versuche doch mal für Dich zu ergründen, was Liebe für Dich bedeutet, welche Werte Du an eine Partnerschaft hast. Versuche das aber von der Verliebtheit, also den Schmetterlingen, zu unterscheiden. Viele Leute verwechseln das.
Während Verliebtsein mit Feuerwerk der Emotionen verbunden ist, ist Liebe doch eher was schlichtes, etwas sanftes.
Was Du beschreibst klingt für viele nach einem sechser im Lotto. Dir scheint es aber an Aufregung zu fehlen. Habt ihr ein sehr gewohnheitsmäßiges Leben oder brecht ihr da auch mal aus? Wie ist das S.?

30.12.2018 22:09 • x 1 #5


G
Du scheinst entweder nicht zu wissen, was Liebe ist,
oder machst Dir ein Luxusproblem aus Deiner Beziehung.

Weitere Möglichkeit: Mir fällt Gier ein. Du willst alles haben.
So ist das Leben aber nicht.

Du wirst wohl erst merken, was für einen Luxus Du hattest,
nachdem Du Deine Beziehung weggeschmissen hast,

31.12.2018 03:26 • x 2 #6


Gwenwhyfar
Was mir schon immer aufgefallen ist, dass ziemlich oft von Trennungen im Zusammenhang mit dem Tod nahe stehender Personen berichtet wird. Da ist eine akute Belastungssituation und nun versucht der Verlasser Ballast abzuwerfen.

Deinen Job los zu werden, wäre blöd, er ernährt Dich (dennoch vielleicht mal nachdenken, ob Du es woanders leichter haben könntest). Deine Krankheit wirst Du nicht los, also bleibt Deine Dame übrig.

Hast Du eine ungefähre Vorstellung, wann Deine Situation mal wieder besser aussehen könnte? Rückzug ist sicher nicht falsch, weil Du den nun wohl auch brauchen wirst. Schmetterlinge haben meist nur eine kurze Lebensdauer. Liebe und Vertrauen können über Jahre wärmen, Dürrezeiten gibt es immer mal. Ich würde um Verständnis werben, dass Du derzeit einfach schachmatt bist und sie dann mal daten. Unternehmt neue aufregende Sachen und schau wie es Dir damit geht.

Finde heraus, was DIR wirklich fehlt und sie zu, wie Du selbst Dir da helfen kannst. Eine andere Frau richtet das nämlich nicht zwingend.

31.12.2018 07:50 • #7


T
Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

Zunächst möchte ich mit einem Missverständnis aufräumen: Ich habe kein Luxusproblem und bin auch nicht gierig! Für mich hat es nichts mit Gier oder Luxus zu tun, wenn ich mich in einer Beziehung befinde, die für mich seit einiger Zeit nicht glücklich ist, an der ich zweifele und die letztlich auch meine Partnerin nicht glücklich macht.

Ich brauche keine Schmetterlinge, keine gefühlsmäßige Hochphase, aber was mir aktuell fehlt, sind tiefgehende, liebende Gefühle, Geborgenheit und die Zuversicht, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben.

Ich hatte ja geschrieben, dass die Beziehung objektiv wirklich sehr gut ist (von außen betrachtet). Subjektiv bin ich derzeit nicht glücklich, meine Partnerin weiß das auch. Ich war hier offen und ehrlich, wobei es sie natürlich in erheblichem Maße verletzt. Fakt ist: Sie hat nichts falsch gemacht, ich erwarte von ihr keine Verhaltensänderung, o. ä., sondern ich mit meinen fehlenden Gefühlen bin das Problem und belaste die Beziehung.

Ich bin innerlich total blockiert, will sie nicht verlieren, weiß aber derzeit auch nicht, ob wir wirklich eine Zukunft haben (Heirat, Kinder, etc.). Ich möchte ihr gerne ein liebevoller, zugewandter Partner sein, doch das schaffe ich im Moment nicht. Es fällt mir schwer, mir das selbst einzugestehen.

Sie hat nun zwischenzeitlich auf eine Trennung gedrängt, wenn meine Gefühle nicht mehr ausreichen. Eigentlich eine Steilvorlage, ich hätte nur noch Okay! sagen müssen. Doch ich konnte es nicht. Irgendwas hält mich bei ihr.

Nochmals: Fehlende Gefühle sind für mich weder ein Luxusproblem noch haben sie etwas mit Gier zu tun. Ich brauche in einer Beziehung nicht viel mehr, als tiefe gegenseitige Zuneigung, Geborgenheit und das Vertrauen, dass ich meiner Partnerin emotional das bieten kann, was sie braucht, um gemeinsam mit mir glücklich zu werden und zu bleiben.

Unser S.-Leben ist okay, wobei mir die körperliche Nähe mit ihr manchmal erheblich schwer fällt. Es ist mir dann einfach zu viel. Wenn wir dann intim werden, ist es aber in der Regel sehr leidenschaftlich, auch nach 12 Jahren.

Beste Grüße

Thoma

01.01.2019 18:35 • x 1 #8


K
Deine Beziehung klingt aber wirklich wie ein Sechser im Lotto. Insofern stehe ich auf dem Schlauch. Du vermisst die Schmettetlinge? Die sind doch nach wenigen Monaten in jeder Beziehung sowieso weg? Dann wäre eine gute Beziehung wie eure, im Großen und Ganzen?
Also was fehlt DIR? Was hat sie NICHT, was du möchtest? Was stört dich an ihr? Nicht dein Typ?
Ich werfe das mal in den Raum: MLC?
Oder du liebst sie einfach nicht, findest sie S. absolut nicht anziehend?

Paartherapie? Oder mal selbst paar Stunden nehmen?

01.01.2019 18:50 • #9


M
So wie ich es verstehe, fehlt Dir etwas in Dir, also nichts was im Außen zu suchen ist. Jetzt ist die Frage, ob dieses Mangelgefühl überhaupt etwas mit ihr zu tun hat oder Du es nur auf sie überträgst und die Ursache in Dir liegt. Kannst Du mir folgen?

Versuche doch herauszufinden, wann dieses Mangelempfinden angefangen hat. Gab es in der Zeit andere Ereignisse, zB im Job, in der Familie oder bzgl. Deiner Erkrankung?

Kann es sich um eine generelle Unzufriedenheit handeln? Liebst Du die Dinge, die Du tust? Wie bist Du aufgewachsen, wie sind die Familienverhältnisse?

Manchmal ist es so, dass alles perfekt scheint und man doch glücklich sein müsste, ist es aber nicht. Man fühlt einen Mangel und weiß nicht warum. Also bginnt man zu suchen und das macht man meist da, wo man meint das es am offensichtlichsten wäre. Also in der Beziehung. Aber vielleicht ist es das gar nicht. Ich möchte jetzt nicht so weit gehen und von einer depressiven Verstimmung sprechen. Vielleicht ist Dein Job nicht das Richtige. Oder Du liebst sie tatsächlich nicht. Aber bevor Du zu diesem Schluss kommst, solltest Du wissen, was Liebe für Dich überhaupt ist. Wie sie sich anfühlt. Viele wissen das nicht und rennen einer Illusion hinterher. Sie kennen ihre Werte nicht.

Ich würde Dir empfehlen, all diese Fragen für Dich zu beantworten. Das wird dauern. Ggf. holst Du Dir Unterstützung. Es gibt Beratungszentren mit Gesprächsangeboten, die schnell terminiert werden können. Kostet vielleicht eine Kleinigkeit, aber ich denke, so 3-4 Stunden reichen Dir schon.
Bitte Deine Partnerin um Zeit. Sage ihr, dass sie Dir zu wichtig ist und Du andere Ursachen ausschließen möchtest. Bitte sie um Vertrauen, dass Du gewissenhaft mit dem zeitlichen Aufschub umgehen wirst. Zur Not, wenn sie sich nicht darauf einlässt, legt nur eine räumliche Trennung ein. Vielleicht geht sie ja dann diesen Kompromiss mit.

Viel Glück!

01.01.2019 19:22 • #10


E
Lieber Thoma,

vielen Dank für Deinen Beitrag und willkommen hier im Forum. Vorweg einmal die Frage, hast Du etwas dagegen, Dich hier richtig als member anzumelden? So könnte man auch einige Dinge nicht-öffentlich besprechen, über PN. Wenn Du Dir das vorstellen kannst, dann wäre das prima, denn ich möchte nicht alles, was ich bei Dir herauszulesen vermag in aller Öffentlichkeit ansprechen - den einen oder anderen Satz würde ich Dir gern privat mitteilen, es sei denn, Dir ist diesbezüglich Diskretion nicht weiter wichtig! Auch hätte ich noch einige Fragen an Dich, wenn Du es mir gestattest...?

Was ich Dir jedenfalls schon einmal sagen kann ist, dass es nicht an fehlenden Gefühlen Deinerseits liegt, jedenfalls ist das bisher mein Eindruck und ich denke, dass Du diese Problematik lösen können wirst.

Simply

01.01.2019 19:39 • #11


T
Hallo zusammen,

Vielen Dank für Eure Beiträge.

Mein Problem ist, dass ich - glaube ich - nie so richtig in sie verliebt war. Immer wieder war ich an dem Punkt, die Beziehung zu beenden, doch ich bringe es nicht über das Herz.

Ich würde sie so gerne lieben, denn eigentlich passt verdammt vieles. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich sie jahrelang emotional betrogen habe. Ich bin komplett durcheinander.

Noch ein Hinweis: Es gab und es gibt keine andere Frau. Ich war und bin immer zu 100 Prozent treu.

Ich bin mir nicht sicher, ob eine Paartherapie hilft, denn Gefühle kann ein Therapeut auch nicht herzaubern.

Viele Grüße

Thoma

02.01.2019 12:41 • #12


Fanta1
Ich denke, du wirst erst dann sehen, was du verloren hast, wenn sie endgültig weg ist. So wie du sie beschreibst, ist sie eine tolle Frau. Ihr harmoniert auf jeder Ebene, sie akzeptiert deine Krankheit, S.leben scheint zu funktionieren. Und sie ist so stark, dir das sofortige Beziehungsende anzubieten, da sie nicht als Notnagel dienen will. Zudem erträgt sie deine Gedankengänge scheinbar ohne Bitterkeit oder Hassgefühl ( was man verstehen könnte, wenn man das Gefühl hat, jahrelang vera....worden zu sein).Hört sich für mich nach einer sehr sehr guten Partnerin an, die keinerlei Schwierigkeiten haben dürfte, jemanden zu finden, der sie wirklich liebt.
Sobald sie endgültig aus deinem Leben raus ist und einen Neuen hat wirst du ihr bitterlich nachweinen, da gehe ich jede Wette ein. Aber SO macht es auch keinen Sinn, das ist ihr gegenüber extrem unfair. Sie hat das Recht, geliebt zu werden von ihrem Partner.

02.01.2019 13:08 • x 1 #13


T
Hallo Fanta1,

mein Kopf sagt mir ja auch, dass es bescheuert wäre, mich zu trennen. Mein Bauch macht seit langer Zeit die Probleme.

Was lasse ich jetzt obsiegen: Kopf oder Bauch?

Viele Grüße

Thoma

02.01.2019 14:59 • #14


Fanta1
Für dich ist es fast egal, wie du dich entscheidest, weil du in beiden Fällen leiden wirst: Wenn du sie verlässt, wirst du es danach bereuen und sie ( so vermute ich sehr stark) zurück haben wollen nach einer Weile. Wenn du Glück hast, funktioniert es dann nochmal, ich denke aber eher, sie wird sich dann nicht nochmal auf dich einlassen. Wenn du sie nicht verlässt, wirst du immer denken, dass dir etwas fehlt in der Beziehung.
Für sie ist es aber nicht egal, da sie es nicht verdient hat mit jemandem zusammen zu sein, der so starke Zweifel an der Beziehung hat und sie nicht so liebt wie sie es verdient hätte. Da du das Thema ihr gegenüber ja ohnehin schon angesprochen hast, wird sie diesbezüglich schon sehr verletzt sein und ganz genau auf dein Verhalten achten. Was genau hast du ihr eigentlich gesagt, dass sie dir anbot, die Beziehung sofort zu beenden? Dass du denkst, du liebst sie nicht genug ? Wieso hat SIE dann nicht sofort Schluss gemacht?

02.01.2019 15:21 • x 1 #15


A


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