Habe meine große Liebe wieder gesehen!

Zitat von Mauseline:

Es ist eben nur unerträglich leer oder fühlt sich so an, weil ich nicht lieben kann.

Du kannst lieben, zuerst Dich, dann andere. Du liebst derzeit aber nichts an Dir. Du welkst, um es blumig auszudrücken.

Zitat von Mauseline:

Meine Eltern haben beide keine Ahnung, was Familie und Liebe ist. Und meine Schwester auch nicht.

Vielleicht ist es Deinen Eltern ähnlich ergangen, als sie selbst noch Kinder waren.

Das wäre natürlich keine Rechtfertigung, aber vielleicht eine Erklärung für ihr Verhalten(smuster).

Traumata können über Generationen hinweg weitergegeben werden.
Wer weiß, was Deine Eltern als Kind mal mitgemacht haben.
Wer weiß, was die Generationen vor ihnen erlebt haben.

Entscheidend für Dich ist: Das ist Vergangenheit.
Du lebst jetzt.
Also lebe.

Zitat von Mauseline:

Stellvertretend wollte ich es dem AM beibringen.

Klasse Selbstreflexion.
Weiter so.

Zitat von T4U:

Du kannst lieben, zuerst Dich, dann andere. Du liebst derzeit aber nichts an Dir. Du welkst, um es blumig auszudrücken.

Das ist aber normal, keine Bange. Noch kann die TE sich nicht komplett wahrnehmen, als Person mit Ressourcen und positiven Eigenschaften. Die projiziert sie ja auf den Lover, während sie selbst nur Dreck ist, ihrer Meinung nach. In Wahrheit sind das alles aber Anteile von ihr selbst, die fein säuberlich von einander getrennt sind. So ein Spalten ist traumabedingt und zunächst völlig normal und gesund, um zu überleben. Das einzige Problem ist, sie kann jetzt nicht mehr allein damit aufhören, obwohl lange schon keine Gefahr mehr droht. Das kann ein Therapeut aber mit ihr auflösen.

Zitat von Liesel:

Deine Eltern hätten eine Therapie machen müssen. Sie wollten nicht, denn sie hatten ja dich als Blitzableiter für ihre negativen Emotionen. Perfekt, denn ein Kind kann sich nicht wehren, an dem kann man alles auslassen. Und sie mussten so nie an sich arbeiten.

Danke, so messerscharf habe ich das noch nie gesehen.

Der Fairness halber sei allerdings eingeräumt, daß es vor dem Millenium in weiten Kreisen der deutschen Gesellschaft auch wirklich verpönt war, therapeutische Angebote in Anspruch zu nehmen. Wer sich dazu offen bekannte, der wurde nicht länger ernstgenommen. Das war damals leider Mainstream, also in bürgerlichen und Arbeiterkreisen jedenfalls. Bei der Haute Volé oder unter Artisten mag es anders gewesen sein.

In den USA beispielsweise war und blieb man da schon viel früher deutlich offener. Über Gefühle zu reden haben viele von uns (Deutschen) nie gelernt, auch in zweiter oder dritter Nachkriegsgeneration noch nicht. Entsprechend schwer fällt es uns, sie wahrzunehmen, sie einzuordnen, zu benennen und mit ihnen umzugehen. Wir gelten nicht umsonst als hölzern, gerade aus Sicht von Nicht-Deutschen, die diesbezüglich eine andere Historie hatten und haben.

Was die TE hier schildert, ist allerdings ein extrem starker Tobak und geht darüber weit hinaus. Ich finde es äußerst hilfreich, daß sie so selbstreflektiert ist und sich präzise ausdrücken kann. Das sind wichtige Voraussetzungen.

Das Ganze gehört wirklich mal in professionelle Hände und dann wird sie ihren Weg zurück ins Leben auch finden.

Zitat von Blanca:

Über Gefühle zu reden haben viele von uns (Deutschen) nie gelernt, auch in zweiter oder dritter Nachkriegsgeneration noch niht.

Nachhall
Indianer kennt keinen Schmerz

Zitat von T4U:

Nachhall
Indianer kennt keinen Schmerz

Natürlich. Ohne das Unterdrücken hätte nach dem Krieg nichts mehr aufgebaut werden können, wenn alle zusammen gebrochen oder in Therapie gerannt wären;-) stattdessen wurde gesoffen oder der Nachwuchs geprügelt. Deswegen gibt es heute noch so viele Traumatisierte. Das wird seit dem Krieg weitergegeben und heute haben wir erst die Möglichkeiten, das aufzuarbeiten.

Zitat von Liesel:

wenn alle zusammen gebrochen oder in Therapie gerannt wären;-)

Den Smiley kannst ruhig weglassen. So lustig war das nämlich nicht wirklich. Es gab über weite Strecken hinweg schlicht keine entsprechenden Therapieangebote. Zum einen war der Forschungsstand noch ein ganz anderer und zum anderen hätte man niemals genug Therapeuten für Millionen von Kriegstraumatisierten auftreiben können.

Wer sich dafür interessiert, der kann sich gern mal mit den Büchern von Sabine Bode befassen. Das war eine auch für mich recht aufschlußreiche Lektüre, wenngleich meine Reise damit noch lange nicht beendet war. Dafür mußte ich erst noch etliche Stationen mehr passieren. Aber das führt hier jetzt zu weit.

Um das Ganze abzuschließen: Schon vor diesem einen Hintergrund macht der Spruch Nie wieder Krieg! wirklich Sinn. Der Schaden war wirklich unermeßlich und wirft seine Schatten bis heute.

Zitat von Liesel:

stattdessen wurde gesoffen oder der Nachwuchs geprügelt.

wobei dies leider nicht nur der Vergangenheit angehört

Zitat von T4U:

wobei dies leider nicht nur der Vergangenheit angehört

Und natürlich nicht immer nur oder teilweise auf unbewältigte Kriegstraumata zurückzuführen ist.

Zurück zum Thema:

Zitat von Liesel:

Noch kann die TE sich nicht komplett wahrnehmen, als Person mit Ressourcen und positiven Eigenschaften. Die projiziert sie ja auf den Lover, während sie selbst nur Dreck ist, ihrer Meinung nach.

Zitat von Liesel:

So ein Spalten ist traumabedingt und zunächst völlig normal und gesund, um zu überleben. Das einzige Problem ist, sie kann jetzt nicht mehr allein damit aufhören, obwohl lange schon keine Gefahr mehr droht. Das kann ein Therapeut aber mit ihr auflösen.

Ich hoffe, die TE hat Deinen Beitrag gelesen und daß er ihr Hoffnung macht, diesen Weg zu gehen. Daher hole ich ihn nochmal hervor.

Ja, ich möchte hier auch damit schliessen: was Kriege und jegliche Gewalt (ganz perfide sind Vergewaltigungen!: man traumatisiere die Mütter und zerstört damit die Zukunft) anrichten, ist absolut unvorstellbar. Man kann es nicht genug betonen, dass sowas durchschnittlich ein Jahrhundert dauert, bis ein Volk sich davon erholt, wenn überhaupt. Darum ist das Bewusstsein darüber, wie sehr Gewalt gerade Kindern schadet, so extrem wichtig und war ein Meilenstein in der Gesetzgebung. Es gibt noch genug Länder, da ist immer noch nicht bekannt, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben. Es ist sehr gut möglich, dass die Eltern der TE noch immer im vollen Glauben sind, alles richtig gemacht zu haben und aufrichtig die TE für undankbar halten, für all die Fürsorge die sie ihr angedeihen liessen. Solche Glaubensmuster sind schwer auszurotten.

Mäuschen, da kommt eines zum anderen und immer wieder findet man Ursachen in der Kindheit. Du hast da extrem viel abbekommen, was für eine kindliche Seele kaum zu ertragen ist. Trotzdem will das Kind überleben und da greift die Seele zu einem Trick: Belastendes wird ins Unterbewusstsein verschoben.

Auf der bewussten Ebene merkt man es nicht, man lebt weiter, regelt sein Leben mehr oder weniger gut und denkt sich, es passt schon. Leider aber ist das Unterbewusstsein löchrig, die Betondecke darüber bekommt Risse, mir scheint, mit zunehmendem Alter sogar immer mehr und das drängt sich dann sozusagen nach oben in Dein Leben.

Auch dahinter steckt die Seele. Die ist nämlich extrem verletzt und geprügelt und missbraucht worden, wofür Du absolut nichts kannst.Die Seele leidet, aber das spürst Du nicht, denn Du schiebst es weg. Das Leid wird nicht wahrgenommen und nicht gewürdigt.
Die Seele aber will Heilung, aber sie kann nicht direkt zu Dir sprechen. Sie kennt nur Umwege. Und einen dieser Umwege gingst Du mit der Affäre. Denn die Seele ist so fies oder so gestrickt, dass sie Dich in genau die Situationen schickt, unter denen Du bereits in der Kindheit gelitten hast. Das ist der Mechanismus der Seele, der Zwang zu Wiederholungen, denn die Seele hofft immer, dass dieses Mal das Trauma aufgelöst wird, dass dieses Mal das schwierige Konstrukt sozusagen umgebogen wird und jetzt das Happy End bevorsteht.

Deine Affäre war weniger eine Affäre als ein Hilferuf Deiner Seele. Und da Dich Deine Eltern leider alles Andere als liebevoll behandelt haben, weil sie selbst verletzt waren und nicht damit zurecht kamen, musst Du das im Erwachsenenleben wieder nachleben. Hier allerdings in Beziehungen, weil es da ja am emotionalsten ist.

Die Affäre war ein Weckruf für Dich, Dich von erlernten destruktiven Verhaltensweisen zu verabschieden. Sie war ein Wegweiser für Dich, den Du nützen kannst. Denn die Seele hat Dir ganz klar mitgeteilt: da ist was, was mir so verdammt weh tut, bitte kümmere Dich doch um mich, bitte tue was für mich, bitte nimm an, was ich Dir mitteilen will!
Der andere Weg ist das Wegschieben von unbequemen Wahrheiten und die Rückkehr in haargenau die gleiche Situation. Irgendwann kommt der nächste Chaot, der Dich misshandelt und Dich mit Nichtachtung straft und an dem Du Dich abarbeiten kannst - erfolglos, weil Du Deine Liebe da vergeudest, wo sie nicht gewürdigt wird.

Der Typ da ist selbst kaputt und Du hast es wenigstens geschafft, ein normales, wenn auch nicht aufregendes Familienleben mit einem treusorgenden Mann zu führen. Ja klar. die emotionalen Höhenflüge findest Du hier nicht, aber die findest Du auch mit einem Mann nicht, weil Dich Dein Unterbewusstsein zielsicher wieder zu Männern seines Schlages führt.

Versuche, mit Deiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Es hat keinen Sinn sich zu bedauern und sich zu bemitleiden, denn damit bliebst Du in der Opferrolle. Ein Opfer hat es bequem, denn es leidet an Dingen, das es nicht ändern kann wie dem Affärenmann z.B., aber es ändert nichts. Opferhaltung ist eine passive Haltung.
Du hast Schlimmes erlebt und Dir wurde viel angetan. Darüber kannst Du Dich nicht freuen, aber Du kannst Dich damit aussöhnen. Deine Eltern waren selbst beschädigt und konnten es nicht besser, denn auch sie wurden von ihren Eltern schon schlecht und hart behandelt. Das sind Familiendynamiken, die sich über Generationen fortsetzen und immer weiter abgespult werden und für viel Unglück sorgen.

Du hast eine Chance, Dich daraus zu lösen. Du kannst Deine Vergangenheit nicht ändern, denn sie ist ein Teil von Dir. Aber versuche auch, aus der Vorwurfshaltung gegenüber Deinen Eltern rauszukommen, indem Du siehst, dass auch sie beschädigt sind. Sie konnten den bösen Bann nicht brechen, aber vielleicht schaffst Du es, die destruktiven Dynamiken in Dir aufzulösen.

Wenn Du Dich Deiner seelischen Nöte annimmst, kann die Seele Ruhe finden. Denn sie merkt, sie kümmert sich jetzt um mich, ich werde nicht wie bisher beiseite geschoben und ich darf darüber traurig sein, was war. Das ist dann ein Schritt zur Heilung, denn dann muss die Seele Dich nicht wieder zwanghaft zu einem falschen Mann schicken, bei dem sie eines garantiert nicht findet: ein happy end.

Dein happy end kannst du zu Hause finden. Lebe nicht nach dem Motto: wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis zum Tanzen ...und bricht ein. Dein happy end kannst Du in Dir finden, aber niemals bei anderen Menschen. Denn dann missbrauchst Du sie auch nur als Heilsbringer und bei dieser Aufgabe, die Du ihnen unbewusst aufhalst, können sie nur scheitern.
Jeder ist für sich verantwortlich und muss seine eigenen Blessuren heilen. Das kann Dir leider keiner abnehmen, weder Dein Mann und der Affärenmann schon gar nicht.

Fahr ruhig wieder dort vorbei und halte Ausschau nach ihm. Ich rate Dir, keinesfalls davon zu laufen. Geh das Risiko ein, ihn zu sehen, lass Dich triggern, aber erkenne auch, warum er Dich triggert. Das ist dann eine gute Übung, irgendwann eine gelassene Einstellung zu ihm zu finden.

Suche Dir einen Therapeuten, der den Weg durch Deine Kindheit mit Dir gehen kann. Nette Worte, Mitleid und platte Ratschläge helfen Dir nicht. Du musst durch den Schmerz Deiner Kindheit nochmals gehen und das tut verdammt weh. Aber dann gibt es irgendwann auch ein Licht am Ende des Tunnels.

Du kannst nichts für Deine Kindheit, aber was Du daraus machst, das liegt in Deiner Verantwortung.

Begonie

Zitat von Mauseline:

Wir werden gemeinsam alt, das habe ich ihm geschworen. Ich denke auch er spürt das ich nicht zu 100% zurück gekommen bin.

Und das alles für einen Trinker?

Zitat von Angi2:

Und das alles für einen Trinker?

Das alles um endlich die Liebe zu bekommen, die @Mauseline als Kind verweigert worden ist.
Das alles um sich endlich so angenommen zu fühlen, wie man ist.

Das alles um endlich diese bösen Geister loszuwerden, die einem ständig einzureden suchen:
Das hast Du nicht verdient!
Du bist nichts wert!

Das alles um endlich glauben zu können, daß diese Geister eben nicht recht haben.
Das alles um endlich von all deren Neid, Geifer und Boshaftigkeit verschont zu bleiben.

Das alles um endlich ruhig und gelassen im eigenen Inneren zu sein.
Das alles um endlich mal ohne Smartphone, Buch oder sonstwas an einem Teich sitzen und einfach nur die Sonne genießen zu können, wie sie dort aufs eigene Gesicht scheint - ohne den inneren Drang, jetzt unbedingt was tun zu müssen, um nützlich für irgendwen oder irgendwas zu sein.

Das alles, um über eine Straße gehen und sich fühlen zu können, als habe man Flügel, die einen schweben lassen.
Das alles, um mit allem und jedem sowas von locker fertig zu werden, als habe man nie etwas anderes getan im Leben.
Das alles, um frei zu sein.

Das alles, um einfach mal man selbst zu sein.
Das alles, um in der eigenen Mitte anzukommen und sich dort ausruhen und wohlfühlen zu können.
Das alles, um endlich daheim zu sein.

Vielen vielen Dank für eure und gerade die letzten Posts. Ich fühle mich von euch verstanden und das gibt mir gerade sehr viel.

Ja meine Eltern sind Kriegskinder und somit auch Opfer. Sie haben schreckliches erlebt aber sie sind auch in der NS Diktatur zu potentiellen Tätern erzogen worden. Mitleid war ihnen fremd. Weder mit mir noch mit anderen ist davon etwas zu spüren. Sie sind sehr ausländerfeindlich. Ich erinnere mich, das ich einmal bei einer türkischen Mitschülerin zu Gast war. Da haben sie meine Schwester geschickt um mich zu holen. Das Donnerwetter werde ich nie vergessen, denn ich durfte nicht mit ausländischen Kindern spielen. Meine Schwester hat sich indes sehr gefreut, zur Ausführungsgehilfin ernannt zu sein. Ausländer sind für meinen Vater Unter Menschen. Sie sind dazu gut, ihm zu dienen. Auch gerne im Privatbereich hat er seine Untergebenen Gastarbeiter benutzt. Er nannte sie Escheks und trieb sie an mit den Worten Schabuk Schabuk. Das benutzte er auch gerne gegen mich. Mein AM ist Ausländer. Noch so ein Punkt, der mir gerade klar wird. Kann das denn sein, das meine Affäre mit ihm einfach nur eine Reaktion meiner Seele war? Nein ich glaube, da mache ich es mir zu einfach. Ich war schon auch von ihm als Mann fasziniert. Sechsualität spielte eine große Rolle. Allerdings nahm ich dabei eine sehr devote Rolle ein und gerade die machte mich an. Mein Mann hätte das nie zugelassen, das ich mich ihm so unterwerfe. Es wäre ihm unheimlich.

Ich merke gerade, das ich nicht mehr in der Liste der neuen Themen stehe. D.h. ich werde wohl keine Antworten mehr bekommen. Schade aber Danke für alles!