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Ich bin ein böser Mensch - behaupten die Eltern

P
@Mada Ja Klar! Ich hab erst seit diesem Jahr überhaupt einen Hausarzt. Ich brauchte nie einen. Ich hab alles alleine hin bekommen! Mein Körper ist robust... Ich bin auf Arbeit auch nie Krank.

Ich weiß, meine Gedanken sind wahrscheinlich oft falsch, was übrigens auch oft verunsichert! Was ist richtig? Doch vieles erahnte ich auch schon vor der Therapie. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben kann, und ich trotzdem weiterhin im Käfig Sitze.
Vielleicht so: Ich glaube die meisten Menschen hätten extrem große Scham, sich auf einen belebten öffentlichen Platz komplett nackig auszuziehen. Dabei ist doch eigentlich die Tätigkeit total einfach! Nur die angelernte Verhaltensweise verhindert das.

Gestern 10:26 • #61


Sonnenschein85
Zitat von Mada:
Rücksicht ? Ich breche mir mein Bein und hab den Eindruck der behandelnde Arzt ist überlastet - also gehe ich , dem Arzt zu Liebe . ...

Genau. Da muss man keine Rücksicht nehmen.
Aber vielleicht passte es auch nicht so, dass der Te sich unwohl fühlte. Dann kann man natürlich wechseln.

Gestern 10:26 • x 4 #62


A


Ich bin ein böser Mensch - behaupten die Eltern

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Jane_1
Ich finde, du kannst deine Innenwelt sehr gut beschreiben.
Das ist sehr wichtig und sehr gut!
Um etwas ändern zu können, muss man erstmal den Ist-Zustand erkennen.
Zitat von Petrosso:
Schon allein mit meiner Anwesenheit scheine ich aber Menschen zu verletzen! Wie verrückt der vorige Satz ist! Doch ich denke noch so... immerhin ist mir mittlerweile bewusst, dass meine Denkweise falsch ist! Bei einem Kollegen, der mich unbedingt treffen wollte, habe ich mich für seine Zeit entschuldigt. Wie verrückt! Außerdem wollte er mich doch treffen... Das ist nun ca. 4 Jahre her und war das erste mal, dass ich einem Treffen zugesagt hatte...

Nein, du verletzt niemandem mit deiner Anwesenheit.
Das ist nur der Nachhall von einem Teil von dir, der vor sehr langer Zeit gelernt hat, seine Umgebung zu lesen und sich massiv anzupassen. Das war eine Überlebensstrategie von dir, zu seiner Zeit sehr sinnvoll. Du musstest als kleines Kind in einer unsicheren Umgebung groß werden und hast damit gut für dich gesorgt.
Jetzt darfst du lernen, dass du erwachsen bist und dass dieser Anteil nun loslassen kann (ich weiß, einfacher gesagt als getan).

Ein Schritt dahin: immer wieder versuchen bei dir zu bleiben.
Also, was du denkst, was du fühlst.
Was wir über die Gedanken und Gefühle anderer Menschen denken, sind nur Gedanken. Wir wissen de facto nicht, ob diese wahr sind. Wir können mit unseren Annahmen (wie ich falle meiner Therapeutin zur Last) völlig falsch liegen. Wir dürfen die Verantwortung für das Innere anderer Menschen abgeben. Die anderen sind erwachsen und sorgen für sich selber. Du darfst also mit der Parentifizierung aufhören.
Du darfst dich nun um dich selber kümmern.
Zitat von Petrosso:
vorige Therapie hatte ich beendet, weil ich das Gefühl hatte, dass ich der Therapeutin nicht gut tue. Sie hatte mir versichert, dass sie auf ihre Gesundheit achtet

Ach Mensch...es tut mir in der Seele weh, zu lesen, was du schreibst. Was muss deine arme kleine Kinderseele mal ausgehalten haben, um sich so derartig zurückzunehmen.

Aber sei auch versichert: Du bist nicht alleine. Du bist stark, du bist intelligent, hast schon viel erreicht. Ich wünsche dir aus Herzen alles Gute für deine weitere Entwicklung.

Gestern 10:44 • x 5 #63


Plague
Lieber TE,

Zitat von Petrosso:
Gestern hatte mir meine Mutter wiederholt gesagt, dass ich ihnen ja nur etwas Böses will und ich ihnen was auswischen will.

Du dürftest mittlerweile durch die Therapie schlau genug sein, um zu erkennen, dass das nichts weiter als handelsübliche narzisstische Schuldumkehr ist, Motto: Ich bin ok, du bist nicht ok.

Es ist eine der prototypischen Reaktionen egozentrisch-narzisstischer Eltern, wenn sie mit der Wahrheit konfrontiert werden. Die wollen sie allerdings nicht hören, weil das ihre gesamte Weltsicht zerstören würde, in der sie sich als die besten Eltern der Welt sehen, die es doch immer nur gut gemeint haben.

Zitat von Petrosso:
Ich reflektiere mich nicht als böswilligen Menschen und werde offenbar von allen anderen auch nicht so wahrgenommen.

Das ist der beste Beweis, dass deine liebe Mutter dir mit Gaslighting die eigene Wahrnehmung madig machen will.

Zitat von Petrosso:
Ich kann leider nicht wütend sein und kenne meine Grenzen nicht.

Das wurde dir ja durch die narzisstische Propaganda deiner Erzeugerfraktion, die dich in extreme Anpassung getrieben hat, erfolgreich abtrainiert.

Zitat von Petrosso:
Die Therapie hat leider dazu geführt, dass ich meine Eltern nicht mehr so viel unterstütze wie früher.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Du kommst dem Versorgungswunsch nicht mehr in dem Ausmaß nach, wie es dir die Erzeuger introjiziert haben - ergo: Du bist undankbar, böse und störst das ganze schöne System eurer nach außen hin sicher heil scheinenden Familie.

Zitat von Petrosso:
Ich fühle mich dabei auch unglaublich schlecht! Immer mal wieder versuche ich auf sie zu zugehen, doch sie erklären mir immer wieder, dass ich eine richtige Enttäuschung für sie bin.

Und genauso wird das System weiter funktionierten, wenn du den Kontakt beibehälst: Sie machen dir das schlechte Gewissen, du denkst, das ist richtig so und klappst wieder zusammen.
Bitte mach dir klar, dass du der Erzeugerfraktion NICHTS, aber auch GAR NICHTS schuldig bist.
Das ist nur das, was sie versuchen, dir einzureden, damit du weiterhin funktionierst.

Zitat von Petrosso:
Natürlich möchte ich herausfinden, was ich falsch mache und warum ich denn den Eindruck erwecke, dass ich Ihnen offenbar was böses will. Auf Nachfragen kommt halt nur allgemein, dass ich meine Eltern nicht liebe und ich mich nicht mehr melde.

1. Niemand ist verpflichtet, die Menschen, die einen zufälligerweise in die Welt gesetzt haben, deswegen zu lieben.
2. Du bist böse, weil du ihnen - in ihrer Weltsicht - nicht den Respekt und die Aufmerksamkeit zollst, den sich glauben Kraft ihrer Wassersuppe verdient zu haben. - Realistisch betrachtet: Schwerer Irrtum!
3. Nochmal: Diese angebliche Schuldaufrechnung geht nicht auf, denn du bist zu absolut nichts verpflichtet!

Zitat von Petrosso:

Mein Vater ist ein sehr autoritärer Mensch. Er kennt keine Empathie. In meiner Kindheit musste ich immer sehr artig und ruhig sein. Handgreiflichkeiten gehörten zur Erziehung. Da mein Vater recht launisch war, konnte ich sehr schwer vorhersagen, wann ich wieder „bestraft“ wurde. Manchmal kam es für mich einfach aus dem nichts!

Dein Vater hat ausgeprägt narzisstische Züge und was da passiert ist, ist eine nicht-bedürfnisorientierte Erziehung mit Methoden der schwarzen Pädagogik.

Zitat von Petrosso:
Gesund wäre, mich von der Elterlichen Beziehung zu trennen.

Dann tu es!
Diese Menschen haben dir noch nie gut getan, werden es nie und werden sich auch nicht ändern.
Setze Grenzen und mache die Erfahrung, dass dabei nichts wirklich Schlimmes passiert.
Je klarer der Schnitt, desto besser für dich und deine psychische Gesundheit.

Zitat von Petrosso:
Meine Werte und meine Gutgläubigkeit stehen mir für eine Trennung sehr im Weg.

Werte kann man in Frage stellen, wenn sie sich als offensichtlich nicht hilfreich herausgestellt haben.
Denk jetzt mal in erster Linie an dich und dein Leben!

Zitat von Petrosso:
Ich habe/hatte eine soziale Phobie.

Das ist sehr wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.
Menschen die solche Dinge mit ihren Eltern erlebt haben, tragen davon in aller Regel schwere Bindungstraumatisierungen davon, also handfeste Traumafolgestörungen. Depression, Angststörungen oder andere Symptomatiken sind dabei gerne Begleitmusik, die sich noch oben drauf setzt.

Gestern 11:18 • x 4 #64


Plague
Zitat von Petrosso:
Mir ist es aber irgendwie wichtig ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern zu finden! Meiner Meinung nach, erfordert das auf beiden Seiten die Fähigkeit zuzuhören, Verständnis und ein guten Willen. Ich bekomme aber aus irgendwelchen Gründen keine gute Beziehung hin und ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll! Ein Kontaktabbruch tut sehr weh und bekomme ich kaum übers Herz. Meine Eltern mögen mich ja doch irgendwie. Auch meine Mutter tut mir leid und braucht mich eigentlich!

Sorry, aber das wird niemals passieren.
Es wird immer wieder nach dem gleichen Muster laufen: Entweder du funktionierst so, wie sie es haben wollen, tanzt weiterhin brav nach ihrer Pfeife - dann wirst du gemocht oder du bist das undankbar-böse Kind. Augenhöhe, die du dir wünscht, gibt es per definitionem in solchen Beziehungen nicht und wird es niemals geben.

Aber vielleicht ist der Leidensdruck noch nicht hoch genug, dass du bereit bist, den entscheidenden Schritt zu gehen.

Das Herz geht solang zum Messer, bis es sticht. (Hans Hölzl, aka Falco - Emotional)

Zitat von Petrosso:
Dazu wäre es ein Traum, dass ich auch mit meinen Eltern über diese Themen reden kann, ohne dafür abgestraft zu werden.

Freunde dich lieber mit dem Gedanken an, dass das niemals passieren wird.
Sie sind nicht in der Lage, irgendwelche Anteile bei sich zu sehen oder gar irgendeine Form von Verantwortung für deine jetzige Situation zu überlegen - und noch weniger in der Lage, sich zu entschuldigen.
Solange du weiter mit dieser Erwartung schwanger gehst, ist die Enttäuschung jedes Mal wieder vorprogrammiert.

Zitat von Petrosso:
ch möchte nicht, wenn mein Vater stirbt, dass ich unberührt bin.

Das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit.
Du schuldest einem Menschen, für den du zeitlebens nur der Spielball der eigenen Eitelkeiten gewesen bist, selbst posthum keinerlei Gefühlsregung. Geh lieber davon aus, dass er sich im Grund nie wirklich für dich interessiert hat, sondern dass es immer nur um eines ging: Ich, icher, am ichesten.

Gestern 11:28 • x 3 #65


A
@Petrosso Vielleicht hilft es dir zu wissen, eine Phobie ist eine krankhafte Überschätzung der eigenen Gefühle.

Auch wenns im Zeitgeist gerade noch so in den letzten Ausläufern en vogue ist, sich mit seinen Befindlichkeiten in Superlativen zu üben, weil der Opferstatus aktuell noch zum Macht- und Kontrollfaktor dient - gefühlt hat jeder, dem mal der Schnürsenkel gerissen ist, ein schweres Trauma erlitten.

Nur: Glaubst du ernsthaft, du hast eine krankhafte Überschätzung der eigenen Gefühle? Oder ist nicht vielmehr das Gegenteil der Fall? Nur gar nicht so superlativ? Und damit relativ normal?

Heute 07:29 • x 1 #66


Plague
Zitat von Arnika:
gefühlt hat jeder, dem mal der Schnürsenkel gerissen ist, ein schweres Trauma erlitten.

Ist leider so - der Begriff wird immer inflationärer gebraucht und das ist leider ein Faustschlag ins Gesicht all derer, die wirklich, so wie der TE, ein schwerer Bindungstrauma über Jahre hinweg erlitten haben.

Zu deiner erwähnten sozialen Phobie:
Wenn ich nur die aktuelle Thematik an der Oberfläche betrachte (was insbesondere Verhaltenstherapeuten/innen gerne tun), kann deine Symptomatik teilweise nach einer sozialen Phobie aussehen. Ich gehe mal eher davon aus, dass das Auswirkung des negativen Selbstbilds und des niedrigen Selbstwerts sind - beides Kernsymptombereich einer komplexen PTBS.

Zuletzt würde ich dir zum Thema Kontaktabbruch zu den Eltern noch das Buch Funkstille von Tina Soliman ans Herz legen.

Vor 16 Minuten • #67