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Ich belästige meinen Ex-Freund / was tun?

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Zitat von Menekse:
Diese Nachricht gibt mir unglaublich viel Mut! Danke dafür! Gerade ist mir etwas klar geworden, und ich möchte euch kurz meine Geschichte erzählen.Als ich drei Jahre alt war, verschwand meine Mutter von einem Tag auf den anderen. Sie war noch sehr jung, gerade 18 Jahre alt, und hatte zwei kleine Kinder. Sie hatte oft Streit mit meiner Oma, war sehr unglücklich und verließ mich und meinen Bruder bei meiner Oma, bevor sie einfach abhaute. Es gab keine Verabschiedung, sie war von einem Tag auf den anderen einfach weg. Seitdem habe ich sie nie wieder gesehen. Es sind nun genau 30 Jahre vergangen, und ich kenne sie immer noch nicht.Die Trennung von meinem Ex-Freund verlief ähnlich. Nach einem Streit ging er einfach nach Hause und machte per WhatsApp Schluss. Ich durchlebe dieselbe traumatische Situation erneut, und es schmerzt verdammt. Ich jage nicht meinem Ex hinterher, sondern meiner Mama, mit dem ständigen Gedanken: Mama, Mama, bitte komm zurück und hab mich wieder lieb.

Du lebst Dein Kindheitstrauma in Beziehungen nach. Ich denke, dass die Nachwirkungen des Verlassenwerdens sehr komplex sind und Du sie auch in Beziehungen einbringst. Der versuchst dann krampfhaft zu verhindern, dass Du verlassen wirst und erfährst genau das und das erlebte Drama wiederholt sich, weil es nie geheilt worden ist.

Deine Handlungen nach der Trennung stehen dafür, dass Du die Trennung nicht akzeptieren konntest und gegalubt hast, je mehr ich nun dagegen arbeite, desto eher kommt er zurück.Und da die innere Panik dich regiert, verführt sie dich zu übersteigerten Verhaltensweisen.
Du stalkst ihn, bombardierst ihn mit Botschafen, z.B. wie schlecht es Dir geht (Mitleid erregen) oder mit Vorwürfen (Schuldzuweiseungen, wegen Dir geht es mir so schlecht) oder Liebesbekundungen (komm zurück, ich habe die Gründe jetzt begriffen, ab jetzt läuft alles anders). Wenn das nicht die gewünschte Wirkung hat, drangsalierst du die Familie und Freunde. Krampfhaft versuchst Du , seine Entscheidung rückgängig zu machen und lässt ihn nicht los, Du verbeißt Dich wie ein Bullterrier hinein und verlierst Maß und Ziel. Und Du bedenkst nicht, was das für Auswirkungen hat, denn damit hast Du Dir nur selbst geschadet.

.Das sind Impulse aus dem Unterbewusstsein, die Dich zu solchen Taten führen.
Angesichts dessen, was Du erleben musstest und was Du viel zu früh aushalten musstest, sind das durchaus erklärbare Verhaltensweisen. Gut sind sie freilich nicht, aber erklärbar und begreiflich: Und Du kannst die Impulse offenbar nicht kontrollieren, sondern marschierst blindlings darauf los.
Und erst hinterher begreifst Du, was Du damit bewirkt hast. Du biist selbstschädigend vorgegangen. Und jetzt kommt obendrein noch die Scham.

Hattest Du schon mal eine Therapie oder hast Du eine in Erwägung gezogen? Ich denke, da liegt einiges im Argen und wenn Du wieder eine Beziehung hast, kann sich genau das wiederholen, was Du verhindern willst. Die Seele strebt nach Heilung und wenn sie nicht gehört wird, dann zeigt sie Dir auf eher verschlungenen Wegen wie es um sie bestellt ist. Sie schickt Dich in die Wiederholung und zeigt Dir dadurch, was Du angehen musst.
Es kann sein, dass Du für die Bewältigung kompetente Unterstützung brauchst, dass Du nicht das nächste Mal wieder in dieselbes Falle tappst.

Informiere Dich über Kindheitstrauma und spätere Nachwirkungen. Damit begreifst Du die Zusammenhänge. Die inneren Mechanismen in den Griff zu bekommen, ist dann wieder eine eigene Baustelle.

Solche Handlungen sind impulsgesteuert und das Gehirn ist außer Betrieb. Es wird was gemacht und die Nebenwirkungen, die der Verstand abschätzen könnte, werden übergangen. Das liegt auch an der massiven Ausschüttung von Stresshormonen, die dich überfluten. Das bringt Dich dazu, dass Du Dir keine Zeit lässt, sondern panikartig falsche Entscheidngen tirffst. Das Überlegen kommt dann hinterher, wenn es zu spät ist.

Du kannst es nicht rückgängig machen. Aber Du kannst es Dir merken und Dir, wenn wieder etwas Schlimmes passiert, Zeit lassen. Das beste in solchen Situationen ist meistens das Nichtstun. Einfach die Füße still halten und warten, bis die inneren Zwänge nachlassen, denn Du wirst von ihnen dirigiert.
Spiel sie an die Wand, denn die Impulse suggerieren Dir, los, mach was, werde tätig, gib nicht auf, mach weiter und noch weiter. Das nächste Mal, wenn Du sie wieder spürst und das wird nicht nur in Trennungssituationen so sein, versuche Dich zu stoppen. Tief durchatmen, wieder atmen und wieder - solange bis Du merkst, dass Du Dich innerlich ein wenig beruhigt hast Und dann den Verstand einschalten und die Erinnerung aktivieren. Es hat damals nichts geholfen, es hilft heute auch nichts. Aber ich kann besser damit umgehen und die Dinge auch mal laufen lassen

Das schlimmste an Trennungen ist die Nicht-Akzeptanz. Bis man sie realisiert hat und eingermaßen damit umgehen kann, dauert es Wochen. Davor regieren Gefühle wie Trauer und Ängste und diese Phase muss man einfach durchleben indem man nichts tut oder nicht viel.
Wer gegangen ist, hatte seine Gründe und in der Regel kommt er nicht zurück, denn für ihn war die Trennung die bessere Option. Und das zu akzeptieren, ist hart, aber machbar.

Aus Fehlern kannst du immerhin lernen. Und was seine Schwester, seine Mujtter jetzt über Dich denkt, kannst Du ohnehin nicht beeinflussen. Aber auch das verliert an Wichtigkeit und andere Dinge treten in den Vordergrund. Sie werden es nicht vergessen, aber irgendwann ist das Thema dann auch mal gegessen. Damit musst Du jetzt leben, dass sie Dich als nicht richtig im Kopf einordnen. Wenn ihnen Deine Geschichte bekannt ist, könnten sie es aber vielleicht anders einordnen.

Es ist jetzt auch egal, was sie über Dich denken oder auch nicht. Das kannst Du eh nicht beeinflussen. Aber dass Du Deine Impulse besser in den Griff kriegst, das wäre wichtig.

05.04.2024 16:15 • x 3 #31





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