Ich erkenne mich selbst nicht wieder

@Heavydreamy
Vielen Dank der Nachfrage. Ich melde mich nach meinem Urlaub nächste Woche zurück. Aber es geht mir und uns sehr gut.

Hallo zusammen,

Zitat von Heavydreamy:

Guten Morgen Tja, da frage ich doch nochmals nach: Wie gehts dir?

lieb, dass du fragst. Und entschuldige die späte Antwort. Ich bin einfach nicht wirklich dazu gekommen.
Ja wie gehts mir? Ziemlich gut kann ich sagen. Mein ganzes Kopf Wirrwarr hat sich ziemlich beruhigt. Kurz vorm Urlaub hatten wir die erste Sitzung der Paartherapie. Das war eine echt gute Sache. Auch bereits nach dem ersten mal. Um mal nur über mich da zu sprechen: Was ich da über mich lernen konnte, hat mir sofort helfen können. Ich konnte auch vieles nochmal neu reflektieren und bewerten. Und auch was meine Frau und mich angeht war das der richtige Weg. Wir haben uns definitiv wiederfinden können, wenngleich wir auch sicher noch ein Paar Sitzungen benötigen werden.

Ich formuliere es mal so:
Es gab nicht die eine große Beichte, wie sich das manche hier vorstellen. Es kam mehr zufällig dazu, dass wir über die Zeit gesprochen haben, die beinahe dazu geführt hat, dass wir uns trennen. Sie weiß, dass da was mit jemand anderem war. Sie kennt keine Details und möchte diese auch nicht wissen. Sie hatte sich zu manchen Zeiten Dinge denken können und ihr war es zu dem Zeitpunkt schlicht egal. Das war eine Zeit in der wir uns nahezu täglich gestritten haben und auch eigentlich abseits des Alltags mit den Kindern kaum ein Wort gesprochen haben. Ich kann mein Gewissen also da auch nicht weiter erleichtern. Aber ich muss auch sagen: Ohne diese Ereignisse wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Ich bin natürlich nach wie vor nicht zufrieden mit dem was ich getan habe. Irgendwer hatte es hier mal in etwa so formuliert: Zu beichten, damit das eigenen Gewissen erleichtert ist, ist die falsche Motivation für die Beichte.. So in etwa sehe ich das auch. Mein Gewissen ist mein persönliches Problem. Fehler, die ich gemacht habe, kann ich nicht schönreden in dem ich die Absolution anderer erhalte. Da muss ich schon selbst mit mir und meinem Selbstbild klarkommen. Ich sehe Vieles heute ziemlich anders als noch vor ein paar Monaten. Ich habe etwas über mich gelernt, was nicht so leicht war zu akzeptieren. Worum ging es mir hier anfänglich: ich erkannte mich selbst nicht wieder mit dieser Art Zwang, den ich verspürte, dass die Sache unbedingt so laufen musste, dass ich das unter Kontrolle habe. Und da lag ich ziemlich falsch mit, soweit lass ich mal in meine Seele blicken. Eigentlich erkenne ich mich darin sehr gut wieder. Nur nicht in dieser Intensität. Und das haben wir, um nur auf meiner Seite zu bleiben, mit der Therapeutin schon ziemlich gut herausarbeiten können. Denn letztlich ist es genau oft dieses Unflexible in mir, dass Dinge so wie geplant laufen müssen, was mir hier und da Probleme bereitet. Das fängt bei Kleinigkeiten an. Hier gipfelte das ganz woanders. Das werde ich nicht ganz ablegen können. Aber was ich jetzt im Moment kann: Ich lerne damit zu leben, dass Dinge nicht immer nach Plan laufen. Bezieht man das auf unsere Ehe, dann könnte man es auch einfach Rücksicht auf den anderen nehmen nennen. Klingt banal, könnte man auch selbst drauf kommen. Aber es ist verrückt, wie eine Therapeutin das irgendwie ganz anders ins Bewusstsein bringt. Das gilt natürlich gegenseitig und es gibt auch andere Baustellen bei mir und auch meiner Frau. Aber das ist das, was ich sagen kann und möchte.
Ich bin froh, dass es grade so ist wie es ist. Gedanken und Erinnerungen kommen natürlich ab und zu, die Momente im Kopf nochmal durchleben lassen. Irgendwie auch logisch. Aber die rosafarbene Brille ist weg. Bedeutet das jetzt, das alles gut ist? Keine Ahnung. Im Moment fühlt es sich so an. Und das reicht mir. Ich für mich habe mir geschworen, dass sich das nicht wiederholen wird. Ich bin bereit an mir und an uns zu arbeiten so lange es sich für mich richtig anfühlt. Sollte sich das irgendwann ändern ist die Reihenfolge für mich klar: Erst abschließen, bevor etwas Neues kommt. Aber davon sehe ich mich im Moment sehr, sehr weit weg.

Zitat von DieSeherin:

das klingt richtig vielversprechen @TimmyTrumpet über das hier musste ich ein wenig grinsen, weil ich das gerne um ein wort ergänzen möchte:

So drückt es das Ganze noch viel besser aus, ja

Zitat von TimmyTrumpet:

Ich formuliere es mal so: Es gab nicht die eine große Beichte, wie sich das manche hier vorstellen. Es kam mehr zufällig dazu, dass wir über die Zeit gesprochen haben, die beinahe dazu geführt hat, dass wir uns trennen. Sie weiß, dass da was mit jemand anderem war. Sie kennt keine Details und möchte diese auch ...

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass ein vernünftiger Neuanfang bzw. Fortführung der Partnerschaft nur dann 100%ig möglich ist, wenn ALLE Karten auf dem Tisch liegen.

Wenn Deine Frau nichts weiter wissen wollte, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, warum das so ist.

Wenn Ihr jetzt beide damit auf einem guten Weg seid, dann passt es ja und ich wünsch Dir alles Gute für die Zukunft!

Zitat von Heavydreamy:

Ah, das heisst, du hast nie Rücksicht auf deine Frau genommen? Hast nur dein Ding durchgezogen?

Um Gottes Willen, nein. Aber gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Ich habe heute Morgen etwas in einem Podcast gehört. Sinngemäß hieß es da, dass das schöne an einer Diskussion in einer partnerschaft ist, dass beide recht haben. Wenn jemand sagt, man soll es objektiv sehen, meint er/sie eigentlich: sieh es so wie ich. Die Kunst ist aber die Sicht des anderen verstehen zu lernen. Und dann kann man darauf auch Rücksicht nehmen. Es gibt oft kein richtig und falsch.

Zitat von rudi333:

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass ein vernünftiger Neuanfang bzw. Fortführung der Partnerschaft nur dann 100%ig möglich ist, wenn ALLE Karten auf dem Tisch liegen.

Unrecht hast du damit nicht. Ich glaube auch nicht, dass das Ende der Geschichte hier erzählt ist. Warten wir mal ab, was die nächsten Wochen und Monate bringen. Wir werden sicher noch einiges aufarbeiten. Es gibt ja auch nicht nur meine Seite, auch wenn ich hier nur diese erzähle.

Hallo zusammen,
ich habe leider im Moment ziemlich viel um die Ohren, daher fehlt mir die Zeit wirklich ausführlich zu antworten.
Aber in Kurzform:
Es ist ein auf und ab. Es gibt total tolle Phasen und dann auch wieder Phasen wo ich mich frage warum wir das alles überhaupt machen. Dabei geht es nicht um andere, fremde Partner. Es geht schon um uns. Der Alltag frisst uns teilweise so sehr auf, dass wir echt aufpassen müssen uns nicht zu verlieren. Dabei dann auch noch weiter an der Partnerschaft zu arbeiten ist manchmal unmöglich.
Ich hoffe ich finde die Tage die Zeit um genauer zu berichten.