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Ich komm nicht aus dem Hamsterrad

Murmeltier
Hallo zusammen!
Ich habe ein paar Einträge hier gelesen und mich nun angemeldet, um mir meine Geschichte von der Seele zu schreiben und vielleicht habt ihr Tipps für mich.
Ich habe meine spätere Ehefrau 2008 kennengelernt, wobei wir im gleichen Dorf aufgewachsen sind. Es entstand dann eine Patchwork-Familie, sie brachte einen Sohn mit, ich 2 Kinder (jeweils aus erster Ehe). Obwohl ich von Beginn an gemerkt hatte, dass sie als Mutter mit ihrem Sohn (5 Jahre) ein besonders Verhältnis hatten und dass es für mich schwer werden wird, fühlte es sich richtig an.
Wir haben 2012 ein Haus im Heimatort gebaut und 2014 geheiratet.
Mit zunehmendem Alter wurde das Verhältnis zwischen uns dreien komplizierter. Er bekam immer, sie machte alles für ihn und ich bemerkte die negative Entwicklung des Jungen. Ich übertreibe hier nicht, die Details gehören hier aber nicht her.

Seit Januar 2020 ist sie nun ausgezogen. Es war eigentlich zu erwarten, immerhin ist die Stimmung im ganzen Jahr davor "eiskalt" gewesen. Grundsätzlich hatte ich nicht mehr die Frau, die ich mal geheiratet hatte, bei mir sonder die Bedienstete ihres Sohnes an der Seite. Ja, der Respekt ging verloren.

Mein Problem ist nun seit 1,5 Jahren, dass mich noch immer Dinge triggern, die mich völlig nach unten ziehen. Das Haus, welches sie ursprünglich wollte und ich nun behalte; ihre Tiere, die hier geblieben sind; Freundschaften, die wir früher gemeinsam gelebt hatten; oder auch nur wenn ihr Auto im Dorf auftaucht. Es sind oft nur kleine Impulse, die mich panisch werden lassen. Erst gestern auf einer Veranstaltung war ich permanent in "Hab-Acht-Stellung", ob sie auch kommen würde.
Kennt ihr das? Ist das nach so langer Zeit normal? Wohl eher nicht.
Warum komme ich nach über einem Jahr nicht weg von ihr? Warum bin ich so anfällig? Sind es die gut zehn Jahre "Gewohnheit"? Ich komme oft nicht in den Schlaf, habe depressive Verstimmungen, bin tagelang gelähmt wie direkt nach der Trennung. Sicherlich ist es das Alleinsein, der Kopf arbeitet permanent, sogar beim joggen.

Noch eine kleine Ergänzung:
Im letzten Jahr hatte ich eine neue Beziehung versucht, die Dame hat mir auch sehr gut getan. Sie war (ist es immer noch) sehr intelligent. Durch sie konnte ich noch viel mehr aufarbeiten. Ich musste sie trotzdem gehen lassen, sie erdrückte mich in vielen Dingen. Heute weiß ich, dass sie bei mir Altlasten getriggert hatte und ich es nicht verstanden hatte. Dieser jungen Frau bin ich ewig dankbar für die helfenden Impulse! Nur leider zu spät. .

Danke für eure Aufmerksamkeit und eure Antworten!
Liebe Grüße
Das Murmeltier

22.08.2021 21:46 • #1


FloraVita
Zitat von Murmeltier:
Erst gestern auf einer Veranstaltung war ich permanent in Hab-Acht-Stellung, ob sie auch kommen würde.

Was denkst du, was würde passieren, wenn sie bei einer Veranstaltung auftauchen würde?

22.08.2021 22:52 • #2


A


Ich komm nicht aus dem Hamsterrad

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Murmeltier
Ich könnte es nicht vorhersagen. Aber irgendwelche Gespräche wird es nicht geben. Dem geht sie schon immer aus dem Weg.

23.08.2021 07:37 • #3


Hola15
Hallo Murmeltier,

Bei dem einen dauert es länger, beim anderen kürzer. Eine Trennung ist ein Trauerprozess der seine Zeit braucht.

Du beschreibst die Trennung sehr rational. Das steht für mich etwas im Gegensatz zu deinen Symptomen. Das nur mal als Rückmeldung.

Eine Trennung kann auch ein traumatisches Erlebnis sein bzw. alte Traumata reaktivieren.

Ich möchte und kann hier keine Diagnose stellen. Aber deine Symptome könnten auch darauf hindeuten. Vllt. besprichst du das mal mit deinem Arzt. Zumindest die Angst/Panik bzw. depressiven Symptome nimmt er vermutlich ernst.

(Leider werden Traumafolgestörungen noch nicht adäquat klassifiziert und in Betracht gezogen)

23.08.2021 14:05 • #4


Plentysweet
Hallo Murmeltier .
Beim Lesen Deines Textes kam bei mir die Frage auf:
Wie ist denn Dein Verhältnis zu Deiner Exex, also der Mutter Deiner Kinder? Warum hattet Ihr Euch damals getrennt, ist das Verhältnis heute bereinigt oder trägst Du da noch Altlasten mit Dir herum?
Vielleicht liegen die Antworten für diese Fragen:
Zitat von Murmeltier:
Kennt ihr das? Ist das nach so langer Zeit normal? Wohl eher nicht.
Warum komme ich nach über einem Jahr nicht weg von ihr? Warum bin ich so anfällig? Sind es die gut zehn Jahre Gewohnheit?

noch in Deiner älteren Vergangenheit?
Dann, zur jetzt beendeten Beziehung (Deine Exfrau mit Sohn): Da hast Du ja ziemlich nachgegeben in der Beziehung.
Ansonsten, zu Deinen Symptomen und daß Du so leidest und nicht loslassen kannst, Ängste hast:
Ja, ungesunde Beziehungen und deren Trennungen (und das war ja anscheinend Eine), sind für die Psyche ein schwererer Ballast als normale Beziehungen, bzw.Trennungen (man lebt sich auseinander, etc.).

23.08.2021 14:57 • x 2 #5


Murmeltier
Zitat von Hola15:
Du beschreibst die Trennung sehr rational. Das steht für mich etwas im Gegensatz zu deinen Symptomen. Das nur mal als Rückmeldung. Eine Trennung kann auch ein traumatisches Erlebnis ...

Stimmt schon, ich brauch das selbst auch erst einmal, um die Fakten von den Gefühlen zu trennen. Auch wenn sich zweites in den Vordergrund drängt, müssen erst die Tatsachen verstanden sein. Besonders hier bei "Fremden" war mir wichtig, die Sachlage der Geschichte zu erzählen keine Hirngespinste.

Zitat von Hola15:
Eine Trennung kann auch ein traumatisches Erlebnis sein bzw. alte Traumata reaktivieren.

Und
Zitat von Hola15:
Wie ist denn Dein Verhältnis zu Deiner Exex, also der Mutter Deiner Kinder? Warum hattet Ihr Euch damals getrennt, ist das Verhältnis heute bereinigt oder trägst Du da noch Altlasten mit Dir herum?

Ihr habt da gute Fragen gestellt! Die erste Ehe in jungen Jahren ist zwar nicht vergleichbar und war auch nie wirklich emotional bereinigt, aber irgendwann stellt sich tatsächlich innerlich dieses Gefühl von "Ist schon richtig bzw. besser so" ein. Die restlichen Jahre waren schwierig, aber meistens rational monetärer Art. Zum Verständnis: Sie hatte jemanden anderen und ich habs einige Wochen ertragen, weil meine Kids wichtiger waren.

Zitat von Plentysweet:
Dann, zur jetzt beendeten Beziehung (Deine Exfrau mit Sohn): Da hast Du ja ziemlich nachgegeben in der Beziehung.

Da muss ich wohl aufklären, denn aufgeben war nie eine Option.
Es gab unzählige Situationen, in dem die Mutter eine schützende Rolle gespielt hat. Selbst dann, wenn gar keine Gefahr drohte. Einfachste Dinge wurden ihm abgenommen, nie etwas verlangt usw. er hat eben schnell gelernt, dass Mama immer alles regelt, ob Kleinigkeit oder auch mal ernste Gespräche im Kindergarten oder Schule. Eigentlich so ein Klassiker von "Helikopter-Mutter". Ich habe oft genug eingegriffen, dass der Junge schon selbst etwas kann oder so auch lernen könnte. Teils war ich erfolgreich, teils wurde nach kurzer Zeit der alte Kurs wieder gefahren. Mit zunehmendem Alter werden dann auch die Vorkommnisse und die Auswirkungen größer. Die engsten Freunde haben gesehen, wie es mit dem Jungen bergab geht. Ich habe oft geredet, war dann der Typ der nur meckert und irgendwann auch "Staatsfeind No.1". Die Folgen wurden immer deutlicher bis hin zu Alk. und Rauchen ab 14, Schulabbruch, kein Abschluss,... und alles von der Mutter toleriert. Im ganzen Umfeld hat ihm das niemand vorgelebt, sonst wäre da noch ein gewisses "Verständnis" aufbringbar.
Da meinte ich mit dem verlorenen Respekt ihr gegenüber. Und ihr dürft mir auch glauben, ich würde diese Frau so auch nicht zurückwollen. Ich hatte rückblickend keine Chance gegen dieses Duo. In den wenigen Zeiten zu zweit war alles schick. War der Junge da, stand ich auf dem Abstellgleis.

23.08.2021 16:18 • #6


Plentysweet
Zitat von Murmeltier:
Da muss ich wohl aufklären, denn aufgeben war nie eine Option.

Ich habe nicht von aufgeben gesprochen, sondern von nachgeben. Nachgeben im Sinne von: Den anderen machen lassen, wenig Grenzen zeigen, seinem Agieren nichts oder nicht viel entgegensetzen, sich nicht deutlich demgegenüber positionieren.
Zitat von Murmeltier:
Und ihr dürft mir auch glauben, ich würde diese Frau so auch nicht zurückwollen.

Ich glaube Dir das auch. In eine so enge symbiotische Mutter- Kind Beziehung, in welcher beide ziemlich ungesund agieren, kommt man nicht hinein, bzw. dazwischen. Da bleibt man wohl in der Zuschauerrolle und gibt iwann auf.
Das war auch gar nicht die Frage. Wir versuchen hier nur, aus der Ferne und mit Deinen Angaben Dein Problem ein wenig zu verstehen und zu helfen.
Zitat von Murmeltier:
In den wenigen Zeiten zu zweit war alles schick. War der Junge da, stand ich auf dem Abstellgleis.

Ja. Und das ist ja keine Erwachsenenbeziehung auf Augenhöhe.

23.08.2021 17:49 • #7


Murmeltier
Zitat von Plentysweet:
Ich habe nicht von aufgeben gesprochen, sondern von nachgeben. Nachgeben im Sinne von: Den anderen machen lassen, wenig Grenzen zeigen, seinem Agieren nichts oder nicht viel entgegensetzen, sich nicht deutlich demgegenüber positionieren. Ich glaube Dir das auch. In eine so enge symbiotische Mutter- Kind Beziehung, ...


Man gibt irgendwann auf... ja das stimmt! Nach mehrfachem und immer wiederkehrenden Ansprechen der sichtbaren Missständen ist selten etwas nachhaltig Positives "hängengeblieben". Und irgendwann beginnt man zu schweigen und versucht, entgegen der eigenen Ideale nur noch zu- oder wegzuschauen.

Aber diese Zusammenhänge erklären mir nicht, warum ich mich mit der (möglichen) Anwesenheit der Frau so elend schwer tue.
Mir sind schon viele Fragen dazu durch den Kopf gegangen...
Ist es die Enttäuschung, weil sie (zu sich und damit mir) über 10 Jahre nicht ehrlich war? Denn wie ehrlich waren Ehe und Hausbau (mit den ganzen Zukunftsplänen), wenn am Ende alles wegen dem Sohn (mit den offensichtlichen Ergebnissen) aufgegeben wird?
Oder ist es nach so langer Zeit die Angst, da käme dich noch etwas?
Ich finde keine Antworten darauf............
Ich werde es aber auch nicht los. "Täglich grüßt das Murmeltier..." seit 1,5 Jahren.

23.08.2021 20:12 • #8


FrauDrachin
Zitat von Murmeltier:
Ich finde keine Antworten darauf

Ich führe in meinem Kopf immer Diskussionen, mit den Leuten, die mich triggern.
Ich habe glernt, da sehr genau zuzuhören.
Vielleicht machst du auch sowas?

23.08.2021 20:23 • x 2 #9


Hola15
Zitat von Murmeltier:
Man gibt irgendwann auf... ja das stimmt! Nach mehrfachem und immer wiederkehrenden Ansprechen der sichtbaren Missständen ist selten etwas ...

Ich glaube nicht, dass es etwas mit Ehrlichkeit oder Unehrlichkeit dir gegenüber zu tun hatte. Auch nicht mit dem wie wichtig du ihr warst. Ihr Umgang mit ihrem Sohn - da wird sie selbst nicht rausgekommen sein. Warum ist Spekulation. Und die "Einmischung" ist immer ein dünnes Eis.

Mein Eindruck - aber das ist reine Spekulation, ist, dass ihr Verhalten dir gegenüber alte Wunden von dir zum Klingen gebracht haben könnte. Also sowas wie "Ich werde nicht gehört, ich werde nicht gesehen, ich bin nicht wichtig (genug) etc.
Und vllt. ist es für dich deshalb so schwer, weil es für dich subjektiv und vllt. auch unterbewusst eine weitere Bestätigung dieser alten Wunden war ?!
Wie gesagt, reine Spekulation. Du kannst ja mal in dich hören ob da was dran sein könnte.

23.08.2021 20:38 • x 1 #10


Murmeltier
Zitat von FrauDrachin:
Ich führe in meinem Kopf immer Diskussionen, mit den Leuten, die mich triggern. Ich habe glernt, da sehr genau zuzuhören. Vielleicht machst du auch sowas?


Das war nur mit ganz wenigen Leuten möglich, die mich kennen und die emotionale Intelligenz besitzen. Eine gute Freundin acht sich seit 6 Monaten sehr rar. Die andere war die eingangs beschriebene Frau. Sie hat mir nach der Trennung noch einen sehr guten Tipp gegeben, den ich nun lange verfolge: der emotionale Rucksack. Darin ist auch beschrieben, wie man gezielt triggern kann und mit der entstehenden Situation umgehen lernt. Bis jetzt noch Neuland, aber es passt zu mir. Und du wohl auch?

Im Moment fehlt mir die Person, die etwas auslöst. Selbst schaffe ich das nicht oder besser nur zu einem kleinen Teil.


Mal ein liebes Dankeschön in diese Runde! Irgendwie hilft es mir... Ich möchte ja nur raus aus dem Hamsterrad, will raus aus der Lähmung und Lethargie.

23.08.2021 20:41 • #11


Murmeltier
Zitat von Hola15:
Ich glaube nicht, dass es etwas mit Ehrlichkeit oder Unehrlichkeit dir gegenüber zu tun hatte. Auch nicht mit dem wie wichtig du ihr warst. Ihr Umgang mit ihrem Sohn - da wird sie selbst nicht rausgekommen sein. Warum ist Spekulation. Und die Einmischung ist immer ein dünnes Eis. Mein Eindruck - aber das ist reine ...


Die Frage nach alten Wunden oder gar meinem Ego habe ich mir schon lange gestellt. Es ging mir nicht darum, Recht zu bekommen oder dergleichen. Ich habe selbst 2 Kinder zum Erwachsenwerden geführt und weiß, was da alles so passiert und passieren kann. Meine Tochter hat auch eine ganz blöde Geschichte hinter sich.
Ich denke noch heute, es war eher der innere Antrieb, auch den Ziehsohn auf den richtigen Weg zu bringen. Dass er das Handwerkszeug aufnimmt, um unabhängig in der Gesellschaft anzukommen. In seinem Sinne, aber auch nicht ganz uneigennützig - so kann man danach auch mehr die neuen Freiheiten ohne Kinder genießen. Also eine Mischung aus Helfersyndom, Verantwortung gegenüber den Nachkommen und dem persönlichen Ziel, sich später entspannt zurücklehnen zu können, stolz auf die Kids und sich selbst sein zu können.

23.08.2021 20:49 • #12


Hola15
Was macht das mit dir, dass sie es nicht angenommen hat? Ganz konkret. Welche Gedanken hast du da und vor allem was fühlst du ?

23.08.2021 20:51 • #13


FrauDrachin
@Murmeltier , ich bin mir nicht sicher, ob wir vom selben reden, die Methode mit dem emotionalen Rucksack kenne ich nicht.
Bei mir (und bei vielen anderen Menschen, die ich kenne) ist das etwas aut omatisches:
Mein Mann (oder jemand hier, oder ein Bekannter, oder jemand aus der Arbeit...) tut etwas, das mich aus irgendeinem Grund nervt. Oder es steht ein Gespräch an, vor dem ich Angst habe.
Dann fange ich an, mit der betreffenden Person in meinem Kopf zu streiten.
z.B. du A..., wie kannst du es wagen, dass..., ne, du brauchst mir gar nicht mit ... zu kommen, usw.

Früher hab ich dem keine Aufmerksamkeit geschenkt, bis ich gemerkt habe, dass genau darin alle meine Glaubenssätze, alle meine Annahmen zu Situation, alles enthalten ist.

Inzwischen höre ich mir selber sehr bewußt zu, und hinterfrage die Annahmen, die da auftauchen.

23.08.2021 21:04 • #14


Murmeltier
Zitat von Hola15:
Was macht das mit dir, dass sie es nicht angenommen hat? Ganz konkret. Welche Gedanken hast du da und vor allem was fühlst du ?

Die konkreten Situationen: Ich sehe, wie er in der Schule (er ist nicht dumm oder so!) immer mehr abfällt. Ich habe versucht, ihre nachgiebige Art dazu anzusprechen. Sie solle auch mal einfordern, sich mal durchsetzen. Vielleicht lief es auch eine Woche besser und das hat mir oft Hoffnung gemacht. Darauf konnte man aufbauen und langsam den die richtige Richtung lenken. Doch bald lief es wieder wie vorher. Das ist anfangs enttäuschend, später macht es einen auch nachdenklich und bedrückt. Wie schafft man es? Sieht sie nicht, wie es abwärts geht? Ich hab gesehen und gespürt, dass es belastet. Der Ausweg lag im Ungewissen. Nach dem x-tem Anlauf stellt sich Resignation ein...

23.08.2021 21:07 • #15


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