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Ich lass ihn gehen

Satine
Hey Stupid13, ich bin noch da.
Ehrlich gesagt, fehlen mir etwas die Worte hinsichtlich des Verhaltens Deines Ex-Mannes. Ich kann Dir die Frage nicht beantworten, warum er so etwas Furchtbares von sich gibt. Nicht nachvollziehbar! Wie kann man jemanden noch mit Füßen treten, der schon am Boden liegt.

Du solltest darüber nicht traurig oder verletzt sein, sondern verdammt nochmal endlich Wut entwickeln. Die kannst Du dann dafür nutzen, ihn endlich loszulassen. Erst dann wird Dich so etwas nicht mehr aus der Bahn werfen.

Auch wenn es der Geburtstag Eurer Tochter war ... ich hätte ihn höflich aber bestimmt rausgeworfen! Sowas geht gar nicht. Sowas von erbärmlich.

Was hast Du denn dazu gesagt bzw. was hast Du dann getan?

Lass Dich mal

17.02.2015 11:37 • #661


A
Liebe Satine,

ich habe deinen Thread mal nachgelesen und wie vielen anderen hier konntest du auch mir mit deiner klaren Sicht der Dinge und allem was du so geschrieben hast, viel Mut machen, dass es irgendwann besser wird und man vielleicht auch den Sinn hinter einer Trennung bzw einem Verlassen-Werden sieht. (Auch, wenn es für einen selbst zu diesem Zeitpunkt recht plötzlich kam.) Dafür einfach mal ein großes Dankeschön!
Wie geht es dir denn inzwischen? Kannst du den Sinn immernoch sehen und optimistisch in die Zukunft blicken?
Liebe Grüße,
Ava

01.03.2015 11:42 • x 1 #662


A


Ich lass ihn gehen

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NewLife14
Hey Satine, sorry mich hatte es total entschärft und dann waren auch noch Prüfungen des nebenberuflichen Studiums zu absolvieren!

Wie hab ich darauf reagiert. Tja, wie immer. Ich hab alles über mich ergehen lassen, versucht ein oder zwei Sachen dagegen zu sagen und zurück zu schießen. Aber wie immer eigentlich ohne nennenswerten Erfolg. Hab ihn dann noch 1,5 h ertragen weil er noch mit Abendbrot essen wollte und ihn dann zusammen mit unserer Tochter nach Hause gefahren!

Werde aber heute endlich den ersten Schritt machen (müssen). Mich um eine Anwältin kümmern. Er ist am Wochenende zu weit gegangen. Wir haben ja eine faire Vereinbarung. Er arbeitet ja im 4-Schicht-System. An den wenigen freien Tagen hat er die Kinder und Sie schlafen dann auch bei ihm. Am Sa war nun so ein freier Tag. Super Wetter - er davor 4 Tage Mittagschicht. Fand seine neue Familie nicht so toll. So dass er sich dann am Samstag einfach nicht gemeldet hat und so tat, als ob es keine Vereinbarung gibt! Er möchte es jetzt gesetzlich regeln lassen, weil er keine Streitereien mehr will! Will er mich verar.... ? - das würde in seinem Fall bedeuten - alle 3 Monate mal ein Wochenende. Er hat sich also gegen seine Kinder entschieden! - ich kann es nicht begreifen. Wahnsinn....

Und ich bin immer noch nicht auf Dauer sauer. Das ist in meinem Charakter anscheinend nicht vorgesehen, Ich bin eher fassungslos und geschockt!

Ich wünsche Dir eine schöne Woche! Wäre schön, was von dir zu lesen!

02.03.2015 09:48 • #663


Satine
Guten Abend,

erstmal vielen Dank an Dich, Ava, für Deine netten Worte. Ich bin immer wieder fasziniert davon, durch mein Schreiben anderen helfen zu können. Für mich sind es einfach nur Gedanken, die ich runterschreibe. Und genau das will ich jetzt mal wieder tun ...

Tja, wie geht es mir? Es gibt immer zwei Phasen, die sich häufig abwechseln, wobei die gute Phase immer länger anhält. Die schlechte Phase sieht wie folgt aus: Grübeln, grübeln, grübeln. Immer wieder stelle ich mir dieselben Fragen: Wieso hat er einfach nie mit mir geredet? Warum hat er es immer so abgetan, wenn ich ihn gefragt habe, ob alles in Ordnung ist? Er hat immer gesagt, alles sei gut. Wäre es nicht seine Pflicht uns gegenüber, mal den Mund aufzumachen? Ist er jetzt glücklich mit seiner Neuen? Ziehen sie bald zusammen? Liebt er sie? Denkt er mal an mich? Bereut er seine Entscheidung? Vermisst er mich?

Ich könnte tausend Fragen hier aufschreiben. Diese gehen mir meist dann durch den Kopf, wenn ich viel Zeit habe ... an den Tagen, wenn mein Sohn nicht bei mir ist, im Auto (und ich bin viel im Auto). Langsam bin ich genervt davon, weil ich denke: Mensch, dass muss doch mal aufhören. Ich setze mich unter Druck. Also sage ich mir Folgendes: Es ist jetzt neun Monate her mit der Trennung. Was in Gottes Namen erwartest Du von Dir? Alles ist in Ordnung. Du bist schon sehr weit. Sei nicht so hart mit Dir selbst. Und es hilft!

Und meine o.g. Fragen sind sowieso sinnlos. Ich werde darauf von ihm keine Antworten bekommen. Und zwischenzeitlich drehe ich den Spieß um ... ich brauche seine Antworten nicht, denn ich stelle mir einfach ein paar Gegenfragen: Hätte mir das nicht auch passieren können? Hätte ich mich anders verhalten? Ich habe doch auch nie richtig nachgehakt und geredet. Wenn ich es gewollt hätte, hätte ich es doch getan. Ist es wichtig für mich, ob er sie liebt? Liebe ich ihn noch? Nein, also ist es egal. Es ist nur verletzte Eitelkeit und verletzter Stolz. Und die Enttäuschung, dass man diese Dinge einfach nicht erwartet hat. Bin ICH glücklich? Verdammt, ja! Ich bin es. Mein Leben gefällt mir. Ich bin wieder ich selbst und das fühlt sich so gut an. Ich liebe mich! Und natürlich meinen Sohn! Mehr brauche ich doch gerade gar nicht.

Diese Taktik hilft oft sehr gut. Dann geht es mir wieder gut und diese Traurigkeit über das, was passiert ist, verschwindet wieder etwas und mein Optimismus und Fröhlichkeit sind zurück. Und erlaube mir, auch mal traurig zu sein. Das wird mich mein Leben lang begleiten. Es gehört zu mir, das ist okay. Man muss nicht vergessen, man DARF daran denken und traurig sein. Es ist ein Teil von mir und wird es immer bleiben. Viele fragen hier im Forum, wann man aufhört damit. Wann vergisst man? Niemals. Ich glaube, man muss einfach akzeptieren, dass es immer in einem drin sein wird. Und das ist auch nicht schlimm. Es werden noch ganz viele schöne Dinge in meinem Leben passieren. Das weiß ich. Ich glaube an das Schicksal. Ich glaube daran, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. Ich werde es irgendwann wissen. Ich fange jetzt doch schon an, es zu erkennen. Es war nötig, damit ich wieder leben kann.

Mich hat letztens ein Spruch sehr zum Nachdenken gebracht:

Wenn jemand nicht um Dich kämpft, dann wollte er, dass du gehst.

Und ich habe nie wirklich gekämpft. Ja, er sagte zwar, dass es nichts zum Kämpfen gibt, aber glaubt wirklich irgend jemand da draußen, der mich einigermaßen kennt, dass mich das vom Kämpfen abgehalten hätte? Ganz sicher nicht. Stattdessen habe ich das alles schnell akzeptiert, auch wenn es fürchterlich weh getan hat. Ja, aber was erwartet man auch. Ich habe fast mein halbes Leben an der Seite dieses Mannes verbracht. Alles andere wäre ja auch gelogen oder ein Indiz dafür, dass alles ein Fehler war. Das war es nicht. Aber ich glaube, ich habe einfach selbst zu lange gewartet. Zu spät wahrgenommen und erkannt (eigentlich erst jetzt), dass nichts mehr richtig gut war. Ich hätte schon längst gehen müssen.

Ich habe vor ein paar Tagen in meinen älteren Tagebüchern geschmökert und was lese ich da: Ich bin mir nicht sicher, ob das mit S. noch alles so richtig gut ist. Manchmal überlege ich, ob ich mich nicht lieber trennen sollte.

An sich jetzt nicht so dramatisch, oder? Soll ich Euch sagen, wann ich das geschrieben habe? Anfang 2004! Hallo? Das ist jetzt 11 Jahre her. Natürlich weiß ich, dass man seine Beziehung immer wieder in Frage stellt, gerade dann, wenn es schwierig ist, aber ... irgendwas muss auch dran gewesen sein an diesem Gedanken.

So, wie sich die letzten Jahre entwickelt haben ... wie ich mich entwickelt habe (ich mochte mich selbst oft nicht mehr, so wie ich war in seiner Gegenwart) ... ich hätte MICH auch verlassen an seiner Stelle. Das soll jetzt nicht verbittert klingen, aber ich glaube, ich habe (vermutlich unbewusst) auch sehr dazu beigetragen, dass er sich von mir entfernt hat. Ich war auch schon ziemlich weit weg. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich in der relativ kurzen Zeit so gut mit der Trennung klargekommen bin. Manchmal habe ich etwas Angst, dass es doch nochmal über mich hereinbricht und mich erschlägt, weil ich mir vielleicht was vorgemacht habe. Aber ist man dazu in der Lage, sich derart etwas vorzugaukeln und einzureden?

Was ich immer wieder feststelle, ist, dass er zwar von sich immer behauptet, ja total entspannt zu sein, aber ganz oft kleine Spitzen von ihm kommen. Wenn ich ihn dann darauf hinweise und ihm sage, dass ja alles gut ist, kommt von ihm, dass er ja so hilf- und machtlos ist, wenn es um unseren Sohn geht. Ich hätte die Macht und er wird dann so eklig. Er meint ja immer, ich würde den Kontakt einschränken, weil ich noch nicht so weit bin. Aber das stimmt nicht. Er ist noch nicht so weit, glaube ich. Bei mir ist es ganz einfach: Ich bin genervt von ihm. Von seiner Art. Und das nicht, weil ich noch soooo viele Gefühle für ihn habe, sondern eben weil ich keine mehr habe und die Brille weg ist. Ich sehe ihn klar und deutlich. Diese Dinge habe ich früher auch schon gesehen, aber immer wieder entschuldigt. Jetzt habe ich dafür keinen Grund mehr. Und was echt lustig zu beobachten ist ... umso mehr ich mich zurückziehe, umso mehr Kontakt sucht er. Natürlich immer mit bestimmten Fragen unseren Sohn betreffend, aber ich habe oft einfach das Gefühl, dass er von mir aufgefangen werden will. Sein schlechtes Gewissen beruhigen und seine Schuldgefühle artikulieren. Aber mittlerweile reagiere ich darauf nicht mehr. Wie sagt meine Freundin doch immer so schön: It's not your business! Und recht hat sie. Es ist einfach nicht mehr mein Job. Ich muss das nicht mehr. Ich kann eine klare Grenze ziehen und das tue ich, denn das alles zieht mich runter, weil es mich nervt. Ich möchte mich aber nicht mehr nerven lassen. Nun gut, jetzt antworte ich nur, wenn ich es für nötig erachte und vor allem WANN ich es für nötig erachte und in welcher Form. Zwischenzeitlich antworte ich überhaupt nicht mehr spontan auf irgendwelche Whatsapp-Nachrichten, wenn sie denn nicht wichtig sind. Wenn ja, dann nur kurz und knapp. Ich sammle seine Fragen und dann bekommt er eine gesammelte E-Mail. Ich entziehe mich dem einfach. Ich kann selbst bestimmen, wie das laufen soll. Und ich habe ihn noch nicht mal vorgewarnt vonwegen: Ich will das jetzt so und so. Nö, ich mach das einfach so, weil es mir egal ist, wie er das findet. Für mich ist es gut, deshalb ist es okay. Versteht mich nicht falsch, ich bin weiterhin freundlich, aber viel, viel sachlicher. Eine Zeit lang schrieben wir uns häufiger Nachrichten. Es ging natürlich um unseren Sohn, wie er sich gerade macht etc. Mit Fotos hin- und herschicken. Das alles war auch okay, aber dann kommt wieder ein dummer Spruch und ich frag ich, ob er immer noch nicht glauben kann, dass ich keine fiese Hintergedanken habe, meine Macht ausspielen will oder ähnliches. Ich bin es leid, es ihm immer wieder zu erklären. Und ich muss es auch nicht. Mittlerweile ist es mir egal, denn er denkt sowieso, was er will. Ich könnte machen was ich will, er fällt immer wieder in diese Jammer-Ecke, die mir gehörig auf den Sender geht. Damit ist Schluss!

Außerdem habe ich ihm in der letzten E-Mail mitgeteilt, dass ich mich bezüglich der Scheidung informiert habe und ihm auch diese Infos alle mitgeteilt. Ich glaube nämlich, wenn ich ihm das überlasse, sind wir in zehn Jahren noch verheiratet. Aber ich will geschieden werden. Ich möchte den letzten Schritt machen, um endlich wieder richtig frei zu sein. Eine Reaktion darauf habe ich noch nicht erhalten, aber das war eigentlich klar. Es wird auch nix groß kommen, denn auch er will ja geschieden werden. In drei Monaten kann ich den Antrag stellen, denn dann ist doch tatsächlich schon ein Jahr vorbei. Unglaublich, wie die Zeit rennt! Zwischenzeitlich kann ich mich immer weniger daran erinnern, wie es war, mit ihm zusammen zu sein. Schon merkwürdig! Eine Trennung ist in meinen Augen nur so furchtbar, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und Veränderungen hasst. Nun musste ich mich verändern und damit haben sich auch meine Gewohnheiten geändert und das gibt soviel Sicherheit und Zuversicht, dass ich nicht mehr bereit bin, dass wieder zu ändern. Alles ist gut!

Ich glaube, ich habe mich wirklich von meinem Ex emanzipiert. Ein tolles Gefühl !

Tja, das waren gerade meine Gedanken. Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Muss Wäsche aufhängen. Lach!

Drück Euch da draußen und freu mich, von Euch zu hören!

02.03.2015 21:33 • x 1 #664


E
Hallo Liebe Satine ,

Traurige Geschichte, lass dich umarmen .

Und ich dachte früher immer dass wenn man Kinder zusammen hat oder Kinder macht oder zusammen hat , es doch nur die Liebe größer werden kann und dadurch die Liebe nie wirklich verloren geht .

Und weil sich dein Mann bzw Ex- Mann und Kindesvater von dir getrennt hat und sich sozusagen in eine andere verliebt hat .. wirklich nur durch ein Kuss kann man sich verlieben ? Nein ich denke dass sind nur die blöden * Schmetterlinge im Bauch + Und ich denke dass das Verliebt sein vergänglich ist , irgendwann wird er es bereuen so eine tolle Frau wie dich einfach so gehen lassen, zu haben .

Wahre Liebe lässt frei und zeigt keine Eifersucht .
Bleib so wie du bist .

Alles wird gut.
Liebe Grüße
Alex.W

02.03.2015 22:08 • #665


A
Hallo Satine,

schön, dass du uns weiter an deiner Geschichte teilhaben lässt. Danke dafür.
Bei manchen Punkten, die du geschrieben hast, musste ich erst ganz schön schlucken. Irgendwie, weil ich eigentlich weiß, dass du recht hast, mit dem was du schreibst aber wohl noch lange nicht so weit bin, das auch alles zu fühlen wie du es tust. Bei mir ist die Trennung allerdings auch noch nicht ganz 2 Monate her.
Du drückst das alles so klar aus und man merkt, wie weit du eigentlich schon bist. Und neun Monate nach einer langjährigen Ehe sind glaube ich wirklich nicht besonders viel. Du hast dich in meinen Augen wirklich extrem gut mit all dem auseinander gesetzt. Gerade diese Balance, zwischen dem für sich selbst was tun und wieder glücklich werden sowie die Trauer zulassen, ist sehr wichtig und genau das hast du umgesetzt. Ich nehme dich da als positives Beispiel und hoffe, in 7 Monaten genauso weit zu sein wie du es heute bist

Zitat:
Manchmal habe ich etwas Angst, dass es doch nochmal über mich hereinbricht und mich erschlägt, weil ich mir vielleicht was vorgemacht habe. Aber ist man dazu in der Lage, sich derart etwas vorzugaukeln und einzureden?

Nein. Ich denke nicht. Vor allem nicht jemand, der das alles so reflektiert wie du. Ich verstehe deine Angst gut, denn ich habe sie an Tagen, wo es schon etwas besser geht, auch. Aber du sagst selbst, dass du ihn nicht mehr liebst und dass du glücklich bist. Ich denke, du kennst dich selbst gut genug, um dir das nicht vorzugaukeln. Gerade glücklich mit sich selbst sein...das kann man sich glaube ich nicht vormachen. Für mich hört sich das so an, als seist du auf einem sehr sehr guten Weg! Hinzu kommt, dass du nichts beschönigst. Das ist das, was mir, wenn ich es lese, zum Teil noch weh tut. Würdest du in einer Traumwelt leben und das hier im Thread so kommunizieren, würde ich beim Lesen anders empfinden. Ich hoffe du weißt, wie ich es meine

Was du über ihn schreibst...das hört sich fast so an, als würdest du ihn und sein leben ein klein wenig belustigt aus einer gewissen Distanz beobachten Natürlich sind da auch die Momente, wo es dich wieder runterzieht und man die Verletzung noch spürt...aber alles in allem bist du ihm wahrscheinlich einen guten Schritt vorraus. Was mich nicht wundert, wenn man sich mal überlegt, dass er nie Zeit, Mut und Lust hatte, das Ganze zu verarbeiten und gleich warm gewechselt hat.

Zitat:
Ich glaube, ich habe mich wirklich von meinem Ex emanzipiert. Ein tolles Gefühl !


Glückwunsch! Ich finde deine Story könnte man auch getrost irgendwann in den Happy End-Thread aufnehmen

Ich lese dich sehr gerne und hoffe, du schreibst und immer mal wieder was

02.03.2015 22:39 • x 1 #666


Satine
Ein paar Worte an dich, meine große Liebe:

Du stehst vor mir. Ich sehe dir in die Augen. Wie lange ist es her, dass ich das so bewusst getan habe? Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit. Einige Jahre werden es wohl wirklich gewesen sein. Es macht mich traurig, dass es schon so lange her ist. Habe ich dich überhaupt irgendwann mal richtig wahrgenommen? In deine Seele geschaut? Ich glaube nicht. Du hast es wohl nie wirklich zugelassen. Du hast dich immer gut versteckt. Ich nehme es dir nicht übel. Du konntest es wohl einfach nicht. Aber jetzt ... jetzt stehe ich hier, schaue dir in die Augen und ja, ich kann dich endlich sehen. Endlich lässt du es zu.

Du sagst, es tut dir leid.

Es tut dir leid, dass du so lange schon nicht mehr bei mir warst ... dass du dich immer mehr von mir entfernt hast ... dass du mich allein gelassen hast. Du hast es gar nicht bemerkt. Es ist einfach passiert. Du wolltest das nicht.
Ja, ich weiß das.
Und ich verzeihe dir.
Jetzt bist du ja da.
Endlich!
Endlich bist du wieder bei mir. Du hast mir so gefehlt. Aber jetzt fühle ich mich nicht mehr allein. Mir haben deine leuchtenden Augen gefehlt, dein Lachen, deine Unbekümmertheit, deine kindliche Naivität, dein Optimismus, deine Kraft, dein Mut, dein Willen. Wo war das alles? Wo hattest du es versteckt? Stattdessen war da nur noch Traurigkeit, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit. Du hattest gehofft, alles würde von allein wieder besser werden. Aber so läuft das nicht im Leben. Immer wieder muss man für etwas kämpfen. Oder wie man so schön sagt, daran arbeiten. Du hast es nicht getan. Du hast gar nichts getan. Nur gewartet. Du hast gedacht, dass alles vielleicht einfach so gehört. Du dachtest, dass deine Ansprüche vielleicht einfach zu hoch sind. Warum hast du dich und deine Gefühle nie wirklich ernst genommen?

Und jetzt stehst du vor mir und willst zurück zu mir. Du sagst mir, dass du wieder da bist. Sogar viel mehr als das. Du bist mehr als früher. Anders. Neu und doch noch du. Ganz bei dir selbst. Und du bist glücklich. Mit dir. Mit deinem Leben. Dieses Gefühl hast du in deinem ganzen bisherigen Leben noch nie gehabt. Und das hast du nur ihr zu verdanken. Sie hat dich gerettet. Ich hätte dich niemals retten können. Na ja, vielleicht nicht zu diesem Zeitpunkt, aber vielleicht später. Sie konnte es, weil sie einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Und soll ich dir was sagen? Ich danke ihr dafür. Es war allerhöchste Eisenbahn. Du hast es gerade noch geschafft, deine Richtung zu wechseln. Und jetzt freust du dich auf deine Zukunft. Du bist gespannt, neugierig, gelassen und ... glücklich. Ja, das sagte ich bereits. Während ich darüber nachdenke, bekomme ich Herzklopfen. Ganz so, als sei ich frisch verliebt. Ganz aufgeregt bin ich. Aber ich muss jetzt aufhören damit, denn ... ich muss jetzt schlafen.

Ich lächle dich noch einmal an, sage dir, wie ich mich freue, dass du zu mir zurück gekommen bist, endlich wieder bei mir bist und verabschiede mich von dir.

Wir sehen uns ja morgen schon wieder, mein liebes Spiegelbild!
Und grüß mir meine Retterin, die Trennung.

20.03.2015 01:35 • x 4 #667


Mariannah
Hallo liebe Santine, ich habe großen Respekt vor dir. Hab mir eben alles hier nochmal durchgelesen, und hoffe, du lässt uns weiterhin an deiner unglaublichen Stärke teilhaben.
Sei herzlichst gegrüßt
Mariannah

28.03.2015 09:44 • #668


A
Guten Abend Satine,

wow, finde es ganz toll wie Du alles hinbekommst.

Den Spruch der Dich zum Nachdenken gebracht hat, bringt mich auch zum Nachdenken...

Zitat:
Mich hat letztens ein Spruch sehr zum Nachdenken gebracht:

Wenn jemand nicht um Dich kämpft, dann wollte er, dass du gehst.



Dies tut weh, aber ich erkenne in diesem Spruch eine schreckliche Wahrheit. Diese Wahrheit möchte ich jetzt noch nicht wahr haben.

Einen schönen Abend wünscht
Annemi

30.03.2015 21:48 • #669


Satine


Du mußt das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und laß dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken läßt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.


Rainer Maria Rilke

02.04.2015 23:51 • #670


Satine
Einen wunderschönen guten Abend wünsche ich.

Nachdem nunmehr ein Jahr seit der Trennung vergangen ist (oh Gott, rennt die Zeit!), habe ich mir gedacht, ich könnte mal wieder etwas von mir hören und alles etwas Revue passieren lassen.

Also, wie schaut es aus?

Alles geht seinen Gang. Ich bin weiterhin alleinerziehender Single (ich hasse das Wort „getrennt lebend“!) und kann es gut genießen. Ich verbringe natürlich viel Zeit mit meinem Sohn, der eine wahre Freude für mich ist. Dann treffe ich mich mit Freunden und Familie. Und ich verbringe auch gern mal Zeit mit mir selbst. Sei es beim Kochen, Malen, Lesen etc. Die Liste ist lang. Langweilig wird mir nie, ich kann aber auch gut mal gar nix tun. *grins*

Ab und zu habe ich traurige Momente, in denen ich auf all das, was hinter mir liegt, blicke und immer wieder feststellen muss, dass dieses „alte“ Leben vorbei ist. Der Plan, den ich mit meinem Ex hatte, hat sich einfach in Nichts aufgelöst. Halt, Stopp! Nichts? Nein, das ist falsch. Ich befinde mich ja nicht im Nichts, im Gegenteil … ich lebe mein Leben, wie es mir gefällt und das ist das Beste, was mir je passieren konnte. Wie gesagt, traurige Momente gibt es, aber die hat vielleicht auch jeder, der allein ist. Wünscht man sich hin und wieder nicht immer mal einen Partner? Mit Sicherheit! Mit meinem Ex hat das jedenfalls nichts zu tun. Ihn und mein „altes“ Leben will ich auf gar keinen Fall zurückhaben. Eigentlich bin ich dankbar dafür, dass mein Ex diesen Schritt gewagt und sich von mir getrennt hat. Somit hatte ich gar keine andere Wahl und das kann durchaus positiv sein. Ich werde mich niemals fragen müssen, ob es die richtige Entscheidung war. Ich hatte einfach keine Wahl. Ich musste keine Entscheidung treffen. Zunächst einmal nicht. Die Entscheidung, die ich selbst getroffen habe, irgendwann, ist die, dass ich nichts mehr daran ändern möchte.

Der Umgang mit meinem Ex gestaltet sich zwischenzeitlich ziemlich entspannt. Allerdings halte ich alles immer noch im nötigen Rahmen. Mehr will ich nicht. Wir können normal miteinander umgehen und haben vor einiger Zeit sogar mal zwei Stunden nett zusammen gesessen und „geklönt“. Das erste Mal seit der Trennung sozusagen. Und es war okay.

Der Umgang zwischen meinem Sohn und meinem Ex läuft auch gut. Ich mache weiterhin monatlich den Umgangsplan und alles läuft.

Ich habe mich auch langsam daran gewöhnt, dass die Freundin meines Ex mit ihren Kindern öfter am Wochenende dabei ist, wenn mein Ex unseren Sohn hat. Mein Ex versucht zwar irgendwie immer, um den heißen Brei herumzureden, traut sich also nicht, etwas zu erzählen, wenn sie gemeinsam was gemacht haben, aber mein Sohn kann ja immer besser sprechen und berichtet halt von sich aus auch mal. Anfangs war es immer ein Stich ins Herz, und wie gesagt, mittlerweile ist es fast schon normal. Auch daran gewöhnt man sich einfach.

Tja, und da das Trennungsjahr nun rum ist, kann die Scheidung beantragt werden. Im Februar hatte ich diesbezüglich meinem Ex eine Mail geschickt mit ein paar Infos, was das alles kosten wird. Ich hatte mich schlau gemacht. Wir wollten uns ja die Kosten teilen und nur einer sollte sich einen Anwalt nehmen. Wir sind uns ja mit allem einig. Ich hatte halt gefragt, wer von uns denn zum Anwalt gehen soll und ihn gebeten, mir bis Ende Mai, wenn das Trennungsjahr um ist, Bescheid zu sagen. Und was kam als Antwort? Nichts. Absolut gar nichts. Nicht einmal ein „Danke für die Infos“. Bis heute nicht. Ich habe mich mal wieder gekümmert und er schafft es nicht einmal, sich dafür zu bedanken. Erwarte ich zuviel? Egal. Jedenfalls war ich vor zwei Wochen noch ziemlich verärgert deswegen. Ich habe gedacht, er könnte ja auch mal was in die Hand nehmen, wo ich mich während unserer Beziehung schon immer um alles gekümmert habe. So nach dem Motto: Er hat es auch verbockt, also soll er auch mal zusehen. Ja, man kann es sich schön einfach machen, oder? *lach* Ich habe mich halt geärgert. Denn selbst nach der Trennung habe ich mich um alles gekümmert wie Wohnungsauflösung etc. Aber warum habe ich erwartet, dass auf einmal alles anders ist? Dass er sich mal kümmert? Keine Ahnung. Jedenfalls wollte ich es zunächst einfach dabei belassen und abwarten, wann und ob er irgendwann mal mit dem Thema Scheidung anfängt. Ziemlich kindisch, ich weiß. Und letzte Woche ist der Groschen bei mir gefallen. Warum gebe ich ihm schon wieder die Macht über meine Gefühle? Warum lasse ich es zu, dass er mich mit seiner Ignoranz verärgert? Ich will doch geschieden werden. Warum lasse ich ihn bestimmen? Ich bin doch alt genug und weiß, was ich will. Warum tue ich es nicht für mich? Warum glaube ich, damit etwas für ihn zu tun. Natürlich wird er froh sein, dass er sich nicht kümmern muss um die Scheidung, aber mein Wunsch, geschieden zu werden, ist doch viel größer als der Ärger darüber, dass er sich auf die „faule Haut“ legt.

Was habe ich also getan? Ich war gestern bei einer Anwältin und heute geht der Scheidungsantrag an das Familiengericht raus. Den Termin hatte ich letzte Woche vereinbart. Seitdem habe ich mich gefragt, ob ich ihn hierüber informieren sollte, so nach dem Motto: „Du bekommst übrigens bald Post.“ Fair wäre es, nett auch. Aber wozu? Ich will geschieden werden. Egal, was er sich dabei denkt, wenn er „plötzlich“ Post bekommt. Warum muss ich Rücksicht nehmen? Vermutlich erwartet er das auch gar nicht von mir. Und da sehen wir mal wieder, dass ich immer noch ein Stück weit darin feststecke, mir darüber Gedanken zu machen, wie er findet, was ich tue. Und das ist genau das, was während unserer Beziehung dazu geführt hat, dass ich mich so sehr selbst aufgegeben habe. Und das will ich nicht mehr. Ich bin ich und tue, was ich will. Und auf die Menschen, die mir wirklich wichtig sind, auf die nehme ich Rücksicht. Und der Rest? Mir egal. Ich muss wirklich damit aufhören.

Ihr seht also, emotional lasse ich mich immer noch aus der Reserve locken, auch wenn es schon besser geworden ist. Ich arbeite weiterhin daran.

Jedenfalls bin ich mächtig stolz auf mich, dass ich jetzt diesen Weg gehe und das aus meinem eigenen Wunsch heraus. Ich will den endgültigen Schlussstrich ziehen. Und das aktiv, denn das fühlt sich tausendmal besser an, als wenn ich irgendwann plötzlich Post vom Familiengericht im Briefkasten habe. Natürlich wühlt mich das alles auch wieder etwas emotional auf, aber weniger als erwartet und vor allem immer nur kurzfristig. Ein gutes Zeichen, denke ich. Ich fühle mich wirklich ziemlich stark momentan. Ein großartiges Gefühl!

Ansonsten kann ich nicht viel Neues berichten. Manchmal habe ich Angst, dass ich so schnell keinen netten neuen Partner mehr finden werde und dann beruhige ich mich selbst, indem ich mir sage, dass ein Partner auch nicht das Wichtigste auf der Welt ist. Ich kann auch gut allein sein. Ich bin deshalb nicht einsam. Ich habe meine Freunde und meine Familie, vor allem meinen Sohn. Ich bin nicht einsam. Ich bin auch nicht verbittert, falls sich das so anhört. Viele Singles sagen ja immer, dass sie gar keinen Partner wollen etc. Ach doch, irgendwann möchte ich schon wieder jemanden haben an meiner Seite. Aber die Zeit mit mir allein war und ist so furchtbar wichtig für mich. Diese Zeit war einfach nötig und ich denke, ich brauche auch noch etwas mehr Zeit für mich. Und dann … irgendwann … hätte ich absolut nichts dagegen, mal wieder so richtig schön frisch verliebt zu sein. Ehrlich gesagt, gibt es ja sogar jemanden, in den ich „verknallt“ bin (so richtig teeniemäßig, lach), aber der ahnt von alledem vermutlich so rein gar nix. Der steckt gerade selbst in einer fiesen Trennung. Vielleicht ist das auch gut so. Vielleicht soll alles so sein, wie es ist. Ich verlasse mich einfach mal auf mein Schicksal. Irgendetwas hat es noch mit mir vor, da bin ich mir sicher. Ich weiß zwar nicht was, aber ich vertraue darauf. Und ich werde Euch zu gegebener Zeit dann davon berichten.

Bis dahin sende ich Euch sonnige Grüße, sofern das hier überhaupt noch irgendjemand liest.

Und denkt immer daran:

„Schicksal ist das, was das Leben dir gibt.
Bestimmung ist das, was du daraus machst.“

09.06.2015 20:11 • x 1 #671


W
Hallo Satine,
schön von Dir zu lesen (wie eigentlich immer) und schön, dass Du zu diesen Erkenntnissen gelangt bist. Nein, Du bist keine Feder, die der Wind hin und her pustet oder kein Spielball, der nur rollt, wenn jemand anders ihn anstösst. Du bist groß und kannst selbst entscheiden - und: Handeln!

Heute morgen hatte ich ein schönes Bild: Ich ging mit dem hund unddie aufgehende Sonne strahlte mich von hinten an. Ein schönes orangerotes Leuchten. Was soll ich sagen: Mein Schatten war 20 m lang und ich schickte dieses Bild einer Freundin mit den Worten: 'Manchmal bin ich sooooo groß - und Du kannst das auch.'

Wo ich Dich lese denke ich, ich hätte es auch Dir schicken können

Ja, man braucht sich glaube ich keine Sorgen machen, dass man immer oder zumindest sehr alleine bleiben wird...
Diese Angst hat mich schon mehrfach ziemlich blöd herumsuchen lassen. Aber, so habe ich gemerkt, dass ich eigentlich, je 'verzweifelter' ich suche, mir umso mehr eingestehen muss, dass ich meine Unabhängigkeit noch nicht wiedererlangt habe, dass ich eigentlich noch nicht in der Lage für eine Beziehung bin. Ja, mir fehlt eine Menge aus einer Beziehung. Aber ich habe entschieden, dass ich alles aus einer Beziehung nur noch in einer Beziehung haben möchte. Ich möchte auch nicht S., nur weil mir das fehlt und da jemand ist, mit dem ich es könnte. Ich möchte warten, bis es soweit ist. Das dauert dann halt auch mal eine Weile.

Aber dafüür ist es dann, wenn es passiert, auch richtig und fühlt sich gut an und es braucht nicht zurechtgebogen zu werden. Wie eine Blume, die von alleine wächst.
Ein indianisches Sprichwort mag ich sehr:
Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.

Ich liebe es. Wann immer ich merkke, dass ich ungeduldig werde, dass ich vorpreschen möchte, Ergebnisse vorwegnehmen möchte, hilft es mir. Das Leben gibt mir was ich brauche, wenn ich bereit dafür bin...

Liebe Grüße vom Wolf (und vom Herzen)

09.06.2015 22:42 • x 1 #672


Satine
Hallo Ihr Lieben,

ich dachte, ich melde mich mal wieder zu Wort. So nach über einem halben Jahr.

Also, was ist die letzten Monate so passiert:

1. Verknallt
Ich war tierisch verknallt, wie bereits erwähnt. Daraus ist allerdings nichts geworden. Wir waren sogar schon verabredet zu einem netten Klönabend, den er leider kurzfristig wegen Krankheit abgesagt hat. Dann hat er sich bis heute (es war Mitte November) nicht mehr gemeldet. Alles sehr komisch gewesen. Aber nun gut. Es ist wie es ist. Jetzt finde es auch nicht mehr so schlimm. Damals hab ich mich echt geärgert.

2. Noch-Ehemann
Wie bereits oben erwähnt ging der Scheidungsantrag am 09.06.2015 ans Gericht, und zwar zusammen mit einem Antrag auf Verfahrenskostenhilfe. Aufgrund dessen prüft das Gericht ja erstmal, ob ich VKH bekomme und demnach hat sich die Zustellung dann ein wenig hingezogen. VKH habe ich erfreulicherweise bekommen, so dass ich für die Scheidung nichts bezahlen muss. Aber das Lustigste überhaupt ist: Ich habe es ja nicht geplant und Einfluss auf das Gericht konnte ich ja auch nicht nehmen, aber dadurch, dass sie den VKH-Antrag geprüft haben, wurde meinem Ex der Scheidungsantrag erst Mitte Juli zugestellt.

Und wisst Ihr wann genau er ihn bekommen hat?

An unserem Hochzeitstag !

Ich wäre vor Lachen fast vom Stuhl gefallen, als ich es erfahren habe. Herrlich, einfach nur herrlich. Man könnte wirklich meinen, ich hätte das geplant, aber nein ... wie sagt man doch so schön: Jeder bekommt am Ende das, was er verdient. Wobei ich sagen muss, dass ich ja eigentlich gar nicht rachsüchtig bin. Ich habe mich nur wirklich darüber amüsiert.

Wie dem auch sei. Er hat es jetzt auch endlich geschafft, seine Pflicht zur Auskunft seiner Rentenanwartschaften abzugeben beim Gericht. Er hat sich damit solange Zeit gelassen, bis das Gericht ihm schon ein Zwangsgeld angedroht hatte. Auch das wurde nicht von mir beantragt, sondern das macht das Gericht von Amts wegen. Der Versorgungsausgleich ist halt gesetzlich vorgeschrieben. Jedenfalls hat er sich bis heute nicht ein einziges Mal sowohl dem Gericht als auch mir gegenüber ein Wort über die Scheidung verloren. Nicht ein Wort! Wir sehen uns ja nun häufiger bei den Übergaben und gehen mittlerweile wirklich sehr freundschaftlich miteinander um. Aber die Scheidung ist bisher nicht ein einziges Mal zur Sprache gekommen. Irgendwie schon komisch. Aber gut, worüber sollen wir auch reden. Ich will geschieden werden, er auch. Und das werden wir, und zwar im Februar. Gestern habe ich den Termin erhalten. Irgendwie fühlte es sich komisch an, aber das war's dann auch. Am 09.02.2016 bin ich wieder eine freie Frau. Ein gutes Gefühl!

3. Next
Letztes Jahr im September haben mein Ex und zwei Kumpels ihren 40. Geburtstag gefeiert. Ich war natürlich auch eingeladen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mit Next ja eigentlich nie gesprochen. Sie immer nur mal gesehen in der alten Kita. Mein Sohn geht ja seit September 2015 in eine andere Kita, somit ist das Thema auch durch. Na ja jedenfalls war sie natürlich auch da. Und wie immer war ich angespannt und aufgeregt. Und ich weiß immer gar nicht warum, denn ich denke, für sie ist es weitaus schwieriger. Sie dringt in meinen Kreis ein, nicht ich in ihren. Ich befinde mich immer auf sicherem Terrain. Na ja, wir haben alle etwas getrunken. Es war eine große Party mit um 90 Gästen. Irgendwann stand ich draußen zum Rauchen und sie auch, mit ein paar anderen. Da habe ich spontan und kurzerhand mein Glas genommen, bin zu ihr rübergegangen und hab gesagt: So, wir beide trinken jetzt mal einen zusammen. Ihr Blick ? Unbezahlbar. Und ihr werdet es kaum glauben, aber wir haben uns mit Sicherheit so ca. eine halbe Stunde lang unterhalten. Und es war okay. Ihr fragt Euch vielleicht jetzt, warum ich das getan habe? Ganz einfach: Ich hatte keine Lust mehr darauf, Angst zu haben, wenn ich wusste, ich sehe meinen Ex und sie. Angst hat man doch nur vor Unbekanntem. Also wollte ich mir diese Angst selbst nehmen, weil es mich genervt hat. Ich war selbst von mir überrascht, aber es hat mir so gut getan. Wieder einmal habe ich Stärke bewiesen. Ich habe mir damit ja auch lange Zeit gelassen, aber ich wusste, irgendwann muss es passieren. Ansonsten werde ich mich immer weiterhin unwohl fühlen, wenn wir uns sehen. Das wollte ich nicht mehr. Man könnte das jetzt auch auf den Alk. zurückführen und natürlich fällt es einem in leicht angeschäkertem Zustand leichter, sowas zu tun. Ich finde das aber nicht verwerflich. Ich stehe trotzdem bis heute dazu, dass ich das getan habe. Es war sogar eigentlich ganz nett. Einige Zeit später hatte wieder ein Freund Geburtstag und Ex und Next waren wieder da. Es ist jetzt sogar so, dass ich sie genauso begrüße wie alle anderen, d.h. mit einer kurzen Umarmung. Ich bin seitdem so erleichtert und ich glaube, sie auch. Was ich viel irritierender fand, dass mein Ex zu der Zeit mir gegenüber etwas merkwürdig war. Vielleicht war er misstrauisch, ob ich es ernst meine. Oder es hat ihm zunächst nicht so gepasst. Keine Ahnung! Das hat sich aber zwischenzeitlich wieder gelegt. Jetzt ist es total entspannt zwischen uns. Wir haben auch den Heiligabend wie das Jahr zuvor nett zusammen mit unserem Sohn bei mir verbracht. Man kann also sagen: Alles läuft!

4. Ich, ich, und nochmal ich
Wie geht es mir zwischenzeitlich? Da kann ich vollen Herzens nur sagen: Prächtig! Ich genieße mein Leben, meine Singledasein, meine Mutterrolle, ach einfach alles. Hin und wieder denke ich natürlich wieder nach, aber das ist okay. Das wird wohl auch immer so bleiben und gehört einfach zu mir. Mich wirft es nur einfach nicht mehr aus der Bahn. Und auch mit einer Narbe am Herzen kann man sehr gut leben. Ich möchte diese Erfahrung der Trennung im Nachhinein nicht missen, denn sie hat mich dahin gebracht, wo ich schon lange nicht mehr war: Zu mir selbst! Ich weiß endlich, wer ich bin und was ich will. Ich bin viel selbstbewusster geworden und freue mich über alles, was ich habe: Meinen Sohn, meine Freunde, meine Familie, meine Arbeit, meine Wohnung ... mein ganzes Leben! Am Anfang der Trennung hätte ich das niemals für möglich gehalten. Aber, Ihr Lieben, nichts ist unmöglich! Alles wird gut. Irgendwann.

Und zu guter Letzt - wie bereits von mir gewohnt - ein Zitat, das mir oft hilft, einfach auch mal mutig zu sein:

Ein Schiff ist im Hafen am sichersten.
Aber dafür wurden Schiffe nicht gemacht.

In diesem Sinne ...

Herzliche Grüße

15.01.2016 19:49 • x 3 #673


W
Satine, echt super! Und noch was: ganz ehrlich? Etwas anderes hätte ich von Dir auch nicht erwartet

Liebe Grüße vom Wolf

15.01.2016 22:36 • #674


marceltb
Wow tolle Geschichte, ich danke dir wirklich du machst mir Mut!

Meine Beziehung ihrer seits beendet worden(wir haben einen Sohn) und ich hoffe ich schaffe es genau sowie du!
Du hattest es wesentlich schwerer als ich, dazu größten respekt!

Lg MArcel

15.01.2016 22:59 • #675


A


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