Hey. Ich wollte in dem Forum hier mal meine Situation erzählen. Ich bin Mitte/Ende 20 und weiblich. Ich war bisher nie in einer Beziehung. Generell tue ich mich im Kontakt mit anderen Menschen schwer, habe auch nur sehr wenige in meinem Leben. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder versucht auf Dates zu gehen. Es wurde nie was draus und manche haben meinem Selbstbewusstsein einen echten Tritt verpasst, was bei mir ehrlich gesagt ohnehin nicht wirklich groß ist.
Schuld daran sind unter anderem Mobbingerfahrungen und kein stabiles Elternhaus. Ich habe einfach von klein auf immer wieder gehört und zu fühlen bekommen, dass so wie ich bin, sei es äußerlich oder von meinem Wesen her, nicht gut bin. Daher verbrachte ich meine Jugend auch durchweg alleine. Eine Jugendromanze hatte ich nie.
Auch meine bisherigen Datingerlebnisse haben diese negativen Denkmuster, die ich aus meiner Kindheit und Jugend mitgeschleppt habe, eher verstärkt. Ohne ins Detail zu gehen, im Endeffekt gab auch da jeder einzelne Mann mir das Gefühl, ‚so wie du bist, reichst du nicht.‘
Ich weiß grundsätzlich erstmal, dass das keine perfekte Ausgangslage ist jemanden kennenzulernen. Es hat sich jedoch ergeben, dass ich jemanden kennengelernt habe. Hatten anfangs nur etwas geschrieben und hatte mir auf den Kontakt ehrlich gesagt auch nichts eingebildet. Fand es nur positiv überraschend, dass er irgendwie dranblieb.
Dann kam das erste Telefonat, wo ich positiv überrascht war. Wir telefonierten dann noch ein paar mal und haben uns dann getroffen. Er wohnt ca 2h weiter weg, also nicht gerade um die Ecke. Er kam dann an einem Freitag direkt nach der Arbeit in meine Stadt und hatte für sich selber ein Zimmer gebucht, damit er nicht nachts hin und her muss.
Beim ersten Date erwartet man ja erstmal nicht so viel, aber auch da war ich positiv überrascht. Er war reserviert, respektvoll, hat nicht einmal erwähnt, ob ich irgendwie mit zu ihm wolle. Mich während dem Date gefragt, ob wir am nächsten Tag was machen wollen. Dann hatten wir am selben Wochenende noch etwas gemacht und waren in einem kleinen Wildpark und danach was essen. Zum Abschied merkte ich, dass er mir Näherkommen wollte, aber zögerte. Ich war mir auch nicht sicher.
Er schrieb mir dann danach, dass er mich gerne geküsst hätte, aber nicht wusste ob es schon angemessen war. Wir vereinbarten darauf ein 3. Date und waren im Kino. Da kamen wir uns dann auch das ersten Mal körperlich näher (Händchen halten, Hand streicheln) und ich hatte gemerkt, dass da viel Eis gebrochen ist zwischen uns. Auf dem Weg zum Auto hat es schüttend geregnet und mir fiel es einfach auf, dass er statt selber direkt ins Auto zu springen, er mir die Tür aufhielt, damit ich zuerst rein kann oder mir seine Jacke anbot. Zum Abschied hatten wir uns das erste Mal geküsst.
Im laufe der Woche hat er mich zu sich eingeladen. Ich war sehr skeptisch, bin aber hingegangen und habe auch bei ihm übernachtet. Ich hatte ihm von Anfang an gesagt, dass ich grundsätzlich nicht auf lockere Sachen aus bin. Wir haben an dem Abend gekuschelt und auch zusammen geschlafen, aber nicht mehr.
Ich hatte ehrlich gesagt damit gerechnet, dass er sich danach vielleicht nicht mehr meldet, was er aber dennoch tat. Er schreibt jeden Tag und wir wollten uns nochmal sehen. Er meinte auch, dass er nichts erzwingen wollte.
Mein Problem ist, dass ich sehr starke Vertrauensprobleme habe. Ich habe ihm das zwar gesagt und versucht zu erklären, dennoch fühle ich mich schlecht, weil ich viel Rückversicherung brauche. Ich bin jedes Mal auch sauer auf mich selber, dass ich das so schwer steuern kann.
Ich hatte das alles für mich nochmal Revue passieren lassen und merke, dass ich so komisch es sich anhört, total überfordert damit bin, dass mich jemand eventuell wirklich mögen könnte. Ich gehe immer davon aus, dass die Leute irgendwas zu meckern haben. An dem Abend als wir uns zum ersten Mal küssten zum Beispiel, meinte ich dass ich meine leichten Aknenarben an den Wangen als sehr störend empfinde. Er hat dann mein Gesicht in die Hand genommen und meinte, dass ich trotzdem wunderschön bin. Oder als ich bei ihm war, dass ich mich in meinem Körper nicht sonderlich zufrieden fühle aktuell und mich etwas schäme und er dann meinte, dass ich mich vor ihm nicht schämen brauche und er jeden Zentimeter von mir anziehend findet.
Ehrlich gesagt hatte ich in beiden Situationen Tränen in den Augen, hatte es aber nicht gezeigt. Ich habe auch nie über meine Vergangenheit gesprochen, weil es vielleicht auch einfach viel zu früh dafür ist.
Ich komme einfach nicht damit klar, dass mich jemand mag. Ich weiß, wie toxisch und selbstzerstörerisch das klingt und auch ist, aber es ist so. Ich merke, wie ich ständig versuche dieses Kennenlernen durch meine Zweifel zu sabotieren, obwohl ich ihn wunderschön finde und auch Gefühle für ihn entwickelt habe.
Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Mit dieser ständigen Angst im Nacken, dass er mich nur anlügt, dass er mich sowieso wieder verlassen wird, keine Beziehung draus wird, etc.
Ich bin überfordert mit mir selbst und gleichzeitig fällt es mir schwer, weil ich einfach merke, dass gerade genau das, diese positiven Worte und diese bisherige Annahme, eigentlich wie Öl auf lang bestehende Wunden sind.
20.09.2025 22:07 •
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