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Ich stehe vor einem selbet verschuldeten Scherbenhaufen

Zweizelgänger
Zitat von scherbe1992:
Ich weiß das diese Schuldgefühle nur eine eigene Bewertung der eigenen Taten sind.

Ich persönlich denke, dass es nicht nur um die Tat geht.
Ich glaube, dass du dir auch verzeihen musst, dass deine damalige Freundin verstorben ist und du nichts machen konntest.
Bitte unterschätze das nicht !
Ich glaube das steckt viel tiefer in dir, als du glauben möchtest.

09.11.2020 16:34 • x 2 #31


S
Guten Tag zusammen,

ich möchte euch ein kurzes Update geben, wie es momentan bei mir aussieht.

Dem Tipp mit der professionellen Hilfe bei einem Psychologen bin ich nachgegangen.
Ich hatte bereits einen Termin, welchen ich im nachhinein als sehr angenehm Empfand. Das lässt mich positiv in die Zukunft blicken. Persönlich fällt es mir aber noch sehr schwer, nicht wieder mit dem Grübeln anzufangen - das passiert momentan, in jeder freien Minute - obwohl ich weiß, das es nichts bringt und vergangenes nicht ungeschehen macht.

Weiterhin habe ich über die Feiertage einen Brief meiner ehemaligen Clique erhalten. Sie schildern Erklärungen für ihr Verhalten und können sich nur schwer in meine Lage hineinversetzen. Sie haben mir ein Gespräch angeboten, was mich natürlich sehr freut - allerdings habe ich auch große angst davor.

Ich wünsche euch einen schönen Tag!

20.01.2021 10:45 • x 1 #32


A


Ich stehe vor einem selbet verschuldeten Scherbenhaufen

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C
Hey! Das hört sich doch gut an. Beides- sowohl das Gespräch mit deinen Psychologen als auch der Brief von deiner ehemaligen Clique sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Natürlich hast du Bammel vor dem Gespräch mit deinen ehemaligen Freunden. Mein Tipp wäre, da einfach authentisch zu sein. Sag ruhig, dass Duda Bammel vor hast, dich aber dennoch gerne austauschen möchtest.

Wie bereits erwähnt: Kein Mensch auf dieser Welt ist vor Fehlern gefeilt. Und natürlich, du hast Vertrauen missbraucht. Aber meines Erachtens ging es dabei erstens "nur" um Geld, und zweitens hast du ja deinen Fehler wieder gut gemacht (wenn ich mich recht erinnere).

Ich glaube und wünsche dir, dass man dir verzeiht. Drücke dir die Daumen!

20.01.2021 11:18 • x 2 #33


Zweizelgänger
Zitat von scherbe1992:
Sie schildern Erklärungen für ihr Verhalten und können sich nur schwer in meine Lage hineinversetzen. Sie haben mir ein Gespräch angeboten, was mich natürlich sehr freut - allerdings habe ich auch große angst davor.

Ja, ich bin auch der Meinung, dass das alles ganz gut klingt.

Bei einem Gespräch mit deiner Clique würde ich einfach alles auf den Tisch legen.
Wie es dir zu der Zeit ging, was du dachtest und es ja auch ausgeglichen hast, bevor das jemand verlangte bzw merkte (wenn ich mich da jetzt nicht täusche...).
Auch wie es dir danach ging und was das Verhalten deiner Clique bei dir ausgelöst hat (ich finde nämlich immernoch, dass man das auch anders hätte regeln können...!).
Laufen dir da die Tränen ist das auch nicht schlimm.
Lass dich aber bitte nicht in eine Ecke drängen.
Davor Angst zu haben, ist aber völlig normal

Vielleicht schaust du mal im Netz ob du was findest, mit dem du für dich dein Grübel weg bekommst.
Es gibt da viele Tipps, du musst nur das für dich passende finden.

20.01.2021 11:32 • x 1 #34


S
Danke für eure Rückmeldungen!

Zitat von Zweizelgänger:
Wie es dir zu der Zeit ging, was du dachtest und es ja auch ausgeglichen hast, bevor das jemand verlangte bzw merkte (wenn ich mich da jetzt nicht täusche...).

Definitiv werde ich dort alles berichten, warum ich in gewissen Situationen falsche Entscheidungen getroffen habe.
Natürlich halte ich es mir zugute, dass ich den Schaden vor Bemerkung wieder beglichen habe, im Grunde auch noch darüber hinaus, da ich einige Anschaffungen für das Ehrenamt selbst beschafft und beglichen habe. Aber ich möchte in keinster Weise den Eindruck erwecken, mich damit nun rechtfertigen oder gar etwas relativieren zu wollen.

Zitat von Zweizelgänger:
Auch wie es dir danach ging und was das Verhalten deiner Clique bei dir ausgelöst hat (ich finde nämlich immernoch, dass man das auch anders hätte regeln können...!).

Ja, auch das werde ich machen. Aber auch hier möchte ich in keinster Weise das Verhalten verurteilen. Ich weiß nicht, wie ich an ihrer Stelle reagiert hätte. Ich vermute, das ein Verstärkereffekt durch das an den Pranger stellen der lokalen Medien eingesetzt hat, weshalb ich die generelle Berichterstattung seither besonders kritisch sehe. Negative Schlagzeilen lassen sich wohl besser verkaufen, als Positive.

20.01.2021 12:11 • x 1 #35


Zweizelgänger
Zitat von scherbe1992:
Ich vermute, das ein Verstärkereffekt durch das an den Pranger stellen der lokalen Medien eingesetzt hat, weshalb ich die generelle Berichterstattung seither besonders kritisch sehe. Negative Schlagzeilen lassen sich wohl besser verkaufen, als Positive.

Ja leider sind Menschen manchmal recht bescheuert...

20.01.2021 13:49 • #36


S
Ja, leider...

Und immer, wenn ich ähnliche Berichterstattungen bei Sozialen Netzwerken / Zeitungen sehe, bei denen es ebenfalls um die identischen Fehler wie bei mir ging, lese ich mir die Kommentare darunter durch, ich weiß das ich das nicht tun sollte, aber mich interessiert es irgendwie trotzdem wie andere denken.

Und wenn man dann Kommentare wie "Eine Schande, dieser Mensch" oder "Hoffentlich gibts für den Rest des Lebens nur noch Brot und Wasser" liest, projiziere ich das auf mich, und das fühlt sich dann immer schrecklich an.

Ich rede mir dann immer ein "Fallen ist keine Schande, solang man das aufstehen nicht vergisst."

25.01.2021 22:19 • #37


Zweizelgänger
Zitat von scherbe1992:
Ich rede mir dann immer ein Fallen ist keine Schande, solang man das aufstehen nicht vergisst.

Also ich persönl bin bei deinem Fehler, so wie du ihn hier erzählt hast, einfach der Meinung, dass das zwar dumm war, aber eigentlich keine wirklich böse Absicht dahinter steckte.
Du hast deinen Fehler erkannt, ihn unaufgefordert behoben und ihn auch eingestanden.
Es gab also nur kurzzeitig auf dem Papier Ungereimtheiten und die hast du wieder bereinigt.
Irgendwann sollte es dann auch gut sein.
Es wurde ja so gesehen auch keiner geschädigt.

Hai bin mir auch sicher, dass du diesen Fehler nicht mehr machen wirst.
Also hast du auch viel gelernt.

Irgendwann musst du dir auch selbst verzeihen.
Ich glaube, dass das ganz wichtig ist.

26.01.2021 00:50 • #38


S
Zitat von Zweizelgänger:
Hai bin mir auch sicher, dass du diesen Fehler nicht mehr machen wirst.
Also hast du auch viel gelernt.

Irgendwann musst du dir auch selbst verzeihen.
Ich glaube, dass das ganz wichtig ist.


Da kannst du dir sicher sein.

Aber was mich hier konkret "getriggert" hat war halt ein fast identischer Fall. Da nimmt jemand Geld über mehrere Jahre aus der Kasse, Vereinsvorstand bemerkt das, er gesteht den Fehler ein und leistet vollständige Wiedergutmachung - Der Verein verzichtete vollständig auf einen Anzeige. Allerdings hat da wohl ein Mitglied eine Zeitung darüber informiert, welche das dann Publik machte.
Da wurde dann nicht nur der "Betrüger" sondern der gesamte Vorstand durch den Dreck gezogen.

Ich vermute, das die Menschen, die soetwas kommentieren, keinerlei Bezug zu der Person hatten. Das war sicherlich ein Fehler von ihm. Aber: auch er hat seinen Fehler wieder gut gemacht. Das zeigt doch, das auch er kein schlechter Mensch ist. Anstatt den Fehler zu sehen und das positive hervorzuheben, wird einfach "draufgehämmert" - echt grausam.

26.01.2021 07:52 • #39


Zweizelgänger
Zitat von scherbe1992:
Vereinsvorstand bemerkt das, er gesteht den Fehler ein und leistet vollständige Wiedergutmachung

Wenn ich mich nicht täusche, ist aber doch hier der Unterschied in der Reihenfolge... oder?

Aber was du siehts ist doch auch, dass der Verein damit anders umgegangen ist.

Vielleicht war da ein seltsamer frustrierter Neider, der einen Bekannten bei ner Zeitung hatte und schon entstehen solche Geschichten.

26.01.2021 08:08 • #40


S
Zitat von Zweizelgänger:
Wenn ich mich nicht täusche, ist aber doch hier der Unterschied in der Reihenfolge... oder?

Ja - schon, ich hab zwar laufend geschaut, dass das Wiedergutgemacht wird und am Ende geprüft, dass auch alles wieder da ist und bin dann erst im Nachhinein aufgeflogen. Aber: Wäre es bei mir eher Aufgeflogen wären vermutlich identische Tatsachen gegeben.

In meinem gerade geschilderten Fall, sehe ich aber dennoch keinen Vorteil, der nun aus der resultierenden Anzeige gegeben ist. Hingegen wird nun auch noch dem Vorstand der Vorwurf gemacht, dass sie das einfach unter den Tisch kehren wollten. Ich hoffe die Menschen mit solch einem reinen Gewissen melden auch nachträglich eine Ordnungswidrigkeit an, wenn sie mal 10 Km/h zu schnell unterwegs waren...

26.01.2021 08:42 • #41


K
Guten Morgen,
deine Schilderungen sind sehr intensiv. Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Du schilderst eine Lebensphase, in der du eine wichtige Entwicklung durchgemacht hast. Und dazu gehört auch der Teil, der dir die meisten Probleme bereitet: Die juristische Verfolgung mit dem anschließenden (und abschließenden) Urteil.
Es ist mir nämlich ein großes Anliegen, Menschen dabei zu helfen, den Begriff der SCHULD so weit wie möglich aus ihrem Leben zu nehmen. Denn Schuld hat die sehr unangenehme Eigenschaft, instrumentalisiert zu werden. Und dabei wird oft großer Schaden angerichtet.

Ich schließe dabei immer die Form der Schuld aus, die durch Straftaten entsteht. Denn Straftaten sind schuldhaftes Verhalten. Bei dir ist mir aber aufgefallen, dass du diese Straftaten zwar begangen hast, dafür aber in aller Öffentlichkeit strafrechtlich verfolgt und verurteilt wurdest. Dabei spielt die Höhe der Strafe keine Rolle. Deine Schuld ist damit der Gesellschaft gegenüber gesühnt und darf jetzt keine Rolle mehr spielen. Dass ein großer Teil der Gesellschaft das anders sieht, ist eine Tatsache, die dich zwar beschäftigt, die du aber bewältigen kannst und solltest.

Es geht also darum, dass du irgendwann den Kopf nicht mehr unter dem Arm tragen solltest, sondern da, wo er hingehört. Aufrechter Gang und das Bewusstsein, dein Leben nun selber in der Hand zu haben. Dabei wird dir die Therapie sicher helfen. Denn du wirst natürlich damit rechnen müssen, von bestimmten Menschen als ein unehrlicher Mensch angesehen zu werden. Aber das trifft dich in dem Moment viel weniger, in dem du selber mit dir im Reinen bist.

Ich mag den Satz: Die wahre Stärke eines Menschen besteht darin, zu seinen Schwächen zu stehen. Das scheinst du gerade auszuprobieren. Und ich möchte dir Mut machen, darin nicht nachzulassen, auch wenn du leider damit rechnen musst, dass es Menschen gibt, die das ausnutzen. Sie können damit nur dein Äußeres erreichen. Dein Inneres kannst du so schützen und stärken, dass dich das nicht mehr trifft. Wenn du mit dir im Reinen bist. Und dieses Ziel solltest du mit allen Mitteln zu erreichen versuchen.

Der Vergleich mit anderen ähnlichen Fällen schadet dir sehr, er bindet Ressourcen und wirft dich zurück. Bitte lass dich darauf nicht mehr ein. Es gibt genug, was dir schaden kann, da solltest du es nicht noch selber tun, indem du vergleichst und immer wieder in die innere Rechtfertigung gehst. Was dir helfen kann, ist die GEWISSHEIT, dass du nach der Straftat alles getan hast, um Schaden von anderen abzuwenden. Und vor allem, dass du vor unserem Rechtssystem dafür gerade gestanden hast.

Jetzt geht es darum, dir einen Kreis von Menschen aufzubauen, der in dir nicht mehr den ehemaligen Straftäter sieht, sondern alles andere, was dich ausmacht. Damit das gelingen kann, musst du erst einmal selber davon überzeugt sein, dass es diese guten und liebenswerten Eigenschaften bei dir gibt. Mach dich mit Hilfe der Therapie auf die Suche danach, begrüße diese guten und liebenswerten Eigenschaften und sieh sie als Reichtum an. Gib Menschen, die deine Schwäche als Anlass zu Verletzungen nutzen, keine Macht mehr über dich, sondern wende dich von ihnen ab. Und vor allem: Lerne einen neuen Umgang mit dem Instrument der RECHTFERTIGUNG. Es gibt Situationen, in den man sich rechtfertigen sollte und kann. Es gibt aber viele Menschen, die diese Rechtfertigung nicht verdient haben. Du vergeudest deine Zeit und deine Seelenstärke mit ihnen. Lern, dich von ihnen abzugrenzen, abzuwenden und dich denen zuzuwenden, bei denen deine Rechtfertigung positive Folgen hat. Und ich hoffe, deine ehemalige Clique gehört dazu.

Auf das Gespräch mit ihnen würde ich mich mit dem Therapeuten vorbereiten. Das kann dir viel Kummer ersparen. Denn trotz allem: DU bist wichtiger als die Clique. Und das muss dir während einer solchen Begegnung zutiefst klar sein.

Schön, dass du hier geschrieben hast, auch wenn es nicht direkt mit dem Forum zu tun hat.

26.01.2021 09:20 • x 2 #42


Zweizelgänger
Zitat von KPeter:
Und vor allem, dass du vor unserem Rechtssystem dafür gerade gestanden hast.

Ich muss sagen, dass ich diesen Punkt als am wenigsten wichtig sehe.
Leider funktioniert unser Rechtssystem nicht immer wirklich so wie wir uns das vorstellen und wünschen würden.
Ich muss sagen, dass mir nichteinmal einleuchtet warum es hier überhaupt zu einem Verfahren gekommen ist.
Ich tippe da mal auf einen übereifrigen Staatsanwalt, der meine unbedingt eine erzieherische Maßnahmen ergreifen zu müssen.
Der Schaden war temporär und wurde voll ausgeglichen bevor er überhaupt aufgefallen war (Stichwort Opfer Täter Ausgleich).
Man hätte das Verfahren auch einstellen können.
Stellt sich fast die Frage, und da sind wir leider bei einem der Problem unseres Rechtssystems, ob das Schuldeingeständnis nicht erst zum Verfahren geführt hat.
Ich finde es viel wichtiger, dass der TE von sich aus ein Schuldbewusstsein hatte und alles daran gesetzt hat, den Schaden rückgängig zu machen und eine Schuld sich und den anderen eingestanden hat.

Zitat von scherbe1992:
Ich hoffe die Menschen mit solch einem reinen Gewissen melden auch nachträglich eine Ordnungswidrigkeit an, wenn sie mal 10 Km/h zu schnell unterwegs waren...

Diesen Vergleich finde ich allerdings nicht so gut.
Wenn du so weiter machst, begibst du dich mit deiner Selbstverurteilung in eine Situation, in der du anfängst zu relativieren, damit es für dich einfacher ist.
Das haut aber nicht hin.
Sehe deinen Fehler als das was er war und nehme ihn als Teil deiner Vergangenheit an.
Also nächstes vergleichst du dann Unterschlagung mit falsch parken.

Wo führt das dann hin?
Spinn das ruhig mal weiter....

26.01.2021 09:45 • x 1 #43


S
Zitat von Zweizelgänger:
Wenn du so weiter machst, begibst du dich mit deiner Selbstverurteilung in eine Situation, in der du anfängst zu relativieren, damit es für dich einfacher ist.

Relativieren möchte ich meine Situation auf gar keinen Fall - Sorry wenn das so rübergekommen ist.
Mit dem Satz wollte ich im Prinzip ausdrücken, dass Menschen, die direkt ein (öffentliches) Urteil fällen, vielleicht vorher einmal darüber nachdenken, und beide Seiten beleuchten.
Ich versuche oft, sachlich und emotionale Gedanken zu trennen, um einen neutralen Blick auf die Sache zu werfen. Manchmal fällt mir das etwas schwer.
Und natürlich - davon kann ich mich nicht ausschließen - erwischt man sich dabei, zu versuchen, sich selbst vor sich selbst rechtfertigen zu wollen.

Zitat von KPeter:
Schön, dass du hier geschrieben hast,...

Vielen Dank für deine Worte!

26.01.2021 10:08 • #44


FrauDrachin
Hey Scherbe,

ist jetzt vielleicht ein bischen weit hergeholt...
Ich habe oft ähnliche Gedanken wenn ich über den Nationalsozialismus nachdenke, über die unglaublichen Grausamkeiten, die da passiert sind, und vor allem darüber, dass ganz, ganz breite Teile der Bevölkerung mindestens passiv mitgemacht haben. Wenn man davon ausgeht, dass die Menschen an sich nicht besser oder schlechter waren, als wir, in unserer heutigen Gesellschaft, dann kommt man ganz schnell zu der Frage, ob man selber auch anfällig für diese Ideologie gewesen wäre, ob man selber auch mitgemacht hätte.
Ich für mich muss leider sagen, dass ich es für durchaus möglich halte, dass ich dieser Ideologie auf den Leim gegangen wäre. Ich bin ein sehr idealistischer Mensch, und wenn ich für etwas brenne, passiert es mir druchaus, dass ich Gegenargumente nicht so richtig sehen kann oder will. Die harte Realität der Konzentrationslager war ja für die meisten Menschen sehr gut ausblendbar. Dieser Gedanke quält mich manchmal sehr, weil daraus ja folgt, dass es in großen Teilen reiner Zufall ist, dass ich nicht unfassbare Schuld auf mich geladen habe.

Ok, um wieder die Kurve zu dir zu bekommen, ich denke, dass in jedem einzelnen von uns das Potential steckt, Schuld auf uns zu laden, und Geld aus einer Kasse zu nehmen, ist da eher noch eine Kleinigkeit. Vermutlich ist das auf einer gewissen Ebene jedem klar, deshalb müssen viele Menschen diese Möglichkeit ganz weit von sich weisen, und quasi stellvertretend in anderen bekämpfen. Das darf man mE nicht allzu ernst nehmen.
Ein zweiter Mechanismus scheint mir zu sein, dass Menschen dazu neigen zu übersehen, dass jeder von uns aus einem ganzen Bündel mehr oder weniger liebenswerter Eigenschaften besteht. Geld aus der Kasse genommen zu haben, ist ja nur ein winziger Teil deiner Biographie und deines Charakters.... Übersehe das bitte selber nicht. Genauso wie unsere geliebten Großväter Sodaten waren, die andere Menschen erschossen haben (und dabei selber unfassbar gelitten haben).

Leider werden viele Leute dergleichen Mechanismen nicht verstehen (wollen), schließlich ist es viel einfacher die Welt in Schwarz und Weiß einzuteilen. Du bekommst das jetzt besonders zu spüren, miss dem nicht allzuviel Bedeutung bei und zieh dir nicht jeden Schuh an.

Liebe Grüße von der Drachin

26.01.2021 11:01 • #45


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