Ich verstehe die Trennung nicht

C
Nachdem ich nach dem Stammbuch gefragt habe, habe ich gestern noch eine Mail bekommen:

Stammbuch brauche ich um die Scheidung einzureichen.

Das ist schon hart.

Hallo Mandala

Vielleicht hast du recht, dass die Hoffnung gestorben ist, wobei ich die Trennung immer noch nicht verstehe. Es ist nur so schwer es zu akzeptieren. Alleine bin ich ja nicht, habe ja zum Glück mein Kind bei mir wohnen.

03.12.2010 08:20 • #46


W
Hallo Cosmos70,

ich habe aufmerksam den Verlauf gelesen und ich habe etwas geschmunzelt. Versteh das jetzt nicht falsch, habe nicht gelacht, nur geschmunzelt.
Ich werde Dir nun mal meinen Lebensweg/Erfahrungen kurz (oder etwas länger) erläutern. Vielleicht kannst Du ja einiges davon für deine eigenen Erfahrungen oder für die Zukunft gebrauchen. Es würde mich freuen.

Ich bin jetzt 48, zum zweiten Mal verheiratet und unendlich glücklich.
Meine erste Ehe dauerte 16 Jahre.
Ich habe auch geglaubt, dass ich mit meiner ersten Frau für immer und ewig glücklich sein werde, zumal 3 Kinder aus dieser Ehe entstanden sind. Ich habe meine Frau verwöhnt, ihr jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und dabei für mich persönlich auf viele Dinge verzichtet. Ich habe alles an Kraft und Liebe in meine Familie gesteckt. Ich ging in Schichten arbeiten (heute auch noch) und habe mich dann sehr intensiv mit meinen Kindern und mit meiner Frau beschäftigt. Ich habe überwiegend meinen Haushalt auch allein erledigt (kochen, waschen, bügeln, putzen), um meine Frau zu entlasten. Nach 13 Ehejahren war es ihr aber zu langweilig geworden und sie begann erst heimlich , dann offen, eine neue Beziehung. Ich habe zu diesem Zeitpunkt einige Veränderungen an ihr bemerkt und auch versucht mit ihr darüber zu sprechen, aber sie tat das ab und meinte immer es sei alles in Ordnung. Nach einem halben Jahr habe ich dann herausbekommen, dass sie mich die ganze Zeit betrogen hatte. Dumm gelaufen, die angeblichen Treffen mit ihrer Freundin und ihren Arbeitskolleginnen waren nur Alibi.
Auch sie trennte sich von mir und wollte zu ihm ziehen. Das war für mich eine schwere Zeit, denn, neues Haus gebaut, drei Kinder (zu diesem Zeitpunkt w8,m8,m11) und meine große Liebe weg. Ich habe immer wieder überlegt, was und wie ich alles machen könnte. Ich hatte auch die Hoffnung, dass sie wieder zurückkommt. Ich redete mit meinen Kindern ganz offen über alles und meine Kinder kamen dann auf die Idee, dass wir das alles doch auch allein hinkriegen. Meine Kinder wollten bei mir bleiben. Das war natürlich ein großer Schock für meine Frau, damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre Rechnung sah etwas anderst aus. Sie war schon auf der Suche mit ihrem neuen Freund/Partner nach einer großen Wohnung. Die Beiden hatten sich schon ausgerechnet, wieviel Unterhalt sie bekommen und meine Frau wollte auch ihren Job kündigen, wegen Kinderbetreuung, damit sie auch noch Unterhalt bekommt. Er hätte seine kleine Wohnung als Alibi behalten und alles war für die Beiden schön.
Als meine Kinder dann zu ihr sagten, dass sie alle bei mir bleiben, war natürlich eine Bombe geplatzt. Sie weinte und versuchte unsere Kinder davon zu überzeugen, dass sie mit ihr gehen. Meine Kinder hatten kein Erbarmen, bitten,betteln, heulen half nichts. Meine Kinder blieben bei ihrer Entscheidung.
Sie hat dann alle Hebel in Bewegung gesetzt gerichtlich das alleinige Sorgerecht zu bekommen. Tja , gekündigt hatte sie ja schon und hätte ja die Kinder betreuen können, schließlich gehe ich ja in Schichten arbeiten und bin nicht immer zu Hause und für die Kinder da.
Wieder falsche Rechnung gemacht. Meine Kinder wurden beim Jugendamt gehört und dann auch bei Gericht. Sie erzählten, dass ich viel Nachts arbeiten gehe, damit ich für sie da bin und ,dass wenn ich nicht da bin, Oma da ist.
Glücklicher Weise wurde den Wünschen meiner Kinder entsprochen, obwohl man angestrebt hatte die Kinder zu Teilen und zeitlich zu begrenzen, dass die Kinder ein halbes Jahr bei mir und dann ein halbes Jahr bei ihr wohnen sollten. Ich habe mir einen guten Familienrechtsanwalt genommen. Meine Kinder wollten so eine Regelung nicht. Ich habe letztendlich mit meinen Kindern gewonnen. Erst da habe ich erkannt, was ihre sogenannte Liebe wert ist. Ich habe mich dann nur meinen Kindern gewidmet, was auch gut war. Hatte dadurch keine Freizeit und andere Einschränkungen, aber das war es mir wert.
Sie hat dann immer wieder versucht gerichtlich gegen mich vorzugehen, dass alleinige Umgangsrecht zu erlangen u.s.w.
Als ich dann mal mit einer Bekanntschaft zum Abendesssen ausging und sie mich gesehen hat, hat sie gleich nachgeschaut, ob meine Kinder allein zu Haus sind. Das nahm sie an und rief den Bereitschaftsdienst an, da ich meine Kinder damit gefährde. Die Dame vom Jugendamt traf meine Mutter an, hatte ein nettes Gespräch und alles war schön. So ging das ständig.
Wie man sieht, können sich Gefühle sehr schnell ändern.
Achso, habe nicht nur meine 3 Kinder behalten, auch mein Haus. Auch wenn ich kein Unterhalt für die Kinder bekommen habe, wo ein Wille, da auch ein Weg.
Ich war 6 Jahre alleinerziehend mit meinen 3 Kindern, habe trotzdem Frauen kennengelernt, auch mit Kinder und auch eine gemeinsame Freizeitgestaltung in den Griff bekommen. Dann lernte ich im Chat meine große Liebe kennen, es hat alles gepasst, hätte nie im Traum daran geglaubt. Zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch der Meinung Nie wieder heiraten.
Pustekuchen. Sie selbst war 8 Jahre alleinerziehend mit 3 Kindern (m2,w13,w15).
Es passte wirklich alles, wir haben uns auf Anhieb verliebt, nicht zu Vergleichen mit den Gefühlen in meiner ersten Ehe. Meine Kinder zu diesem Zeitpunkt 14,14,17, passten gut zum Alter der Kinder meiner Frau. Eine lustige Patchworkfamilie . Es war eine super schöne und neue Erfahrung, die wir gemacht haben. Dem Alter zu entnehmen, kannst Du dir vorstellen, dass auch nicht immer alles im grünen Bereich war, denn 5 Kinder im pubertären Alter sind nicht einfach. Ist aber ne Frage des Managments. Wie haben das denke ich mal gut hinbekommen. Heute sind unsere pubertären Kinder erwachsen und haben ihren eigenen Hausstand, wir haben nur noch einen kleinen 12 jährigen Rabauken zu Haus. Wir sind seit 4 Jahren verheiratet und unsere Gefühle für uns sind noch wie am ersten Tag.

Lieber Cosmos,
projeziere dieses mal auf deine Situation.
Du bist in erster Linie für dein Kind da. Partnerschaften, Liebe entzweien sich in unser rasant schnell entwickelnden Gesellschaft. Alltagsstress und diese rasante Entwicklung lassen unsere Gefühle abschwächen, wenn wir das zulassen. Um dagegenzuhalten braucht man schon ein sehr festen Charakter und muss auch schon etwas abgebrüht sein. Dich schätze ich für sensibel ein, du lässt dich mehr von deinen Gefühlen leiten. Das ist zwar nicht schlecht, aber in der heutigen Gesellschaft kommst Du da nicht weiter. Ich kann Dir das so sagen, weil ich genauso war, wie Du. Der Punkt der Veränderung kam bei mir auch erst nach der Trennung und den darauf folgenden Ereignissen. Du fährst eben noch auf deiner Geradeausspur und die endet mit deiner Ehe. Man sagt Viele Wege führen nach Rom , dass stimmt, man muss für sich nur den richtigen Weg finden. Und Du bist auf dem besten Wege. Mach dir ein Plan für deine Zukunft, welche Richtung du gehen möchtest. Lass deine Gefühle nicht einschlafen oder unterdrück sie, aber lass sie einen anderen Weg gehen. Lenke deine Gefühle um, gib deinem Kind die Kraft und Zuwendung die es jetzt braucht. Je besser du das machst und je mehr Gefühle du deinem Kind vermittelst, je einfacher kann dein Kind die Trennung der Familie verkraften und ist dann später mal in der Lage aus deinen Erfahrungen für sich eigene Entscheidungen einfacher zu machen.
Glaub mir, ist Erfahrungssache.
Warum reichst Du nicht die Scheidung ein ?
Ich hab es gemacht. Ich war schneller als sie. Es hat mir geholfen, ich habe meinen Stolz wiederbekommen und ich habe dadurch schneller loslassen können.

Sicher ist es deine Sache, was und wie Du weiter machst, schließlich ist es auch deine Entscheidung/dein Leben.
Vielleicht konnte ich Dir auch ein wenig weiter helfen, würde mich natürlich freuen.
Ich drück Dir ganz fest die Daumen und hoffe du kämpfst für dein Kind, auch wenn der Weg aussichtslos erscheint, am Ende des Tunnels kommt ein Licht. Nicht Kopf in den Sand stecken, hol Dir auch ruhig alle Hilfe von Freunden , Famile , Kollegen, nimm die Hilfe an, die Du für dich brauchst.

Alles Gute, Du wirst auch ein guter alleinerziehender Vater, bis der Tag kommt und dein Herz dir Unterstützung schickt.

13.12.2014 09:52 • #47


W
Achso, hätte ich bald vergessen.

Die Scheidung kannst Du auch ohne Stammbuch einreichen. Such Dir einen guten Familienrechtsanwalt, der reicht die Scheidung ein und auch Antrag wegen Prozeßkostenhilfe und dann wird das Stammbuch vom Gericht angefordert.

Und vergiss nicht die Zeit anzugeben, die ihr schon mal getrennt wart.
Wenn Du dem Gericht klar machen kannst, dass ihr schon eine Trennung vollzogen habt, es dann aber nochmal probiert habt und dann festgestellt habt, dass die Ehe zerrüttet ist und nicht mehr zu retten, dann hast du schon die halbe Miete drin und die Scheidung dauert nicht so lang. (Ich musste volle drei Jahre warten )
Setzt natürlich voraus, dass Du deine Gefühle mal für ne Weile unterdrückst und nicht dem Richter klar machst, dass Du noch so an deiner Frau hängst und für sie so empfindest. Natürlich musst Du auch deiner Frau mal nen bisschen die kalte Schulter zeigen, sonst erwischt sie dich auf den falschen Fuß und nutzt das aus für sich. Sie macht Dich nackisch .
Ich war auch immer für eine korrekte Trennung ohne Streit und Dreckwäsche, aber es ging nicht. Ich habe mir dann von Freunden und Kollegen und Sportkumpels, sogar von Frauen ; Tips und Erfahrungen geholt. Du glaubst garnicht wie gut das geholfen hat. Habe mit meinem Anwalt immer das Was wäre wenn ausdiskutiert und ich hab alles richtig gemacht, auch mein Anwalt hat dabei dazugelernt.

Wie gesagt, mach Dir ein Plan für deinen eigenen Weg, mit deiner kleinen Familie (Kind und Du) , es ist ein wunderschönes Gefühl, denn eins steht fest, dein Kind wird Dir ewig dankbar sein.
Ein Kollege von mir (ist jetzt das vierte Mal verheiratet) sagte zu mir damals :

Frauen sind doch ersetzbar - Kinder jedoch nicht, denn das ist dein eigen Fleisch und Blut

Nichts gegen Frauen - bitte nicht falsch verstehen, dass gilt umgekehrt auch für Männer.

In diesem Sinne :
Eine schönes und besinnliches Adventswochenende !


13.12.2014 10:39 • #48




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