Ich habe mich eingebunkert zuhause, fühle mich nicht in der Lage rauszugehen und etwas zu tun. Warte ab, hoffe, erwarte... ich weiß nicht was. Ich versuche mich hochzupushen aber es will mir nicht gelingen; versuche ich es nicht ernsthaft genug? Habe ich niciht bereits genug Motivation von allen anderen erschnorrt?
Das Wetter ist wie an vielen der letzten Tage trüb und regnerisch. Wie an vielen der Tage zuvor denke ich an Victoria, denke daran, was sie getan hat; denke daran, wie sehr sie mich betrogen, wie sehr sie meine Gefühle verletzt hat, als sie mit Bernd auf der Couch schlief ohne dass das vorher abgesprochen war und während ich für uns alle was zu essen holte; denke daran wie sehr sie mich verletzte als sie alles weiterlaufen ließ, auch als ich die Abende bei mir, die Bernd nur zum Rummachen mit ihr nutzte, enden ließ; denke daran wie sehr sie mich verletzt hat, als ich sie bat alles einzustellen und sie nichts dazu sagte sondern das mit Bernd parallel zur Beziehung mit mir weiterlaufen lies; denke daran wie sehr sie mich verletzt hat, als sie schlussendlich sagte sie könne sich mit mir eine Beziehung nicht vorstellen, aber mit ihm schon; denke daran wie sehr sie mich verletzt hat, als sie schlussendlich nach meinem Ultimatum mit mir brach, anstatt mit ihm; denke daran wie sehr es mich verletzte, dass sie mir auch am Ende keine faire Chance geben wollte und dass sie obwohl sie mir Hinweise gab, ich solle kämpfen, es ihr längst egal war, als ich das tat.
Ich schrieb mit ihr. Gestern. Sie meint es war grausam und unfair, während sie es einige Tage zuvor bereits als falsch und unrichtig benannte. Sie hat mich ausgenutzt, hat mich betrogen, hat meine Gefühle betrogen. Wer ist diese Frau, die so herzlos ist, die nur mehr an sich denkt? Die Victoria die ich kannte und lieben lernte, war nie so, sie war herzensgut, rein, geradezu unschuldig. Aber diese Victoria ist kühl und distanziert, Mitgefühl an zweiter Stelle habend, nicht an erster. Sie meint, dieses alte ich, dass so rein war, das wollte ich nicht, da wollte ich sie nicht, also hat sie sich verändert, musste sich verändern, um überhaupt alles selbst überstehen zu können. Ich war das also, ich war der Mensch, der ein 17jähriges Mädchen dazu trieb sich so zu verändern, der eine weiße Rose zu einer dunklen machte, deren Dornen größer waren als ich sie zu meinen vermochte; und sie damit in die Arme eines noch viel größeren Egoisten, Egomanen und Manipulanten brachte, als sie es je sein könnte.
Es tut mir leid, Victoria. Es tut mir leid meine weiße Rose, was ich aus dir gemacht habe. Es tut mir leid, dass ich nicht schon viel früher dich an mich gedrückt und deine Liebe aufgenommen habe. Ich habe zu verantworten dass die Frau, die ich liebte, starb, damit eine andere, existieren konnte. Eine Victoria die all diesem Schmerz aushält, die nicht daran zerbricht, auch wenn sie längst zerbrochen.
Ich fühle mich missbraucht. Missbraucht und verraten von dieser anderen Victoria und doch weiß ich, dass meine Victoria noch da drin sein muss, irgendwo. Es ist das Mindeste, dass ich versuche den Schaden den ich einst angerichtet habe, wieder ein wenig ins Gegenteil umzukehren, so gut es geht; doch dazu darf ich ihr nicht ganz fernbleiben, muss ihr zeigen, dass ich sie diesmal nicht zurückstoße. Und doch halte ich eine Kontaktsperre ein, um selbst durchzuhalten, genau das Gegenteil, das ich aber brauche, um irgendwann ihr vergeben und selbst ganz funktionieren zu können.
Wie kann ich ihr all das jemals vergeben, wie ihr jemals wieder vertrauen?. Sollte ich das überhaupt? Was ist richtig, was ist falsch, was erwartet man von mir zu tun, was erwarte ich von mir zu tun? Die Meisten sagen mir, ich soll sie nie mehr wiedersehen, jedenfalls nicht unter ein paar Monaten. Andere wiederum halten eine Freundschaft für machbar, doch fragen sich, warum ich diese wollen würde.
Auch wenn ich ihr sagte, ich würde niemals mehr das Bett mit ihr teilen... so liebe ich sie noch. Aber ich habe aufgehört zu hoffen, aufgehört zu denken, sie würde doch noch einsehen und zu mir zurückkehren; das wird nicht passieren. Will ich ihr Freund sein, der Freund einer Frau die mich herzlos missachtet und über Monate meine Gefühle missbraucht hat?
Liebe und Hass liegen so nah beieinander. Ich möchte aber nicht hassen, das wollte ich nie. Ich will vorwärts gehen, Hass hinter mir lassen. Aber dazu muss ich verzeihen, irgendwann. Ich weiß nur nicht, ob ich das jemals können werde.