Hey @Wombat81 ,
ich habe jetzt lange gezögert, dir zu schreiben.
Zitat von Kleeblatt99: Deine Grenzen sind wichtig.
Eigentlch ist nämlich damit alles gesagt.
Wenn du es nicht kannst, kannst du es nicht, dann gibt es da auch nicht groß was zu diskutieren.
Und wenn du allgemein dazu neigst, deine eigene Sicht weniger ernst zu nehmen als die deiner Partner, dann ist es noch wichtiger, deine Sicht nicht in Frage zu stellen.
Trotzdem...
...suchst du hier ja Klarheit, und deshalb denke ich, dass du in dir selber über ein paar Dinge klar werden solltest.
Es gibt Grenzen und es gibt Trigger.
In deinem Eingangspost schreibst du, es geht für dich nicht, weil es dich extrem getriggert hat.
Der Unterschied ist für mich: Eine Grenze ist der Punkt, an dem meine Werte, meine Würde oder meine Persönlichkeit verletzt werden. Grenzen sollte man ganz klar ziehen, und wenn sie überschritten werden, noch dazu wiederholt, dann solltest du auch Konsequenzen ziehen. Das ist aber für mich ein bisschen ein Widerspruch: wenn du es gegen deine Werte, Würde oder deine Persönlichkeit gehend gesehen hättest, dann hättest du es ja gar nicht erst versucht, oder?
Folgerichtig schreibst du auch, du seist nach seinem ersten Auswärtsspiel getriggert gewesen. Trigger wiederum sind Emfindlichkeiten in uns, die unangemessen starke Gefühle auslösen. An Triggern kann man arbeiten, Trigger kann man abbauen. Und: eine offene Beziehung wird uns immer wieder mit Triggern konfrontieren, das ist erwartbar. Also sprich, wenn es nur um Trigger geht, dann könnte es evtl. wirklich sein, dass du zu früh aufgegeben hast, vielleicht auch, weil du kein Werkzeug kennst, um mit Triggern umzugehen? Klar ist es schwierig und kann sehr schmerzhaft sein sich seinen Triggern auszusetzen, deshalb ist es auch verständlich, wenn du sagst, das ist zu heftig, das will ich nicht. Auf der anderen Seite gibt es aber eine große Freiheit, den einen oder anderen Triggerpunkt loszuwerden.
Weiter scheint es mir so, dass du mit der Fotosache und der Sache mit den gleichen Text mehreren Frauen schicken, versuchst, einen objektiven Grund zu finden, warum er dich nicht lieben kann, warum er ein Schurke sein muss, und warum es objektiv richtig ist, sich zu trennen.
Ich finde, dass man gerade die Fotosache auch komplett anders interpretieren kann, aber dazu später.
Die Gefahr sehe ich, wenn du jetzt einen objektiven Trennungsgrund konstruierst, wirst du ihn vielleicht später in Frage stellen, und feststellen, dass der unumstößliche Beweis, dass er ein A. ist, so unumstößlich gar nicht ist, das scheint mir oft viel Leid zu verursachen.
Der Trennungsgrund ist wenn dann absolut subjektiv: DU willst das so nicht, DEINE Grenzen werden verletzt. Das ist letztlich wesentlich gültiger, als ein objektiver Grund, den man immer anzweifeln kann.
In dem Zusammenhang gilt es zu bedenken, dass die Er ist ein A.-Fraktion nur deshalb scheinbar die besseren Argumente hat, weil das monogame Mindset immer noch viel verbreiteter ist.
Apropos monogames Mindset:
Ich greife mal zwei Beispiele raus:
Es ist übergriffig mein Foto an andere Frauen zu schicken!
Ja, bestimmt wäre es sauberer gewesen, vorher um Einverständnis zu fragen. Andererseits wäre das für mich widerum sogar eine schöne Geste, ein Zeichen, dass er den anderen Frauen auch ganz offen sagt und zeigt, dass es dich gibt, dass er stolz auf dich ist, dass du auch wenn er sich gerade mit anderen Frauen beschäftigt, einen Platz hast.
Ganz abgesehen davon, dass es ja für ihn spricht, dass er damit komplett offen ist, wenn er ein schlechtes Gewissen deshalb hätte, würde er es dir ja nicht zeigen, oder?
Es ist wieder das mit den Triggern: Die Trigger schreien Der A. wie kann er nur! und die Logik baut ganz schnell eine objektive Argumentation dazu. Letztlich wäre es aber wieder sinnvoller, die Trigger anzuschauen und darüber ggf in einen Dialog zu gehen.
Zweites Beispiel:
Wenn er merkt, wie sehr es mich verletzt, und trotzdem die Bestätigung von den anderen Weibern braucht, dann kann er mich ja gar nicht so sehr lieben!
Klingt aus dem monogamen Mindset heraus logisch.
Aus seinem Mindset heraus ist es wahrscheinlich gar nicht so logisch, dass es nur um Bestätigung geht. Es ist ein echtes, gültiges Befürfnis (das nur viele Leute entweder nicht haben oder sich nicht eingestehen), verschiedene Leute intim kennenzulernen.
Zweitens unterschätzt diese Überzeugung das Opfer, das er, so er denn diese Sehnsucht hat, bringt.
In Beziehungen wird man immer an Punkte kommen, wo man den anderen durch das Verfolgen seiner eigenen Bedürfnisse verletzt. Er ist bereits einen Kompromiss eingegangen, der für ihn sicher nicht einfach war, und tut auch sonst (Stichwort Transparenz) scheinbar einiges, um es dir leichter zu machen.
Na gut, wahrscheinlich hilft dir das jetzt kurzfristig nicht weiter in der Umsetzung deiner Trennungsabsicht. Vielleicht hilft es dir aber weiter, eine wirklich tragfähige Entscheidung zu treffen. Jedenfalls konnte ich es jetzt nicht stehen lassen, wie er zum Schurken erklärt wird.