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Kämpfen und hoffen oder für immer gehen?

@Hola15 @Hola15 Ich denke, er könnte darauf jetzt sehr pragmatisch antworten und wenn er lesen würde, was ich jetzt stellvertretend antworte würde er sich bestimmt bestätigt darin fühlen, dass ich ihn und seine Perspektive nicht verstehe oder erneut Tatsachen verdrehe.
Für ihn ist die Lösung klar. Ich muss meine negativen Glaubenssätze loswerden, um dadurch an meinem Verhalten etwas zu ändern. Häufig trifft es das auch, denke ich. Er sagt etwas, bei mir kommt es falsch an und ich reagiere schnippisch, emotional oder überheblich und daraus ergibt sich dann der Streit. Er ist in den Momenten aber auch null in der Lage mich in dieser Spirale zu stoppen, sondern befeuert das mit seinem Verhalten eher noch. Da treffen Emotionalität und Rationalität ungebremst aufeinander.

Er ist der Meinung, dass einem keiner in einer Paartherapie eine Anleitung geben kann, wie wir solche Streits verhindern könnten, da für ihn die Lösung ja auf der Hand liegt. Er ist durchaus an einer Änderung interessiert, sieht aber den primären Anteil da bei mir.
Und das ist genau der Punkt an dem ich verzweifle. Weil er nicht einsieht, dass er auch kleine Stellschraube an seinem Verhalten ändern könnte, die es mir leichter machen würden, wieder klar zu denken. Mich in diesen emotionalen Situationen zu reflektieren und zu erkennen, dass das jetzt drüber war. Aber auch, dass er meint, er würde sich nie im Ton vergreifen; mir dann gesagt wird, ich verdrehe alles usw.
Er bleibt dann stur bei seinem Narrativ.

25.10.2022 01:22 • #16


Zitat von Unhinged:
Er will nicht dran arbeiten, dann ist das bedauerlicherweise für dich so.

Vielleicht hast du da recht. Für ihn bin ich es, mit meinen Fehlinterpretationen und/oder meinen Verhaltensweisen. Seinen Anteil daran erkennt er leider oft nicht und ich fühle mich dadurch dann ungerecht behandelt.

Wir wohnen zusammen. Umso schwerer fällt die Entscheidung, weil sie von so enormer Tragweite ist. Die letzten zwei Tage waren grausam, für alle.

25.10.2022 01:26 • x 1 #17


A


Kämpfen und hoffen oder für immer gehen?

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Lebensfreude
@38317_ gibt ein gutes Buch dazu: Krokodile küßt man nicht
darin geht's auch um Streitkultur, wie wir warum auf Vorhaltungen reagieren

ganz blöd wird es, wenn einer immer alles seziert, so eine Beziehung hatte ich auch mal,
endlose Diskussionen um nix, bzw. ums Rechthaben und Besserwissen,
war sehr ätzend

25.10.2022 01:36 • x 3 #18


Unhinged
Aber du hast ansonsten keine andere Möglichkeit, als dich mit dem Gedanken der Trennung zu befassen. Wenn er denn nicht nur an dem Durchsetzen seines Narrativs, sondern an einer Auflösung eurer Eskalationen interessiert wäre, würde er eine objektive Person mit eurer Fragestellung betrauen wollen. Aus welchen Gründen er auch immer sich dem verweigert, das wirst du besser einschätzen können.
Und dann bleibt nur noch, doch auf dich selbst zurück zu ziehen und um dich selbst zu kümmern. Dieser Zustand für dich muss dann anders aufgelöst werden als mit ihm.
Zitat von 38317_:
Wir wohnen zusammen. Umso schwerer fällt die Entscheidung,

Ja, das stimmt.

25.10.2022 01:38 • x 2 #19


@Lebensfreude Das ist auch zermürbend, ja. Ich glaube aber, dass er das tut um es mir näher zu bringen und nicht um mich damit bewusst zu quälen. Das tut es aber, weil es mir primär um die Emotion dahinter geht und nicht darum, mit ihm einer Meinung zu sein.
Danke für den Buchtipp!

25.10.2022 01:45 • #20


@Unhinged Danke, damit hast du wohl recht.
Ich war letztes Jahr bei einem Einzelcoaching mit der Intention mich besser zu verstehen. Das war (meiner Meinung nach) wirklich gut.
Deshalb kann ich seine momentane Haltung zur Paartherapie auch nicht verstehen.

Aber ja, vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich den Blick auf mich richten sollte; so traurig es auch sein mag.

25.10.2022 01:48 • #21


Hola15
Zitat von 38317_:
@Hola15 @Hola15 Ich denke, er könnte darauf jetzt sehr pragmatisch antworten und wenn er lesen würde, was ich jetzt stellvertretend antworte würde ...

Also wenn ich es jetzt richtig verstehe, bist du sehr schnell getriggert und würdest dir von ihm wünschen, dir da etwas Hilfestellung zu geben wieder herauszugelangen bzw. es nicht noch mehr anzuheizen.

Ich persönlich finde das Thema ziemlich schwierig. Ich kenne das von einem Ex auch und ich sehe es schon als -in der Verantwortung des jeweiligen liegend- seine Themen selbst (und in professioneller Begleitung) zu bearbeiten. Der Partner ist kein Therapeut und kann und soll es auch nicht sein.
Inwieweit ich meinem Partner trotzdem entgegen komme ist etwas sehr individuelles. Ich persönlich würde zumindest sehen wollen, dass mein Partner sich aktiv bemüht seine Themen anzugehen und daran arbeitet und ich nicht nur der Leidtragende bin der es mittragen muss, weil der Partner seine Hausaufgaben nicht macht.

25.10.2022 01:52 • x 3 #22


@Hola15 Da gebe ich dir recht und sehe auch, dass es, sicher für beide, nicht leicht ist. Wir sind da eben auch sehr verschieden. Mein Therapeut soll er keinesfalls sein. Ich würde mir aber schon wünschen, dass er mir ein Stück entgegenkommt und nicht noch in die Wunde reinsticht mit seinem Verhalten.
Aber klar, in erster Linie liegt es bei mir; das habe ich ihm gegenüber auch schon eingeräumt. Ich bin aber mehr, als ein Konstrukt meiner negativen Glaubenssätze und sie sind ja auch nicht permanent präsent. Er schiebt es aber gerne darauf. Auf mich macht das den Eindruck, dass er sich und sein Verhalten dadurch nicht mehr hinterfragen muss, weil es einfacher ist, mir die alleinige Verantwortung dafür zu geben.
Beispielsweise hatten wir jetzt einen Streit in dem er mir wieder eine negative Auslegung unterstellt hat und er es mir nicht mal glauben wollte, dass ich nichts dergleichen auch nur gedacht habe. Da laufe ich dann mit voller Wucht gegen eine Wand. Hier hätte ich mir gewünscht, dass mir geglaubt wird und er sich eingesteht, dass auch er etwas falsch interpretieren kann.

25.10.2022 01:58 • #23


Hola15
Zitat von 38317_:
@Hola15 Da gebe ich dir recht und sehe auch, dass es, sicher für beide, nicht leicht ist. Wir sind da eben auch sehr verschieden. Mein Therapeut ...

Ich glaube ihr passt da in dieser Hinsicht einfach nicht so gut zusammen und so wie du es beschreibst, haben sich die Fronten schon verhärtet und ein klares Schuldiger-Unschuldiger oder Täter-Opfer Bild konstruiert. Dass ihm das ganz Recht ist kann ich mir auch vorstellen.
Deshalb würde ich eine Paartherapie auch gut finden, neben deiner Einzel.
Da hat sich meiner Meinung nach schon so viel verstrickt und verhärtet, dass ich mich frage ob ihr da alleine wieder rauskommt.

25.10.2022 02:05 • #24


@Hola15 wir hätten sicher früher zur Paartherapie gehen müssen. Es gab viele Punkte von Außen, die es uns nicht leicht gemacht haben. Aber da haben beide noch gehofft, dass wir alleine damit zurechtkommen. Das war wohl ein Trugschluss.
Das Trennungsthema war schon sooft auf dem Tisch, dass man am vorherigen einfach „nur noch“ anknüpft. Das ist so aber nicht mehr tragbar, weil es uns beiden nicht gut tut.
Ich würde mir wünschen, dass wir einen Weg finden, aber die Zeit drängt, weil die Situation zuhause aufgelöst werden muss.
Ich bin auch nicht in der Lage ein rationales Gespräch zu führen. Dafür geht es für mich einfach um zu viel.

Es ist mir ein Rätsel, wie man so sehr einander vorbeireden kann, wenn man doch sonst ganz gut miteinander schwingt.

25.10.2022 02:15 • #25


Momentan wünsche ich mir nur Klarheit. Einen klaren Kopf, der klare Entscheidungen treffen kann, hinter denen ich dann auch stehen kann.
Davon sehe ich mich aber leider gerade weit entfernt. Nur weiß ich auch, dass mir die Entscheidung niemand abnehmen können wird.

25.10.2022 02:24 • #26


Hansl
Grundsätzlich halte ich von so Analysebeziehungen nichts. Wenn das Miteinander eher einer Therapiegruppe gleicht? Vielleicht geht Deinem Partner Dein ständiges Ringen um psychologisch korrektes Verhalten auf den Senkel.
Zudem gehört Streit zu jeder guten Beziehung.
Auch hier sehe ich die totale Überbewertung, Dramatisierung.
Dann noch eine Fussballmanschaft an externen Beratern macht die Sache nicht einfacher.

25.10.2022 05:45 • x 2 #27


Sentimentalo
Zitat von 38317_:
@Sentimentalo Ich weiß nicht. Das liest sich so einfach. Dabei hängt für mich so viel mehr daran. Meine Familie, Liebe, mein Zuhause.

Liebe TE, liebe Doris, bevor wir mit Kanonen auf Spatzen schießen (Toxizität, Therapiebedarf, u.a.) lass uns doch erst Mal wissen, was eure Beziehung ausmacht:
Wie lange kennt ihr euch, wohnt ihr zusammen oder getrennt, gibt es Kinder, gibt es gemeinsame Freunde, Hobbies, die ihr teilt?

Danke, komm gut in den neuen Tag!

25.10.2022 07:15 • x 3 #28


T
Liebe TE,
eure Kommunikation hört sich ähnlich an wie die von mir und meinem Mann in unseren ersten beiden Jahren. Ich die Emotionale, die alles falsch versteht und er der Rationale. Wir gingen in dieser Zeit immer mal wieder für ein, zwei Tage auf Abstand. Ich ging. Er bat mich, zurückzukommen.
Zitat von 38317_:
Wir streiten darüber wie wir streiten und wieso es überhaupt zum Streit gekommen ist. Die Streitkultur fehlt, oder wir sind nicht in der Lage miteinander zu kommunizieren. Ich weiß es nicht.

Bei uns eskalierten Streits teils so sehr, dass wir am Ende nicht mal mehr wussten, wie er entstanden war.
Zitat von 38317_:
Er sagt etwas, bei mir kommt es falsch an und ich reagiere schnippisch, emotional oder überheblich und daraus ergibt sich dann der Streit.

War bei uns auch so. Über die Jahre lernte ich, wenn ich etwas in dieser Art hörte, zuerst nachzufragen, wie er es meint oder ich verstehen soll. Heute (etwa 20 Jahre später) sage ich dann schonmal sowas wie Öh, möchtest du das vielleicht nochmal anders formulieren? oder Bei mir ist das jetzt so angekommen.... Aber das in einem ruhigen und möglichst entspannten Tonfall. Ich habe mein Mindset insofern geändert, dass ich immer erstmal davon ausgehe, dass er es bestimmt nicht so gemeint hat, wie es gerade bei mir angekommen ist. Das gab ihm die Möglichkeit, sich zu erklären und mir die Möglichkeit, mich zu beruhigen. Wenn ich mich über irgendetwas doch zu sehr aufrege, presse ich ein Lass mir einen Moment. raus und gehe in ein anderes Zimmer, um mich zu sammeln. Später gehe ich zurück und starte einen neuen Versuch, aber ruhig.

Rationale Menschen kann man auf der emotionalen Ebene nicht erreichen.

Deshalb habe ich über die Jahre gelernt, meine Emotionen zu erklären. Aber ruhig und besonnen. Ohne Streit.
Zitat von 38317_:
Da treffen Emotionalität und Rationalität ungebremst aufeinander.

Und genau das entzündet sich. Als emotional reagierender Mensch wird man von rationalen Menschen nicht Ernst genommen. Für rationale Menschen ist eine emotionale Reaktion ein Zeichen von Schwäche.

Aber man kann, wenn man will, die eigenen Emotionen spüren und in klare Worte packen.

Ich habe das gelernt und mein rationaler Mann hat über die - vor allem letzten drei Jahre - ebenfalls viel gelernt und ist tatsächlich empatischer geworden.

Aber - eine Beziehung zwischen 2 so unterschiedlichen Charakteren ist kein Zuckerschlecken.

Allerdings wenn die Basis stimmt - Kommunikation kann man lernen.

25.10.2022 07:48 • x 7 #29


Lilli70
Wenn er jede Verantwortung dir zuschiebt, bist DU zuständig, dass die Beziehung funktioniert.
Da würde jeder an seine Grenzen kommen, nicht nur du.
Ich frage mal, wann streitet ihr denn nicht?

25.10.2022 08:40 • x 1 #30


A


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