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Kämpfen und hoffen oder für immer gehen?

Hallo liebes Forum,
ich weiß nicht so recht wie ich beginnen soll. Ich fühle mich noch gänzlich gelähmt und weiß momentan weder vor, noch zurück.
Ich bin, oder ich war, in einer Beziehung, die mich im Grunde zutiefst erfüllt hat. Nie zuvor habe ich solche Gefühle für einen anderen Menschen empfunden. Gleichzeitig hat das meine Verlustangst immens befeuert. Kurz: da gibt es einige Themen, denen ich mich widmen sollte, das ist sehr deutlich geworden.
Mein (Ex-) Partner konnte dem Ganzen wenig abgewinnen, hatte für viele Reaktionen kein Verständnis und hat sich in Streitsituationen eher distanziert oder wurde wütend.
In harmonischen Zeiten hätte ich mir keine schönere Beziehung vorstellen können. In harmonischen Zeiten habe ich mich gesehen und geliebt gefühlt; sehr sogar.
Doch immer wieder kam es zu Missverständnissen, welcher Form auch immer. Häufig lag es an Fehlinterpretationen meinerseits und meiner emotionalen Reaktion darauf. Oft fühlte ich mich unverstanden. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass mir gänzlich die Verantwortung unserer Streits übertragen wird, mir negative Gedanken unterstellt werden und ich mich permanent zu verteidigen habe, was aber nicht zielführend ist. Alle paar Tage kam es zum Streit.
Ich dachte, bis zu dieser Beziehung, ich sei in der Lage mich gut selbst zu reflektieren. Durchaus ist mir in den letzten Jahren bewusst geworden, dass es Themen gibt, die es zu bearbeiten gilt, um Verhaltensweisen abzulegen, die mich nicht weiterbringen und die ich an mir nicht schön finde; die mich unglücklich machen. Trotzdem zweifle ich gerade immens an mir. Fühle mich unverstanden und abgelehnt. Und diese Gefühle sind völlig konträr zu denen, die ich habe bzw. hatte, wenn wir nicht gestritten haben.
Ich frage mich, wo der Punkt erreicht ist, an dem es einfach keinen Sinn mehr macht. Wann man gehen sollte, bevor man zerbricht? Und wie eine Beziehung zwei solche extremen Seiten haben kann? Ich würde mir so sehr wünschen, für diese Streitereien eine Lösung zu finden, aber ich bin nur noch ratlos und unendlich traurig darüber, weil ich mir so sicher war meinen einen Menschen gefunden zu haben.

24.10.2022 23:36 • x 2 #1


Sentimentalo
Liebe TE, wenn sich so leicht das Scheitern einer Beziehung ganz alleine einer Seite zufiele, so wäre wahrscheinlich nur die Hälfte der trennungsgeplagten hier.
Es ist ganz natürlich, dass du dich auch verantwortlich fühlst. Wenn es aber so häufig zum Streit kommt, ist es nur gesund, dass einer von euch beiden den Schlussstrich gezogen hat.

24.10.2022 23:53 • x 3 #2


A


Kämpfen und hoffen oder für immer gehen?

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Hola15
Zitat von 38317_:
Ich frage mich, wo der Punkt erreicht ist, an dem es einfach keinen Sinn mehr macht.

Guten Abend liebe TE,

so wie ich dich lese ist dieser Punkt schon lange erreicht. Du wirkst sehr verzweifelt, zerrissen und es macht den Eindruck, dass du nicht mehr weißt was richtig und falsch ist und ob du dir und deiner Wahrnehmung trauen kannst.
Das ist zumindest mein Eindruck. Bitte korrigiere mich wenn er falsch ist.

Wenn er aber richtig ist, würde ich dir empfehlen mal ganz nüchtern einen Realitätscheck zu machen ob deine Wahrnehmung tatsächlich so falsch ist oder dir nur der Kopf verdreht wird, dass du nicht mehr weißt wo er steht.

Alles in allem hört es sich aber nicht so an als wäre das noch gesund für dich.

25.10.2022 00:07 • x 3 #3


Ich bin noch nicht an diesem Punkt. Sehe ich nur unsere Streits und sehe dann mich und meine Gefühle dabei, dann denke ich mir, dass es keinen Sinn mehr macht.
Aber die positive Seite wiegt so schwer, weil wir es so schön haben könnten und weil es das auch wirklich ist, wenn wir nicht streiten. Er ist/war wirklich der Mensch, mit dem ich meine Zukunft gesehen habe.
Du hast recht, wenn du schreibst, dass ich nicht mehr weiß, ob ich meiner Wahrnehmung trauen kann. Einmal weiß ich nicht, ob ich mir noch recht trauen kann oder ob ich wirklich so bin, wie es mir oft skizziert wird und ich weiß nicht, auf welche Gefühle ich mich mehr verlassen kann/sollte. Auf diese Zerrissenheit im Streit, dieses sich nicht angenommen und nicht verstanden fühlen, oder auf die Liebe, die wirklich tiefe Liebe zu diesem Menschen und das durch und durch positive Gefühl, was ich abseits der Streits empfinde.

25.10.2022 00:13 • #4


@Sentimentalo Ich weiß nicht. Das liest sich so einfach. Dabei hängt für mich so viel mehr daran. Meine Familie, Liebe, mein Zuhause.

25.10.2022 00:15 • x 1 #5


@Hola15 Ich bin noch nicht an diesem Punkt. Sehe ich nur unsere Streits und sehe dann mich und meine Gefühle dabei, dann denke ich mir, dass es keinen Sinn mehr macht.
Aber die positive Seite wiegt so schwer, weil wir es so schön haben könnten und weil es das auch wirklich ist, wenn wir nicht streiten. Er ist/war wirklich der Mensch, mit dem ich meine Zukunft gesehen habe.
Du hast recht, wenn du schreibst, dass ich nicht mehr weiß, ob ich meiner Wahrnehmung trauen kann. Einmal weiß ich nicht, ob ich mir noch recht trauen kann oder ob ich wirklich so bin, wie es mir oft skizziert wird und ich weiß nicht, auf welche Gefühle ich mich mehr verlassen kann/sollte. Auf diese Zerrissenheit im Streit, dieses sich nicht angenommen und nicht verstanden fühlen, oder auf die Liebe, die wirklich tiefe Liebe zu diesem Menschen und das durch und durch positive Gefühl, was ich abseits der Streits empfinde.

25.10.2022 00:17 • #6


Hola15
Zitat von 38317_:
Ich bin noch nicht an diesem Punkt. Sehe ich nur unsere Streits und sehe dann mich und meine Gefühle dabei, dann denke ich mir, dass es keinen Sinn ...

Wie war das denn in früheren Beziehungen? Wie beurteilen das Menschen die dich gut kennen?

Vllt wäre es gut, wenn du hier ein paar konkrete Beispiele bringst damit es besser zu beurteilen ist.

Aber diese Hoch und Tiefs, deine starke Zerrissenheit und die Dinge die du hier anklingen lässt könnten auch auf etwas sehr toxisches hinweisen. Bzw auf toxische Verhaltensweisen deines Partners.

25.10.2022 00:20 • x 1 #7


@Hola15 Frühere Beziehungen lassen sich tatsächlich schlecht vergleichen, weil es nie so war wie in der jetzigen. Ich hatte bisher aber auch nie einen Partner, der mir kommunikativ und speziell in Diskussionen gewachsen oder überlegen war.
Unsere ersten Streits waren stark geprägt von Fehlinterpretationen. Ich habe mich extrem abgelehnt und ungeliebt gefühlt (Stichwort negative Glaubenssätze). Da hat er erstmal mit umgehen lernen müssen. Diese arge Verlustangst meinerseits führt zu absolut dysfunktionalen Mustern, denen er, als rationaler Mensch dann nicht mehr gewachsen ist und auch nicht gewachsen sein will.

Freunde von mir würden sich von ihm mehr Empathie wünschen, weisen mich aber auch in die Schranken und sagen mir deutlich, dass ich überreagiert habe oder meine Reaktion nicht angemessen war.

Er selbst ist keinesfalls toxisch. Ob unsere Beziehung ist/war kann ich nicht sagen. Toxisch ist so ein Modewort...

Wir sind beide rechthaberisch und dickköpfig. Dazu dann noch diese immensen Gefühle meinerseits, diese tiefen negativen Glaubenssätze und der Streit eskaliert.
Immer geht es um das große Ganze, stets wird die Beziehung in Frage gestellt. Für ihn muss immer alles detailliert analysiert werden (was ich gar nicht kann, weil meine extremen Emotionen mir oft den Blick versperren) und ich wünsche mir oft einen Schritt seinerseits auf mich zu. Ein Zugeständnis, dass auch er nicht perfekt ist; dass mir geglaubt wird, dass ich nicht alles so negativ meine wie er es auffasst.

Ich verstehe einfach unser Problem nicht, was wir haben. Es will nicht in meinen Kopf. Und es kann doch nicht sein, dass nur ich an alledem die Schuld tragen soll. Das ist aber leider genau das, was mir suggeriert wird. Ich mit meinen Verhaltensweisen.

25.10.2022 00:32 • #8


Unhinged
Hallo 38317,

trotz deines inneren Tumults wirkst du doch noch sehr reflektiert.
Natürlich bist du verunsichert, weil sich in deiner Beziehung die hohen Hochs mit den absoluten Tiefs abgewechselt haben.
Zitat von 38317_:
Einmal weiß ich nicht, ob ich mir noch recht trauen kann oder ob ich wirklich so bin, wie es mir oft skizziert wird und ich weiß nicht, auf welche Gefühle ich mich mehr verlassen kann/sollte.


Das ist ein schlimmer Zustand. Man (ver-)zweifelt am eigenen Urteilsvermögen, weil ein bedeutsamer Mensch das konträr sieht. Versuche dennoch auf dein eigenes Bauchgefühl zu hören.
Ansonsten kann ich dir nichts Konkretes sagen, weil du auch kein Beispiel geschildert hast.
Die eigene Intuition, auch wenn sie nur kurz aufflackert in der Unsicherheit, ist ein nach meiner Erfahrung ein richtiges Zeichen.

Und ja, es sind immer zwei Personen in einer Beziehung.

25.10.2022 00:33 • x 1 #9


Hola15
Zitat von 38317_:
@Hola15 Frühere Beziehungen lassen sich tatsächlich schlecht vergleichen, weil es nie so war wie in der jetzigen. Ich hatte bisher aber auch nie ...

Habt ihr es schon mal mit Paartherapie versucht?
Bist du selbst therapeutisch abgebunden?

25.10.2022 00:38 • x 1 #10


@Hola15 Wir wollten mal zur Paartherapie. Die Termine sind leider nicht zustande gekommen. Mittlerweile sieht er darin auch keinen Sinn mehr, weil es für ihn gänzlich an mir und meinem Verhalten liegt.

Ich habe mich aktuell um einen Platz gekümmert, um alte Kamellen aufzuarbeiten und mir selbst damit einen Gefallen zu tun. Diese Beziehung hat vieles von dem ich dachte, dass ich damit gut zurechtkäme wieder befeuert. Es gibt da Selbstwertthematiken, die sich sonst nie gezeigt haben, weil es entsprechende Situationen und Trigger schlichtweg nicht gab. Ich hoffe, dass ich nicht allzugange warten muss.

25.10.2022 00:46 • #11


Hola15
Zitat von 38317_:
Mittlerweile sieht er darin auch keinen Sinn mehr, weil es für ihn gänzlich an mir und meinem Verhalten liegt

Dann weißt du also vom Kopf her, dass es keinen Sinn mehr macht. Aber dein Herz will es noch nicht glauben?!

Ich drücke dir die Daumen, dass du zeitnah einen guten Therapieplatz findest!

25.10.2022 00:52 • x 1 #12


@Hola15 Danke Dir!
Nein, so würde ich das nicht sagen. Ich suche weiterhin nach Lösungen, weil es für mich nicht sein kann, dass es wegen solchen Sachen, also wegen Unverständnis und Missverständnissen scheitert. Es sind nicht die Themen über die wir am Ende streiten. Wir streiten darüber wie wir streiten und wieso es überhaupt zum Streit gekommen ist. Die Streitkultur fehlt, oder wir sind nicht in der Lage miteinander zu kommunizieren. Ich weiß es nicht.
Manchmal erdrückt mich diese Situation völlig, weil es so belastend ist, sich nicht verstanden zu fühlen.
Aber ich merke auch jetzt, dass ich enorme Probleme habe das zu erklären. Weil ich es selbst nicht verstehe, wie man sich so eskalativ wegen solchen Sachen streiten kann.

25.10.2022 00:58 • #13


Hola15
Zitat von 38317_:
@Hola15 Danke Dir! Nein, so würde ich das nicht sagen. Ich suche weiterhin nach Lösungen, weil es für mich nicht sein kann, dass es wegen solchen ...

Du suchst nach Lösungen.
Auch wenn ich weiß dass es schmerzt, aber er scheint ja nicht mehr an einer Lösung interessiert zu sein. Er sieht keinen Sinn mehr in einer Paartherapie (der er grundlegend offen gegenüber gestanden hätte - zumindest gesagt). Die Gespräche sind damit für ihn abgeschlossen. Was soll denn das noch für eine Beziehung sein in der einer sagt ich bin an keiner Änderung/ keinem Verbesserungswunsch mehr interessiert?!

Und was hast du jetzt vor? Dich so hinbasteln, dass es für ihn passt?

25.10.2022 01:10 • x 1 #14


Unhinged
Zitat von 38317_:
Weil ich es selbst nicht verstehe, wie man sich so eskalativ wegen solchen Sachen streiten kann.

Weil ihr euch gegenseitig nicht versteht im Streit, vielleicht? In euren guten Zeiten, wo ihr ausgeglichen wart und die Worte deshalb gegenseitig nicht missverstanden habt, ist es einfach. Im Streit liegt man ohne Schutzweste emotional da und die vorangegangenen Eskalationen tauchen wieder auf und auch deren Muster.

Er will nicht dran arbeiten, dann ist das bedauerlicherweise für dich so.

Und du bekommst hoffentlich schnell deine Unterstützung bei deinen Themen und kannst zur Ruhe kommen.
Dann siehst du auch klarer, in welchem Maß du beigetragen hast oder auch nicht.

Alles Gute.

25.10.2022 01:14 • x 1 #15


A


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