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Kind ADHS, Partner mega abgenervt und ich dazwischen

ma777
Hallo ihr Lieben,
ich wende mich mal wieder mit einem aktuellen Thema an euch.
Ganz kurz zur Einleitung: Ich habe meinen Partner Anfang 2006 kennen gelernt, wir hatten knapp 4 Jahre eine gegen Ende recht unharmonische Beziehung. Grund dafür war, dass wir beide zu der Zeit einige Baustellen hatten und einfach ganz viel, ganz schlimm gestritten haben. Er ist eigentlich ein sehr lieber, geduldiger Mensch, aber wenn seine Nerven strapaziert werden, wird seine Zündschnur irgendwann immer immer kürzer. Irgendwann im Streit haben wir uns getrennt, kurze Zeit später stellte ich fest, dass ich schwanger bin. so blieben wir erstmal zwangsläufig in Kontakt, wurden dann ein gutes Elternteam und irgendwann Freunde. Nach über 8 Jahren getrennt sind wir Anfang 2019 wieder ein Paar geworden, es war schön, unser Sohn hat sich riesig gefreut, dass er seine Eltern endlich beisammen hat, wir sind auch schnell wieder zusammen gezogen und alles war gut.
Nun hat unser Sohn ADHS, er ist ein ganz toller Junge (10 Jahre alt), aber auch mega-anstrengend. Alles, wirklich alles muss ewig ausdiskutiert und ausgereizt werden, er ist sehr impulsiv, vergreift sich oft mal sehr im Ton und merkt es noch nicht mal. Anstrengend. Corona hat sein Übriges beigetragen, mein Partner war / ist im Homeoffice und hat recht viel Stress und ich habe gefühlt seit 1 1/2 Jahren nur hinter meinem Sohn hergeräumt, ihn bespasst und Homeschooling mit ihm gemacht. In den letzten Monaten merke ich, wie die Zündschnur meines Partner wieder immer kürzer wird, mittlerweile haben die beiden fast jeden Tag Krach, und ich sitze dazwischen und versuche zu vermitteln. Die Streits tun meinem Sohn überhaupt nicht gut, so sehr ich auch meinen Partner verstehen kann, dass er abgenervt ist, weil jeden Tag genau die gleichen Dinge wieder und wieder passieren, muss ich irgendwie doch meinen Sohn schützen? Ich weiß nicht. Habe selber keine Kraft mehr. Mein Partner und ich hatten, seit wir wieder zusammen sind, eigentlich keinen einzigen Streit, bei dem es nicht um den Jungen ging. Trennung? Ganz schlimme Idee. Aber manchmal sehe ich keine wirkliche Alternative.
Was würdet ihr tun?

06.09.2021 15:21 • x 2 #1


Scheol
Im Endeffekt steht hier eine Erkrankung im Mittelpunkt was alle belastet.

Ist das Kind medikamentös eingestellt worden ?

Zieht ihr beiden Erwachsenen am selben Seil oder gibt es erziehungstechnisch auch Differenzen wo du anderes möchtest als wie dein Lebensgefährte?

06.09.2021 15:26 • x 3 #2


A


Kind ADHS, Partner mega abgenervt und ich dazwischen

x 3


B
Klingt als hättest du zwei Kinder. Der eine als Zehnjähriger pre-pubertär und mit ADHS belastet. Da passiert das schon mal:
Zitat von ma777:
Alles, wirklich alles muss ewig ausdiskutiert und ausgereizt werden, er ist sehr impulsiv, vergreift sich oft mal sehr im Ton und merkt es noch nicht mal. Anstrengend.

Zitat von ma777:
Corona hat sein Übriges beigetragen, mein Partner war / ist im Homeoffice und hat recht viel Stress und ich habe gefühlt seit 1 1/2 Jahren nur hinter meinem Sohn hergeräumt, ihn bespasst und Homeschooling mit ihm gemacht. In den letzten Monaten merke ich, wie die Zündschnur meines Partner wieder immer kürzer wird, mittlerweile haben die beiden fast jeden Tag Krach, und ich sitze dazwischen und versuche zu vermitteln.

Dein Partner ist ja nicht nur dein Partner sondern auch Papa des Jungen. Seid Ihr euch beide dessen bewusst? Die Zündschnur deines Partners wird immer kürzer, weil er im Homeoffice und wegen Corona gestresst ist. Was glaubt er denn, wie es eurem Sohn geht mit Corona und auch im Homeoffice/Homeschooling? Euer Sohn spiegelt seinen Vater, der offensichtlich nichts dazu lernt. Hilfreich wäre hier eine Erziehungsberatung für euch Eltern. Du lässt dich in einen Konflikt mit hineinziehen, den Vater und Sohn trefflich spielen, du stehst mitten drin und sammelst die Scherben auf. Nicht schön.
Zitat von ma777:
Er ist eigentlich ein sehr lieber, geduldiger Mensch, aber wenn seine Nerven strapaziert werden, wird seine Zündschnur irgendwann immer immer kürzer.

Ebenso wie dein Sohn sein ADHS therapeutisch in den Griff bekommen sollte, ist dies für deinen Partner mit der kurzen Zündschnur -fehlende Impulskontrolle?- anzuraten.

06.09.2021 15:47 • x 8 #3


Heffalump
Zitat von ma777:
eigentlich keinen einzigen Streit, bei dem es nicht um den Jungen ging. Trennung?


Das Konstrukt Familie hält normal alles gut aus. Kommt dann so ne blöde Notsituation, wie Lockdown, merkt man erst wie weit oder eng, die eigenen Grenzen sind.
Da du schon 10 Jahre deinen Sohn bestimmt in jedwede Richtung hast diagnostiziert, dich für oder gegen Medikamente entscheiden hast, bleibt vielleicht als Streit - und Stressschlichter, ein Weg zum Jugendpsychologen, für Strategien, die auch den Home-Office-Partner mit einbeziehen.

Der Junge nervt ja nicht absichtlich. Aber wenn der Pegel voll, fast am überlaufen, fehlt auch nur ein Tropfen - und er läuft über. Ob das nun der kleine Mann oder der Große ist.
Dein Partner kann aber auch Deeskalations-Kurse besuchen, vhs oder so

06.09.2021 16:04 • x 5 #4


ma777
Danke für eure Antworten!
Ja, mein Sohn nimmt seit kurz vor dem 1. Lockdown ein Medikament. Da wir wegen den ganzen kontaktbeschränkungen aber nicht ganz so dabei begleitet werden konnten wie eigentlich vorgesehen, weiß ich nicht, ob er wirklich für ihn die idealdosis nimmt. Es wirkt schon ein bisschen, aber eben nur vormittags. Natürlich ist er mittlerweile auch sehr durch Corona und die Pubertätsvorboten belastet.
Ja, mein Partner hat sich leider nicht so wahnsinnig gut im Griff, wenn seine Nerven angekratzt sind. Mittlerweile redet er sich leider auch ein, dass unser Sohn die Dinge, die er so tut, nur macht, um ihn zu ärgern und zu provozieren.
Generell ziehen wir schon an einem Strang, nur bemühe ich mich halt schon mehr, tief durchatmen und die Stimmungen an mir vorbei ziehen zu lassen.

Ich komme aber echt auch an meine Grenzen und merke, dass ich mittlerweile echt wütend auf den Papa bin, wenn es wieder eskaliert und nicht auf den bengel, der ja erst provoziert hat.

06.09.2021 16:34 • x 4 #5


Heffalump
Der Papa sollte als Erwachsener sich weniger reizen lassen. Er weiß doch um die Besonderheiten des Jungen.
Das du zwischen die Fronten kommst, an deine Grenzen - vielleicht hilft auch eine Mutter-Kind-Kur.

06.09.2021 16:37 • x 9 #6


ma777
Zitat von Heffalump:
Der Papa sollte als Erwachsener sich weniger reizen lassen. Er weiß doch um die Besonderheiten des Jungen. Das du zwischen die Fronten kommst, an ...

Mutter-Kind-Kur ist vielleicht gar keine so schlechte Idee.. haben wir schon mal gemacht, als er grade 1 Jahr alt war. Aber damals hatte ich einen frischen Bandscheiben Vorfall, deshalb hab ich die leicht bewilligt gekriegt. Ich weiß nicht genau, was ich da jetzt so als Grund angeben könnte... Außerdem schreckt mich Corona bissel ab, und dass alle Kinder noch ungeimpft sind. Und es ist auch noch so, dass mein Sohn ganz frisch seit ein paar Tagen auf dem Gymnasium ist.
Gute idee an sich, ich glaube räumliche Trennung auf Zeit würde uns allen gut tun. Aber ich glaube, der Zeitpunkt ist doof leider.

06.09.2021 17:14 • x 3 #7


Heffalump
Zitat von ma777:
dass mein Sohn ganz frisch seit ein paar Tagen auf dem Gymnasium ist

er wird ja wieder Ferien haben, muss man eben zeitlich gut kalkulieren

06.09.2021 18:32 • x 2 #8


B
Zitat von ma777:
Ich komme aber echt auch an meine Grenzen und merke, dass ich mittlerweile echt wütend auf den Papa bin, wenn es wieder eskaliert und nicht auf den bengel, der ja erst provoziert hat.

Kannst du denn mit deinem Partner darüber reden, wenn die Wogen sich geglättet haben oder ist das dann ein Tabuthema zwischen euch?

06.09.2021 19:17 • x 2 #9


Scheol
Zitat von ma777:
Mutter-Kind-Kur ist vielleicht gar keine so schlechte Idee.. haben wir schon mal gemacht, als er grade 1 Jahr alt war. Aber damals hatte ich einen ...



wenn nicht Stelle einen Rehabilitationsantrag für den Sohn und du fährst als Begleitperson mit in die Reha.

Er bekommt Schulaufgaben mit und zum Teil gibt es in der Reha eine Betreuung dafür.


Wenn DU zur Reha fährst und ER als Begleitkind mitfährt kann er Vorort in die Schule gehen oder in der Klinik wenn diese dieses anbieten.

06.09.2021 19:48 • x 3 #10


Gorch_Fock
Oha, ADHS und dann noch Schuldruck auf dem Gymi. Halte ich nicht für besonders sinnvoll. Wie wäre es mal mit Hilfe beim Jugendamt, ggf. das eine Hilfe zu Euch kommt? Dazu sollte er auch richtig eingestellt werden. Ich stand früher mal in Kontakt mit einer jungen Frau, da wurde das Ritalin als Leistungsmittel für die Schule genutzt und ein Absetzen war nachher nicht mehr erwünscht. Daher ist eine engmaschige Kontrolle wichtig.

06.09.2021 21:36 • x 1 #11


ma777
Zitat von Brightness2:
Kannst du denn mit deinem Partner darüber reden, wenn die Wogen sich geglättet haben oder ist das dann ein Tabuthema zwischen euch?

Wir haben gestern Abend noch geredet, die Stimmung ist wieder etwas besser. Ändert allerdings am Grundproblem nichts, dass mein Sohn ist, wie er eben ist und mein LG mit den Nerven völlig runter.
Mein LG ist der Meinung, dass unser Sohn die Ursache ist und er selbst nur das Symptom, also sollte man doch lieber direkt an der Ursache arbeiten, nicht am Symptom. Ich habe ihm gesagt, dass wir an der Ursache nichts ganz grundlegendes ändern können, weil der Junge nun mal ein Kind ist, der durch ADHS und beginnender Pubertät manchmal sein Hirn nicht wirklich im Griff hat.
Wir waren vor knapp einem Jahr schon mal an dem Punkt, dass der Junge eine recht anstrengende Phase hatte (auch mit Corona-bedingt) und mein LG seine Nerven nicht mehr wirklich im Griff hatte. Damals habe ich ihm vorgeschlagen, dass er eine Freundin von uns, die ein Ferienhäuschen an der Nordsee hat, fragt, ob er für eine Woche in ihr Häuschen darf. Als er sich gerade dazu entschlossen und sich mit ihr auf einen Termin geeinigt hatte, kam der 2. Lockdown mit Reiseverbot, also verblieb es. Dieses Jahr sieht es anders aus, weil er fertig geimpft ist, also dürfte dem jetzt nichts im Wege stehen, ich habe es also nochmal vorgeschlagen.
Mutter-Kind-Kur klingt echt gut, und mir würde es sicherlich auch guttun, mal rauszukommen, aber ich glaube, das wichtigste ist erstmal überhaupt eine kurze räumliche Trennung, damit mein LG mal ohne uns mal wieder runterkommen kann. Insofern ist es derzeit wahrscheinlich einfacher, wenn er für ein paar Tage wegfährt, als wenn ich beantrage und den Junge dann - wenn sie bewilligt wird - aus der Schule nehme. Ich behalte der Kur-Gedanken aber im Hinterkopf!

07.09.2021 09:53 • x 2 #12


Heffalump
Zitat von ma777:
eine kurze räumliche Trennung, damit mein LG

Dein LG sollte an seiner Impulskontrolle arbeiten. Kinder die auf die Pubertät hinsteuern - werden sehr anstrengend. Das Fass ist noch nicht mal offen - und dein Partner tickt schon wie ne Rohrbombe

07.09.2021 09:56 • x 6 #13


B
Zitat von ma777:
Mein LG ist der Meinung, dass unser Sohn die Ursache ist und er selbst nur das Symptom, also sollte man doch lieber direkt an der Ursache arbeiten, nicht am Symptom.

Erinnert verdächtig an die ewige Kleinkindzankerei aber der/die hat angefangen, der/die ist aber Schuld. Boah, packt dich da nicht die kalte Wut, bei so viel Kinder-AA aus dem Mund deines vermeintlich erwachsenen Partners und Vaters des Jungen? Jetzt wird er auch noch belohnt für seine Kleinkindmasche und darf an der Nordsee urlauben, während du weiter fleißig die Scherben zusammen kehrst. Wie gehts dem Junior dabei?

Bewundernswert ist deine Geduld und Langmut. Die Frage, wie lang du dir das noch geben willst, magst und kannst du wahrscheinlich nicht beantworten, oder?

07.09.2021 10:00 • x 7 #14


ma777
Zitat von Gorch_Fock:
Oha, ADHS und dann noch Schuldruck auf dem Gymi. Halte ich nicht für besonders sinnvoll. Wie wäre es mal mit Hilfe beim Jugendamt, ggf. das eine Hilfe zu Euch kommt? Dazu sollte er auch richtig eingestellt werden. Ich stand früher mal in Kontakt mit einer jungen Frau, da wurde das Ritalin als Leistungsmittel für ...

Wir haben ihn nicht aus Eltern-Ehrgeiz am Gymnasium angemeldet, sondern weil die Grundschule es empfohlen hat. Mein Sohn ist ziemlich schlau, als die ADHS-Diagnostik gemacht wurde, haben sie parallel einen IQ-Test gemacht, und er ist in allen Punkten knapp an Hochbegabung vorbeigeschrammt. Insofern sollte er auch nicht unterfordert werden, sonst langweilt er sich, und dann wird es noch schlimmer.
Natürlich ist er gleichzeitig auch ziemlich faul und unorganisiert, hat absolut keine Lust auf Hausaufgaben (die ja zeitlich auch außerhalb der Medikamenten-Wirkung liegen), und das die hohen Anforderungen auf dem Gymnasium teilweise krampfig für uns beide (!) sein werden, ist mir schon klar. Von de Intelligenz her wird es auf jeden Fall zu schaffen sein für ihn, ich hoffe nur, dass wir uns nicht noch mehr aufreiben werden, wenn jetzt die doppelte Menge Hausaufgaben oder so verlangt werden als bisher.

07.09.2021 10:01 • x 2 #15


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