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Krebs, Trennung nach 25 Jahren, stecke fest

M
Hilferuf!
Bin gerade in den Keller gegangen um 2 große Schlucke Schnap. zu trinken. Ich kann nicht schlafen, das ist das schlimmste daran
Ich hatte 2018 das 1. mal Krebs, wurde operiert, der Heilungsprozess war relativ kurz, wir konnten das noch nicht annehmen. Vor allem er nicht. Mein Mann bezweifelt die Diagnose bis heute. Ich hab mich beeilt gesund zu werden. Damit ich funktionieren konnte.
2019 dann der Wahnsinn, 2. mal Schwere Krebs-OP, dann Notoperation, alle Nähte gerissen. monatelang Klinik, Reha, einfach schlimm. Metastasen
Er ist 60, Ich 50. die runden Geburtstage getrennt gefeiert, denn ich hab ihn gebeten auszuziehen, er ist gegangen, ohne zu kämpfen, war klar, im Mai, Heuer.
Er ist vom alten Schlag: Frau: Pflichtbespassung, damit er seine Hobbys, die ihm zustehen, im vollen Umfang genießen kann. Und das im Akkord, 4-5-6 mal die Woche, steht ihm ja zu, als Chef-Ersatz eines großen Unternehmens, der ja seine Auszeit braucht wie einen Schluck Wasser. So nach dem Motto: wir beide (Zweisamkeit) gehen kurz Kaffee trinken, dafür darf ich dann trainieren, Freunde treffen.
Ich war Hausfrau. 2 Kinder, 20 und 15. Ich bin eine Kämpferin , trotz schlechter Prognosen, ich hab überlebt, ich mache seit 3 Monaten eine Ausbildung, online, zusätzlich arbeite ich geringfügig, mehr gibt mein Körper noch nicht her.
Ich verzeihe ihm einfach nicht, dass er nicht gekämpft hat. So wie ich. Er bemüht sich sehr um seinen Sohn, um uns als 3-er Familie, mit seiner Tochter kann er nicht. Das verletzt mich zutiefst. Mit mir, 2-samkeit, das hat er seit Jahren nicht auf die Reihe gekriegt.
Sport, extrem, die Firma und "seine" Freizeit, dann lange nichts, dann Familie. Er hat sich zu Hause nicht geduscht, 10 Tage lang nicht, hat sich gehen lassen, er hat mit meiner Tochter und mir geschrien, er wollte uns nicht verstehen, er tut es heute noch nicht. Seine Eigendiagnose: Burnout. Selbsterklärend.
Er lag in der Hängematte, ich habe die Sträucher geschnitten, 5 Tage nach dem KH, nach der KrebsOp, danach Neurologie wegen meiner Lähmungendie Augenhöhe war nicht da. schon lange nicht mehr. Ich hab so gekämpft, er hat zu den Kindern gesagt: es geht mir genauso wie der Mama, ich bin Raucher, vielleicht hab ich auch Krebs, es geht mir so schlecht, mich kann nur der Sport retten. Und ist zum Training gerannt. Meine Tochter hat mich verzweifelt in der Klinik angerufen, sie schafft das nicht. Ich hab auch nicht gewusst ob ich es schaffe, aber ich musste es schaffen. Der Kinder wegen.
Es ist jetzt ein halbes Jahr her dass er ausgezogen ist. Er ist 3-4 Mal die Woche hier zu Hause, genießt die Familie samt meinen Kochkünsten, Aktivitäten mit dem Sohn, und, naja, ich geb es zu, wir waren 2 Mal intim miteinander. Er hätte gern ein 3. Mal, ich weiß aber nicht ob es mir gut tut.
Für mich fühlt es sich an wie immer, er hat 2-Samkeit mit mir nicht wirklich gebraucht, Kuscheln nur wenn ich es wollte, er braucht keinen Körperkontakt außer S.. Eine emotionslose Freundschaft mit S. (alle 2 Monate) wäre seine Vorstellung, aber sich um mich bemühen, das wäre zu viel verlangt. Spaß hat man ja mit Freunden.
Reden unmöglich Smalltalk ja, Gefühle nein, Partnerschaft nein, Probleme nein,
Er sagt, er kann nicht reden.
Ich bin schon ganz depressiv. Mit der Pandemiegeschichte sowieso
Ich kann nicht abschließen, loslassen oder darüberstehen . Ich bin sauer dass er gegangen ist. Ich weiß nicht, ob es ihm so gut geht wie es scheint, er redet nicht, keine Gefühle, sagt Sein Sohn. Die Kids sind froh dass er weg ist und das ist traurig genug. Der Papa war nie ein Familienmensch, der ist immer seinen Weg gegangen.
Ich hab ein Stockholm Syndrom, sagt meine Tochter. Und das ist furchtbar. Ich hab Zukunftsängste.
Könnt ihr mir etwas raten? Ich stecke fest. Ich schreibe hier um 4 Uhr, in 1,5 Std geht der Wecker. Schrecklich.
Liebe Grüße,
verzweifelte Mandyna

06.10.2021 03:10 • #1


Heffalump
Zitat von Mandyna:
Könnt ihr mir etwas raten?

hm. Liest sich ungesund, dein Leben mit ihm.
Wann warst du, zuletzt du selbst?


Zitat von Mandyna:
Ich hab ein Stockholm Syndrom, sagt meine Tochter.

Seh ich nicht so, ich sehe emotionale Abhängigkeiten, eine verfahrene toxische Beziehung. Du machst im Garten herum, während er in der Hängematte dümpelt. Warum hast du ihn nicht heraus gekegelt, ihm die Schere in die Hand gedrückt und dich danach in die Baumliege gelegt?

06.10.2021 03:29 • x 3 #2


A


Krebs, Trennung nach 25 Jahren, stecke fest

x 3


Gorch_Fock
Ich frage mich auch gerade, warum man eine Gartenschere nach einer OP in die Hand nimmt. Die hättest Du mal dem Göttergatten in die Hand drücken sollen. Wer so erfolgreich ist kann auch mal die Hecke schneiden.
Du brauchst therapeutische Hilfe, liebe TE. Nachts sich noch Alk. reinziehen ist keine Lösung, sondern zeigt Dir auf, dass Du Hilfe brauchst.

06.10.2021 04:17 • x 10 #3


T
Wir können dir nicht helfen. Das musst du selbst tun.
Du weißt selbst, dass dir das nicht gut tut.
Du musst dich abgrenzen.
Und je weniger er Teil Deines Lebens ist, um so besser wird es Dir gehen.
Alk. ist nie eine Lösung.

06.10.2021 05:27 • x 4 #4


M
Danke für eure Einschätzung. Ich bin in Therapie, meine Tochter auch.
Erschwerend ist, dass unser Umfeld meinen Mann nur von der "netten" Seite kennt, diese Seite, die ich jetzt auch wieder sehe. Gepflegt, hilfsbereit und höflich.
Er meint, hat nichts falsch gemacht und ob ich nicht sehe wie sehr er sich bemüht.
Sein Freund meint, ich soll die Vergangenheit ruhen lassen und ihm Zeit geben. Ich soll mein Leben genießen und schauen was kommt.
Das ist mir unmöglich. Ich habe Angst dass er eine andere Frau kennen lernt und wir dann ausziehen müssen. Er ist erfolgreich, sportlich und charismatisch.

06.10.2021 05:59 • #5


Heffalump
Zitat von Mandyna:
ch habe Angst dass er eine andere Frau kennen lernt und wir dann ausziehen müssen.

So flott kann er euch nicht raus ekeln. Geh mal zum Anwalt für Familienrecht und lass dich beraten. Fundiertes Wissen ist allemal besser, als Befürchtungen

06.10.2021 06:04 • x 3 #6


Timeconsumption
Zitat von Mandyna:
Danke für eure Einschätzung. Ich bin in Therapie, meine Tochter auch. Erschwerend ist, dass unser Umfeld meinen Mann nur von der netten Seite ...

Liebe TE,

erstmal: toll, wie Du gekämpft hast und es immer noch tust! Krebs ist ein A*loch!
aber schau: Du hast so sehr darum gekämpft, weiterzuleben. Aber bitte doch nicht, um dann so einem Ekelpaket von Mann hinterherzutrauern? Schreib Dir alles widerliche an Deinem Mann auf, alles negative und kleb Dir diese Liste an den Kühlschrank.

seine Besuche und den Genuss Deiner Kochkünste würde ich drastisch reduzieren! Oder, wenn er für die Kinder kommt, würde ich mit einer Freundin einen Kaffee trinken gehen. Ist er so heiß, so unwiderstehlich Charismatisch, dass Du Dir das gefallen lassen musst, wie er Dich behandelt? Such die Kämpferin in Dir, die dem Krebs in den Hintern getreten hat und lass sie Deinem blöden Mann ebenso in den Hintern treten!

Du bist stark, Du verdienst etwas viel besseres, als so einen K.otzbrocken!

06.10.2021 06:14 • x 9 #7


K
Warum solltet ihr aus der ehewohnung müssen?
Warum bekochst du ihn?
Er hat sich getrennt, dann soll er getrennt sein.
Verlust ist dieser Mann keiner.
Geh zum Anwalt.
Wovon lebt ihr derzeit?

06.10.2021 06:19 • x 3 #8


C
Liebe Mandyna,
es klingt für mich, als ob von deinen Grundwerten her das Maß für dich voll ist, aber emotionale Abhängigkeit und Verlustangst dich davon abhalten, diese für dich tief unbefriedigende, kränkende und verletzende Beziehung zu einem Mann mit narzisstischen Zügen aufzugeben.

Zitat von Mandyna:
Für mich fühlt es sich an wie immer, er hat 2-Samkeit mit mir nicht wirklich gebraucht, Kuscheln nur wenn ich es wollte, er braucht keinen Körperkontakt außer S.. Eine emotionslose Freundschaft mit S. (alle 2 Monate) wäre seine Vorstellung, aber sich um mich bemühen, das wäre zu viel verlangt


Möchtest du weiterhin so entfremdeten S. haben, kalt funktionalisiert werden?

Zitat von Mandyna:
Die Kids sind froh dass er weg ist

Das spricht wohl für sich

Zitat von Mandyna:
Ich hab ein Stockholm Syndrom, sagt meine Tochter

Meiner Meinung nach eine durchaus passende Einschätzung

Zitat von Mandyna:
Er ist erfolgreich, sportlich und charismatisch

... und egoman, unempathisch, schlicht unerträglich.

Braucht man erst recht nicht mit einer schweren Erkrankung.

Hast du gute Freundinnen, Familie, mit denen du vieles, auch schöne Erlebnisse, teilen kannst? Darauf würde ich mich fokussieren - überhaupt auf ein glückliches Leben. Jetzt bist du dran.

Dass er zum Rosinenpicken vorbeikommt, verhindert auch, dass du dich allmählich etwas von eurer Vergangenheit lösen kannst, neue Wege gehst.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und dass du an dich denkst.

06.10.2021 06:28 • x 4 #9


M
Danke, ja, sehr einleuchtend was ihr schreibt. So weit komme ich auch immer wieder. Dann Phasen des Zweifelns. Ich geb dann mir die Schuld am scheitern. Das ist das Schlimme. Selbstvorwürfe. Schließlich habe ich es zugelassen.

06.10.2021 11:25 • #10


C
Zitat von Mandyna:
Ich geb dann mir die Schuld am scheitern.

Weil du nicht gegenhalten konntest? Ganze Bevölkerungen haben da schon versagt, wenn ein Despot es richtig angestellt hat.

Was gibt es dir, wenn du dir die Schuld gibst? Kontrolle?

06.10.2021 12:19 • x 1 #11


M
Ja, weil ich nicht gegenhalten konnte. Ich war zu feige, verlustängste, zusätzlich hat mich meine Krankheit ausgebremst.
Kontrolle? Wie meinst du das?

06.10.2021 18:42 • #12


C
Naja, dir selbst die Schuld zu geben ist ja eigentlich, platt gesprochen, erst mal eine Aktion gegen dich selbst.
Du fühlst dich dann als Versagerin, hasst dich selbst, möchtest vielleicht aus Scham nicht mehr da sein etc.
Das ist aber alles etwas, was das Leben/die Evolution eigentlich nicht vorgesehen hat: dass ein Lebewesen seine Situation absichtlich verschlechtert.

Außer ... es gibt eine Belohnung dafür, eine Möglichkeit, sich dadurch doch besser zu fühlen, besser zu überleben.
Und diese Belohnung könnte außer einem Lerneffekt bei dir sein, dass du zumindest gefühlt die Kontrolle oder die neutrale Zeugenschaft innehast in der Selbstbewertung.

"Wer sich selbst verachtet, achtet sich doch immer noch dabei als Verächter." (Nietzsche)

Das meine ich mit Kontrolle.
Klingt ein bisschen wirr vielleicht, ist es auch ...

06.10.2021 20:13 • x 3 #13


M
So hab ich das noch nicht gesehen. Der Lerneffekt ist da, auf jeden Fall. Ohne Destruktion kein Platz für Neues.
Das mit der selbstbewertung ist so eine Sache.

06.10.2021 21:46 • #14


M
Nochmal zu deinem Post, Carlaa: das Festhalten an dem was einem nicht gut tut. Daran denken allein schafft schon Emotionen. Und die tun weh. Was dahinter steckt ist Angst. Vorm Alleinsein, alle Entscheidungen allein treffen, was wenn der Krebs wieder zuschlägt und ich bin allein?
Wo passt da die Kontrolle hin? Versuchte Kontrolle über die Gefühle?

07.10.2021 06:30 • #15


A


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