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Leben mit Bindungsangst Eure Erfahrungen?

G
Zitat von logik:
wie sah oder sieht dein Umgang damit heute aus? welche Sichtweisen haben sich geändert?

Es hat 40 Jahre gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich die ganze Zeit einen unsicher-ambivalenten Bindungsstil gepflegt habe, der seine Ursachen in einer komplexen PTBS hat. Spätestens seit der letzten Beziehung gibt es reichlich Möglichkeiten, mein Defizit an unbedingter positiver Bindungserfahrung auszugleichen. Das Bewusstsein um die Ursachen macht es möglich, sich darauf besser einlassen zu können.

Meine letzte Therapeutin war stärker schematherapeutisch unterwegs und wir haben in meinen Mustern entsprechende (weniger hilfreiche) Modi identifizieren können. Diese wurden durch hilfreichere ersetzt, die eben echte Nähe auch zulassen können.

20.09.2022 16:29 • x 3 #16


Femira
beziehungsfluechtlinge-gruende-und-gegengruende-t49476.html

Der Thread hat mir damals sehr geholfen. Vielleicht ist das auch was für dich?

20.09.2022 20:39 • x 3 #17


A


Leben mit Bindungsangst Eure Erfahrungen?

x 3


tesa
Ich habe nur die ersten Posts Deiner Beiträge gelesen und habe das Gefühl, dass Du das Thema Bindungsangst recherchierst. Wofür auch immer.

In diesem Forum gibt es bereits unzählige Beiträge, wo Erfahrungen geschildert wurden.

Was hilft es Dir Deine Beziehung abzuschließen, wenn wir haarklein Fakten erzählen (was in anderen Threads eh schon geschehen ist)

Es erschließt sich mir auch nicht ganz, warum Du scheinbar in einer Beziehung mit einem Phobiker warst, gleichzeitig aber festhältst, dass manche ihre Existenz verneinen?

Wie denn jetzt? Hast Du's erlebt, oder nicht?

20.09.2022 20:45 • x 1 #18


K
Zitat von DonaAmiga:
Ich habe keins, denn ich halte Bindungsangst für eine billige Ausrede für Armselige, die lediglich dazu dient, entweder
- Oberflächlichkeit und Egoismus als Lebensgrundsatz
oder
- Angst vor dem Verlassen-Werden
zu kaschieren.

Eine Ursache für solchen Schwachsinn sehe ich in der kranken, aber eben kapitalismus-typischen Eigenart, Menschen nicht als Menschen zu sehen, sondern lediglich als Produktivkräfte zur Erfüllung der eigenen materiellen und 6uellen Bedürfnisse. Funktioniert das Gegenüber nicht wie gewünscht, wird es ausgesondert, am besten mit dem Etikett Narzisst oder Borderliner oder - ganz neu im Katalog der schicken Amateurdiagnosen - toxisch.

Es geht um Praktiken - nicht um Partner.
Es geht um Neigungen - nicht um Zuneigung.
Es geht um den Beziehungsstatus für die eigene Außenwirkung und Selbstvermarktung.
Weil das kapitalistisch geprägte Denken und Empfinden nur Marktwert kennt - jedoch nicht Mensch.

Und weil man nicht will, dass das Gegenüber einen so taxiert und bewertet wie man selbst das Gegenüber, nimmt man jeden Nutzen mit, den das Gegenüber bietet, und erfindet zum eigenen Schutz die Ausrede von der ja ach so großen Bindungsangst.


Das trifft es sowas von auf dem Punkt. Sollte angepinnt werden. Nochmal ein großes Danke dafür.

21.09.2022 07:10 • x 1 #19


tesa
@Femira

Danke fürs Verlinken.
Ich hab grad ein bisschen reingelesen und bin erschüttert, wie klar mir die Dinge damals schon waren.

Würde mich interessieren, wie es den Leuten heute geht.

21.09.2022 07:44 • x 3 #20


Vienne
Zitat von Femira:
Der Thread hat mir damals sehr geholfen. Vielleicht ist das auch was für dich?

Hochinteressant... vielen, vielen Dank für diesen Link

21.09.2022 09:13 • x 3 #21


L
@Femira sehr hilfreich, danke!

21.09.2022 09:53 • x 1 #22


L
@tesa das habe ich festgehalten für all jene, die glauben, Bindungsangst würde nicht existieren. Ich wollte damit ausschließen, dass durch diese Leute das Thema in die Richtung gibts oder gibts nicht läuft. Quasi ja, ihr seht das nicht so, ich weiß dass es euch Leugner gibt, bitte geht nicht weiter auf dieses Thema ein, wenn ihr nichts Konstruktives dazu zu sagen habt.

Meiner Meinung nach war mein Ex Bindungsängstler, davon bin ich sogar überzeugt. So viele Beschreibungen treffen 1 zu 1 auf ihn zu. in dem verlinkten Thema hast du ja auch schon fleißig mitgeschrieben. Sehr interessante Meinungen dort. Wie geht es dir heute? Haben sich deine Sichtweisen geändert? Oder bist du vom Standpunkt noch die Gleiche wie vor sechs Jahren? Würde mich freuen, von dir zu hören!

21.09.2022 10:01 • x 1 #23


L
@logik vor vier Jahren, entschuldigung.

21.09.2022 10:14 • x 1 #24


tesa
Zitat von logik:
Wie geht es dir heute? Haben sich deine Sichtweisen geändert? Oder bist du vom Standpunkt noch die Gleiche wie vor sechs Jahren? Würde mich freuen, von dir zu hören!


Danke, mir geht es gut.

Die Sichtweise hat sich nicht geändert, im Gegenteil mir werden Dinge immer wieder klar. Die Beschäftigung mit dem Thema bringt immer wieder neue Männer aus der Vergangenheit zum Vorschein, an die ich mich nicht mehr so deutlich erinnerte, die aber hervorragend ins Muster passen.

Erst heute morgen ist mir einer eingefallen, mit dem ich zwei Jahre eine sehr sonderbare Nichtbeziehung führte. Wir trafen einander jedes Wochenende, immer am gleichen Ort, verbrachten anschließend eine Nacht miteinander und sahen einander die ganze Woche nicht. Ich glaube, ich hatte nicht mal seine Nummer. Erstaunlicherweise sagte er am Ende dieser zwei Jahre zu mir Du wärst es gewesen! Das fand ich bemerkenswert, weil wir nichts voneinander wussten, außer dass wir einander nicht zu nahe kommen durften. Gleichzeitig spürte ich, dass er mir nahe war. Und ich spürte wie sehr er meine Nähe genoss, solange sie nicht fordernd war. Und das war sie nicht, da ich keinerlei Erwartungen hatte.

Ich würde gern die Zeit zurück drehen und die Chance bekommen, mit meinem heutigen Wissen ganz anders zu reagieren.

Damals machten mich ihre Zurückweisungen klein, je häufiger sie (bei verschiedenen Männern - und es waren wirklich sehr viele) vorkamen, desto kleiner wurde ich bei der nächsten. Heute würde ich sie auslachen.

Und ich habe 2018 sogar erlebt, was passiert, wenn ich ganz anders reagiere als sie es erwarten. Denn plötzlich bekam er die Panik, dass ich diejenige sein könnte, die ihn verlässt.

21.09.2022 14:35 • x 3 #25


Weißesschaf
Zitat von logik:
Hallo, ich habe mal eine Frage an euch: Ich weiß, viele von euch glauben, dass es Bindungsangst nicht wirklich gibt und trotzdem würde mich ...


Hi Logik,
ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ich bindungsängstlich bin. Ich hatte viel Sicherheit bei meinem Partner und habe ihn geliebt. In der Verliebtheitsphase ging das gut. Wobei diese auch nur relativ kurz angedauert hat (weil ich mich da auch schon früh eingeengt gefühlt habe und die Gefühle dann schnell erkalten, es aber nicht kommunizieren konnte). Außerdem haben mir einige Eigenschaften an meinem Partner gefehlt und es gab einige Situationen, wo er mich und meine Bedürfnisse ohne ersichtlichen Grund nicht priorisiert hat. Das habe ich auch angesprochen, dadurch ist mein Partner in eine ich bin nicht gut, so wir ich bin Haltung gekommen und hat sich schuldig gefühlt. Was ich nicht wollte und deswegen habe ich Situationen nicht mehr angesprochen. Das hat dazu geführt, dass ich innerlich unzufriedener wurde und aus der Beziehung langsam raus gegangen bin. Mein Partner und auch ich selber habe davon nur wenig wirklich bewusst wahrgenommen. Mein Partner hat natürlich versucht mich zu erreichen und die Nähe her zu stellen. Aber ich habe ihn nicht mehr richtig wahrgenommen und bin weiter nach hinten weg gerückt. Es war wie eine Scheibe zwischen uns, wo ich ihn nicht mehr wahrnehmen kann und wertschätzen kann, wie er ist. Ich war innerlich sehr ambivalent. Ich habe dann eine Gruppe von Leuten kennen gelernt, mit denen ich mich sehr verbunden gefühlt habe. Das was ich bei meinem Partner nur am Anfang richtig hatte und was mir in der Beziehung gefehlt hat, mir aber nicht bewusst war. Dann habe ich diese Gruppe priorisiert (Zeitlich, bei Treffen, emotional) bzw. war sehr ambivalent, weil ich wusste, dass es irgendwie nicht richtig ist und ich mich nicht wie eine gute Freundin/Partnerin verhalte. So richtig BEWUSST, was mir fehlte in der Beziehung, war mir aber nicht bzw. hatte ich kein Gefühl dazu. Mein Partner hat mir hierfür keine Grenzen gesetzt. Das hätte ich gebraucht. Es war extrem anstrengend. Ich hatte das Gefühl, ich trage die ganze Verantwortung für die Beziehung. Es wurde zu schwer, ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf steht und das war es. Er hat es beendet, ich konnte es nicht, da ich mir ihn nicht von meiner Seite wegdenken konnte. Wir haben Kontakt gehalten und ich habe ihn aber trotzdem immer auf Abstand gehalten, wenn er mir emotional wieder näher kam. Erst als er vor kurzem den Kontakt abgebrochen hat, ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass ich eine Bindungsangst (mit dieser Person oder generell keine Ahnung) wahrscheinlich habe, denn JETZT ich hatte plötzlich wieder alle Wünsche zurück, die ich mir am Anfang mit ihm gewünscht habe. Wunsch nach Nähe, Zweisamkeit, Erlebnisse, gemeinsam was aufbauen etc.
Davor konnte ich sie nicht wahrnehmen, ich wusste nur, dass er mir ein sehr wichtiger Mensch ist. Jetzt, wo es, denke ich, endgültig gelaufen ist, sind diese Wünsche wieder da.
Natürlich habe ich jetzt extrem zu kämpfen, mit Verlustängsten, Herzschmerz, Zukunftsneuorientierung (ich habe mich immer in Sicherheit gewogen, dass wir irgendwie trotzdem zu zweit weiter gehen ) etc.

-Ich glaube was mir geholfen hätte, wäre Grenzsetzung durch ihn, damit ich ihn wieder besser wahrnehmen kann.
-Dass er sich meine Wünsche und meine Kritik anhört, es NICHT persönlich nimmt, und für sich entscheidet, was er davon vielleicht ändern kann und was nicht und es mit mir kommuniziert, sodass wir eine Verhandlungsbasis haben.
-Dass er Zweisamkeit etc. einfordert
-Dass er Erlebnisse schafft, die verbinden und überhaupt sich mehr einbringt in die Beziehung und mehr Verantwortung übernimmt
-dass er mir Raum lässt, wenn ich mich zurück ziehe und mir zu wissen gibt, dass er da ist und ich auf ihn zukommen kann

Ich denke, das alles kann jemand nur erfüllen, wenn er UND ich weiß, dass ich bindungsanstlich bin. Was bei mir ja nicht der Fall war. Ansonsten ist es ganz normal, dass wenn sich der eine entfernt, der andere etwas näher rückt.

Im Endeffekt weiß ich nicht, ob es vielleicht ein not-so-perfect-match war. Und ob sowas überhaupt existiert. Ich bin gerade in der Verlustangst und fühle nur, dass ich ihn zurück möchte. Ich weiß, was für ein liebenswerter Mensch er ist, und dass ich seine Seele so lieb habe. Aber es scheint als brauche ich so viel mehr von ihm in einer Beziehung.

21.09.2022 16:40 • x 1 #26


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