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Meine Frau erträgt keine Nähe - bin frustriert

W
Da leider die Frau des TE nicht gefragt werden kann, ist es doch interessant mal zu überlegen, was ihre Sicht ist. Nicht einmal im Ansatz ist der TE dazu willens oder in der Lage. Die Frau tut mir leid, aber sie trennt sich ja offenbar nicht, was das Mitleid in Grenzen hält.

Starte jetzt in den Winterurlaub, von daher Frohe Weihnachten an alle!

20.12.2015 14:17 • #31


J
@Wickie

Zitat:
Dass hier einige auf die Masche aufspringen verstehe ich, er ist sehr gut darin sich als Opfer darzustellen und seine Frau als Problem.


Ich glaube, ich bin die einzige, die auf diese Masche aufgesprungen ist
Und ich kann Dir auch erklären, welche Gedankengänge sich dahinter verbergen.

Ich glaube nicht, dass wir unbedingt immer die Menschen lieben, mit denen wir am besten zurecht kommen oder denen, die unsere Vorstellungen von einer Beziehung entsprechen. Man kann es hier im Forum sehr häufig lesen. Das lautet dann in etwa so: er/sie macht mich aus Gründen xy nicht glücklich aber ich liebe ihn/sie....
Manchmal hat das seinen Grund in ungesunden Beziehungsmustern...Beispiel: man hat in der Kindheit nie Nähe bekommen und wiederholt es....
aber ich vermute, dass die Liebe häufig ihre ganz eigene Logik hat. das heißt, dass wir uns eben nicht in den Menschen verlieben, den wir uns rein verstandesmäßig als Partner wünschen und dahinter verbirgt sich eine unbewusste Logik der Liebe. Etwas, das unserem Verstand verborgen bleibt und häufig zu unserer Weiterentwicklung beiträgt.

Ich habe mich bsw. einmal unsterblich in einen Mann verliebt, der ganz und gar nicht meinem Ideal eines Partners entsprach. Um es kurz zu machen: diese Beziehung verursachte mir damals viele Schmerzen (natürlich nicht nur) aber heute erkenne ich den Sinn hinter all dem. Ich habe durch diesen Mann sehr viel begriffen, gelernt....Es war meiner Entwicklung sehr förderlich. Um nur ein Detail heraus zu fischen- ich konnte damals schlecht allein sein und wäre natürlich am liebsten ständig mit ihm zusammen gewesen. Er hat sich dem aber entzogen und war dennoch liebevoll- und so wurde ich unfreiwillig auf den Pott gesetzt. Das wäre mit einem Mann, der das gleiche Nähebedürfnis wie ich hat, nicht möglich gewesen. Heute bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Heute bleibe ich viel mehr bei mir, auch wenn ich liebe.

Umgekehrt habe ich einmal eine Beziehung mit einem Mann geführt, der in einem Ausmaß Verstandesmensch war, dass es kaum noch zu toppen ist. Wie von Geisterhand geführt, verliebte er sich immer nur in sehr emotionale Frauen Und erregte sich wie verrückt daran Hätte er ein Inserat zwecks Partnersuche aufgegeben, hätten seine verstandesmäßigen Beziehungswünsche dem, was ihn real berührte, extrem widersprochen.

Man könnte noch viele beispiele nennen...Was ich sagen will: daher kann es sein, dass Niki seine Frau mit guten aber unbewussten Grund liebt

Zitat:
Wenn ich allerdings eine andere Frau kennenlerne, würde ich mich auch trennen. Ich sehe mich nach Frieden und Liebe.


Diesen Satz habe ich gestern allerdings überlesen und er fiel mir nach dem Absenden meines Posts noch mal ein aber ich hatte keine Lust, noch mal meinen Senf dazu abzugeben.
Es ist also auch tatsächlich möglich, dass hier keine Liebe im Spiel ist und Niki nur aus Gewohnheit, Sicherheitsdenken, dem Wunsch nach Geborgenheit und Kontinuität bei seiner unnahbaren Braut bleibt.

Oder es ist einfach ein seit Kindesbeinen vertrautes Beziehungsmuster und er kämpft wie ein Kind um Nähe- natürlich an der falschen Stelle. Wenn alte Kindheitsmuster bedient werden, kann das große Leidenschaften auslösen, die sich manchmal wie liebe anfühlen.

Ich war einmal in einer etwas ähnlichen Lage wie Niki. So dramatisch und unbefriedigend wie bei ihm war es aber nicht....
Mein Partner war auch so ein Mensch, der wenig Nähe zulassen konnte. Ich wähnte mich besonders Nähe-fähig und bequatschte ihn, kämpfte um Nähe, analysierte ihn superduper schlau usw.
Irgendwann schaffte ich den Absprung...Und erst Jahre später, als ich meine nächste Beziehung hatte, wurde ich gewahr, dass ich selbst ein Problem mit Nähe habe Ich hatte einen ganz lieben, zärtlichen und offenherzigen Partner und war plötzlich selbst die Verkrampfung in Person wurde tief verlegen, wenn er mir nur in die Augen sah. Futsch war mein heldenhafter Mut
Sehr viel von dem, was ich ihm so vorhielt, traf bedauerlicherweise auf mich selbst zu
Ich bin überzeugt davon, dass der Partner in langwährenden Beziehungen immer auch ein Teil unserer verborgenen Seite ist. Darum verrät ein Partner immer sehr viel über einen selbst und das ist manchmal sehr amüsant Der wilde, freiheitsliebende Künstler, verliebt sich z.B. unsterblich in eine sehr konservative Frau und schafft es trotz aller Kritik nicht, sich von ihr zu lösen Warum denn bloß?

Darum frage ich mich jetzt immer wenn ich mich verliebe: was verrät dieser Mann über mich selbst?

@Niki

Zitat:
Vielleicht ist es, dass sich inzwischen über die vielen Jahre meine Liebe in eine Art Verantwortungsgefühl für das Kind in ihr verwandelt hat. Sie reagierte oft kindisch, trotzig und so blieb mir nur die Rolle des Erwachsenen von Vernunft, den sie aber ebenso ablehnt, weil sie damit wieder getriggert wird (Ohnmacht vor dem großen übermächtigen Bruder).


Das mag sein aber wenn dem so ist, dann wird auch Dir das Gefühl, Verantwortung für sie zu tragen, etwas geben, sonst würdest Du nicht bei ihr bleiben. Kein Mensch bleibt aus purer Selbstlosigkeit in einer Beziehung. Verstehe das bitte nicht als Kritik. Du kannst Dich ja mal fragen, was Du selbst davon hast, dass Du Dich verantwortlich fühlst.
Und auch ich habe beim Lesen Deiner Beiträge den Eindruck, dass Du ein wenig in der Kinderrolle bzw. Opferrolle feststeckst, wenn Du eure Bezehung auch sehr analytisch beschreibst.
Ich gewinne den Eindruck, dass Du wie ein Kind in eurer Wohnung wartest, dass sie Dir mehr Gefühl entgegen bringt, dass Du viel zu fixiert auf sie bist und klagst, was sie Dir alles antut, anstatt Dich Menschen zuzuwenden, die Dir gut tun.

Hier ein paar Beispiele:

Zitat:
Mein Leben war fast nur Entbehrung und Arbeit, das hält kein Mensch auf Dauer durch, bei mir gehen langsam die Lichter aus habe ich meinen Eltern heute gesagt, weil mein Gehör immer schlechter wird und mein rechtes Auge auch, meine Lebenskraft ist minimal, mir tun alle Knochen und Muskeln weh.


Zitat:
Aus diesem Grund muss ich mich schon absetzen, als letzten Versuch, mein Leben war so anstrengend, das kann sich niemand vorstellen, wie ich 20 Jahre lang teilweise bis zu 16 Std. täglich + Wochende ohne Urlaub gearbeitet habe in 3 Jobs, hier sterbe ich sonst, ich krieche zu Kreuze auf dem Zahnfleisch, fühle mich, als ob ein LKW mich überfahren hätte.


Zitat:
Leider bin ich immer derjenige, der hier für Veränderung zuständig ist, alle anderen gingen hier stets holzköpfig aufrechten Hauptes durch alle Wände. Als ich aus dem Krankenhaus kam und anfangs täglich 23 Std. bettlägerig war hat sie sich kaum um mich gekümmert, ich habe gedacht, wenn ich hier abkratze, merkt sie es erst spät.


Es kann tatsächlich sein, dass Deine Frau so herzlos ist....
aber das ungesunde an Deiner Haltung ist, dass Du in dieser Situation verharrst, Dich nicht bewegst, sie analysierst und klagst, statt etwas an Deiner Situation zu ändern. Du analysierst sie unermüdlich, statt Dich mit Dir selbst auseinander zu setzen und zuzusehen, dass Du Dir ein Leben schaffst, das Dich zufriedener macht.
Und genau das wirkt so kindlich auf mich. Es hat etwas von einem passiven Kind in Gefangenschaft, das schreit Man tut mir Unrecht! Holt mich hier raus! Und nicht erkennt, dass nur es selbst etwas an seiner Situation ändern kann.
Es gibt etliche Männer, die mich nicht glücklich machen könnten, einfach weil sie nicht zu mir passen und andere Bedürfnisse haben. Es liegt dann an mir, mir einen Mann zu suchen, der mich glücklich macht, statt an der Seite eines Mannes zu verharren, der mich unglücklich macht und dieses Unglück dann beständig zu analysieren.

Ich finde Annes Beitrag übrigens sehr hilfreich! Das wichtigste ist nun tatsächlich erstmal, sich aus der Beziehungsverstrickung zu lösen, einfach mal loszulassen und die Situation als gegeben anzusehen, ohne den Partner verändern zu wollen und erstmal nur auf sich selbst zu schauen- vor allem auch gesundheitlich. Und dann irgendwann könnt ihr euch vielleicht noch mal miteinander auseinander setzen oder euch annähern.

Meine Erfahrung ist, dass nichts mehr Klarsicht verschafft, als von Partner abzulassen und sich auf sich selbst zu besinnen. Stelle es Dir mal bildlich vor: ein Paar als verstricktes Knäuel. Erst aus einer gewissen Distanz kann man den Partner wieder klar erkennen. In der Verstrickung sind ich und du kaum noch auseinander zu halten. Jede Kleinigkeit wird aufeinander bezogen: weil Du Dich so und so verhalten hast, habe ich so und so reagiert...Und der Partner antwortet: weil Du so und so reagiert hast, habe ich mich so und so verhalten. Eine Endlosschleife. Dich selbst wirst Du erst außerhalb eures Knäuels wieder wahrnehmen- und schließlich auch sie.
Denn in der aktuellen Situation siehst Du ständig Deine Frau als mögliche Ursache für alle möglichen Leiden. Es ist sehr wichtig, sich selbst, unabhängig vom Partner und diesen (vermeintlichen) Ursachen zu spüren. Wer bin ich? Wie geht es mir? ganz unabhängig von einem anderen Menschen?
Wie fühle ich mich? wenn ich keinen anderen Menschen weder für mein Glück, noch für mein Unglück verantwortlich mache?

Zitat:
Wir waren ja mal auf einer Wellenlänge, dazu gehört auch dem Partner wissen zu lassen, dass und in welchem Maße man ihm zustimmt. Das hat sich geändert dahingehend, dass fast pauschal alle meine geäußerten Ansichten abgeleht werden, das ist für micht nicht mehr rational, sondern eine massive Abwehr.


Das kann aber auch einfach nur ein (unbewusster) Versuch sein, sich von Dir zu distanzieren oder auch ein Ausdruck dafür, dass sie Dich nicht mehr liebt und es sich selbst nicht eingestehen möchte.

20.12.2015 14:35 • x 1 #32


N
Hallo Joelle,

vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast meine/unsere Situation noch einmal so gefühlvoll und weitsichtig zu betrachten! Vieles von dem was du geschrieben hast trifft den Kern. Das Verharren, die dort auch teils kindliche Rolle von mir.

Ich bin schon auf dem Weg insgesamt mehr loszulassen und zu sehen wo sich die Dinge fügen. Deine Sichtweise bestärkt für mich diese Richtung.



An der Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mir ihre Augen und ihr Herz geliehen haben, um meine Situation damit aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Ich bin froh, dass es Euch gibt!

Ich wünsche Euch eine gesegnete Adventszeit!

LG

Niki

21.12.2015 13:40 • x 1 #33




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