336

Meine Haltung zum Thema Affären

Haeschen
@Martin123 weisst du, im Grunde wissen die Protagonisten, dass solche extremen Handlungen moralisch grenzwertig sind, um dennoch halbwegs geradeaus gehen zu können, wird eine Therapie nach der anderen gemacht, was dabei herauskommt?
Anschaulich kann man das oft hier im Forum verfolgen.
Das ist meine persönliche Ansicht, ich bin mir übrigens sicher, dass dieses lenorgespülte Zusprechen oftmals nicht den Kern der Probleme trifft, sondern nur zu einem Weiter so, anregt.

25.04.2024 12:46 • #121


S
@paul258 , ich kann deine Argumentation und auch deine Verärgerung durchaus verstehen. Tatsächlich war mein Mann zur Affärenzeit ja noch gesund. Unsere Ehe war halt einfach in einem schlechten Zustand an dem ich eben auch eine Mitschuld trug. Ich war damals einfach nicht in der Lage, meine Bedürfnisse zu kommunizieren und für mich selbst einzustehen. Stattdessen verliebte ich mich in den AM und wollte diesen als Sprungbrett raus aus der Ehe benutzen. Daher schenkte ich meinem Mann auch zu einem sehr frühen Zeitpunkt reinen Wein ein und erzählte ihm von meiner Fremdverliebtheit. Genauer gesagt war das noch vor dem ersten intimen Kontakt zum AM. Kurz darauf kam es dann zum ersten mal zum S. zwischen ihm und mir und ich hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei, denn für mein Empfinden war ich zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt. Wenn auch noch unter einem Dach lebend mit meinem Mann. Wenige Tage später fand ich dann die Wohnung, von der ich erzählte. Aber wie es immer so ist, dauerte es noch Wochen bis Monate, bis diese Wohnung renoviert und somit bewohnbar war. Als mein Umzug dann gelaufen war, waren - ich glaube - 3 Monate vergangen und der AM zog sich zum ersten mal so richtig zurück. Sofern man das als Arbeitskollege kann. Jedenfalls besuchte er mich kein einziges Mal in dieser Wohnung, war privat nicht mehr für mich erreichbar und wich mir auf der Arbeit aus.

Meine berufliche Situation war damals sehr prekär, weil ich in Teilzeit arbeitete. Mein Mann zahlte mir Trennungsgeld, ohne das ich die Wohnung gar nicht hätte anmieten können. Auch verlangte der AM, dass ich die Stelle wechsele, damit er uns überhaupt eine Chance einräumen könne. Er begründete dies damit, dass unser kirchlicher Arbeitgeber ein Paar nicht akzeptieren würde. Schon gar nicht mit einer getrennt lebenden oder geschiedenen Frau. Ich wusste ja nicht, dass er noch andere Anwärterinnen unter den Kolleginnen hatte, also glaubte ich ihm das und schaute mich bereits nach einer anderen Stelle um. Wieder nur in Teilzeit, da ich mir eine Vollzeitstelle in diesem körperlich sehr anstrengenden Beruf nicht zutraute.

Bis das alles geregelt wäre, schob der AM mich in die Warteposition. Dann gab es einen Wasserschaden in meiner neuen Wohnung, die daraufhin nicht mehr bewohnbar war. Dann brach ich zusammen und dann fand mich mein Sohn und dann holte mein Mann mich in einem desolaten Zustand zurück. Als ich wieder einigermaßen hergestellt und so halbwegs in meinem alten Leben angekommen war, kam der AM erneut auf mich zu. Ambivalent und immer noch verliebt, wie ich war habe ich dann nicht richtig reagiert und es kam zur eigentlichen Affäre. Das war die größte sch. des Jahrhunderts, die ich da veranstaltet habe und dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Nur das wir uns da richtig verstehen. Ich glaube ab und zu bringen die Leser hier die Details etwas durcheinander und berücksichtigen vielleicht auch die Zeitschiene nicht, die aber immer mitgedacht werden muss.

Trotz und alledem verstehe ich jede Kritik an meiner Person und an meinen damaligen Handlungen. Dass ich jetzt für meinen Mann da bin hat mit dem Geschehen damals nicht das geringste zu tun. Da gebe ich dir recht. Aber es gibt auch hier noch Leute, die reflexartig schreien, dann trennt euch doch. Eine Trennung stand auch bei uns immer mal wieder zur Debatte aber jedes mal entschieden wir uns dagegen. Was dafür die Gründe waren, ob Haus, Kinder, Geld, Hund oder Hamster, ist allein unsere Sache. Und heute ist dieses Thema ein für alle mal vom Tisch eben wegen der Erkrankung meines Mannes. Ich bitte, das zu respektieren.

25.04.2024 13:56 • x 3 #122


A


Meine Haltung zum Thema Affären

x 3


S
Ich versuche jetzt mal zu erklären, warum ich hier noch immer zu diesem Thema schreibe. Also inzwischen sind ja viele Jahre vergangen und je mehr Zeit vergeht, desto unwirklicher wird das ganze. Manchmal werde ich morgens wach, schüttele mich und frage mich, ob das alles wirklich so passiert ist. Dann wundere ich mich über mich selbst, dass ich zu all dem in der Lage war und frage mich, wo dieser Mensch der ich damals war denn eigentlich herkam und wo er jetzt geblieben ist. Irgendwo erscheint mir das ganze so surreal inzwischen und ich denke, ich bin so eine Art Dr. Jekyll und Mrs. Hyde. In der weiblichen Variante. Aber das was mich wirklich erschreckt ist, dass es mir in der Affärenzeit zumindest anfangs wirklich gut ging. So gut, dass mich entfernt bekannte Menschen auf der Straße ansprachen, wie gut ich aussehen würde und ob etwas besonderes mit mir passiert sei.

Davor und danach ist mein Leben immer so vor sich hin geplätschert. Zu Beginn der Affäre war ich aber voller Energie und Lebensfreude. Zum ersten und einzigen Mal in meinem inzwischen 60jährigen Leben. Und dann frage ich mich schon wie es sein kann, dass etwas so verheerendes mich übergangsweise derart zum Leuchten bringen konnte. Und ich gebe zu, es erfüllt mich mit zunehmendem Alter immer mehr mit Wehmut, dass ich mir dieses Leuchten nicht bewahren und in meine Ehe herüber retten konnte. Das finde ich wirklich tragisch und je älter ich werde, desto geringer sind die Chancen, dass ich noch einmal aufblühen könnte. Daher muss ich das bittere Resümee ziehen, dass diese Affäre, so schlimm und lebensbedrohend sie auch war, mein Lebensthema ist. Und das ist etwas, was ich mir wirklich anders wünschen würde. Ganz ehrlich!

25.04.2024 14:10 • x 2 #123


Saule1980
Zitat von Shedia_:
Und dann frage ich mich schon wie es sein kann, dass etwas so verheerendes mich übergangsweise derart zum Leuchten bringen konnte

Das kann ich tatsächlich gut nachempfinden. Das klingt sehr authentisch.

Man fühlt sich extrem lebendig wie in keiner anderen Lebenslage.

25.04.2024 14:28 • x 1 #124


Brausestäbchen
Zitat von paul258:
Hier steht aber immer grob zusammengefasst: ich musste ja Fremdgehen, mein Mann war damals auch einengent, er ist irgendwie Mitschuld und der AM ist erst recht noch mehr Schuld, da er mich magisch willenlos gemacht hat,

Ob man unter ähnlich Umständen nicht genauso reagieren würde weiß man erst wenn man es erlebt hat.
Ich hab’s auch getan.
Was natürlich nicht toll ist aber jetzt war es eben so und muss aufgearbeitet werden.
Was bringt es jetzt nach 10 Jahren Shedia noch Vorwürfe zu machen?
Es ist schlimm dass sie diese Geschichte immer noch so belastet aber ich finde es gut, dass sie sich hier einbringt.

25.04.2024 14:37 • x 2 #125


M
Zitat von Haeschen:
@Martin123 richtig, mein Beitrag bezog sich auf den von Paul geschilderten Fall. Es freut mich, dass du differenzierst, ich folge, wenn es meiner Überzeugung widerspricht und die mir aufgetischten Argumentationsketten, die oft nur aus persönlichen Ressentiments bestehen, mich in keinster Weise erreichen, nicht den ...

Ich glaube nicht dass hier - bezogen auf die Bevölkerung - ein repräsentativer Querschnitt vertreten ist. Daher würde ich die Mehrheit der hier Anwesenden nicht mit der allgemeinen Mehrheit gleichsetzen.

25.04.2024 14:37 • #126


Brausestäbchen
Zitat von Saule1980:
Man fühlt sich extrem lebendig wie in keiner anderen Lebenslage.

Genauso ist es.
Entsprechend heftig sind der Absturz und der Entzug, das wünsche ich niemandem.

25.04.2024 14:39 • x 1 #127


S
In diesem Zusammenhang ist auch noch wichtig zu wissen, dass ich eine sehr durchschnittliche Frau bzw. optisch eher unattraktiv bin. Jedenfalls war mein Mann mein erster richtiger Freund. Als wir uns kennen lernten war ich Jungfrau und völlig unerfahren mit Männern. Diese Naivität habe ich daher nie ablegen können und so war ich mit Ende 40 immernoch ziemlich doof und somit ein gefundenes Fressen für einen charmanten Schurken, wie der AM es war. Ich wurde sehr streng erzogen, ordnete mich stets unter, sogar noch nachdem ich mein Studium beendet und meine erste Stelle angetreten hatte, war ich eher unterwürfig. Daher war ich ein prädestiniertes Mobbingopfer und in meinem von Männern dominierten Beruf völlig fehl am Platze. Mein Leben, egal ob beruflich oder privat ist eigentlich eine Aufreihung von Fehlschlägen und Misserfolgen. Das einzige, was ich wirklich gut hinbekommen habe, sind unsere Kinder. Wobei ich mir auch z.B. an der Erkrankung unseres Sohnes immer mal wieder eine Mitschuld gegeben habe. Er wurde ja leider mit erheblichen Fehlbildungen innerer Organe geboren, die aufwendig nach und nach operiert werden mussten. Lange Zeit redete ich mir ein, dass mein berufsbedingter Umgang mit gen- und fruchtschädigenden Substanzen daran nicht ganz unschuldig war und dass ich in diesem Beruf nicht hätte schwanger werden dürfen.

Erst Jahre später nahm mir ein Arzt diese Bedenken und klärte mich darüber auf, dass dieses Syndrom ohnehin in den letzten Jahren immer häufiger auftritt, was auf die allgemeine Umweltbelastung zurückzuführen ist. Glücklicherweise sind unsere Töchter gesund, da dieses Syndrom gehäuft bei männlichen Föten entsteht. Somit sprach der Mediziner mich zumindest von dieser Schuld frei, wenn auch erst viele Jahre später. Alles in allem muss ich sagen, stand ich aber nie auf der Sonnenseite des Lebens. Bis heute nicht. Aber wer kann das schon von sich sagen.

25.04.2024 14:40 • #128


Brausestäbchen
Zitat von Shedia_:
So gut, dass mich entfernt bekannte Menschen auf der Straße ansprachen, wie gut ich aussehen würde und ob etwas besonderes mit mir passiert sei

Ja ich kenne das gut Shedia

25.04.2024 14:43 • x 1 #129


S
Zitat von Brausestäbchen:
Entsprechend heftig sind der Absturz und der Entzug, das wünsche ich niemandem.

Ich auch nicht! Das ist ein heftiger seelischer Schmerz, der fast körperlich zu spüren ist. Eben weil die Liebe und Leidenschaft in einer Affäre nie vollständig ausgelebt werden darf, ist es extrem schlimm wenn sie endgültig abgetötet werden muss. Das kann sich niemand vorstellen, der das nicht erlebt hat. Obwohl ich den AM inzwischen glaube ich sehr gut durchschaue und seine perfiden Methoden erkannt habe, achte ich peinlich darauf, ihm nicht noch einmal zu begegnen. Ich wüsste nicht, was dann passiert. Entweder ich erwürge ihn mitten in der Öffentlichkeit oder ich drehe ansonsten völlig durch. Selbst nach 11 Jahren möchte ich das nicht riskieren. Da gibt es ja noch diese Mrs. Shedia Hyde in mir, die ich nicht noch einmal hervor locken möchte. Die muss ein für alle mal in der hintersten Ecke meiner Seele verschlossen bleiben.

25.04.2024 14:45 • #130


Aline_8
Zitat:
Sprungbrett raus aus der Ehe benutzen. Daher schenkte ich meinem Mann auch zu einem sehr frühen Zeitpunkt reinen Wein ein und erzählte ihm von meiner Fremdverliebtheit. Genauer gesagt war das noch vor dem ersten intimen Kontakt zum AM. Kurz darauf kam es dann zum ersten mal zum S. zwischen ihm und mir und ich hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei, denn für mein Empfinden war ich zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt.


Das ist aber doch die totale Verblendung der Realität und mit Verlaub etwas einfach gedacht. Du warst aber de facto nicht getrennt, das war doch lediglich deine Phantasiewelt.
Kleiner aber feiner Unterschied


Das lese ich immer wieder bei affärenführenden Personen, die sich aus ihrem nicht gemochten Alltag flüchten. Weil es in deinem Kopf mehr Trennung als Partnerschaft war, mach ich einfach mal und habe auch kein schlechtes Gewissen, aber in der Realität trennen ist nicht drin?

25.04.2024 14:53 • x 1 #131


S
Ja ja, ich gebe zu ich jammere hier wieder ziemlich rum. Aber eine Therapeutin sagte mal, Selbstmitleid sei eigentlich positiv zu bewerten, da es die kleine Schwester der Selbstliebe sei. Insofern mag man mir das Rumjammern verzeihen. Im realen Leben jammere ich übrigens null komma null herum, sondern bin die gutmütige, aufopferungsvolle und kontrollierte Shedia. Das hier ist mein Ventil. Ich bitte um Entschuldigung!

25.04.2024 14:54 • x 1 #132


Aline_8
Ich hätte ja gesagt, dass die kleine Schwester der Selbstliebe eher die Selbstakzeptanz ist, aber gut.

Wenn man in der Schleife des Leids bleiben möchte, kann man natürlich so argumentieren.

25.04.2024 14:57 • #133


paul258
Zitat von Brausestäbchen:
Was bringt es jetzt nach 10 Jahren Shedia noch Vorwürfe zu machen?


Du, nicht böse gemeint, aber ich habe nun mehr als drei Mal weit und breit geschrieben, dass es hier nicht darum geht ihr Vorwürfe zu machen was sie getan hat, sondern wie sie es bisher hier erzählt hat - und sich vermutlich auch selber erzählt hat.

Für ein viertes mal das alles aufzuschreiben fehlt mir etwas die Motivation
Die Aussage wird jedenfalls nicht wahr, nur weil man sie immer wieder wiederholt.

25.04.2024 15:01 • x 1 #134


L
Vielleicht verzeihst du dir einfach mal selbst und machst endlich einen Strich drunter. Du drehst dich ja immer und immer wieder rein.
Oder geht es eher um Aufmerksamkeit, wenn du das Thema immer wieder mit sämtlichen Details hochholst? Lieber negative Aufmerksamkeit, als gar keine? Das ist nicht böse gemeint und das musst du mir auch gar nicht beantworten, sondern nur ehrlich zu dir selbst sein. Dann findest du vielleicht aus der Schleife?

25.04.2024 15:06 • x 2 #135


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag