Meine Haltung zum Thema Affären

Zitat von Aline_8:

kann man natürlich so argumentieren

Man könnte auch sagen, in der Not frisst der Teufel Fliegen. Wenn man sich also weder selbst lieben noch akzeptieren kann, ist es doch gut, wenn man sich zumindest ein wenig bemitleidet. Ich gebe zu, dass das für Außenstehende schwer zu ertragen ist. Aber ihr seid wirklich die einzigen hier im Forum, die davon etwas mitbekommen.

Übrigens war ich zunächst wirklich offiziell getrennt. Wir hatten sogar bereits einen Anwaltstermin. Die eigentliche Affäre startete erst nachdem mein Mann und ich uns entschieden hatten, es nochmal zu versuchen. Nicht dass das die Sache besser machen würde, im Gegenteil. Aber ich denke besonders für Affärenführende ist das nachvollziehbar.

Daher würde ich heute in jedem Fall jedem Affärenbetroffenen raten, sich viel Zeit zu nehmen, damit die Gemüter sich beruhigen und die Beteiligten sich erden können. Eine räumliche Trennung ist auf jeden Fall ratsam. Möglicherweise auch nur vorrübergehend aber dann für mindestens 6 bis 12 Monate. Wir waren mit allen Entscheidungen viel zu schnell.

Zitat von Shedia_:

Im realen Leben jammere ich übrigens null komma null herum, sondern bin die gutmütige, aufopferungsvolle und kontrollierte Shedia.

Wäre es nicht an der Zeit, diese Rolle aufzugeben und ein authentisches Leben zu führen?
Ich denke gerade an Kinder, die funktionieren müssen und jederzeit brav sind und dann in einem freien setting z.B bei Freunden völlig eskalieren.
Beides scheinst nicht du zu sein.
Hast du nie Lust, ein Gleichgewicht zwischen deine Welten zu bringen und somit echt zu sein?

Zitat von Lotte08:

Lieber negative Aufmerksamkeit, als gar keine? Das ist nicht böse gemeint und das musst du mir auch gar nicht beantworten, sondern nur ehrlich zu dir selbst sein. Dann findest du vielleicht aus der Schleife?

Hmmm! Da ist was dran! Ich bin ja nun in einem Alter, in dem Frauen schon längst unsichtbar sind. Aufmerksamkeit bekomme ich im Alltag selten bis nie. Weder von meinem Mann noch von meinen Kindern. Ich habe zu funktionieren und das besonders in meinem Beruf. Ich bin Pflegehilfskraft. D.h. ich mache die Drecksarbeit und habe dabei wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Nirgendwo! Weder hier zu Hause noch in meinem Beruf noch in irgendeinem Hobby habe ich die Möglichkeit, Dinge selbstwirksam auf die Reihe zu bringen. Freundschaften habe ich kaum noch. Viele Freunde habe ich durch die Affäre, die ja öffentlich wurde, verloren. Und einige Freunde gingen, weil sie die Rückkehr zu meinem Mann nicht nachvollziehen konnten. So oder so bleiben heute vielleicht noch 2 gute Freundinnen, mit denen ich offen reden kann. Wobei beide selbst ihre Problemchen haben und ich sie nicht noch zusätzlich belasten will.

Was also bleibt, ist dieses Forum. Schon wieder! Eigentlich ein Drama. Aber ich denke, ich bin in guter Gesellschaft, wenn ich mir so ansehe, wieviele Foristen mich seit Jahren begleiten.

Zitat von Lizzzy:

Hast du nie Lust, ein Gleichgewicht zwischen deine Welten zu bringen und somit echt zu sein?

Oh doch! Aber ich lebe so schon mein ganzes Leben lang. Ich bin und war nie echt. Ich habe immer das Gefühl, der Mensch, der wirklich in mir schlummert darf auf keinen Fall nach außen, weil ich in tiefstem Inneren nicht liebenswert bin. So wurde es mir ja auch eigentlich immer gespiegelt. Liebenswert war und bin ich nur, solange ich funktioniere. Tue ich das nicht, werde ich abserviert, kalt gestellt und raus gemobbt. Ich wurde ja sogar von meiner Familie ausgegrenzt, nur weil ich mich weigerte, meinen Mann, der damals noch mein Freund war, zu verlassen. Er passte als Student nicht in unsere Arbeiterfamilie und ich als seine Freundin somit auch nicht. Auch dass ich Abitur machte, als erstes Familienmitglied überhaupt, passte nicht. Also wurde ich nicht mehr zu Familienfeiern eingeladen, wurde wenn ich krank war, nicht im Krankenhaus besucht geschweige denn bot man mir Hilfe an, als z.B. unser Kind krank war. Und schließlich und endlich wurde ich nicht über die jeweilige Erkrankung meiner Eltern informiert und von meinem Vater zum guten Schluss enterbt. Zeig mir mal die Person, die sich da noch traut, authentisch zu sein. Ich versuchte durch meine Leistungen es allen zu zeigen. Aber nachdem ich mein Studium mit der Durchschnittsnote 1 abgeschlossen hatte, war ich erst recht ein Alien. Ich glaube zumindest meine Schwester freute sich sogar, dass unser Sohn krank geboren wurde. Das war für sie ein gefundenes Fressen. Endlich einmal versagte ich. Und dass ich für seine Pflege den Beruf aufgab, auch wenn ich den immer gehasst habe, war ihr eine wirkliche Freude.

Bis heute ist meine Schwester mir fremd. Sie versucht zwar jetzt wo sie selbst krank ist, sich mir wieder anzunähern, ich kann ihr aber das was passiert ist, nicht verzeihen. Sie geht mir am Popo vorbei. Und es tut mir gut, das zu sagen.

Zitat von E-Claire:

Ich finde es im Übrigen hin und wieder sehr praktisch, unterm Radar zu schwimmen.

Ja, oder? Ich finde es z.B. lustig, wenn ich im Bus sitze und die Leute sich neben mir ganz offen über intimste Dinge unterhalten. Das ist sehr interessant, besonders, wenn es junge Leute sind. Die scheinen mich wirklich nicht wahrnehmen zu können. Meine grauen Haare bewirken offenbar die beste Tarnung aller Zeiten. Fast so wie der Unsichtbarkeitsmantel bei Harry Potter.

Zitat von Shedia_:

habe dabei wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Nirgendwo! Weder hier zu Hause noch in meinem Beruf noch in irgendeinem Hobby habe ich die Möglichkeit, Dinge selbstwirksam auf die Reihe zu bringen.

Warum nicht zu Hause? Ok, Beruf ist wahrscheinlich schwierig. Warum nicht im Hobby?
Machen ist wie wollen, nur krasser!

Zitat von Lotte08:

Warum nicht im Hobby

Na ja, ich hab wenig Zeit. Neben meinem Beruf und der Pflege meines Mannes habe ich ja auch noch ein Haus mit Garten zu versorgen. Und abends rausgehen kann ich nicht wegen meinem Mann. Da bleibt kaum Zeit, außer die die ich hier im Forum verbringe. Aber Schreiben macht mir Spaß. Ich denke darüber nach, zu bloggen. Das aber dann nicht über Affären sondern vielleicht allgemein über das Leben als Frau jenseits der Wechseljahre. Das könnte ich mir vorstellen. Da fehlt mir aber das Know how.

Zitat von Shedia_:

Zeig mir mal die Person, die sich da noch traut, authentisch zu sein.

Aber was ist die Alternative? Unglücklich sein für den Rest deiner Tage?
Was hast du zu verlieren?

Zitat von Shedia_:

Liebenswert war und bin ich nur, solange ich funktioniere.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du Therapie gemacht. War es nie möglich, diese Glaubenssätze wenigstens ansatzweise aufzulösen?

Zitat von E-Claire:

Wieso sollten andere Dich lieben, wenn Du Dich nicht selbst lieben kannst?

Weiß ich ehrlich nicht. Vielleicht als Erlösung sozusagen? Die Hoffnung hatte ich jedenfalls beim AM, merke ich jetzt. Wenn dieser wirklich gut aussehende, charmante und eloquente Mann mich lieben könnte, wäre ich vielleicht doch nicht so schlimm, wie ich dachte. Dass der mich nur als Gratis - Nut. und als S. betrachtete machte die Sache nicht besser. Immerhin weiß er jetzt, dass er es sogar bringen kann, wenn die Frau dick und hässlich ist. Was für ein Hengst!

Zitat von Lizzzy:

Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du Therapie gemacht. War es nie möglich, diese Glaubenssätze wenigstens ansatzweise aufzulösen?

Immerhin ist es gelungen, mir bewusst zu machen, dass es diese Glaubenssätze sind, die mir das Leben schwer machen. Aber die erste Therapie wurde wegen Corona vorzeitig beendet und die zweite war nicht sehr ergiebig, weil die Chemie zwischen mir und der Therapeutin nicht stimmte. In der Klinik brachte es mir zunächst schon etwas aber da wurde ich viel zu früh entlassen. Ich galt wohl als minderschwerer Fall und man brauchte das Bett für wirklich schwer kranke Menschen.

Zitat von Shedia_:

Neben meinem Beruf und der Pflege meines Mannes habe ich ja auch noch ein Haus mit Garten zu versorgen.

Sei mir nicht böse, aber da kann man doch trotzdem ein Hobby ausüben. Was mache ich anders mit Beruf, Haus,Garten....ok, Kind? Hobby geht, Sport auch, sogar Urlaub nur für mich! Hattest Du nicht gesagt, dein Mann geht in die Tagespflege? Ich weiß von den Großeltern meines Mannes, dass eine solche Pflege auch tageweise möglich ist, wenn der Pflegende mal Urlaub hat. Geht es wirklich nicht oder sind es Ausreden, sich weiter im Elend suhlen zu können?