Zitat von Nordmeer: das denke ich mittlerweile auch. Stück für Stück erfahre ich Sachen von ihm, die nicht zu dem passen, wie ich ihn in unserer Ehe erlebt habe. Nach außen gibt er den vollreflektierten Mann, der froh ist sich von seiner toxischen Frau getrennt zu haben. Er bekommt ja auch die Bestätigung durch seinen Freundeskreis, der sich aktuell aus Freunden zusammensetzt, die sich ebenfalls von ihren Partnern getrennt haben und ich muss dazu schreiben, dass jeder von ihnen echt Mist gebaut hat.
Wie gesagt, ich hatte den Eindruck, als ich Deine Geschichte gelesen habe, hier habe von Anfang an oder sehr bald etwas nicht mehr wirklich gestimmt. Welche Fassade jemand präsentiert, ist ja unerheblich. Das Entscheidende ist immer, was in einem Menschen vor sich geht.
Möglich ist auch, dass jemand zunächst in eine falsche Richtung abwandert, also meint, Beziehung, Kinder, Haus usw. haben zu müssen, ihm das aber gar nicht entspricht. Und irgendwann beginnt das dann wieder zu bröckeln und das Eigentliche bricht sich wieder Bahn. Oder aber, jemand entwickelt sich während der Beziehung in eine andere Richtung und dann passt es nicht mehr. Eine Zeitlang lässt sich das verdrängen und kaschieren, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich die Dinge nicht mehr aufhalten lassen, und dann genügt jeder kleinste Auslöser und alles stürzt in sich zusammen.
Leider kann man das auch nur so hinnehmen.
Und was die toxische Frau, die Du nun in seinen Augen offensichtlich bist, betrifft, möchte ich noch sagen, dass ich diese Beurteilungen schlichtweg für einen Schwachsinn halte, der aus den fortschreitenden psychologischen Zuwölkungen ins allgemeine Bewusstsein gefallen ist (mit den entsprechenden tatsächlich toxischen Wirkungen). Was bitte soll denn an einem Menschen oder einer Beziehung toxisch sein? Das Verständnis von etwas kann toxisch sein, ja, aber sonst auch schon nichts. Ein Mensch (oder eine Beziehung) kann mir nicht behagen, mir nicht guttun, mir auf die Nerven gehen usw. Aber toxisch?
Die Wurzel dieses Übels scheint mir zu sein, dass der immer modernere Mensch die quasi kosmischen, höheren, außeregozentrischen Dimensionen und Aspekte der Liebe vollkommen aus den Augen verloren hat und alles Bewusstsein abgesackt ist in die schwammigen Tiefgründe des Psychologismus. Und dann kommen dabei notwendig solche kuriosen Begrifflichkeiten und Befunde heraus.
Aber das nur nebenher gesagt.