Zitat von Neboolah:Falls ihr noch aktiv seid darf ich fragen was in euren Beziehungen der Auslöser war um fremd zu gehen? Was trieb eure Partner weg?
Und wie habt ihr gekämpft?
Die kurze Affäre meiner Frau ist jetzt 1,5 Jahre her und wir führen mittlerweile eine Ehe, wie ich sie mir immer gewünscht habe. Aber der Weg dahin war natürlich nicht einfach. Aber wir zwei haben das hinbekommen, ganz ohne Hilfe von außen.
Ich denke, damit man einen Neustart wagen kann (wir nennen das Ehe 2.0) ist es ungemein wichtig, den Auslöser zu kennen und zu verstehen. Verstehen darf aber dabei nie die Legitimation dafür sein, das Verhalten der betrügenden Frau zu verharmlosen.
Was war also der Auslöser bei uns? Um das wirklich zu begreifen, habe ich schon ein paar Monate gebraucht. Wie in den meisten Ehen, haben wir nach außen hin immer gewirkt, als hätten wir keine Probleme in unserer Ehe. Der Meinung war ich auch immer. Konflikten bin ich eher immer ausgewichen und habe die Realität, wie es um uns bestellt war, nicht gesehen, oder wollte es vielleicht auch nicht sehen.
Aber mit den Jahren, hatten wir uns beide sehr verändert. Ich hatte einen ziemlich anstrengenden Job in einer leitenden Position und das wurde mit den Jahren auch immer schlimmer. Das hat dann dazu geführt, das ich unter der Woche eigentlich immer nur gestreßt war und am Wochenende meine Ruhe wollte. Ruhe bedeutete für mich, dass ich mir ein paar B. aufmachte und mir mit Kopfhöhrern auf den Ohren irgendwelche Filme reingezogen habe oder Serien angeschaut habe. Das ging sicher zwei, drei Jahre so. Also immer das gleiche Programm. Freitag nach der Arbeit vorn PC und Filme geschaut, Samstag bis Nachmittag meinem Hobby nachgegangen (am PC Websites erstellen) und danach meist wieder irgendwelche Filme geschaut. Sonntag gemeinsam auf der Couch gelegen und Filme / Serien geschaut. Klar haben wir zwischendrin auch mal gemeinsam gequatscht und uns mit Freunden getroffen, aber das wurde immer seltener.
Sie hatte mich vor 13 Jahren auch als attraktiven Mann kennengelernt, aber auch hier ändere ich mich mit den Jahren. Ich habe wenig auf mein Äußeres geachtet. Wenn ich heute Fotos von damals sehe, wird mir immer noch übel.
Bei dem ganzen, langweiligen Trott, blieb natürlich auch die S. auf der Strecke und irgendwann schlief Sie nur noch auf der Couch, so dass ein gelegentliches Bussi schon das höchste der Gefühle war.
Sie wurde mit der Zeit immer launischer und unnahbarer und ich hatte das in meiner Ignoranz nicht gemerkt und war mir in unserer Ehe immer sicher und war trotzdem glücklich und dachte, Sie sei es auch.
Sie hatte auch oft versucht, mit mir darüber zu sprechen, dass es so nicht weitergeht. Ich hatte Sie da aber nie ernst genommen und das einfach immer weggelächelt. Ich habe mich immer so wie der große Ritter gefühlt, den Sie braucht und der alles für Sie tut. Auf dem ganzen Wege hatte ich aber vergessen, dass eine Ehe eben nicht nur daraus besteht, dass man sich jeden Tag sieht, die Frau den Haushalt schmeist und halbtags arbeiten geht, der Mann arbeitet und dass man ab und an mal gemeinsam in den Urlaub fährt, quatscht und gemeinsam Serien schaut....
Und dann kam es so, wie es kommen musste. Sie lernte durch ihre damals beste Freundin einen Mann kennen (welche nun nicht mehr ihre beste Freundin ist), welcher Sie eben als Frau sah und ging kurzerhand mit ihm ins Bett. Sie hat sich in ihn verliebt (sie sagt, sie wäre angetan von ihm gewesen). Sie trafen sich noch zweimal. Einmal definitiv ohne S. - ein anderes Mal gibt sie das Treffen über Nacht zu, aber bestreitet wehement S. gehabt zu haben (dieses Treffen hat sie erst nach 1,5 Jahren eingräumt, obwohl Sie genau wusste, dass ich es beweisen konnte - daher bin ich fast geneigt ihr zu glauben - spielt aber auch keine Rolle).
Obwohl wir uns kurz vor Beginn der Affäre ein Haus kaufen, beendete Sie dann in der Nacht vor Silvester unsere Ehe. Sie sieht mich nur noch als Freund, will das Haus nicht etc. Im nachhinein war das richtig, so war sie wenigstens konsequent und wollte eben die Lüge um Ihre Affäre nicht aufrechterhalten. Sie sagt heute, er wäre nicht der Grund gewesen, dass zu beendet. Sie wollte nur, dass ich es begreife, wie es um uns steht. Zum Teil glaube ich ihr das, aber der Auslöser war er trotzdem.
Zum Glück bin ich nicht mit Dämlichkeit gestraft und ich deckte in der Silvernacht alles auf und am nächsten Morgen platzte die Bombe und wir waren erst mal getrennt.....
Wie wir gekämpt haben...Ja, wie haben wir gekämpft. Ich habe in meinem Leben wirklich schon viele schwierige Situationen meistern müssen, aber das war mit Abstand die Schwerste. Am Anfang stehst du einfach vor dem NICHTS und hast Schmerzen, die über jeden körperlichen Schmerz hinausgehen. Ich meine, wir hatten uns gerade ein Haus gekauft und ich dachte wir bleiben immer zusammen und sind glücklich. Und dann kommt eben die Silvesternacht, die Nächte alle Nächte in meinem Leben.
Die erste Reaktion war natürlich, dass das vorbei ist und ich ihr eigentlich nur weh tun wollte. Das demütigende Gefühl, war wohl die schlimmste Emotion in meinem Leben. Wir beschlossen aber schon einen Tag später, dass wir zwar getrennt sind, aber trotzdem erstmal gemeinsam wohnen bleiben und schauen, wie es sich die nächsten Wochen entwickelt und wir dann entscheiden, ob ich/sie auszieht oder es doch noch eine gemeinsame Zukunft gibt (damals habe ich eigentlich nicht daran geglaubt).
Mein erster Schritt zum Verzeihen, war die absolut wichtige Selbstreflektion. Ich hatte eh nächtelang nicht geschlafen und hat ja genügend Zeit dafür. Ich habe mir die letzten Jahre immer wieder ins Gedächtnis geholt und hab begriffen, was für ein A. ich war. Sicher nie so, dass ich sie verletzen wollte, ich habe Sie immer geliebt, aber ich war nur der zuverlässige Familienvater, aber ein mieser Ehemann. Mit dieser Selbstreflektion entschloss ich mich mit den Wochen, dass zumindest ich es wieder versuchen wollte, auch wenn das sehr weh tat, denn Kopfkino ist eine ganz üble Geschichte. Sie hatte in den Wochen auch gespürt, dass da Gefühle zurückkamen, welche schon längst weg waren und dann sagte Sie mir, sie wolle es auch noch mal versuchen.
Ich war mir nicht sicher, ob das was werden könnte. Das Kopfkino war teilweise unerträglich und die Vorstellung, dass.....eben das...
Aber wir näherten uns wieder an, sprachen nächtelang miteinander und es setzte eine komplette Wesensänderung beiderseits ein. Ich hatte begriffen, was im Leben wirklich wichtig ist. Ich reduzierte meine Arbeitszeit von 50 auf 40 Wochenstunden, verlor 10 kg Gewicht, ging mit ihr shoppen um mich neu einzukleiden. Begann im Haushalt aktiv mitzuhelfen, lernte, wie viel Spaß es macht, ihr Geschenke zu machen. Sie legte ihre Launenhaftigkeit komplett ab, veränderte Ihr Aussehen (obwohl das nicht notwenig war, sie ist eine wunderschöne Frau), wurde verschmust und zärtlich (sie war immer eher die harte Frau). Sie hatte viel Lust auf S. (das hatte sie eigentlich nie).
Kurz um, wir verliebten uns wieder so richtig heftig in einander, was meinen Schmerz einfach vergessen lies.
Wir machen jetzt dass, war wir einfach vergessen hatten: Wir stehen zueinander.
Wo stehen wir heuteZu anfang hatte ich natürlich Angst, dass alles nur ein Strohfeuer sein könnte und die Routine wieder eingekehrt. Das tut sie aber nicht. Wir unternehmen wahnsinnig viel zusammen und genießen unsere gemeiname Zeit. Natürlich kann man das alles nicht ungeschehen machen (ich meine jahrelange Ignoranz / Sie Ihren Fehltritt), aber wir müssen dies als gemeinsamen Teil unserer gemeinsamen Geschichte hinnehmen und haben so wahnsinnig viel daraus gelernt. Ich hab manchmal das Gefühl, ich müsste ein Buch veröffentlichen mit dem Titel: Was man in einer Ehe alles falsch machen kann- und wie man diese rettet!.
Den Hauskauf hatten wir damals mit viel Geld rückabgewickelt. Und jetzt überlegen wir gerade, es doch zu wagen und eins zu kaufen. Ich denke, dass ist die Hauptaussage, wie man es wieder schaffen kann, zu vertrauen und die Vergangenheit zu begraben.
Die Gedanken daran, was Sie getan hat, sind natürlich weiterhin unschön und selbst heute habe ich noch nicht alles verstanden. In dem Forum wird ja oft kritisiert, dass Frauen immer Salamitaktik anwenden und nur das preis geben, was nicht zu läugnen ist. Aber man sollte auch sehen, dass das nicht immer Bosheit ist, sondern zum einem die Scham, darüber was passiert ist und man es selber ungeschehen machen möchte und zum anderen auch, dem Partner die Details erparen möchte, um ihm einfach nicht noch mehr weh zu tun. Das muss man(n) einfach ab einen gewissen Zeitpunkt akzeptieren. Meine Frau hat auch über die Monate (mittlerweile fast Jahre) immer mehr preis gegeben. Ich habe aber auch gelernt, dass neue Antworten auch immer neue Fragen mit sich bringen und man es daher einfach irgendwann gut sein lassen muss.
FazitWieso konnte ich es verzeihen?
Das wichtigste ist Selbstewusstsein. Zum Glück hatte ich das schon immer, obwohl es in den ersten Wochen komplett weg war. Aber es kam wieder, weil ich mich um mich gekümmert habe (Gewicht, Klamotten, Solarium). Es tat gut, dass sich Frauen auch mal wieder nach mir umdrehten, kannte ich so nicht mehr.
Wäre es über Monate oder gar Jahre (wie man es hier ja oft liest) gelaufen, hätte ich das auch nicht gekonnt. Mit diesem Kopfkino wäre ich nicht fertig geworen. Kopfkino ist das schwierigste, in seltenen Fällen auch heute noch. Tip: Man schreibt sich sein eigenes Drehbuch und glaubt einfach nur an dieses. Das hilft ungemein. Ob das schlußendlich das richtige Drehbuch ist, erfahre ich vielleicht nie oder vielleicht doch. Das ist aber egal.
Hätte Sie damals unsere Ehe nicht beendet, hätte ich es vielleicht auch nicht verzeihen können. So blöd das klingt, aber so fühlt sich dass nicht mehr so betrogen an. Man kann das dann runter brechen: Ehe besteht nur noch auf dem Papier und man ist nur noch Bruder und Schwester - Sie lernt einen Mann kennen - will sich als Frau fühlen - S. / Gefühle - Ehe beendet, weil es nicht mehr funktioniert - Ergebnis: Ehe 2.0, welche
uns glücklich macht.
Ich will den Post mit dem Online-Status meiner Frau beenden: Wer kämpft, der kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren!