Also ich habe mal ambulant gearbeitet und weiß, was man da aushalten muss. Trotzdem glaube ich inzwischen wirklich, es wäre besser für mich in diesem Umfeld zu arbeiten als mit Kollegen. Offensichtlich bin kein Teamplayer. Oder ich höre eben ganz auf. Auch das ist inzwischen eine Option für mich.
Ich habe in diesem Beruf so viel schlimmes erlebt, das hätte ich nie für möglich gehalten. Für mich waren Menschen in Pflegeberufen immer sehr bewundernswert. Aber ich erlebe, wie selbst die besten in diesem System zerrieben werden. Kein Wunder also, wenn die Fehler machen, sich im Dienstzimmer oder in der Raucherecke zurück ziehen und sich lieber mit ihrem Handy beschäftigen als mit den Bewohnern. Ich habe Dinge gesehen, die ich niemandem wünsche. Falsch versorgte Wunden, falsche Medis, Menschen, die in stundenlang in ihren Exkrementen liegen müssen und denen man die Klingel ausgestöpselt hat, damit sie nicht nerven. Menschen, denen man das Essen auf den Tisch stellt, anstatt anzureichen oder zumindest mundgerecht zu servieren. Ich habe erlebt, dass Bewohner gegen ihren Willen ins KH abgeschoben wurden, damit man abends einen weniger zu versorgen hatte usw. usw. Dieses Pflegesystem ist unmenschlich geworden und die wenigsten sind dem heute noch gewachsen.
Klar könnte ich das anzeigen. Aber dann müsste ich quasi monatlich den Job wechseln, denn natürlich wissen die Verantwortlichen längst, was da vor sich geht und deckeln es. Sogar der MDK und die Heimaufsicht helfen da nicht wirklich weiter. Was soll ich da als Helferin tun?
Nein, ich denke, ich steige da früher oder später aus, bevor ich kaputt gehe. Aber ich werde eben wütend über diese selbsternannten Weltretter, die stundenlang neben einem Bewohner sitzen und Händchen halten, statt zu arbeiten. Ich habe vor solchen Pflegern keinerlei Respekt mehr, nur noch eben ein sehr eingeschränktes menschliches Verständnis. Aber dass mich genau so ein Typ mal in eine Affäre ziehen konnte, verstehe ich heute null komma überhaupt nicht mehr.
17.05.2023 11:15 •