Neuer Partner und pubertierender Sohn haben Probleme

Ich könnte mir seine Motivation zum Lügen in etwa so vorstellen: Für das kommende Wochenende hat er etwas mit Freunden ausgemacht, was er auf keinen Fall verpassen möchte. Am Donnerstag erfährt er von einer 5 in Mathe, lässt das Heft in der Schule liegen und erzählt euch von einer vier. Es ist ihm wichtig für das Wochenende kein Hausverbot zu bekommen und das versucht er mit der Lüge zu erreichen. Ein Hausverbot ab Montag Abend, an dem er die 5 vorzeitigen muss, weil er das Heft wieder hat, ist für ihn weniger schlimm. Die Lüge hat ihren Zweck erfüllt. Beim nächsten Mal macht er das wieder so.

Und noch ein bisschen weiter gedacht. Freundschaften sind für die Pubertiere sehr wichtig, wichtiger als die Schule allemal. Will man seine Freunde ständig enttäuschen, indem man kurz vor knapp die Verabredung absagen muss, wegen einem Hausarrest? Oder gar nicht erst absagen kann, weil das Handy auch weg ist? Wie kommt es bei den Freunden an? Kann er damit punkten? Gar nicht, oder? Meine Tochter ist zum Beispiel immer schwer enttäuscht, wenn eine Freundin plötzlich mal abspringt und sie zum Beispiel an einem Feiertag oder am Wochenende von einer Sekunde auf die andere doch ohne Verabredung da steht, kurzfristig niemanden erreichen kann und alleine nicht weg will, weil es keinen Spaß macht. Wenn es einmal passiert - Schwamm drüber, aber regelmäßig? Welche Freundschaft in diesem Alter hält das aus?

Was genau bewirkt ein Hausarrest in diesem Alter? Dass die Kontakte schwinden, Freunde wegbrechen. Ist das denn sinnvoll? Eine negative Konsequenz ist das schon, bloß hat diese die gewünschte Richtung? Das Kind zu isolieren hilft doch niemandem weiter, schon gar nicht, wenn das für mehrere Tage gelten soll und jedes Mal ausgesprochen wird.

Zitat von alleswirdbesser:

Ich könnte mir seine Motivation zum Lügen in etwa so vorstellen: Für das kommende Wochenende hat er etwas mit Freunden ausgemacht, was er auf ...

Hausarrest meinte ich natürlich

Bei uns gibt es sowas nicht, deswegen ist mir der Begriff nicht so geläufig.

Ich denke wenn man kein Kind hat, das von solchen Abweichungen betroffen ist, redet es sich leicht, und wenn man gar keine Kinder hat, am allerleichtesten.
Es gibt so viele Dinge mit Kindern mit Abweichungen, wo man selbst als aufgeklärte Mutter/Vater an seine Grenzen stößt!
Wir haben auch eine sehr umgängliche Tochter und einen Sohn, der zwar nicht ADHS hat, aber sehr wahrscheinlich wie der Vater irgendwo im Asperger-Autismus Spektrum ist. Er ist blitzgescheit, kann mit fünf schon lesen und rechnen, kann charmant und lieb sein und dann wieder so austicken dass keiner weiß, wie er damit umgehen soll.
Alles, was bei unserer Tochter immer problemlos funktioniert hat, funktioniert bei ihm nicht im Ansatz... und dann steht man da - selbst wenn man als Mutter Pädagogik und Psychologie studiert hat. Das Leben ist halt kein Lehrbuch.
Erziehungsberatung war komplett für die Tonne - nichts, was wir nicht schon wussten oder zigtausend mal versucht hätten... Kind 1 ist auch absolut problemlos und eine Musterschülerin und Mustertochter.
Fakt ist: es ist genau so wie @DrillingsPapa sagt, wenn es Abweichungen gibt, wird kein Konzept zu 100% greifen, keine Sanktion zu 100% Erfolg bringen... es ist unglaublich schwierig!

Ich denke das wichtigste, was man Kindern in dieser Lage vermitteln kann ist wie sehr man sie liebt, für sie da ist - und an ihre intrinsische Motivation appelliert. (Anstatt über Strafen/Druck und Aggression zu arbeiten)

Es wäre schön wenn es Konzepte gäbe, die da zu 100% funktionieren können... falls jemand von einem mitbekommt, mir bitte gerne mitteilen!
Eltern mit ausschließlich normalen Kindern können sich, fürchte ich, bis auf wenige empathische Ausnahmen, nicht annähernd in diese Lage versetzen, wie enorm schwierig das alles ist, mit so etwas im Alltag umgehen zu müssen.

@alleswirdbesser ich kann dir im übrigen nur zustimmen, bei unserem Sohn macht man mit Strafen nur alles noch viel schlimmer.
Was nicht bedeutet, dass wir ihm alles durchgehen lassen (beileibe nicht), aber solche Strafen machen es nicht besser.
Reden, erklären, an die intrinsische Motivation appellieren bringt hier durchwegs die besseren Ergebnisse und Fortschritte.
Mir geht es aber wie dir: mir ist wichtig, dass meine Kinder mit ALLEM zu mir kommen und mir alles anvertrauen, und das tun sie auch. Weil sie genau wissen, dass ich nicht explodiere und ihnen erstmal zuhöre und fair bleibe.

Zitat von thegirlnextdoor:

@alleswirdbesser ich kann dir im übrigen nur zustimmen, bei unserem Sohn macht man mit Strafen nur alles noch viel schlimmer. Was nicht bedeutet, ...

Und wenn du meine Kinder fragst, würden sie sicher behaupten, ich wäre die strengste Mutter der Welt. Und das ohne Strafen und Verbote

Zitat von thegirlnextdoor:

Weil sie genau wissen, dass ich nicht explodiere und ihnen erstmal zuhöre und fair bleibe.

Vielleicht fehlt deinem Sohn diese Gewissheit, @Floydi85..?

Zitat von alleswirdbesser:

Und wenn du meine Kinder fragst, würden sie sicher behaupten, ich wäre die strengste Mutter der Welt. Und das ohne Strafen und Verbote ...

Autorität ist eben keine Frage von Strafen und Verboten, ebensowenig hängt sie vom Lautstärkeeinsatz des Stimmorgans ab...