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Partner am Ende seiner Kräfte - was kann ich tun?

Felicitas
Guten Abend,

heute brauche ich mal Eure Hilfe, wie ich mich als Partnerin verhalten sollte. Vor ca. zehn Jahren fing mein jetziger Freund in der Firma eines langährigen Freundes an zu arbeiten. Anfangs lief noch alles gut, auch wenn es viel Arbeit war, im Laufe der Zeit immer mehr wurde und er kaum noch Freizeit hatte. Oft schlief er abends erschöpft auf der Couch ein.

Aus vielerlei Gründen (durch Homeoffice keine strikte Trennung von Beruf und Privatleben, durch die Art der Tätigkeit öfter unvorhergesehene Mehrarbeit, schwierige Zusammenarbeit mit Kollegen etc.) wurde es immer mehr zu einer psychischen Belastung. Urlaub fand in der ganzen Zeit lediglich zweimal statt, und das auch nur für ein paar Tage. Er hatte unter dem Strich viel zu wenig Ausgleich.

Dies zur Vorgeschichte. Einen Tag nach der Rückkehr nach Berlin - er war eine Woche geschäftlich unterwegs - erkrankte er an einem Infekt und ist deswegen seit 5. Dezember krankgeschrieben. Nach zweimaliger Verlängerung jetzt noch bis 27. Dezember, denn der Infekt ist nur das eine. Viel gravierender ist, daß sein Körper insgesamt schlapp gemacht hat - nach genügend Anzeichen und Warnsignalen in den letzten Jahren.

Er wird keinesfalls so weitermachen können. Aktuell bekommt er gerade einmal das Notwendigste hin, jedoch vieles nur mit meiner Hilfe. Ich umsorge ihn jeden Tag (seit dem 5. Dezember noch mehr), sonst würde er allein kaum etwas auf die Reihe bekommen. Da er mit seinem Chef befreundet ist, will er den Job nicht hinschmeißen. Die Art der Arbeit gefällt ihm, aber es ruht als Geschäftsführer auch sehr viel Verantwortung auf ihm. Vielleicht ganz gut, daß er nun mehr oder weniger durch seinen Körper dazu gezwungen ist, sich rauszuklinken, zu erholen und viel zu schlafen, zumindest für diese paar Wochen.

Wie soll ich mich als Partnerin verhalten? Eigentlich ist er ein erwachsener Mensch und muß wissen, was er tut, aber ich habe das Gefühl, ich kann und sollte mich da nicht raushalten, auch wenn es sein Leben ist. Aktuell scheint er (sich?) ein Stück weit aufgegeben zu haben.

21.12.2019 00:28 • #1


monchichi_82
Zitat von Felicitas:
Eigentlich ist er ein erwachsener Mensch und muß wissen

Auch ein erwachsener Mensch weiß nicht immer was er tut, handelt nicht immer richtig, erkennt nicht immer seine Grenzen. Wenn dem so wäre gäbe es nur noch erwachsene Übermenschen.

Sein Körper liefert Alarmzeichen erster Güte die er dringlichst ernst nehmen sollte andernfalls droht ein Burnout. Dann fällt er nicht 3 Wochen aus sondern gut und gerne 3 Jahre, wenns reicht. Sicherlich solltest du versuchen etwas einzuwirken und ihn zu bremsen und die Konsequenzen aufzuzeigen.

21.12.2019 00:38 • #2


A


Partner am Ende seiner Kräfte - was kann ich tun?

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Scheol
Zitat von Felicitas:
Guten Abend, heute brauche ich mal Eure Hilfe, wie ich mich als Partnerin verhalten sollte. Vor ca. zehn Jahren fing mein jetziger Freund in der Firma eines langährigen Freundes an zu arbeiten. Anfangs lief noch alles gut, auch wenn es viel Arbeit war, im Laufe der Zeit immer mehr wurde und er kaum noch Freizeit hatte. Oft schlief er abends erschöpft auf der Couch ein. Aus vielerlei Gründen (durch Homeoffice keine strikte Trennung von Beruf und Privatleben, durch die Art der Tätigkeit öfter unvorhergesehene Mehrarbeit, schwierige Zusammenarbeit mit Kollegen etc.) wurde es immer mehr zu ...

Grundsätzlich kannst du einmal deine Sorgen und bedenken mitteilen . Vermutlich will er das nicht hören und wird das ganze abschwächen. Ihm etwas Mut zusprechen das er mit seinem Freund reden soll, das es ihm etwas Zuviel ist und etwas umstrukturiert werden sollte.Aber auch da wirst du vermutlich auf wenig Resonanz stoßen.

21.12.2019 00:43 • #3


unbel-Leberwurst
Ich finde schon, dass es dich etwas angeht, wenn ihr in 10 Jahren nur ein paar Tage Urlaub machen konntet.

Das betrifft doch auch deine Lebensqualität

21.12.2019 00:46 • x 1 #4


BlueApple
Ich sehe das genau so. Und ich würde tatsächlich auch nicht mehr behutsam auf ihn einreden, sondern mit Nachdruck. Seine Gesundheit und sicher auch eure Beziehung leidet unter der Arbeitsbelastung.
Und wenn er so weitermacht, ist der Herzinfarkt vorprogrammiert.
Da es sich bei seinem Chef um einen Freund handelt, sollte ihm das klärende Gespräch leichter fallen. Aber ich denke, dass nicht das Gespräch das Problem ist, sondern viel mehr die Tatsache, dass er sich eingestehen muss, dass er dieses Pensum eben nicht mehr schafft

21.12.2019 00:55 • x 2 #5


Felicitas
Zitat von BlueApple:
Aber ich denke, dass nicht das Gespräch das Problem ist, sondern viel mehr die Tatsache, dass er sich eingestehen muss, dass er dieses Pensum eben nicht mehr schafft

Das ist wahr. Ich hoffe, die bisher zwei Wochen erzwungene Auszeit haben ihm das deutlicher gemacht. Es scheint zumindest der Fall zu sein, denn gegen die heutige Verlängerung der AU bis 27. Dezember hat er sich nicht gewehrt, obwohl er so etwas sonst immer vermeiden wollte.

21.12.2019 01:11 • #6


BlueApple
Zitat von Felicitas:
Das ist wahr. Ich hoffe, die bisher zwei Wochen erzwungene Auszeit haben ihm das deutlicher gemacht. Es scheint zumindest der Fall zu sein, denn gegen die heutige Verlängerung der AU bis 27. Dezember hat er sich nicht gewehrt, obwohl er so etwas sonst immer vermeiden wollte.


Vielleicht ist das ja schon ein erster Schritt. Ich drücke dir/euch die Daumen!
Und vielleicht kannst du die Feiertage ja nutzen um noch etwas auf ihn einzuwirken.

21.12.2019 08:28 • x 1 #7


Felicitas
Womit er ja natürlich recht hat, ist, daß es - in der Firma - irgendwie weitergehen muß. Die liegengebliebene Arbeit muß trotzdem erledigt werden. Aber so wie ich das sehe, ist der Berg inzwischen viel zu hoch, als daß er es noch schaffen könnte, und das kommt natürlich als phyische Belastung hinzu.

21.12.2019 11:16 • #8


N
Liebe Felicitas,
natürlich muss es in der Firma weitergehen, aber nicht auf Kosten der Gesundheit Deines Freundes. - Wenn er mit seinem Chef befreundet ist und das eine ehrliche Freundschaft ist, dann müsste sein Chef nun handeln und für seinen engsten Mitarbeiter etwas tun. - Mit dem Chef zu reden, könnte ein Weg sein, wenn gar nichts Anderes mehr geht. Dein Freund bräuchte Unterstützung, meiner Meinung nach. Einen Assistenten z.B. Du kannst natürlich Deine Bedenken auch nochmal mit Deinem Freund besprechen, aber ich befürchte auch, dass er das abwiegeln wird. - Es gibt bei YouTube mehrere Dokumentationen zum Thema Burnout am Arbeitsplatz. Vielleicht schaut ihr euch gemeinsam eine davon an. Möglich, dass das bei ihm etwas bewirkt und in ihm arbeitet, auch wenn er erstmal abweisend reagiert.

21.12.2019 11:33 • x 1 #9


B
Zitat von Felicitas:
Wie soll ich mich als Partnerin verhalten? Eigentlich ist er ein erwachsener Mensch und muß wissen, was er tut, aber ich habe das Gefühl, ich kann und sollte mich da nicht raushalten, auch wenn es sein Leben ist. Aktuell scheint er (sich?) ein Stück weit aufgegeben zu haben.


Hallo Felicitas,

ich finde es riesig von Dir, dass Du Dir für dieses Thema Hilfe suchst.

Bei mir war die Situation fast identisch mit Eurer, ausgenommen der Tatsache das es sich nicht um einen Freund handelt, bei dem ich tätig bin.

Leider ist meine Ehe daran zerbrochen, da meine Frau diesen Weg nicht gegangen ist. Ich war mir des Stresses und den Opfern die sie bringt nicht bewusst, weil für sie immer alles in Ordnung war (ihre Aussage). Dann, Anfang Oktober hat sie sich mit Hilfe eines Ankers von mir getrennt. Diese Tatsache hat mich aus meiner Lethargie gerissen, leider zu spät.

Wir Männer sehen es leider immer noch so, dass wir die Familie zu ernähren und ihr ein sorgenfreies Leben bieten müssen. Das lässt uns manchmal Grenzen nicht mehr erkennen. Möglicherweise sieht Dein Mann dann Deine Einmischung auch als ungebührlich oder Affront an. Er tut das ja alles für Euch (seine Wahrnehmung).
Es ist schwierig zu sagen was Du machen könntest. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich die Zeichen meiner Frau nicht wahrgenommen habe. Analysiere Dich selbst, ist Euer Leben so wie Du es erfährst erstrebenswert? Falls nicht, musst Du Dich mit ihm zusammensetzen und ihm die Situation vor Augen führen.
Ich habe gelernt das die Familie bei mir auf dem zweiten Platz den falschen Stellenwert in meinem Leben hatte. Ich kann es nicht mehr ändern, nur für die Zukunft daraus lernen. Ich habe mich beruflich zurückgezogen, den Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen und habe nun wieder ein Privatleben. Es geht mir erheblich besser als noch vor drei Monaten, nur, für meine Familie kam die Einsicht zu spät.

21.12.2019 11:35 • x 3 #10


unbel-Leberwurst
Zitat von Felicitas:
Womit er ja natürlich recht hat, ist, daß es - in der Firma - irgendwie weitergehen muß. Die liegengebliebene Arbeit muß trotzdem erledigt werden. Aber so wie ich das sehe, ist der Berg inzwischen viel zu hoch, als daß er es noch schaffen könnte, und das kommt natürlich als phyische Belastung hinzu.


Das ist jetzt aber in erster Linie das Problem des Freundes sprich Arbeitgebers.
Niemand ist unersetzbar, auch dein Freund nicht. Der Chef muss eine neue Kraft einstellen.

21.12.2019 11:43 • #11


Felicitas
Das ist wahr, niemand ist unersetzbar, zumindest nicht auf Dauer. Kurzfristig ist es schon ein Problem. In dem Job, in dem mein Freund arbeitet, ist es nur schwer, geeignete neue Mitarbeiter zu finden. Mein Freund und ich sind vorhin überein gekommen, daß er versuchen wird, vorerst das Notwendigste weiterzumachen. Die weitere Krankschreibung bis 27. Dezember nimmt zumindest den Druck von ihm, daß er sich zu mehr als das verpflichtet fühlen muß. Er möchte abwarten, wie es ihm in ein, zwei Wochen geht, und dann sehen wir weiter. Ich werde ihm weiterhin den Rücken freihalten und auf ihn aufpassen.

21.12.2019 22:58 • #12


K
Wie wäre es mit einer Kur?

22.12.2019 02:43 • #13


Scheol
Eine Bäderkur wird da sicher nicht ausreichen.

22.12.2019 03:02 • #14


K
@Scheol

Eine Bäderkur wird da sicher nicht ausreichen.

Auch eine normale Bäderkur würde ihm sicher sehr guttun, aber ich meinte eine psychosomatische Kur.

22.12.2019 03:13 • #15


A


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