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Partner krank - ich am Ende meiner Kräfte

N
Danke Top, du kannst dich gerade ganz gut in meine Situation versetzen, merke ich. Mein Mann hatte einen Schlaganfall, es gibt noch eine körperliche Behinderung, die geblieben ist, aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist die Wesensveränderung, die eine solche Krankheit in den meisten Fällen mit sich bringt. Daher auch die oft seltsamen Äußerungen von ihm (da wird plötzlich ein Speckröllchen an meinem Bauch moniert (das empfand ich als äußerst verletztend) - und sich dann entschuldigt). Er ist nicht mehr der Mann von vorher, ich habe das Gefühl, er ist nicht mehr MEIN Mann. Und urplötzlich brechen alte Konflikte wieder auf, z. B. dass er mich in bestimmten schweren Situationen, in denen ich mal war, alleine gelassen hat. Im Moment kommt alles hoch, ich habe das Gefühl, jede Faser meines Körpers ist am vibrieren... sind wohl die Nerven.
Wir brauchen keine Hilfe wie hier schon angesprochen, Putzfrau hatten wir auch schon vorher und mein Mann kann selber Auto fahren.
Und ja, wenn ich die Entscheidung treffen sollte zu gehen, dann ist es so. Auch ich habe ein Recht auf Leben und alt bin ich noch nicht. So kann ich jedenfalls nicht mehr, das steht fest. Und was auch Bände spricht: ich kann mir schon lange keinen S6 mehr mit meinem Mann vorstellen......

11.12.2015 11:36 • #16


L
Zitat von Nightlight:
Wie lange hast du das durchgehalten? Habt Ihr euch einvernehmlich getrennt oder hat einer von beiden gesagt, das war´s?


Wir haben noch fast 7 Jahre weitergemacht, letztlich vor allem auch wegen unseres gemeinsamen Sohnes. Aber alle entstandenen Wunden während dieser Zeit, haben das Zusammenleben sehr schwer gemacht.
Es braucht sehr viel Stärke, sich in so einer Lebensphase von seinem Partner zu trennen. Verwandte, Freunde und Kollegen werden meistens nicht verstehen (können), warum es für Dich einfach nicht mehr auszuhalten ist. Es ist eine sehr schwere Entscheidung: Eigene (auch seelische) Gesundheit oder die Vorverurteilung Deiner Umgebung. Ich konnte es damals nicht.
Einvernehmlich ist ein schönes Wort. Ich würde sagen, wir haben uns nicht im großen Streit getrennt. Wir können immer noch gut miteinander reden, aber die Trennung ging von mir aus. Für meine Frau war die Ehe eigentlich auch nicht mehr tragbar, aber sie hätte einfach so weitergemacht. Für mich fehlte aber in dieser Ehe so vieles, dass ich einfach das Gefühl hatte, dass es mich auch körperlich so sehr runterzieht, dass ich neu beginnen möchte. Das es dann so lange gedauert hat, lag vor allem an meinem Sohn, den ich sehr liebe und ihn sehr vermissen werde, wenn ich ihn nur noch alle 14 Tage sehen darf. Manchmal kann man nur zwischen zwei schlechten Entscheidungen wählen und hofft dann, das weniger Schlimme gewählt zu haben.

11.12.2015 11:42 • #17


A


Partner krank - ich am Ende meiner Kräfte

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Solskinn2015
Hi Nightlight,

meine Ehe ist gescheitert. Ich kann Dir zumindest sagen, dass eine Trennung die Sachen nicht wirklich unbedingt besser macht und vielleicht auch keine Lösung ist. Wir hatten und haben einige ältere Verwandte mit betreut neben unserem Familienleben. Das war hart. Ist vielleicht auch ein Grund des Scheiterns.

Was Du auf jeden Fall brauchst ist Luft zum Atmen und Freiraum. Ich kenne das. Diese Sprüche am Telefon. Ihr habt ja so viel selber auf der Agenda. Ich bedauere Euch, aber mach mal das und das. Wieso macht ihr das den nicht mit den Kindern etc... (Weil wir bis jetzt mit EUCH beschäftigt waren d.h. den Verwandten). Dieses gesäusel zieht einem die letzte Energie raus.

Du brauchst echt mal ne Kur. Was für Dich. Du brauchst Hilfe. Von Deinen Kindern, von Deinen Eltern von wem auch immer. Alle scheinen noch auf Dich zu schauen und Dir dann nur den Kopf zu tätscheln und Dir zu sagen wie hart das alles ist reicht nicht. Dein Mann muss auch mit in den Prozess rein.

Du verlierst Dich gerade. Suche Dir Hilfe (erst einmal therapeutische um das alles zu ordnen, binde die Familie ein etc)..

Viel Kraft Dir.

LG

Sol

11.12.2015 11:48 • #18


T
Und das ist der springende Punkt, dein Mann ist leider nicht mehr der, der er mal war, und wird es auch nicht mehr werden. Das ist die bittere Realität. Wenn du ernsthaft über eine Trennung nachdenkst, dann geschieht das nicht von heute auf morgen. Da ist überhaupt nichts falsches dran.

11.12.2015 11:49 • #19


P
Zitat:
Und urplötzlich brechen alte Konflikte wieder auf, z. B. dass er mich in bestimmten schweren Situationen, in denen ich mal war, alleine gelassen hat.

Und was auch Bände spricht: ich kann mir schon lange keinen S6 mehr mit meinem Mann vorstellen......


Dann liegt das Problem nur bedingt in der Krakheit.
Man sagt nicht umsonst, dass eine Krankheit gute Partnerschaften tiefer und inniger machen, schlechte dagegen gehen zu Ende.

11.12.2015 11:51 • #20


Solskinn2015
Hallo Top,

das weiss man nicht wie er wieder werden kann oder was man selber für seinen Partner machen kann. Das Leben ist kein Ponyhof.

Aber Nightlife ist ziemlich innerlich am Ende. Sie müsste gestützt und aufgefangen werden und dann klar für sich eine Entscheidung treffen. Das kann auch noch Jahre dauern.

11.12.2015 11:55 • x 1 #21


T
Nightlight hat ihre Entscheidung doch schon längst getroffen und braucht dahingehend Unterstützung.

@Nightlight

Du triffst damit jedenfalls die richtige Entscheidung, darfst nur nicht erwarten das du es jedem recht machen kannst, ist auch gar nicht deine Aufgabe.

11.12.2015 12:08 • #22


G
Ja, der Mann ist nicht mehr derselbe. Immerhin hatte er nen Schlaganfall, da ändert sich von jetzt auf gleich alles. Selbst bei einer vollständigen Genesung bleibt etwas zurück. Nämlich das Gefühl etwas ausgeliefert zu sein.
Menschen verändern sich, ganz besonders in solchen Situationen, aber das hat nicht nur er, sondern auch sie. Nur sie hatte während der Erkrankung des Mannes durchaus die Option Kraft zu tanken, Alternativen zu erproben, etc. Hatte er nicht.

Ja, es ist schwer jemandem zur Seite zu stehn, der emotional und körperlich total aus der Bahn geworfen wurde. Aber derjenige hat durchaus länger mit sich zu kämpfen als es ihm zugestanden wird. Weil irgendwann muss es ja dann auch mal gut sein, ne? Doch damit ist es noch lange nicht getan.
Du schreibst erst als würde dich das alles belasten und du es gern ändern. Hoffst auf Tipps, wie es andere geschafft haben. Aber inzwischen habe ich das Gefühl, dass du hier nur den Segen für eine Trennung haben möchtest. Aus deinen letzten Worten lese ich viel Wut und Verbitterung. Verachtung dem Partner gegenüber. Leg das Schutzschild Krankheit zur Seite und sei ehrlich. Da ist für dich kein Zurück mehr, weil es schon vorher NICHT mehr gestimmt hat, nicht durch die Wesensänderung von ihm, dir, euch....
Wenn du selbst das Gefühl hast, dass nichts anderes außer einer Trennung hilft, dann Trenn dich. Aber dann sei wirklich ehrlich und schieb nicht alles auf die Krankheit. Denn was davor super gut lief, läuft danach schlechtestenfalls nur noch gut. Da es bei dir scheixxe läuft, war es vorher schon eher mau.

11.12.2015 12:09 • #23


H
Hallo Nightlife
Ich stimme Solskinn2015 zu. Suche dir Hilfe und Unterstützung - für dich allein. In emotionalen Ausnahmesituationen Entscheidungen zu treffen, ist nie gut.
@top- du geisterst hier schon eine Weile im Forum als Gast herum- warum meldest du dich dann nicht an?

11.12.2015 12:10 • #24


N
Hey Sol,
danke dir für deine Worte, ich habe dich schon in anderen Threads gerne gelesen. Ist nicht die entscheidende Frage die, ob ich meinen Mann noch liebe? Ist das nicht eigentlich die alles entscheidende Frage? Und warum kann ich mir unter keinen Umständen Intimitäten mehr mit ihm vorstellen? Sprechen nicht diese Fragen, die ich mir stelle, Bände? Und wie schrieb Top, über eine Trennung denkt man nicht von heute auf morgen nach, das ist ein langer Prozess - und es ist auch kein anderer Mann im Spiel. ICH will leben... aber so kann ich es nicht mehr. Und ist das denn nicht ein bisschen gesunder Egoismus? Wem nützt es denn, wenn ich zusammenklappe? Doch auch niemandem. Natürlich wird es mich auch zerreißen, zu gehen, das ist ja das Dilemma. Aber es wird dann wieder ein kleines Licht am Horizont erscheinen, was hoffentlich sukzessive größer wird. Wenn ich bleibe, sehe ich kein Licht, ich sehe nur noch dunkle Wolken. Ich bin beruflich ganz gut eingespannt, was mir letztlich aber auch wieder Kraft gibt. Ach was für eine Zeit..... hätte ich mir nie träumen lassen, dass es mir mal so geht.
Ein weiteres Problem ist, ich bin grundsätzlich ein starker Mensch - das erzeugt vermutlich auch die Reaktionen der anderen: ICH brauche doch keine Hilfe, ICH schaffe das doch!
Danke für offene Worte, ich bin über die Resonanz hier sehr positiv überrascht....

11.12.2015 12:13 • #25


N
Zitat von Gästin77:
Nur sie hatte während der Erkrankung des Mannes durchaus die Option Kraft zu tanken, Alternativen zu erproben, etc. Hatte er nicht.

Muss man nicht kommentieren - da hat jemand so gar keine Ahnung!

11.12.2015 12:17 • #26


T
Vielleicht könntest du dir wirklich ne Woche Auszeit nehmen, am besten sogar mit deiner Freundin wo ein paar Tage ausspannen und runterkommen, damit du erstmal einen klaren Kopf bekommst. Ich würde auch gar nicht so viel mit anderen darüber reden, deine Situation ist schwierig und die meisten anderen können sich gar nicht so in dich hineinversetzen. Dadurch machst du dir womöglich nur unnötig zusätzlichen Stress.

Denkst du, du bekommst ne Woche Auszeit weg von zuhause hin?

11.12.2015 12:44 • #27


G
Doch Nightlight. Ich habe Ahnung. Aus der anderen Perspektive, denn ich bin die Kranke in meiner Beziehung.
Aber es ist ja immer recht einfach nur die eine Seite zu sehen.

Es ist nun mal so, dass ein kranker Mensch, und ich rede hier nicht von Grippe und Co., keine Möglichkeit hat sich dem auch nur kurzzeitig zu entziehen. Die Gedankenspirale dreht sich unaufhörlich weiter, denn jeder Moment erinnert daran, dass man nicht mehr gesund ist.

Der Partner wiederum kann das durchaus. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Tatsache. Und das ist auch gut so, denn für uns Kranke braucht ihr Gesunde doch Kraft.

Ist schon vor der Erkrankung der Wurm in einer Beziehung und die Liebe weg, dann soll keiner bleiben sondern besser gehen. Aber eben nicht die Krankheit vorschieben als Grund. Denn der Erkrankte oder davon Genesene kann dafür sicher nichts. Genauso wenig für die komplexe Gefühlswelt währenddessen oder danach.

11.12.2015 14:03 • #28


schmaloo
Zitat von Nightlight:

Zitat:
Das Problem ist die Wesensveränderung, die eine solche Krankheit in den meisten Fällen mit sich bringt. Daher auch die oft seltsamen Äußerungen von ihm (da wird plötzlich ein Speckröllchen an meinem Bauch moniert (das empfand ich als äußerst verletztend) - und sich dann entschuldigt). Er ist nicht mehr der Mann von vorher, ich habe das Gefühl, er ist nicht mehr MEIN Mann. Und urplötzlich brechen alte Konflikte wieder auf, z. B. dass er mich in bestimmten schweren Situationen, in denen ich mal war, alleine gelassen hat.

Hallo Nightlight, ich habe zwar keine direkte Erfahrung damit, aber miterlebt wie der Mann ( manisch-Depressiv ) einer gute Freundin zu ihr bewusst ätzend wurde, um ihr den Weg zu gehen zu erleichtern....
Aus der Hilflosigkeit und nicht mehr ertragen können sie leiden zu sehen... so hat er es im Nachhinein erklärt..
Sie ist gegangen weil sie daran Physisch und Psychisch kaputt wäre und auch um deren Sohn zu schützen...
Ich kann aber nicht beurteilen ob es auch bei euch der Fall ist.. Alles Gute...

11.12.2015 14:21 • #29


P
Zitat:
Ist schon vor der Erkrankung der Wurm in einer Beziehung und die Liebe weg, dann soll keiner bleiben sondern besser gehen. Aber eben nicht die Krankheit vorschieben als Grund. Denn der Erkrankte oder davon Genesene kann dafür sicher nichts. Genauso wenig für die komplexe Gefühlswelt währenddessen oder danach.

Das sehe ich ähnlich. Hier geht es nicht um die Krankheit als solche. Hier ist das Gefühl verloren gegangen.
Mein Vater hat meine Mutter 4 Jahre gepflegt. Sie saß die letzten Jahre im Rollstuhl.
Was das für meinen Vater bedeutet hat, was für eine Arbeit auf ihn zukam, könntet ihr schon denken.
Wir waren oft besorgt, haben eine Hilfe angagiert, damit er besser zu Recht kommt.
Und nie haben wir ihn klagen gehört. Nur Sorge und Angst und eine tiefe Trauer.
Sie starb in seinen Armen, er 4 Monate danach, obwohl er eigentlich gesund war.
Die Liebe hat über alles getragen und ohne sie musste er auch gehen.
Wenn das hier nicht der Fall ist, dann ist die Krankheit eine Nebenerscheinung. Sicher ist der Alltag jetzt anders, aber so unerträglich? Mit Putzhilfe und der Kranke fährt sogar selbst das Auto?
Die Ehe ist zu Ende. Ist vielleicht sehr schwer das selbst so anzunehmen? Angst, dass die Umwelt es nicht verstehen wird? Und deshalb wird nach Gründen gesucht?
Zu eigenen Gefühlen stehen, das ist schon Grund genug.

11.12.2015 14:33 • #30


A


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