Hey B,
Das wird nicht nur eine SMS, das wird ein ganzer Roman. In mir tobt es, tausend wiedersprüchlichen Gefühle auf die Depression und Anpassungsstörung oben drauf. Gleich an diesem Punkt: danke für nichts. Ich weiß, wir haben schon über die letzten 1,5 Jahre gesprochen und auch darüber, dass es für uns beide viel zu viele wirklich harte äußere Faktoren in dieser Zeit gab und immernoch gibt. Dennoch wird mir jetzt erst klar wie krass du mich eigentlich schon da im Stich gelassen hast. Statt mir zumindest grundlegende emotionale Unterstützung zu geben, hast du abgeblockt. Hast mir vorgehalten, wie ich mit meiner Mama umgehen soll und bist nicht müde geworden, mir zu erklären dass du meine Eltern nicht magst. Ja, schön und gut. Ich liebe meine Mama sehr und sie seit 1,5 Jahren bei ihrem viel zu langsamen Tod zu begleiten ist einfach unfassbar anstrengend. Und klar bin ich dadurch nicht mehr die lustige, voller Tatendrang, die du 2009 kennen gelernt hast. Ich trauere, weil ich jeden Tag ein Stück mehr von meiner geliebten Mama verliere.
Leider habe ich mich bei diesem Prozess inzwischen selbst verloren. Trotz Therapie und Anstrengung. Mit deinem Abgang hast du mir alles genommen, was mir noch Kraft gegeben hat. Ich weiß, du willst kein Anker sein, das ist dir zuviel Verantwortung. Aber genau so etwas hätte ich gebraucht. Du und all die gemeinsamen laufenden und geplanten Projekte waren meine Zukunftsaussicht! Das rumspinnen und Lebenspläne entwickeln, die Grundstücke in GR, der Bus, die Gewissheit, wenn ich Mal Zeit habe einen Tag in der Wohnung, unserem Zuhause zu sein, bist wenigstens du da. Alles, woran ich mich noch klammern konnte, um das zu überstehen. Weg. Weil du sagst, du hast vielleicht eine Midlife-Crisis, Dinge die du klären musst. In mir tobt alles. Ich bin sauer, weil ich meine, dass es die äußeren Faktoren sind, die gerade so schwer sind und nichts inneres, aber vermutlich täusche ich mich. Unsere wenigen Gespräche haben sich ja auch eher nur im Kreis gedreht. Du hast aufgezählt, was bei anderen besser ist, warum im Vergleich wir nicht funktionieren. Wegen größtenteils lösbarer äußerer Faktoren.
Ich bin zu tief verletzt und fühle mich absolut im Stich gelassen. Ich liebe dich, von Herzen. Trotzdem möchte ich am liebsten, dass du verschwindest, aus der Stadt, von der Welt, weil ich kein drittes Mal so verletzt werden möchte.
Ich bin zeitgleich fast froh, dass die Beziehung nun beendet ist. Du hast immer viel gefordert und nur wenig gegeben. Und wenn nicht in schlechten Zeiten, wann denn dann? Das Leben ist nicht nur Sonnenschein.
Es gäbe so unendlich viel mehr zu sagen, so viel das in mir kämpft. Ich kann nur nicht mehr.
Nichts mehr.
Drück mir bitte wenigstens die Daumen, dass die Klinik mich aufnimmt und ich wieder so weit auf die Beine komme, dass ich die letzten Schritte meiner Mama begleiten und meine Eltern da unterstützen kann.
A
18.06.2022 15:34 •
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