Ich fühle mich nicht genug geliebt / er fühlt sich erdrückt

Hallo zusammen,
seit gestern bin ich mit meinem Partner ein Jahr zusammen. In diesem ersten Jahr haben wir viele schöne Momente erlebt – aber leider auch sehr viele Tiefen. Noch nie habe ich mit einem Partner so viel gestritten oder so viele Meinungsverschiedenheiten gehabt wie mit ihm. Und aktuell bin ich wirklich mit meinem Latein am Ende. Deshalb suche ich Rat und brauche Hilfe, weil ich an unsere Beziehung glaube und weiterkämpfen möchte. Ich weiß aber nicht, wohin das alles führen soll.
Unsere Geschichte begann schön. Wir haben uns auf der Hochzeit von Freunden kennengelernt. Klar, es war Alk. im Spiel – aber er hätte auch jede andere ansprechen können. Wir haben uns nett unterhalten und waren sofort auf einer Wellenlänge. Er bat mich um meine Nummer, und wir haben uns sogar geküsst. In der ersten Woche haben wir viel geschrieben und uns ausführlich ausgetauscht. Nach etwa einer Woche haben wir uns dann bei ihm zu Hause getroffen.
Ich wusste schon vorher, dass er mit seiner Ex-Frau (sie sind noch verheiratet), deren neuem Partner und den gemeinsamen zwei Kindern in einem Haus lebt – sie wohnen in einer Einliegerwohnung unterhalb des Hauses. Anfangs haben wir uns viel ausgetauscht, und er hat mir keine Geheimnisse vorenthalten. Er hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt.

Die Ehe ging nach 17 Jahren in die Brüche. Zum Wohle der Kinder ist die Ex-Frau im Haus geblieben – mit ihrem neuen Partner. Mein Freund hat versucht, die Ehe zu retten, ist sogar auf eine Dreiecksbeziehung eingegangen, aber irgendwann hatte seine Ex keine Gefühle mehr für ihn und beendete die Beziehung. Das Zusammenleben unter einem Dach ist wie eine Art Wohngemeinschaft – man spricht sich viel ab und organisiert vieles gemeinsam. Anfangs fiel mir das schwer, aber auch die Ex hat offen mit mir gesprochen und mir signalisiert, dass sie keine Gefühle mehr für ihn hat – genauso wenig wie er für sie. Es geht ihnen nur noch um die Kinder.

Anfangs war unsere Beziehung wirklich schön. Man lernt sich kennen, entdeckt Gemeinsamkeiten. Meine Gefühle waren schnell da. Nur er tut sich bis heute schwer damit, seine Gefühle zu zeigen. Ob das, was er empfindet, wirklich Liebe ist, weiß er selbst nicht. Er sagt zwar, dass er keine Gefühle mehr für seine Ex hat – aber ich verstehe nicht, warum er mich nicht voll und ganz in sein Leben lässt. Ich bin ihm wichtig, das sagt er, aber wenn man von 100 % spricht, dann wären es nur 95 %. Einmal hat er mir gesagt, dass er mich liebt – aber seitdem habe ich das nie wieder gehört. Ich sollte auch bei ihm einziehen, aber auch das hat sich nie weiterentwickelt.

Mit seinen Kindern und dem Alltag komme ich sehr gut zurecht. Die Kinder haben mich lieb gewonnen. Wenn sie selbst entscheiden dürften, wer auf sie aufpassen soll, werde ich als Erstes genannt. Anfangs war auch unsere Kommunikation sehr gut. Doch nach und nach wurde es immer weniger. Wenn ich meine Gefühle anspreche oder etwas sage, wirft er mir vor, ihn zu erdrücken oder ihm etwas vorzuwerfen.

Was kann man tun, wenn jemand nicht loslassen kann? Ich verstehe, dass er in 17 Jahren Beziehung viel investiert hat und ihm alles plötzlich genommen wurde. Er war auch in therapeutischer Behandlung – aber ich denke, vier Sitzungen sind einfach zu wenig, um das alles zu verarbeiten, was er erlebt hat. Auch seine Kindheit war nicht leicht, er hatte kein gutes Verhältnis zu seinem Vater. Seine Familie und Freunde verurteilen seinen aktuellen Lebensstil und verstehen nicht, warum er seiner Ex vergeben hat und mit ihr und ihrem neuen Partner unter einem Dach lebt.

Ich weiß, dass ich ihm etwas bedeute – aber manchmal fühlt es sich an, als wäre ich eine sehr gute Freundin mit gewissen Extras. An unserem Jahrestag waren wir mit Freunden auf einem Festival. Abgesehen von einem Kuss und einem Alles Gute kam leider nichts von ihm. Stattdessen haben wir den Tag verschoben, weil er meinte, wir seien ja mit der Gruppe unterwegs gewesen und hätten uns nicht einfach abkapseln können – schließlich hätten wir das alles gemeinsam organisiert.

Was meint ihr dazu?
Ich brauche wirklich ein guten Rat.

Ich denke ohne eine räumliche Trennung wird er nicht abschließen können. Zumal sie vor der Trennung eine Dreiecksbeziehung geführt haben. So wie du es beschreibst, hatte er noch keine Gelegenheit sich nach der Trennung neu aufzustellen. - Ich würde die räumliche Trennung zur Voraussetzung einer Fortsetzung eurer Beziehung machen.

@nalea vielen Dank für dein Feedback. Das Thema hatten wir schon. Beiden wollen das nicht, wegen dem Kindern und das finanzielle

Liebe Monti,

ich möchte mich @nalea anschließen. Ich empfinde es ebenfalls als problematisch, im gleichen Haus mit der Ex und ihrem Neuen zu leben. Für die Kinder mag es das Beste sein, aber zum wirklichen Abschließen nicht.

Zitat von Monti_92:

Das Zusammenleben unter einem Dach ist wie eine Art Wohngemeinschaft – man spricht sich viel ab und organisiert vieles gemeinsam.

Es liest sich so, als würde ihm das momentan reichen. Zu einer von Dir gefühlten echten Beziehung braucht er vermutlich noch Zeit!

Liebe @Monti_92, für mich liest es sich, dass dein Partner noch nicht frei genug für eine neue Beziehung ist. Auch, wenn es nur der Kinder wegen sein soll, dass die Ex und er noch in einem Haus leben. Er nimmt das in Kauf, sowie er die Dreicksbeziehung in Kauf genommen hat. Das sieht für mich nicht nach Verantwortung auf Elternebene aus. Eher, sorry, dass er sich eine Übergangsfrau zugelegt hat. Ich glaube auch, dass er dir gerne mehr an Gefühlen zukommen lassen würde, aber er ist blockiert. Auch, wenn er sagt, dass er nichts mehr für die Ex empfindet, heißt das noch lange nicht, dass er sich mit dem Scheitern der Ehe auseinander gesetzt hat, und alles verarbeitet hat. Es ist auch viel schwieriger, wenn er dauernd Kontakt zu der Ex hat. Sie mögen auf 6ueller Ebene getrennt sein, auf der emotionalen muss es noch lange nicht der Fall sein. Jedenfalls scheint der Platz, den du gerne hättest, nicht frei zu sein.

@Monti_92

Zitat von Monti_92:

Beiden wollen das nicht, wegen dem Kindern und das finanzielle

Auch dann nicht, wenn es einen Neuanfang seinerseits verhindert. Das ganze wirkt doch eher wie eine geöffnete Ehe, weil die 6uelle Anziehung nicht mehr gegeben ist. Dafür gibt es dann jeweils einen Nebenpartner.

@Monti_92,

Es bleiben dir zwei Möglichkeiten, denke ich. Entweder du akzeptierst, dass du quasi als Gast in diesem Dreieck mit Kindern bist. Und dass du dich somit den Wünschen der Mehrheit unterordnen musst. Oder du besinnst dich auf das was du von deinem Leben und einer Beziehung möchtest.

Was passiert, wenn du einen Kinderwunsch hast, oder gerne mit ihm zusammen ein eigenes Reich aufbauen und einrichten möchtest? Wird er dann nein sagen, weil er bereits Familie, Heim und Hof hat? Wenn er nicht ausziehen möchte, ist er nicht frei.

Zitat von Monti_92:

Hallo zusammen, seit gestern bin ich mit meinem Partner ein Jahr zusammen. In diesem ersten Jahr haben wir viele schöne Momente erlebt – aber ...

Es ist nicht deine Aufgabe, deinen Freund von den Verletzungen zu heilen, die er in seiner Ehe erlitten hat. Das ist seine Aufgabe und Verantwortung. Überlege dir, was du von einer Partnerschaft erwartest und ob er dir das geben kann, mit all seinen emotionalen Altlasten. Und dann triff eine vernünftige Entscheidung, aus Selbstliebe und Berücksichtigung deiner eigenen Bedürfnisse heraus.

Und ganz unter uns, wer garantiert dir, dass zwischen den beiden, drein nichts läuft, wenn du nicht da bist? Ich kenne auch eine Frau, die geheiratet hat, der Vater des ersten Kindes wohnt in einer Wohnung in ihrem Haus. Und ja, auch um die tägliche Tochter-Vater Beziehung aufrechtzuerhalten. Nach dem zweiten Kind zog der Ehemann ins Gästezimmer, weil er schnarcht. Nun ja, Kind Nummer drei war dann außerehelich.

Liebe Monti,

er ist noch verheiratet, wohnt mit seiner EX und ihrem NEXT unter einem Dach und hatte sogar eine Dreicksbeziehung...
Er *weiss nicht* ob er dich liebt ...
er ....wirft er mir vor, ihn zu erdrücken oder ihm etwas vorzuwerfen.....

Was würdest DU einer Freundin raten die dir sowas erzählt...?

Der Mann ist meilenweit davon entfernt einen Abstand zu finden und WILL es offenbar auch nicht . Er ist nicht das Opfer seiner *Umstände*...er schafft sie sich selbst . Ist dir das bewußt ?

Wenn DAS dein Traum von einer Beziehung ist dann bleib....wenn nicht....trenn dich.

Alles Gute dir.

@Monti_92
Hi, schade dass sich das so entwickelt hat aber absolut absehbar
Mich wundert es wenig wie sich das entwickelt hat und dass nach einem Jahr schon so eine Spannung in der Beziehung ist.
Ich persönlich hätte mich da niemals auf eine Beziehung eingelassen da wären einfach zu viele rote Flaggen gewesen.
Aber ich bin ja nicht die TE.
Zumindest diese Beziehungsform wie die momentan angestrebt wird empfinde ich als nicht realitätsbezogen.
Bleibt die Frage ob man es jetzt noch auf etwas lockeres herunterbrechen kann

liebe Monti!

Zitat von Monti_92:

Noch nie habe ich mit einem Partner so viel gestritten oder so viele Meinungsverschiedenheiten gehabt wie mit ihm.

worüber streitet ihr denn so viel wenn ich fragen darf, bzw. was sind das für meinungsverschiedenheiten?

natürlich nur, wenn du berichten magst.

@Brennessl
Anfangs ging es um Erwartungen die man in einer Beziehung mitbringt, zb ich wohne in meiner Wohnung 20km weg und ich bin diejenigen die immer am fahren ist. Versprochen hat er, einmal die woche zu mir zu kommen. Bis jetzt ist das selten gewesen. Irgendwann hieß er er fühlt sich nicht wohl in meiner Wohnung und seit dem haben wir es sein gelassen.
Um Freizeit. Er hat viel um die Ohren mit Arbeit, Kinder und seinen Nebenjob sowie sein Hobby. Ich gebe ihn so viel Freizeit wie es geht, verlange aber auch, das wir einmal die Woche ein Tag für uns nehmen und nur wir was machen. Auch das ist leider selten geworden.
Ich mag das gerne viel per WhatsApp zu schreiben, er findet es erdrückend immer zu allem zu antworten.
Man vermisst sein Partner, wenn man ihn nicht gesehen hat, so Max nach 2 bis 3 Tagen. Er sieht es anders. Auch unser Jahrestag sah er anders. Ja wir waren mit Freunden auf dem Festival und er hat sich nix einfallen lassen auch keine kleine Geste. Er wollte es lieber verschieben. Ich soll in sein Leben teilnehmen, vergisst mir aber Termine zu erwähnen oder wenn ich nachfragen, warum er mit seiner ex dahin geht, wird er sauer und sagt ich werfen ihn was vor. Er hätte mir schon von dem Termin erzählt usw

Anderes Beispiel. Vor 2 Wochen waren wir auf einem Siedlerfest auf der Straße wo er groß geworden ist. Er ging dort immer mit seine ex Frau viele Jahre. Er hat sich anfangs als wir angekommen sind unwohl gefühlt, weil ich dabei war und er keine Lust hatte auf Tratsch. Obwohl ich bei seiner Familie war und er seit 3 Jahren nicht mehr mit ihr zusammen ist.
Im Gegenteil bei einem anderem Fest war er nicht so

Völlig normal dass sich ein Vater um seine Kinder aus der Vorbeziehung kümmert.
Klar nimmt das Zeit in Anspruch, es ist aber eine Sache der Organisation.
Hier in diesem Fall geht es aber meines Erachtens um die ständige Betreuung der Ex.
Ich finde hier fand nie ein richtiger Trennungsprozess statt, das geht weit über die übliche Elternebene hinaus.