Guten Abend,
ich möchte mich kurz fassen, ich hoffe, es gelingt mir. Ich (47) und meine Ex Freundin (46) haben uns über die Arbeit kennengelernt.
Vielleicht kurz, so kurz es jedenfalls geht, zu mir. Schwieriges Elternhaus (Prügel, Essensentzug, Liebesentzug, Strafen ohne Ende). Mit Eintritt in Grundschule durch das Jugendamt zur Pflegefamilie gekommen, viel besser wurde es da auch nicht.
Zeit meines Lebens große Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen und zu halten, durch viele Schulwechsel und Umzüge mit meiner Pflegefamilie nochmal schwerer. Im Studium zu 2 Studienkollegen einen guten Draht aufgebaut, beide wohnen aber hunderte Kilometer von meinem Wohnort entfernt, wir telefonieren 1-2x im Jahr, schreiben manchmal per WA. Freunde vor Ort: Nicht existenz.
Dafür eine Halbschwester mit ihrem Mann, die zwei Kinder hat, also Familie, zu ihr habe ich einen guten Draht, aber auch wir sehen uns nur einmal im Monat. Die Zeit ist natürlich knapp bei ihr.
Meine Beziehungsbilanz ist ernüchternd, ich bin ein Vermeider, bin einer, der schnell die Flucht ergreift, hat viel mit meiner Kindheit zu tun. Ich habe nun eine Therapie angegangen, was schleppend läuft, da mein Therapeut schwer verfügbar ist, ich setze viel auf autodidaktische Arbeit. Und da sind wir beim Problem.
Meine letzte längere Beziehung 4 Jahre, sogar zuletzt zusammengewohnt. Ich bin jemand, der viele Hobbys hat, betreibe Ausdauersport, bin viel mit Lesen beschäftigt, viel mit mir selber, brauche viel Ruhe für mich.
Ich war beruflich über eine Firma in Alaska, fast 8 Jahre, arbeitete dort als Vermessungsingenieur in völliger Einsamkeit. Die Entscheidung fiel, weil mich hier nichts hielt 2015, keine Freunde, keine Frau, keine Familie. Dort hat man wenig Probleme, daher ist ein Austausch garnicht so sehr erforderlich, um die sachlichen Probleme kümmerte sich die Firma.
Ich bin 2024 dann abgezogen worden, im Jan 2024 arbeitete ich hier in Deutschland bei der Firma in München im Büro, was für mich echt schwer gewesen ist. Ich verliebte mich da in eine Kollegin und sie war die erste Frau in meinem Leben, bei der ich gegenseitige Liebe spürte.
Jetzt wird es tragisch. Während ich überhaupt keine konkreten Vorstellungen von Beziehung hatte, waren ihre Vorstellungen ganz genau definiert: Man macht halt einfach alles und so viel wie möglich zusammen und verbringt nahezu alle Zeit zusammen. Fertig. Da wir leider nicht allzuviele Schnittpunkte (Hobbys, Freizeitverhalten) hatten, bedeutete das in der Praxis für mich vor allem eines: Aufgabe von Hobbys. Das tat ich Anfangs, wir merkten aber beide, dass sowohl sie als auch ich unzufrieden mit der Situation waren. Sie wollte mehr von mir und ich wollte mehr Freiraum für mich. Das führte zu enormen Streitigkeiten, und sie trennte sich von mir. Das war nach knapp 1 Jahr im Jan 2025.
Sie ließ sich im Februar versetzen in eine andere Abteilung und sogar einen anderen Standort. Für mich war das erstmal eine gute Sache, man sah sich nicht.
Das Tragische ist: Dass mir ihre Form von Beziehung gezeigt hat, dass ich das mochte, nicht in dieser extrem engen Form, aber in dieser emotional engen Form, wir waren uns emotional sehr stark verbunden und das liebte und mochte ich. Übrigens sprachen wir uns damals nie aus, es ging Schlag auf Schlag.
Ich dachte, ich hätte das ganze bestens verarbeitet, und hab mich komplett geirrt. Das lag auch daran, dass ich hier mangels sozialen Umfelds kaum bzw. eigentlich keinerlei Kontakte habe, mit denen ich mich ernsthaft austauschen kann, mit denen ich etwas unternehmen kann.
Und so saß ich Wochenende für Wochenende da und war einsam, das merkte ich nie so stark wie nach dieser Trennung, mit der ich auf einmal extrem viel Leere gespürt habe, hier in Deutschland, in meinem Alter, keine Kontakte, lediglich 1 Familienmitglied, das mit eigener Familie aber kaum Zeit hat.
Und jetzt kommt es wie ein Flummi zurück gefeuert:
Die Niederlassung, in der meine Ex Freundin, zu der ich über 8 Monate keinen Kontakt mehr hatte, wurde geschlossen, sie kommt zurück, noch viel mehr, sie kommt zurück in meine Abteilung und hat - das weiß ich durch Kollegen - einen lockeren Freund, mit dem es scheinbar auch ganz in Ordnung zu laufen scheint. Oh man, das traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, das Thema war ja überhaupt nicht mehr präsent.
Anfang Oktober plötzlich eine Whatsapp. Von einer unbekannten Nummer. Es wäre gut, wenn wir reden, bevor sie kommenden Montag in meiner Abteilung zurück kehre. Es war Sie. Dummerweise fand sich keine Zeit. Ich war im Urlaub, sie kam plötzlich wieder. Und wir hatten eine Art Welcome Back Party in der Firma, eine riesige Grillfeier. Und da stand Sie dann plötzlich vor mir.
Es traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Wir unterhielten uns dann abseits der Feier an diesem Abend ziemlich lang und kamen uns emotional so nahe, als ob es alles gestern war. Sie war zum Glück vernünftig, aber auch nur deswegen, weil wohl ein Neuer am Start ist. Ansonsten wäre das glaube ich von vorn gestartet mit uns. Das was wir da austauschten, auch die körperlich kurze Nähe (Umarmung) fand ich eigentlich ziemlich unpassend ihrem Neuen gegenüber. Aber gut das ist ihre Sache, sie sagte, die Liebe zu mir sei unverändert, auch wenn sie wisse, dass wir nicht zusammen passen, wollte sie den Kontakt privat minmal halten und beruflich weiterführen, was anderes wird auch nicht funktionieren.
Jobwechsel möchte ich nicht angehen, die Jobs für Vermessungsingenieure wie mich sind hier super rar gesäht, außerdem ist mein Job hier super sicher.
Am Abend daheim bin ich erstmal zusammengebrochen und habe gefühlt den gesamten Freitag Abend geheult, zum einen weil sie einfach wieder da ist, weil ich sie immer noch so verdammt gern habe und dann dieser Neue.
Dann kam die Krönung noch, dass sie abends schrieb, dass sie nicht ausschließt, dass wir wieder zusammenkommen, weil die Gefühle bei uns einfach passen.
Das Wochenende darauf war eine Katastrophe, ich wusste ja, Montags werde ich sie wieder im Büro treffen, mit ihr zusammen arbeiten, mich mit ihr gut verstehen, zugleich wissen, dass da ein Anderer bereits aktiv ist.
Ich habe seither jetzt ein paar Dinge auf meiner Agenda, die ich schon angegangen bin, mir hier ein soziales Umfeld aufzubauen, über Sprachkurse, die ich beruflich sowieso brauche und dankbarerweise sogar auf Sa und So legen kann, was jeder hassen würde, aber ich hasse inzwischen diese einsamen Wochenenden und suche fast gezielt Aktivitäten, bei denen ich nicht diese beiden Tage allein und einsam daheim hocke und mir denke Sie und ihr Neuer machen gerade dies und das:
Letzte Woche kam noch eine Krönung oben drauf, sie fragte, ob wir gemeinsam zu einer Abteilungsfeier gehen würden, da dort ein Jubiläum Samstags Abends gefeiert wird. Ich bin stark am überlegen, ob ich das tun soll.
Ich glaube diese bekloppte Kombination ist selten. Seit ich nach Deutschland zurück gekehrt bin, habe ich sie recht schnell kennengelernt, ein soziales Umfeld nie aufgebaut, dann kam ein Loch, das ich irgendwie mit mir selber kompensiert habe, jetzt kommt ausgerechnet sie zurück, auch noch in vergebener Form, wie fest das ist, weiß ich nicht, scheint für mich nicht sonderlich fix zu sein, wenn sie mir das Angebot wieder zusammen zu kommen in Aussicht stellt. Jetzt noch die sozialen Defizite, die dazu führen, dass ich die Wochenenden heftigste grübel und fast schon hoffe, dass das Wochenende schnell vorbeigeht, was ich vorher nie getan habe.
Freue mich über jeden Gedankenaustausch, egal was ihr schreibt, ich freu mich, legt los. .
19.10.2025 18:17 •
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