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Soll ich ausziehen oder noch einen Versuch wagen?

I
Ihr Lieben,

ich (m, 40) weiß, dass ich nicht der erste in der Situation bin, aber möchte dennoch gerne mal euren Rat für meine Situation einholen. Also, hier die story:

Ich bin auf dem Land aufgewachsen, meine Eltern waren sehr streng und eine Freundin war einfach kein Thema. Mit 17 bin ich bei einer Nachbarin ins Zelt gekrabbelt, die schon länger was von mir wollte. Ich wollte nur mein 1. Mal. das hat aber ein halbes Jahr gedauert, so lange hat sie mich hingehalten. Die Reichweite meines Mofas war begrenzt und so gab es fast keine Auswahl. ich fand es angenehm, dass sie in mich verliebt war, fand sie auch okay und bin mit ihr zusammengeblieben. Ich wollte mich schon ein paar Mal trennen, hatte aber Angst vor dem Alleinsein und wollte ihr nicht weh tun. Freunde meinten wir seien wie ein altes Ehepaar. im Alltag routiniert, verlässlich usw. Irgendwie ist es dabei geblieben. Ich habe Erwartungen erfüllt, ein Haus gekauft, renoviert, sehr schnell Kinder mit ihr bekommen, einen Hund. Jetzt bin ich in einer dicken midlife-crisis und sehe meine Loyalität in der Vergangenheit sehr kritisch. Eigentlich passen wir nicht zusammen, haben einen sehr unterschiedlichen background, andere Interessen und ein anderes intellektuelles Niveau. Aber - so wie damals - der Alltag funktioniert, wir streiten eigentlich gar nicht. Ich mag keinen Streit, weiche aus, erdulde, leide still. Allerdings - ihr wisst es vom Anfang der story - habe ich gerne S. und den gibt es seit den Kindern nur noch sehr selten und dann quasi gefühllos, lieblos, nur körperlich befriedigen. Tja, und jetzt wie immer - ich habe jemanden kennengelernt und mich direkt verliebt. Wir kennen uns jetzt seit fast 1 Jahr. Die Affäre ist aufgeflogen, meine Frau hat jedoch 2 Monate gar nicht gesagt, dass sie es weiß. Die Paartherapie war teuer, hat aber nichts gebracht, weil ich meine Freundin nicht aufgeben wollte.

Es wurden viele Modelle besprochen, Eltern-WG, Nestmodell, etc. meine Frau möchte gerne, dass ich bleibe, selbst wenn wir uns trennen und es den Kindern sagen. Das bestätigt meine Annahme, dass ich eher ein Versorger, Hausmeister und Gärtner bin. Ich war geschockt, dass sie nicht um mich gekämpft hat. ja ich weiß, die meisten von euch werden sagen, dass der Fall doch klar ist. Aber ich hatte immer den Traum einer happy family und für meine Kinder war es glaube ich auch ziemlich gut bislang. Weil wir wenig als Ehepaar miteinander zu tun haben, wurde sich halt um die Kinder gekümmert als um den Partner. und es war immer ein Elternteil da. Ich habe während der Paartherapie nach Wohnungen geschaut, einfach um einen Überblick über den Markt zu bekommen. Es gibt fast nichts passendes/bezahlbares. Als eine pragmatische Wohnung dabei war, habe ich zugeschlagen. Ich bekomme diese Woche die Schlüssel, aber ich bin sehr sehr unsicher, ob wirklich alles aufgeben will, inkl. Haus. Meine Frau darf von mir aus ohne Miete zu zahlen darin wohnen bleiben, die Kids wären zur Hälfte bei mir. Ich freue mich darauf, mich ohne Verbiegen mit meiner Freundin verabreden zu können, wenn die Kids nicht bei mir sind. Aber es wird auch sehr weh tun, ihnen das an zu tun, sie nicht mehr täglich sehen zu können. die Ferien getrennt zu verbringen. Meine Frau tut mir auch leid, sie gewöhnt von mir ver- und umsorgt zu werden und sie hat eigentlich auch nichts Falsches gemacht. Es hat aus meiner Sicht von Anfang an eigentlich nicht gereicht. Und nach über 20 Jahren Beziehung bin ich es auch irgendwie leid. Ich kann mit ihr Wellness und Konzerte und Ausflüge machen, wenn der Paartherapeut uns das verordnet, aber es ist dann trotzdem kein schöner Abend.

Es gibt auch nur wenige Dinge, die sie ändern könnte. Es ist einfach die Persönlichkeit. ich finde sie nervig, sie ist zu streng, pingelig, zu strukturiert, viel was sollen die Nachbarn denken, das macht man nicht, lieber zu Hause bleiben, wenig mutig. ich bin eigentlich spontan, möchte mich verabreden, neue Leute kennenlernen, viele Hobbys haben, Kunst und Kultur entdecken, Neues ausprobieren. Wir können uns nicht auf Augenhöhe unterhalten. sie hat mir daraufhin viele Freiheiten gegeben, aber das führte uns als Paar natürlich im Endeffekt nicht zusammen, sondern immer weiter auseinander. Und ich war immer derjenige der gehen musste, ohne die Kinder. Ich habe meine Frau nie so geliebt wie jetzt meine Freundin. Wir müssen nichts Besonderes unternehmen, das ist m.E. nicht wie eine klassische Affäre. Wir brauchen weder stundenlange Gespräche noch Wellness-Hotels. Wir mögen uns einfach wirklich sehr, ich finde wir passen auch gut zusammen und ich vermisse sie sehr, wenn wir uns nicht sehen. Eigentlich alles was mir gefehlt hat, finde ich bei ihr.

Tja, aber die Kinder würde ich extrem vermissen. Ich war immer ein sehr aktiver Papa und ich hasse die Vorstellung, dass sie in diese blöden Loyalitätskonflikte kommen und Mama und Papa nicht mehr gemeinsam haben können. Ohne Kinder wäre der Fall klar und ich weiß, dass man nicht allein wegen der Kinder zusammenbleiben sollte. Der Weg zurück wäre auch sehr hart. Ich müsste mich von meiner Freundin trennen, die Wohnung wieder kündigen und mich noch einmal ganz auf meine Frau einlassen, sie so annehmen wie sie ist, weil ich mich ja dann bewusst nochmal für sie entscheiden würde. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, seit Monaten schwanke ich hin und her. Nicht nur eine Tag so, den anderen Tag so, sondern innerhalb von Stunden manchmal Minuten.

Wenn ich mich entschieden haben, hält das meistens kaum an. Deswegen verdränge ich die `große Entscheidung` und mache kleine Schritte und die führen mich - immer mit einem schlechten Gewissen begleitet - zu meiner Freundin. Sie tut mir selbst einfach so gut - und ich ihr auch übrigens. Wenn wir zusammen sind, ist es einfach sehr, sehr schön. Aber an meine Kinder denke ich dann eigentlich trotzdem immer, weil ich nicht bei ihnen sein kann in dem Moment. Sie sind zwar schon 11 und 12, aber hängen sehr an mir, vor allem mein Sohn.

Könnt ihr mir einen Rat geben, wie die nächsten Schritte aussehen sollten? Wie kann ich zu einer Entscheidung kommen? Meine Unentschlossenheit macht eigentlich alle nur kirre und die Kinder spüren natürlich auch, dass ordentlich was nicht stimmt.

Danke euch!

06.11.2022 23:51 • x 1 #1


VictoriaSiempre
Zitat von is_this_the_end:
Könnt ihr mir einen Rat geben,

Ja, und bitte verstehe es nicht als mosern: Mach künftig Absätze in Deinen Beiträgen, wenn Du von vielen Usern hier gelesen werden möchtest. So ein Wall of Text ist echt ne Zumutung!

Ich hab deshalb auch nur diagonal gelesen: Weiß Deine Frau von Deiner Affäre oder weiß sie es nicht?

07.11.2022 00:00 • x 1 #2


A


Soll ich ausziehen oder noch einen Versuch wagen?

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Gorch_Fock
Seid ihr verheiratet? Dir sindcdie Unterhaltskosten für die Kinder bekannt? Das klingt alles nicht nach einer Beziehung auf Augenhöhe. Auch Deiner Frau solltest Du die Möglichkeit geben, einen passenden Partner zu finden.

07.11.2022 00:08 • x 1 #3


M
Zitat von is_this_the_end:
Meine Unentschlossenheit macht eigentlich alle nur kirre und die Kinder spüren natürlich auch, dass ordentlich was nicht stimmt.

Ich verstehe dein Problem nicht ganz. Du bist doch schon ausgezogen und hast die Trennung vollzogen.

Zitat von is_this_the_end:
Ich kann mich einfach nicht entscheiden, seit Monaten schwanke ich hin und her.

Du hast dich doch schon entschieden, hast aber Angst vor deiner eigenen Courage. Sei fair deiner Frau gegenüber. Die hat keinen Mann an ihrer Seite verdient, der sie nicht liebt. Der nur Schiss vor dem nächsten Schritt hat.
Das macht weder dich noch sie glücklich.

07.11.2022 00:13 • x 6 #4


I
@VictoriaSiempre Ja, sie weiß davon und hat 2 Monate lang nichts gesagt

Sorry für die fehlenden Absätze!

07.11.2022 00:34 • x 1 #5


I
@Gorch_Fock Ja, wir sind seit 15 Jahren verheiratet

die Unterhaltskosten kenne ich, Scheidung wird teuer, ist mir aber egal…

07.11.2022 00:35 • x 1 #6


I
@Mira Ich bin noch nicht ausgezogen…jetzt ist halt nochmal die letzte Chance sich doch für den Erhalt der Ehe zu entscheiden, zu kämpfen, die Ansprüche zu senken, zu glauben im Sinne der Kinder zu entscheiden, sich selbst als nicht so wichtig zu nehmen

07.11.2022 00:36 • #7


M
Zitat von is_this_the_end:
@Mira Ich bin noch nicht ausgezogen…jetzt ist halt nochmal die letzte Chance sich doch für den Erhalt der Ehe zu entscheiden, zu kämpfen, die ...

Liebst du deine Frau?
Kannst du dir vorstellen mit ihr alt zu werden?

07.11.2022 00:39 • x 1 #8


I
@Mira Nein, eigentlich kann ich mir nicht vorstellen mit ihr alt zu werden. Als sie meinte das sei jetzt mit Kindern halt eher eine schwierige Phase als Paar und danach macht man wieder viel zu zweit, hat es mir davor ziemlich gegraut. Es wäre eher so, dass man halt zusammenbleibt bis die Kinder ausziehen…also noch so 10 Jahre. Es ist aber natürlich nicht alles schlecht! Sie ist sehr verlässlich, wir haben uns alles fair aufgeteilt, sind bzw waren bislang nicht eifersüchtig…

07.11.2022 00:52 • x 1 #9


Lebensfreude
@is_this_the_end wat mir so ein bißchen aufstößt ist, dass du dich irgendwie als Opfer der Umstände fühlst. Als seist du irgendwie da so reingerutscht. Vor 20 Jahren. Es war doch auch deine Entscheidung.
Es könnte dir helfen, dich innerlich und äußerlich aufzurichten und dir selbst zu sagen: Ich habe mich für diese Frau und für
diese Ehe entschieden. Wie ICH es so WOLLTE.
Dann kommste aus der Opferrolle raus.
Und kannst klarer Entscheidungen treffen.
Nur die Schuld deiner Frau anzulasten, ist zu billig.

Klugkaggermodus aus.

07.11.2022 01:04 • x 12 #10


VictoriaSiempre
Ich fasse mal zusammen, so wie ich es verstanden habe: Du bist mit der Frau mit 17 zusammen gekommen, einfach, weil sie Dich rangelassen hat. Keine große Liebe oder so.

Dann hast Du Dich mitziehen lassen - Hochzeit, Haus, Hof, Kinder (beliebige Reihenfolge), weil es halt so war.

Nun hast Du Dich verliebt (hört sich für mich fast so an wie „das erste Mal im Leben“) und weißt nicht, was Du machen sollst. Deine Frau weiß davon und hat beschlossen, es auszusitzen. Das beurteile ich nicht, sie schreibt hier nicht. Sie macht halt ihr Ding. Ne Meinung habe ich natürlich trotzdem dazu.

Es ist DEIN Leben, wann übernimmst Du denn mal Verantwortung dafür?

07.11.2022 01:10 • x 4 #11


I
@Lebensfreude Damit hast du wirklich Recht. Ich habe es damals schon gewusst, mich aber dafür entschieden und bei der Hochzeit einer Freundin gesagt, dass ich ja viele Hobbys habe und das schon reichen wird. Jetzt denke ich anders darüber, weil ich es mit meiner Freundin erlebt habe, wie schön es sein kann, wenn man liebevoll und zärtlich miteinander ist…aber, die Kosten sind enorm hoch, auch bei mir (Schuldgefühle, Scham, Einbußen am Lebensstandard, Aufgeben von Stabilität und Sicherheit, …)

07.11.2022 01:13 • x 1 #12


MaKu
Zitat von Lebensfreude:
Ich habe mich für diese Frau und für
diese Ehe entschieden

Ich liebe diesen Satz. Genau das ist echte Liebe.

07.11.2022 01:14 • x 1 #13


I
@VictoriaSiempre Ja, so wie du das zusammenfasst, sehe ich das…aber Verantwortung heißt für mich: Freundin verlassen (sehr schmerzhaft!), weiter aushalten, etwas für die Ehe tun, damit es besser wird, die Kinder nicht zu Scheidungskindern machen

Verantwortung für MEIN Leben übernehmen = in die Wohnung einziehen

07.11.2022 01:16 • #14


Lebensfreude
Zitat von MaKu:
Ich liebe diesen Satz. Genau das ist echte Liebe.

das hatte ich in dem Zusammenhang anders gemeint. Nämlich in die Eigenverantwortung zu gehen. Mit Liebe muß das nix zu tun haben. Es ist eine Entschidung, für die man Selbstverantwortung übernehmen muß.

07.11.2022 01:20 • x 2 #15


A


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