Starke Verlust-Ängste schon zu Beginn

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T
Was genau sagen denn deine Ängste denn aus? Was wird passieren? Durchleben wir sie dich hier mal gemeinsam.

Btw, ich halte es auch nicht für sinnig, die hier zu sagen: mach das und das und Hintern hoch.
Ich glaube, die TE müsste erstmal abgeholt werden, wo sie ist. Sie annehmen und Verständnis entgegenbringen. Ich kann das aus meiner Perspektive sehr gut, weil lange selbst betroffen und ich weiß, wie ohnmächtig man damit durchs Leben geht.
03.03.2022 10:52 •

Zitat von Begonie: Du schreibst, man vermutet bei Dir ein Bindungs- bzw. Trennungstrauma, was wohl aufs selbe hinaus läuft.
Was heißt vermuten? Da ist etwas tief in Dir drin, was nicht aufgearbeitet wurde.
Du bräuchtest einen Therapeuten oder Psychologen, der mit Dir Deine Kindheitserlebnisse hervorholt und analysiert.


Vermuten heißt in dem Fall, dass es eigentlich ziemlich eindeutig ist, dass ich ein Entwicklungs- und Bindungstrauma habe, dass es aber keine offizielle Diagnose gibt.

Zitat von Begonie: Bindungsängste gehen praktisch immer auf die Kindheit zurück, denn schon in der frühen Kindheit lernt das Kind das Urvertrauen zu den Eltern, zu Menschen, ins Leben. Wenn hier Störungen eintreten, haben diese immer gravierende Folgen, weil der Mensch sein Trauma fast zwanghaft immer wieder nachlebt - immer in der Hoffnung, dass es dieses Mal aufgelöst wird. Deine gescheiterten Beziehungen dafür.


Ich kann mich leider an kaum etwas aus meiner Kindheit und Jugend erinnern und habe die damaligen Gefühle stark abgekapselt, dass macht den Therapeuten die Arbeit sehr schwer.

Generell verstehe ich meine Problematik aber sehr gut, ich kann genau benennen wo der Ursprung liegt, was der Trigger ist und warum ich im Hier und Jetzt so fühle, denke und handel wie ich es tue.
Meine Mutter sagt gern ich bin schon vollkommen durchtherapiert was den Kopf betrifft, ich wäreim Bezug auf mich selbst schon ein kleiner Therapeut.

Die Blockade liegt nicht im Verstehen oder Erkennen, sondern im Fühlen....

Zitat von Begonie: Sieh zu, dass Du nochmals in eine Therapie oder Analyse kommst, wo vor allem der Blick auf Deine Kindheit gerichtet wird.


Das versuche ich aktuell.
Allerdings wurde mir ans Herz gelegt keine reine tiefenpsychologische Gesprächstherapie zu machen, dass mir das nicht mehr hilft haben die letzten Jahre schon deutlich gezeigt.

Mir mangelt es an der Anwendung, deswegen wurden mir körperbasierte Techniken und spezielle Trauma-Therapie-Methoden wie EMDR, NARM, Hypnose, usw. empfohlen.

Dies machen aber so gut wie nur private Therapeuten oder Heilpraktiker für Psychotherapie.
Und dafür muss ich erstmal einen Weg der Finanzierung finden
03.03.2022 10:53 •
A
Starke Verlust-Ängste schon zu Beginn
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Zitat von Tin_: Und das ist nicht Ansporn genug für dich, dagegen zu arbeiten? Du hast diese Verlustangst und du lässt sie gewähren, dass sie es dir ggf. kaputtmachen kann?


Doch, der Wille ist da, aber ich fühle mich machtlos, bzw. sehe keinen Punkt an dem ich effektiv ansetzten könnte.
Ich fühl mich wie gelähmt, einfach hilflos, weil bisher NICHTS wirklich geholfen hat.
Wenn ich einen Weg kennen würde, von dem ich wüsste dass er wirklich was bringt, würde ich kämpfen wie eine Löwin.

Zitat von Tin_: Was genau tust DU denn? Was nimmst du aus den Therapien mit? Was wendest du an? Setzt du dich bewusst Ängsten aus um sie zu durchleben?


Ich hatte mehrere Verhaltenstherapien, die letzte auch mit tiefenpsychologischem Bezug.
Durch die hab ich endlich vollständig verstanden wie mein Störungsbild funktioniert, wie meine Gedanken und Gefühle funktionieren und woher sie kommen.
Warum alles immer wieder im gleichen Muster abläuft usw.

Ich hab auch gelernt dass ich nicht weglaufen und verdrängen darf, sondern den Gefühlen und der Angst Raum geben muss ohne dass sie mich beherrschen.
Akzeptieren dass es jetzt gerade so ist, dass ich aber in der Hand habe wie ich damit umgehen will.

Also wie gesagt, das Wissen ist da, die Umsetztung bzw. der ausbleibende Erfolg sind das Problem.
03.03.2022 10:57 •

T
Wie fühlt sich diese Angst an? Wie äussert sie sich und fliehst du aus den Situationen?
03.03.2022 11:02 •

T
Mit EMDR habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht - mit einem Therapeuten, den die Kasse bezahlt hat.
03.03.2022 11:05 •

alleswirdbesser
Zitat von Ro_Lina:Ich denke nicht dass es richtig wäre ihm dieses ganze Wissen um meine Probleme und Ängste jetzt aufzuladen. Es ist meine Aufgabe damit klar zu ...

Wenn ich er wäre, hätte ich gerne davon gewusst, um entscheiden zu dürfen, ob ich das mittragen kann. Weil für ihn wird die Gefahr bestehen, dass dir es irgendwann doch zuviel wird und du die Beziehung beendest. Und wenn er bis dahin schon Gefühle entwickelt hat, sich verliebt hat, an die gemeinsame Zukunft geglaubt hat? Was macht das dann mit ihm? Manchmal trifft die Partner der am Borderline, Depression oder was auch immer erkrankten Menschen die Trennung so schwer, dass sie dann selbst krank werden und in Zukunft Probleme haben, die sie sonst nie hätten. Leider denken die Betroffenen da gar nicht soweit und versuchen ihrem Wunsch nach einer Beziehung nachzukommen ohne den Menschen, der unmittelbar betroffen ist, früh genug zu informieren. Stattdessen wird gehofft, dass es gut geht, man seine Störung dank neuer liebe in den Griff bekommt und das Gegenüber solange wie möglich nichts bemerkt. Dieses Vorgehen lese ich in vielen anderen Threads auch.
03.03.2022 11:07 •
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Zitat von Tin_:Was genau sagen denn deine Ängste denn aus? Was wird passieren? Durchleben wir sie dich hier mal gemeinsam. Btw, ich halte es auch nicht für sinnig, die hier zu sagen: mach das und das und Hintern hoch. Ich glaube, die TE müsste erstmal abgeholt werden, wo sie ist. Sie annehmen und Verständnis entgegenbringen. Ich ...


Ok....wo möchtest du denn anfangen mit dem durchleben?

Ich geb dir mal die Eckpunkte:

Kernproblem:
Tiefes, innereres, (kindliches) Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Das Bedürfnis danach bedingungslos lieb gehabt zu werden und für jemanden besonders/wichtig zu sein.

destruktive Glaubenssätze:
- Ich bin wertlos.
- Ich bin nie gut/schön/besonders/(beliebiges Adjektiv einsetzen) genug.
- Wenn ich mich zeige wie ich bin, authentisch bin, lehnt man mich ab und tut mir weh.
- Jeder den ich liebe und dem ich vertraue, verlässt und verletzt mich (früher oder später)

aktive Ängste:
- extreme Verlustangst (Bob aus meinem Leben verlieren; Angst davor dass keine Beziehung/Freundschaft mehr funktioniert; Angst davor allein und ungeliebt zurück zu bleiben)
- Angst vor Ablehnung (Wenn Bob bemerkt wie ich wirklich bin, werde ich ihm zu viel sein und er wird mich wegstoßen oder mir weh tun indem er mich für einen Psycho hält)
- Angst vor emotionaler Bindung (Es fühlt sich schön an bei Bob zu sein, ich fühle mich geborgen und sicher. Aber wenn ich das zulasse, werde ich nur umso tiefer fallen, wenn er geht)
- Angst vor der Angst selbst (Vor der Machtlosigkeit/Hoffnungslosigkeit ; Vor den starken negativen Gefühlen ; Vor seelischem Schmerz)

pathologisches Verhalten:
- Grübeln, Zerdenken, Überanalysieren
- kein Grundvertrauen darin, dass auch etwas gut gehen und in Ordnung sein kann
- verzweifeltes Suchen/Sehnen nach Liebe, Sicherheit und Nähe durch Bob/andere Menschen, weil ich mir das selbst nicht geben kann
- das durchgehende Bedürfnis nach Bestätigung und Sicherheit (Es ist alles in Ordnung, du bist in Ordnung, ich mag dich und werde nicht weggehen)

Das ist jetzt das was mir direkt auf- und einfällt
03.03.2022 11:10 •
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B
Hallo @Ro_Lina !

Mir fällt folgendes zu deinen Schilderungen ein:
Du sagst du kämpfst die ganze Zeit mir dir. Du versucht dich selbst zu regulieren, kämpfst gegen diese Angstgefühle an.
Gleichzeitig sagst du, du kannst die ganzen Erkenntnisse aus der Therapie nicht gefühlsmäßig umsetzen, kommst nicht an die Gefühle ran.
Ist das nicht ein Widerspruch?

Was wäre wenn du deine Angstgefühle nicht versuchst zu regulieren und dagegen ankämpfst? Sie raus lässt? Wie würde sich das zeigen? Fängst du an zu weinen? Zitterst du? Wie spürst du das im Körper?

Du tust so viel aber es funktioniert nicht, sagst du. Versuch's mal anders zu tun. Vielleicht das Gegenteil versuchen?

Das fällt mir dazu ein. Vielleicht hilft es dir weiter
03.03.2022 11:17 •
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Zitat von Tin_:Wie fühlt sich diese Angst an? Wie äussert sie sich und fliehst du aus den Situationen?


Erdrückend, alles übermannend.
Es schnürt mir die Brust zu, ich zittere, meine Gedanken rasen, meist weine ich auch.
Ich kann mich meistens nicht regulieren, hab das Gefühl die Kontrolle zu verlieren, meine Gedanken gehen in die Zukunft und spielen mir alles (schlimme!) vor was passieren wird, allen Schmerz, alle Gefühle mit denen ich dann allein sein werde.

Ich bemerke dann oft, dass meine Seele verzweifelt einen Ausweg sucht, Geborgenheit und Sicherheit sucht, bei anderen Menschen Gesten sucht die bestätigen das alles in Ordnung ist (eine Umarmung von Bob z.B.) und dass das vor dem ich mich so sehr fürchte nicht real ist und nicht eintritt.
Dies bekomme ich aber in 99% der Fälle nicht, dadurch wird das Gefühl die Kontrolle zu verlieren nur noch stärker.

Irgendwann beruhige ich mich zumindest teilweise wieder, dann bleibt nur extreme innere Anspannung, Gedankenkreisen, Grübeln und Unruhe übrig.
Und nach wie vor dieses Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit von Außen (meistens konkret auf einen Menschen bezogen)
03.03.2022 11:17 •

Zitat von alleswirdbesser:Wenn ich er wäre, hätte ich gerne davon gewusst, um entscheiden zu dürfen, ob ich das mittragen kann. Weil für ihn wird die Gefahr bestehen, dass dir es irgendwann doch zuviel wird und du die Beziehung beendest. Und wenn er bis dahin schon Gefühle entwickelt hat, sich verliebt hat, an die gemeinsame Zukunft ...


Ja ich versteh was du sagen willst

Dieser extreme Druck in mir entsteht ja auch dadurch, dass ich mich eben nicht traue mich zu offenbaren, mit offenen Karten zu spielen.
Mir wäre es auch lieber mich nicht verstellen zu müssen und authentisch sein zu können....

So reiße ich mich die ganze Zeit am Riemen, schlucke alles runter, alles aus der Angst heraus
Wenn er sieht wie du bist, wird er es beenden. Niemand will einen psychisch so kaputten, schwachen, belastenden Menschen...

Ein Stück weit möchte ich ihn damit natürlich auch schützen, ihn nicht belasten oder bedrängen....
Aber zum größten Teil ist es die Angst die dafür sorgt, dass ich alles verstecke....


Es ist mir eben auch schon mehrmals passiert, dass ich mich offenbart habe, die Männer super zuversichtlich und positiv waren, so dass ich angefangen habe zu vertrauen.
Und sie dann nach wenigen Wochen/Monaten, als ich dann wirklich verliebt war und mich geöffnet hatte und vertraute, feststellten dass sie mich doch nicht wollen....
Das hat in mir viel kaputt gemacht

Umgekehrt war es übrigens nie der Fall (weil du das kurz angesprochen hattest), also dass ich aufgegeben hab weil ich es nicht ausgehalten hab und dadurch den Mann der dann vielleicht in mich verliebt war, verletzt hab.
Wenn ich die Sicherheit finde, die ich so verzweifelt suche und daran glaube dass mein Gegenüber es ernst meint und nicht geht, finde ich dann nämlich erstaunlich viel Kraft um mit meinen Problemen umzugehen....
03.03.2022 11:23 •
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alleswirdbesser
Zitat von Ro_Lina: Und nach wie vor dieses Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit von Außen (meistens konkret auf einen Menschen bezogen)

Ich vermute dieser Mensch ist aktuell der Bob. Traust du ihm denn zu, dass er dich verstehen und unterstützen kann? Dass er sein Verhalten überdenkt oder gar ändert, um dir ein bisschen von deiner Angst nehmen zu können. So wie du ihn beschreibst, sorgt sein passives Verhalten genau für das Gegenteil, dir geht es nicht gut damit.
03.03.2022 11:25 •

alleswirdbesser
Zitat von Ro_Lina:Ja ich versteh was du sagen willst Dieser extreme Druck in mir entsteht ja auch dadurch, dass ich mich eben nicht traue mich zu offenbaren, mit ...

Ich verstehe dich, bloß war ich mal in der Rolle von Bob quasi. Und bin dann, nachdem mein Ex Schluss gemacht hat, hier gelandet. Diese Erfahrung möchte ich nie wieder machen und wäre dankbar es selbst entscheiden zu dürfen, wenn der neue potentielle Partner offen zu mir wäre.
03.03.2022 11:29 •

alleswirdbesser
Zitat von Ro_Lina:

doppelt abgeschickt
03.03.2022 11:30 •

Zitat von alleswirdbesser:Ich vermute dieser Mensch ist aktuell der Bob. Traust du ihm denn zu, dass er dich verstehen und unterstützen kann? Dass er sein Verhalten überdenkt oder gar ändert, um dir ein bisschen von deiner Angst nehmen zu können. So wie du ihn beschreibst, sorgt sein passives Verhalten genau für das Gegenteil, dir geht es ...


Ja, (leider) ist er das aktuell....

Das kann ich schwer einschätzen, dafür kann ich ihn nicht genug einschätzen.
Ich denke NICHT, dass er mich belächeln oder abwerten würde (sagt zumindest mein erwachsener Anteil), aber ob er bereit wäre ein bisschen aus seiner Passivität rauszukommen um es mir leichter zu machen und mich zu unterstützen?
Das kann ich nicht einschätzen....

Ich will ihn nicht belasten oder unter Druck setzten....ich will nicht dass er das Gefühl bekommt er muss meine Probleme lösen oder ich würde ihm alles auflasten wollen

Die Möglichkeit dass er mich da unterstützt besteht....aber es besteht eben auch die Möglichkeit dass er dann sagt kann ich nicht leisten und die Sache zwischen uns ist beendet
03.03.2022 11:30 •

B
Zitat von Ro_Lina: Ich will ihn nicht belasten oder unter Druck setzten....ich will nicht dass er das Gefühl bekommt er muss meine Probleme lösen oder ich würde ihm alles auflasten wollen

Die Möglichkeit dass er mich da unterstützt besteht....aber es besteht eben auch die Möglichkeit dass er dann sagt kann ich nicht leisten und die Sache zwischen uns ist beendet

Durch bloßes Mitteilen, stellst du ja nicht automatisch die Forderung, dass er dir helfen muss.
Du würdest aber ne Menge Druck rausnehmen.
und wenn er gleich sagt, er geht dann lieber .. dann weist du wenigstens Bescheid und er war eh nicht der Richtige für dich.
Meinste nicht?
03.03.2022 11:34 •
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A
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