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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Catalina
Zitat von SanDiego1997:
ihre Schwester hat Demenz . Die ist jetzt mit 63 im Pflegeheim. Wahnsinn. Hoffentlich geht’s schnell.

Sehr traurig, wenn jemand so relativ jung schon an dem Mist erkrankt. Ja, es wäre ihr zu wünschen, dass sie sich nicht unnötig quälen muss. Wobei ja nicht jeder Demenzpatient gleichermaßen leidet, mein Vater wirkt erstaunlicherweise irgendwie zufriedener als in seinen gesunden Zeiten. Kein Meckern mehr über die böse Welt und die doofen Menschen, hat er alles vergessen, er lebt komplett im Hier und Jetzt. Gut, dass er mich und andere nicht mehr erkennt ist schade, aber wohl der Preis dafür. Solange er so gut drauf ist und nicht leidet, bin ich damit fein.

31.05.2025 10:28 • #1336


Catalina
Zitat von nalea:
Bei meiner Mutter ist vor kurzem eine schnell fortschreitende Demenz mit Dilir diagnostiziert worden.

Das tut mir sehr leid, das ist eine furchtbare Diagnose.
Zitat von nalea:
asie lebt 350 km entfernt und ich gehe vor Verpfluchtungsdruck fast ein. Wie seid ihr damit umgegangen? Seit Monater ruft die Familie, ihre Freunde und früheren Nachbarn bei mir an und fragen nach. Danach kommt jedesmal: Hast du schon..? oder: Du musst..

Ernsthaft? Obwohl du so weit weg lebst, erwarten sie von dir, dass du dich ständig kümmerst? Das ist doch praktisch überhaupt nicht umsetzbar. Warum kümmern sich diese Leute denn nicht selbst ein bisschen um sie, wenn sie die Möglichkeit dazu haben?
Zitat von nalea:
Ich habe jahrelang die Angelegenheiten meines Vaters, der in einem Pflegeheim lebt mitbetreut und ich gehe langsam vor schlechtem Gewissen nicht ständig vor Ort sein zu können ein. !Ich bin berufstätig und habe auch noch andere Verpflichtunge Habt ihr einen Rat? Ist dieser Druck normal?

Ja, ich fürchte, dieser Druck ist ein Stück weit normal. Du bist das Kind und hast dich zu kümmern, egal wie, das erwartet die Gesellschaft so. Und irgendwie erwartet man das ja auch von sich selber. Weißt du, mein Vater hat in meiner Kindheit nur durch Abwesenheit und Desinteresse geglänzt und ich hatte mir immer geschworen, wenn er mal alt und hilfsbedürftig ist, wird das nicht mein Problem sein. Jetzt ist es soweit, er ist hochgradig dement und im Pflegeheim und obwohl er als Vater ein Totalausfall war, hab ich jetzt manchmal ein schlechtes Gewissen, mich nicht genug um ihn zu kümmern. Völlig bescheuert.

Ich denke es wäre gut, wenn du dir Unterstützung ins Boot holen könntest, jemanden, der dich dahingehend ein bisschen entlastet. Gibt es jemanden aus der Familie, der näher dran ist und dem du vertraust, der dir das ein oder andere abnehmen könnte?

31.05.2025 10:45 • #1337


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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N
@Catalina

Ganz herzlichen Dank! Es stimmt, auch wenn alle immer wider betonen, dass die ständige Erreichbarkeit praktisch nicht umsetzbar ist, verlangen sie es - und ich es von mir selbst - unterschwellig schon. Ich habe im März nach einem Gespräch mit der Hausärztin eine Betreuung angeregt, als die Situation langsam aus dem Ruder lief. Ich muss sagen, dass die Behörden echt vorbildlich und empathisch waren und sind. Das hatte ich so nicht erwartet.

Aber du hast recht. Ich muss wahrscheinlich proaktiv auf Freunde, Nachbarn etc zugehen. Aktuell traue ich mich das noch nicht, denn ich habe Angst, dass die geistige und äußere Veränderung alle genauso erschreckt wie es mich jedesmal zutiefst erschreckt. Ich werde deine Anregungen mal durchspielen und gucken wer mir helfen kann und das auch will. Vielleicht richte ich auch mal für mich Sprechstunden zu dem Thema ein? So dass die Anrufe und Emails nicht ständig aus dem Off einprasseln?

31.05.2025 11:03 • x 1 #1338


P
Liebe Balea,
dieses Gefühl kenne ich zu gut. Selbst wenn man selber es schaffen sollte, den nötigen inneren Abstand zu bekommen, um sich nicht verrückt zu machen, kommen dafür andere an, und hauen in genau diese Kerbe wieder und wieder rein.

Bist Du alleine als Ansprechpartner oder hast Du noch Geschwister, die theoretisch die Situation mittragen könnten?

31.05.2025 11:21 • #1339


SanDiego1997
@nalea Hi, S wichtigste, kein schlechtes Gewissen und mach dich nicht zum Skla.. Grüsse von einem der mindestens 10 Jahre seinen bösartigen Vater zuhaus und seine demente Mutter im heim gepflegt hat

31.05.2025 11:24 • x 2 #1340


N
@Perzet
@SanDiego1977

Auch euch ganz herzlichen Dank für eure Antworten. - Nein Geschwister gibt es keine. Und auch keine Angehörige, die helfen könnten. Alle sind entweder alt oder leben noch weiter entfernt.

Ich frage mich zunehmend, warum das Thema Alter öffentlich immer nur auf das Thema finanzielle Vorsorge reduziert wird, aber es keine Kampagnen zu rechtlichen Fragen, Dokumenten und typischen Situationen gibt. Jeder Angehörige scheint plötzlich von dem Thema Alter mit psychischen Erkrankungen und kognitivem Verfall eiskalt erwischt zu werden. Und ist dann gezwungen mühsam herauszufinden wie alles weitergeht. Oder täusche ich mich da?

31.05.2025 11:29 • x 2 #1341


Catalina
Zitat von nalea:
ich habe Angst, dass die geistige und äußere Veränderung alle genauso erschreckt wie es mich jedesmal zutiefst erschreckt.

Sie werden mit Sicherheit erstmal erschrecken, das ist normal und kannst du nicht verhindern. Die Veränderungen sind ja auch gravierend und das macht Angst und verunsichert. Aber im Gegensatz zu dir sind die meisten emotional nicht so nah dran wie du als Tochter. Trotzdem wird nicht jeder das aushalten können und wollen, daher müsste man schauen wer sich das zutraut.
Zitat von nalea:
Vielleicht richte ich auch mal für mich Sprechstunden zu dem Thema ein? So dass die Anrufe und Emails nicht ständig aus dem Off einprasseln?

Finde ich eine gute Idee. Vielleicht richtest du dir eine bestimmte Zeit am Tag oder in der Woche ein, in der du dich um deine Mama und ihre Belange kümmerst. Und alles, was keine sofortige Reaktion erfordert, wird auf diese Zeit verschoben. Dann hast du den Rest der Zeit den Kopf etwas freier für dein eigenes Leben.

31.05.2025 11:31 • x 1 #1342


Amaible
@nalea oh ja, das kenne ich auch sehr gut. Mein Vater ist vor knapp drei Wochen verstorben. Die Diagnose Demenz stand seit 2019 im Raum, habe mich stets um alles alleine gekümmert. Meine Schwester ist von allen Pflichten befreit gewesen, auch weiterhin, meine Mutter steht seit dem Tod völlig neben sich, räumt alles von links nach rechts, hoffentlich nur der momentanen Situation geschuldet . Man fühlt sich verantwortlich, würde es manchmal auch echt gerne teilen. Allerdings müssen andere auch die Bedürftigkeit erkennen, die hinter solchen Päckchen stecken. Und da geht es los...
Meine Schwester hat auf der Beisetzung meines Vaters gesagt: Dann musst du eben wegziehen, wenn dir das alles zuviel ist.... Ganz einfach und ganz schlau...

31.05.2025 11:39 • x 2 #1343


N
@Amiable

Das ist ja nett von deiner Schwester... du kümmerst dich, bist aber selbst schuld, dass Kümmern auch Arbeit und Erschöpfung heißt. Man lernt die Menschen manchmal erst in der Krise wirklich kennen. Als ob nicht alles auch so schon schlimm genug wäre.

31.05.2025 11:51 • x 2 #1344


Amaible
@nalea Ich sag ja, viele Menschen reden so schlau vor sich hin, und haben keine Vorstellung davon, was das konkret bedeutet. Man merkt es ja erst, was das alles beinhaltet, wenn man es selbst regelt bzw selbst regeln muss, da andere, die eigentlich mitverantwortlich sind, sich herausziehen.

31.05.2025 12:03 • #1345


Catalina
Zitat von Amaible:
Meine Schwester hat auf der Beisetzung meines Vaters gesagt: Dann musst du eben wegziehen, wenn dir das alles zuviel ist.... Ganz einfach und ganz schlau...

Wow, wie empathielos und egoistisch. Wenn's dir nicht passt, zieh einfach weg, dann hast du damit nix mehr zu tun, ne ist klar. Manche Menschen leben halt nach dem Motto Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Muss man nicht verstehen und darf man auch richtig Schaizze finden, muss man aber leider trotzdem mit umgehen. Vor allem, wenn es jemand aus der Familie ist.

31.05.2025 12:11 • x 2 #1346


N
@Amaible

Das stimmt völlig.

. Ich habe bei meinem Vater erlebt, und erlebe jetzt bei meiner Mutter, dass das Regeln ein riesiger Trumm ist. Das macht man sich vorher gar nicht nicht klar. Meine Eltern haben immer betont, sie hätten vorgesorgt, alles geregelt. Als es soweit war, fehlten wichtige Entscheidungsdokumente. Bei meinem Vater die Vorsorgevollmacht und das Testament, was sofort Mitglieder in der Familie auf den Plan gerufen hat. Alleine das alles im Sinne meines Vaters zu regel und abzuwehren hat Jahre gekostet. Zeit, die ich lieber mit ihm verbracht hätte.
Bei meiner Mutter geht es aus Gründen der Entfernung auf dem Amtsweg. Dass es den gibt, dafür bin ich echt dankbar. Aber auch hier dröhnt alles auf mich ein und ich würde lieber zu Besuch fahren oder mit ihr telefonisch sprechen.

Es ist ja nicht nur die verstörende Krankheit.

31.05.2025 12:13 • x 3 #1347


Amaible
@nalea Verstehe dich sehr gut. Ist wahnsinnig viel zu regeln und zu organisieren.
Wir hatten hier letztes Jahr trotz Vorsorgevollmacht ein Problem. Mein Vater wurde Miterbe, welches den Nachlass seiner verstorbenen Schwester (Immobilie) betraf. Dieser Punkt (Nachlassangelegenheiten) stand aber nicht in der Vorsorgevollmacht, also musste ich die Betreuung beim Amtsgericht beantragen, welches eben auch ein Staatsakt war. Ging los mit dem Nachweis der Identifikation des Miterben, wo ich dann erst festgestellt habe, dass der Personalausweis abgelaufen war, er aber gesundheitlich nicht mehr in der Lage war, für einen neuen seine Unterschrift zu tätigen. Ging dann über einen Antrag über die Befreiung der Ausweispflicht bei der zuständigen Stadt, was auch wieder Zeit und Nerven gekostet hat...
Frage mich dann manchmal wirklich, wie machen das bedürftige Menschen, die keine Angehörigen oder ein Netzwerk haben, die solche Dinge regeln...?

31.05.2025 12:45 • x 2 #1348


Winza
@Amaible
Da gibt es dann Betreuer, die das von Berufs wegen machen.
Manchmal auch vom Gericht bestellt.
Mann kann als Angehöriger auch die Betreuung an solche Betreuer abgeben.

31.05.2025 13:14 • #1349


N
@Winza

Das habe ich nach dem Familientheater mit meinem Vater jetzt für meine Mutter gemacht. Hier muss man sich jedoch im Klaren darüber sein, dass man erst einmal alle Rechte an einen Fremden abgibt. Die Betreuer werden zwar vom Gericht bestimmt und müssen regelmäßig Rechenschaft ablegen. Es ist dem Betreuer jedoch freigestellt in welchem Maße er/sie mit den Angehörigen zusammenarbeitet. Ich habe sehr viel Glück gehabt und hoffe, die Betreuerin nimmt bald ihre Arbeit auf, damit der administrative Stau schnell gelöst wird.

Der emotionale Teil ist ja schon heftig genug. Gleich geht es in das Telefonat mit der Klinik, um zu erfahren wie es weitergeht. Eigentlich ist das Wochenende schon wieder gelaufen. Mein Mann trägt alles mit und mit Fassung, aber ich merke auch wie es langsam unsere Beziehung in Beschlag nimmt.

31.05.2025 13:25 • x 1 #1350


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