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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Wollie
Zitat von Malea-:
Viele von euch haben das Leid über Jahre ertragen.
Habt ihr für euch selbst Hilfe in Anspruch genommen ?
Es gibt im Ort Angehörigengruppen

Ich war immer wieder beim Pflegestützpunkt in der nächsten Stadt und wurde da sehr gut aufgefangen und beraten. Angehörigengruppe gab es auch, aber dafür hatte ich keine Energie mehr. Ich hatte aber sehr verständnisvolle Kollegen, welche ähnliche Wege gehen mussten und da auch viel Erfahrung mir weitergeben konnten.

02.08.2025 13:53 • x 4 #1456


Wollie
Zitat von Malea-:
Sie kann sehr ungehalten werden,dass musste ich letztes Jahr schon erfahren.
So kannte ich meine immer liebevolle Mutter nicht.

stell dich leider darauf ein, dass solches Verhalten mit dem Fortschritt der Demenz öfter auftreten kann und wird. Meine Mutter konnte von einer Sekunde auf die Andere lachen und auf einmal einen Wutanfall bekommen. Deine Mutter wird wahrscheinlich versuchen, die Demenz zu verharmlosen und zu überspielen mit Routine. Dies hat meine Mutter auch versucht, aber an Alltagsdingen merkst du dann sehr schnell, an welchem Punkt sie sich eigentlich befinden. Meine Mutter stand ca. ein Jahr nach der Diagnose hilflos vor der Waschmaschine und wusste nicht mehr, wie sie zu bedienen ist. Dasselbe dann mit dem Herd usw......die alltäglichen Dinge gehen nicht mehr oder nur noch mit Hilfe, falls sie angenommen wird. Auch verschieben sich die Zeitzonen, irgendwann fing meine Mutter an den halben Tag zu schlafen und Mittagessen war völlig egal. Früher undenkbar. Auch Körperpflege war ein Kampf, sie hat nicht mehr Kleidung gewechselt oder sich gewaschen...Begründung: Ich schaff ja nichts, warum sollte ich mich duschen ?......Auch hier ging es nur durch Druck meinerseits und Hilfe, alleine wäre sie verwahrlost....usw........ich möchte dir damit keine Angst machen, aber diese Erfahrungen werden viele hier bestätigen können und es ist gut, wenn man sich darauf einstellen kann. Demenz ist auch nicht gleich Demenz....es gibt langsame Verläufe oder rasant schnelle, Schübe und bessere Zeiten. Wichtig war für meine Mutter immer ein gleicher Ablauf, jede Veränderung bedeutete Stress für sie, weil sie damit überfordert war.

02.08.2025 14:11 • x 8 #1457


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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Amaible
@Malea- Ja, es ist schwer, Sachen zwangsläufig in andere Hände abzugeben. Das war bei uns ähnlich. Allerdings hatte mein Vater irgendwann das Gefühl, dass ich alles zu seinem Gunsten regele (ausgesprochen hat er es nicht, allerdings habe ich das Vertrauen gespürt), dann wurde es leichter für mich. Ich war zwar oft überfordert, habe es mir nie anmerken lassen.

02.08.2025 14:11 • x 3 #1458


N
Liebe Malea, sei eine liebe aber bestimmte Tochter. In der vergangenen Woche hat meine Mama mich 2x aus dem Nichts angeschnauzt. Gut, dass ich das von früher schon kenne/kannte.
Überwiegend ist sie handzahm. Ich gebe weiterhin mein Bestes, auch wenn ich auf dem Zahnfleisch krieche.

Der Blick, so leer, erschrickt mich oft.

04.08.2025 03:55 • x 7 #1459


Malea-
@_Nane_
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft !

04.08.2025 05:27 • x 2 #1460


N
@malea

Meine Mutter hat Anfang des Jahres auch diese Demenzwut entwickelt. Wir haben damals versucht sie dazu zu bewegen zum Arzt zu genen. Das hat sie aber kategorisch abgelehnt. So konnte leider der Zeitpunkt nicht estimmt werden ab dem sie nicht mehr geschäfzsfähig war. In ihrem Delir hat sie dann vermutet, dass ich ihre Konten geräumt habe - Anlass ware in Kontoauszug auf dem stand: Keine Kontobewegungen. Den Satz hat sie nicht mehr verstanden und sie hat daraufhin umgehend ohne mein Wissen meine Bankvollmacht gelöscht. In Folge hat sie auch alle weiteren Vollmachten schriftlich widerrufen.

Es ist ganz wichtig die geschäftsfähigkeit prüfen zu lassn, damit jemand rechtlich handlungsfähig werden oder bleiben kann. Meine Mutter hat in ihrem Umfeld jedem erzählt, dass ich sie bestohlen hätte, bei Besuchen ihre Wohnung nach Geld und Papieren durchsuchen würde. Das ist natürlich nie der Fall gewesen, wird aber z.B. beim Amtsgericht berücksichtigt.

04.08.2025 06:00 • x 6 #1461


Wollie
Solche Dinge kamen bei uns auch vor, bei uns war es die Nachbarin, welche sie ausspioniert und beobachtet. Kontoauszüge waren auch kryptische Schriften. Zum Glück konnte sie Vollmachten nicht mehr widerrufen, dafür hat es dann doch nicht mehr gereicht. Aber ihr Verhalten wurde am Ende unberechenbar, auch mit den genannten Wutausbrüchen aus heiterem Himmel. Demenz ist einfach grauenhaft für den Betroffenen und sein Umfeld.

04.08.2025 06:07 • x 6 #1462


N
@Wollie

Ich finde es schade, dass das Thema so wenig Beachtung in der Gesellschaft findet. Wir sprechen aktuell glücklicherweise viel über die Situation der Pflegekräfte, aber jeder Angehörige scheint seine Informationen irgendwie zusammensuchen zu müssen. Ws gibt zwar Webseiten wie Pflege.de, aber auf den Papierkram und die nervliche Belastung bereitet einen niemand vor.

04.08.2025 06:13 • x 5 #1463


Wollie
Nein, die Gesellschaft verdrängt das. Ich hatte das Glück, dass wir in der nächsten Stadt einen Pflegestützpunkt haben, dort habe ich immer wieder Gespräche geführt und Beratung geholt. Der Landkreis hier bietet auch Regelmäßige Infoabende für Angehörige an. Also hier läuft schon Vieles gut, aber es informiert dich keiner. Diese Angebote musste ich mir selber suchen. Auch keine Krankenkasse interessiert das. Da ich aus der Pflege komme, hatte ich viel Hintergrundwissen. Aber Jemand, der damit noch gar nichts zu tun hatte, ist erstmal völlig überfordert. Und da stehst du erstmal alleine da. Deshalb so schnell wie möglich informieren und alle Hilfe holen, welche möglich ist.

04.08.2025 06:22 • x 4 #1464


Malea-
Zitat von nalea:
Meine Mutter hat in ihrem Umfeld jedem erzählt, dass ich sie bestohlen hätte, bei Besuchen ihre Wohnung nach Geld und Papieren durchsuchen würde. Das ist natürlich nie der Fall gewesen, wird aber z.B. beim Amtsgericht berücksichtigt.

Und du stehst hilflos daneben und kannst nichts tun....
Auch dir wünsche ich weiterhin viel Kraft für alles.

Zitat von Wollie:
Aber Jemand, der damit noch gar nichts zu tun hatte, ist erstmal völlig überfordert. Und da stehst du erstmal alleine da. Deshalb so schnell wie möglich informieren und alle Hilfe holen, welche möglich ist.

So fühle ich mich auch gerade.

Durch eure Infos und eigene Recherchen weiß ich nun
wo ich anfangen muss.
Beratungen ....und Hausarztgespräche.

04.08.2025 07:06 • x 7 #1465


N
@Malea-
Noch ein paar Erfahrungen und Tipps von mir. Hausärzte habenzwar Schweigepflicht solange du keine Vollmacht hast, aber selbst dann sind die meisten sehr zugewandt und versuchen zu helfen. Der Psychosoziale Dienst ist eine Anlaufstelle, die z.B. auch medizinische Begutachtungen oder Hausbesuche bei dem Betroffenen machen kann, falls du eine neutrale Person benötigst. Es lohnt sich auch Nachbarn ins Boot zu holen und zu erklären was gerade alles veranlasst wird und dass du dich kümmerst. Gib im Zweifelsfall deine Telefonnr an die Nachbarn, damit sie im Notfall dich anrufen und nicht die Polizei.

Dokumentiere deine Schritte und lege eine telefonliste mit Datum deiner Gespräche an. Bei mir haben an manchen Tagen die Klinik, die Ärzte, das Gericht, der Gutachter, die Nachbarn, Freunde der Eltern angerufen und irgendwann verschwimmt alles vor den Augen.

04.08.2025 09:35 • x 4 #1466


P
Zitat von Malea-:
Habt ihr für euch selbst Hilfe in Anspruch genommen ?
Es gibt im Ort Angehörigengruppen.


Das gibt es inzwischen immer mehr. Zum Glück für die jetzt betroffenen.
Ich kenne/ kannte Beratungen N U R im Zusammenhang mit der erkrankten Person. Also was es da so alles an Hilfen gibt etc.
Kein einziger Berater hat auf Hilfen für sich kümmernde Angehörige hingewiesen. Also habe ich auch nicht danach gesucht. Ich bin immer wieder zu einer Stelle gefahren, die mir persönlich viel Kraft gibt. Boah, bin ich da oft hingeflüchtet!

Irgendwann,ca 2021 oder 2022 kam ich zufällig an einer Informationsveranstaltung für ältere Leute vorbei. Ich bin spontan rein, um zu hören, was sich da so getan hat. Dabei gab es auch einen Vortrag bezüglich der helfenden Angehörigen. Die beiden Damen machten das in Form eines kleinen Schauspiels. Sie zitierten alle möglichen Aussagen anderer Menschen, die sich vor der Pflege der Angehörigen drücken und die, die sich kümmern, niedermachen. Erst als ein vertrauter Satz nach dem nächsten fiel, liefen bei mir die Tränen. Nur ein oder zwei der Aussagen kannte ich nicht. Alle anderen konnte ich singen.
Das war der Moment, wo ich für mich realisiert habe, wie unglaublich belastend die alleinige (!) Zuständigkeit bei der Pflege ist und wie sich andere davor drücken.

Es war klar, daß ich dringend einen Platz in einer Gruppe brauchte. Aber aufmerksame Leser haben bereits registriert, daß in der Zeit des Lungenvirus dies nicht geklappt hat.


Zitat von nalea:
Meine Mutter hat in ihrem Umfeld jedem erzählt, dass ich sie bestohlen hätte,

Das hatte ich gefühlt nur an einer Stelle als richtig schrecklich empfunden. Ich hatte mal wieder einen großen (gesunden) Topf Suppe gekocht. Trotzdem hat sich mein Vater übergeben - ok, nicht trotzdem, sondern weil es schubweise so war. Da war wieder ein Schub. Aber bei ihm verdrahtete sich in dem Moment nur perzet hat gekocht, ich gehe fast kaputt - und ich hörte noch, wie er voller Panik und total erbost ins Telefon brüllte, daß ich ihn vergiften wollte. Er hat mehrere Leute angerufen.
Später hat er selber gemerkt, daß ich ja auch von der Suppe gegessen hatte..

Also, man weiß nie, was da plötzlich alles abgehen kann - irrational, sonstiges.

04.08.2025 17:37 • x 6 #1467


B
Zitat von nalea:
Meine Mutter hat Anfang des Jahres auch diese Demenzwut entwickelt. Wir haben damals versucht sie dazu zu bewegen zum Arzt zu genen. Das hat sie aber kategorisch abgelehnt. So konnte leider der Zeitpunkt nicht estimmt werden ab dem sie nicht mehr geschäfzsfähig war. In ihrem Delir hat sie dann vermutet, dass ich ihre Konten geräumt habe - Anlass ware in Kontoauszug auf dem stand: Keine Kontobewegungen. Den Satz hat sie nicht mehr verstanden und sie hat daraufhin umgehend ohne mein Wissen meine Bankvollmacht gelöscht. In Folge hat sie auch alle weiteren Vollmachten schriftlich widerrufen.

Mensch, das ist heftig, tut mir sehr leid. Hast du Unterstützung, für dich, zum Verdauen? Was machst du denn in so einem Fall?

04.08.2025 18:57 • x 2 #1468


N
@Brightness2

Ich versuche es irgendwie zu schaffen. Vor vier Wochen ist unser 13jähriger Kater sehr plötzlich schwer erkrankt und ist vor 7 Tagen eingeschläfert worden. Den zuständigen Stellen zu sagen, dass ich mich um ein krankes Tier kümmern muss und jetzt nicht wöchentlich 300km zu Besprechungen kommen konnte, ist auf sehr viel Unverständnis grstoßen. Es macht sich in dem Wahnsinn niemand Außenstehendes klar, dass das Leben der Angehörigen weitergehen muss und man nur ein Mensch ist.

04.08.2025 19:07 • x 7 #1469


B
@nalea Das heißt, der Widerruf der Vorsorgedokumente durch deine Mutter wurde nicht anerkennt?
Zitat von nalea:
Es macht sich in dem Wahnsinn niemand Außenstehendes klar, dass das Leben der Angehörigen weitergehen muss und man nur ein Mensch ist.

Außenstehende machen halt nur ihren Job. Sie sind für einen winzig kleinen Ausschnitt der Lebenswirklichkeit der Erkrankten zuständig. Häufig mit viel zu wenig Ressourcen, teilweise verzweifelt, teilweise schon resigniert. Als Angehörige hast du die ehrenvolle Aufgabe, all diese kleinen Puzzleteile zu einem Bild zusammenzusetzen, mit dem die erkrankte Person möglichst gut leben kann. Viel zu oft fallen dabei die eigenen Gefühle hinten runter. Der eigene Schmerz über den Verlust, die Trauer, die Unsicherheit -passt das, ist es ok, was ich hier mache, bitte sag mir doch jemand, was richtig oder falsch ist- und auch die Schuldgefühle, nicht genug zu sein, zu ungeduldig, zu wenig dies, zu viel das. Pass gut auf dich auf. Immer ein toller Satz. Nur, was machst du damit, wenn du mitten drin bist? Manches geht nur mit Hilfe, Unterstützung für dich selbst. Und tief atmen.

04.08.2025 19:19 • x 5 #1470


A


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