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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Vicky76
@Brightness2
Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater Grieche.
Beide sprechen nur deutsch miteinander.
Mein Vater hat 45 Jahre in Deutschland gelebt und kennt sich natürlich sehr gut aus.
Griechische Freunde, hat er kaum noch in Deutschland, die sind schon alle tot.
Aber auch in Griechenland hat er kaum Kontakte.
Er sitzt nur auf seinem Acker und guckt die Gänse an.

13.08.2025 18:02 • x 5 #1516


N
@Vicky76

Hast du dir schon Hilfe holen können?

14.08.2025 11:03 • x 1 #1517


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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N
@Ella

So habe ich auch gedacht. Bis mir die Situation um die Ohren geflogen ist. Es ist fast unmöglich den richtigen Zeitpunkt einzuschätzen, an dem man eingreifen sollte. Meine Mutter hat ihr Leben sehr selbstbestimmt geführt, war bis zu ihrem 78. Lebensjahr beruflich aktiv, belesen und gebildet. Als die ersten Anzeichen für eine beginnende Demenz auftauchten, war es für mich nicht möglich festzustellen, ob sie jetzt gerade eine selbstbestimmte Entscheidung trifft, oder ob sie bereits durch die Demenz bestimmt ist. - Zumal Demenz in meiner Familie bisher nie aufgetaucht ist.

Selbst der psychosoziale Dienst und der Gutachter konnten nicht definitiv sagen, ob sie einfach ihr Ding macht, oder es mehr ist. In ihrem häuslichen Umfeld war alles tiptop sauber und geordnet, keiner der besuchenden Dienste fand Grund einzuschreiten. Sie war auch immer früh und viel zu Fuß unterwegs, deshalb fiel auch nicht auf, dass sie z.T. in einer anderen Welt wanderte. Erst als sie begann wirr zu reden und zu verbreiten, dass ich sie bestehlen würde, kamen Zweifel. - Demenzkranke verstecken ihren Zustand oft sehr lange und sehr gut.

Als ich dann die Schritte zur Betreuung in die Wege geleitet habe, war es eigentlich schon zu spät. Ich frage mich heute, ob ich nicht bestimmter hätte auftreten müssen, eine Vorsorgevollmacht verlangen müssen auf einen Umzug in meine Nähe hätte bestehen müssen. Wenn ja, wie hätte ich das erreichen köönnen? Heute weiß ich, dass meine Mutter wahrscheinlich schon vor einem Jahr hätte ärztliche Hilfe annehmen müssen. Wahrscheinlich wusste sie das auch, und hatte panische Angst in eine Pflegeeinrichtung zu gehen.

Es ist wirklich die Frage ab wann kann und soll man handeln? Ich beneide Vicky wirklich nicht.

14.08.2025 11:16 • x 13 #1518


E
Zitat von nalea:
Es ist wirklich die Frage ab wann kann und soll man handeln?

Ja, das ist in der Tat eine sehr schwierige Frage. Alle, die damit zu kämpfen haben, haben mein volles Mitgefühl .

Ich hatte auch Jahre lang versucht, meiner Mutter zu helfen. Viele Vorschläge gemacht, die von ihr abgelehnt wurden. Jetzt, nach ihr Tod, kann ich nur hoffe, dass ihr meine Fürsorge Botschaft genug war, dass sie mir wichtig ist und ich sie liebe. Mehr bleibt einem kaum übrig.....

Ich habe die immer so behandelt, wie ich in einer solchen Situation behandelt werden möchte. Respektiert, geschätzt und unterstützt bei der Erreichung meiner Ziele. Egal welche diese sind.

Lebensqualität definiert jeder anders. Es ist äußerst subjektiv, was man als ein gutes Leben empfindet. Vielleicht sind es die Gänse, oder wieder in dem Heimatland zu sein...

14.08.2025 13:02 • x 6 #1519


N
@Ella

Das finde auch. Ich finde es auch wichtig, dass wir die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen nie vergessen. Ich habe im Bekanntenkreis erlebt, wie ein alter Mensch von einer Familienangehörigen quasi wegadministriert wurde. Er muss wohl schon immer durchsetzungsschwächer gewesen sein, was nachher dazu geführt hat, dass sie grundsätzlich so für ihn entschieden hat, wie es für sie selbst am besten war. Die Vorsorgevollmacht hat ihr leider Rechte eingeräumt, die man für den Vater hätte gerichtlich anfechten müssen. Nur wenn der dann verschüchtert sagt, dass alles gut ist. Was dann?

14.08.2025 13:27 • x 1 #1520


E
Zitat von nalea:
Nur wenn der dann verschüchtert sagt, dass alles gut ist. Was dann?

Gute Frage..... Ich weiß nicht recht, was die beste Lösung wäre. Ehrlich nicht. Die Ehefrau hat das Recht, nach Deutschland zurück zu kommen, wenn sie das möchte. Sie hat auch kostbare Lebenszeit, nicht nur der Mann..... Und er möchte wohl in seinem Heimatland den Rest seines Lebens verbringen. Zumindest vermute ich das.

Vicky76 dagegen möchte beide beschützen, als Tochter ein natürlicher Impuls. Es scheint aber kein gemeinsamer Nenner zu geben, es sind Kompromisse gefragt. Wie diese aussehen können, müssen die Beteiligten herausfinden. Vielleicht Gänse in Deutschland? Ich weiß es nicht, was dem Vater wirklich wichtig ist. Das müsste eroiert werden. Mit viel Geduld und Empathie.....

14.08.2025 14:36 • x 4 #1521


Vicky76
Zitat von nalea:
@Vicky76 Hast du dir schon Hilfe holen können?

Tatsächlich gibt es hier gar keine Hilfe.
Vielleicht in Athen, aberhier istruchtig Provinz.
Ich glaube, die Menschen hier, wissen gar nicht, was Demenz ist.
Das meine ich nicht böse, aber hier leben eher einfach strukturierte Leute.
Für die ist Kartoffelacker top Business.

14.08.2025 16:59 • x 2 #1522


N
@Vicky76

Ich war vor ca 15 Jahren auf einer kleinen Insel in der Ägäis. Dort war die größte psychichiatrische Klinik der Ostägäis. Die Bewohner der Insel ignorierten die Anlage konsequent. Die Ärzte und Pfleger kamen im Turnus vom Festland. Als ob psychische Erkrankungen und Behinderungen ansteckend wären. Es war gespenstisch.

14.08.2025 17:46 • x 2 #1523


Vicky76
Zitat von nalea:
Als ob psychische Erkrankungen und Behinderungen ansteckend wären. Es war gespenstisch.

Ist mir auch schon aufgefallen, in vielerlei Hinsicht.
Ich kenne ja jetzt eher die Dorfbewohner, hier.
Aber Minderheiten werden schon, sehr ausgegrenzt.
Vielleicht bin ich auch naiv, aber ich sitze oft da und denke mir, wie Gehirne so eingeschränkt sein können.
Obwohl man das auch nicht, be alles Familien so sagen darf.
Ich glaube auch, dass viele Menschen, in den Städten, anders denken.

14.08.2025 20:55 • x 2 #1524


Worrior
Zitat von nalea:
Dort war die größte psychichiatrische Klinik der Ostägäis. Die Bewohner der Insel ignorierten die Anlage konsequent.

Ich verstehe nicht ganz was Du mit ignorieren meinst.

14.08.2025 21:03 • #1525


N
@Worrior

Psychische Erhrankungen und Behinderungen umgibt in vielen Ländern noch ein Tabu. Deshalb wird in diesen Ländern so getan, als häbe es diese Krankheiten nicht und Einrichtungen werden an wenig sichtbaren Ecken des Landes errichtet. Niemand möchte mit mit dem Thema in Verbndung gebracht werden.

Selbst bei uns isind öffentliche Information zu Alter und Demenz ja spärlich und jeder betroffene Angehörige muss sich erst einmal alle Wege zusammenpuzzeln. Ich habe deshalb mit Freunden überlegt, ob wir eine Petition starten, damit das Thema mehr in den öffentlichen Fokus rückt und es schnell erhältliche gebündelte Leitfäden gibt, mit Anlaufstellen, Rechtsinformationen und medizinischen Einblicken in die Krankheit - damit man vorab und im Norfall schnell und sicher informiert ist

15.08.2025 06:06 • x 9 #1526


B
@Vicky76 Seit wann leben deine Eltern wieder in Griechenland, wie sieht es versicherungstechnisch aus, wenn sie nach Deutschland kommen, ich kenne mich da nicht aus? Gibt es -theoretisch- die Möglichkeit einer fest eingebundenen Pflegekraft, die auch mit auf dem Anwesen lebt, Tag und Nacht?

15.08.2025 08:21 • x 3 #1527


Femira
Hey @Vicky76
Ich hab nochmal nachgedacht und bei meiner Schwiegermutter hilft es wie bei einem.kleinen Kind, nicht um Erlaubnis zu fragen, sondern bestimmte Sachen als gesetzt zu formulieren. Also nicht: Wir würden gern in Deutschland leben. Passt das für dich?, sondern in einer Woche geht unser Flieger. Wir müssen dafür packen. Wir besuchen Vicky und unsere anderen Kinder und Enkel. Das ist.mal wieder dran. Und das Immer wieder erzählen.
So funktioniert es bei meiner Schwiegermutter mit Arztbesuchen und der Tagespflege, was sie erst partout nicht wollte. Ist auch eine Empfehlung von dem Pflegestützpunkt gewesen. Einer von euch müsste dann wieder zurück und den Hof auflösen.

15.08.2025 08:42 • x 4 #1528


B
Zitat von Femira:
Ich hab nochmal nachgedacht und bei meiner Schwiegermutter hilft es wie bei einem.kleinen Kind, nicht um Erlaubnis zu fragen, sondern bestimmte Sachen als gesetzt zu formulieren.

Bei dem Vergleich eines demenzerkrankten Erwachsenen mit einem kleinen Kind bekommen ich -für mich- ein echter Magendrücker. Der Vergleich impliziert, dass durch Erziehung, wie bei kleinen Kindern, Effekte eintreten. Das Gegenteil ist bei den erkrankten Menschen der Fall. Sie sind bereits erzogen und müssen irgendwie miterleben, dass ihr gesamtes, über ein oft Erlebnis- und erfolgreiches Leben aufgebautes Skillset, Stück für Stück regrediert. Mit jeder Regression verlieren sie ein Stück Selbstständigkeit und oft auch Würde. Ich weiß, dass dieser Vergleich mit kleinen Kindern im Alltag -leider- durchaus gebräuchlich ist. Liebe @Femira, bitte nimm das nicht als urteilende Kritik sondern vielleicht als Anreiz zu schauen, ob das für dich wirklich passt. Ich lese dich immer als sehr sorgsam im Umgang mit Sprache in deinen Posts. Und wenn nicht, ist auch ok. Mir war es gerade ein Anliegen, das zu thematisieren.

Inhaltlich bin ich voll bei dir. Allein die Fragestellung willst du das oder das kann Überforderung und Verwirrung auslösen. Indikative Sätze geben Sicherheit. @Vicky76, ich glaube gelesen zu haben, du bist selbst Altenpflegerin, stimmt das?

15.08.2025 09:14 • x 4 #1529


Vicky76
Zitat von Brightness2:
ich glaube gelesen zu haben, du bist selbst Altenpflegerin, stimmt das?

Tatsächlich bin ich Fachkrankenschwester für Gerontopsychatrie.
Aber bei meinem Vater funktioniert mein angesammeltes Halwissen nicht.
Zitat von Brightness2:
Gibt es -theoretisch- die Möglichkeit einer fest eingebundenen Pflegekraft, die auch mit auf dem Anwesen lebt, Tag und Nacht?

Es gibt die Möglichkeit und auch das Geld.
Aber meine Mutter ist da abgeklärt.
Sie sagt, dass ihr Mann, an ihre Seite muss.
Sie will nicht getrennt von ihm sein, weil sie meint, dass immer mal was passieren kann und sie und er, nicht mehr die jüngsten sind.

Zitat von Femira:
Wir besuchen Vicky und unsere anderen Kinder und Enkel. Das ist.mal wieder dran. Und das Immer wieder erzählen.

Das zieht nicht mehr, bei meinen Vater.
Er meint, die Tiere brauchen besondere Pflege und in Deutschland lebt man, wie in einem Gefängnis.
Hier in Griechenland ist alles groß und weitläufig, da kann man besser, durch die Gegend gucken.
Zitat von Brightness2:
Mit jeder Regression verlieren sie ein Stück Selbstständigkeit und oft auch Würde.

Tatsächlich, hat meine Mutter, die letzten Jahre, an Würde verloren. Sie vereinsamt hier total und hört sich wirklich böse Sprüche an.
Sie pflegt meinen Vater, ohne einzige Ablenkung. Eigentlich mache ich mir mehr Sorgen und Gedanken um sie.
Das hat sie, in ihren letzten Lebensjahren, nicht verdient.

15.08.2025 12:18 • x 8 #1530


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