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Trennung dank der lieben nicht vorhandenen Kinder

R
Hallo alle zusammen,

mein Freund und ich haben gestern einen Schlussstrich gezogen und bevor mich die Trauer erschlägt schreibe ich mir mal lieber alles von der Seele.

Mein Freund (25) konnte sich keine Zukunft mehr mit mir vorstellen, da er gerne in 2,3,4 Jahren eventuell schon Kinder will. Ich (22) will auf gar keinen Fall Kinder. Wir sind beide ja noch sehr jung, deswegen haben wir immer gesagt wir warten erstmal ab und genießen die Zeit. Aber in letzter Zeit ging es dann wohl doch nicht mehr für ihn. Dafür gebe ich mir jetzt selbst die Schuld, er war super lieb und hat sich bemüht war aber auch etwas introvertiert, ich habe viel von ihm verlangt, war oft nicht zufrieden, direkt wütend oder enttäuscht. Er war traurig weil er mich nicht mit in seine Familie und Freundeskreise so richtig integrieren konnte und ich war (und bin) recht anhänglich. Er sagt trotzdem das die Zeit toll war und ich nicht schuld bin, aber ich mache mir trotzdem Vorwürfe und wünschte ich hätte früher an mir gearbeitet. An dem nicht vorhandenen Kinderwunsch wäre es am Ende wahrscheinlich trotzdem gescheitert, dann wäre es (in meinem Kopf) aber immer noch meine Schuld. Zusätzlich macht man sich natürlich Gedanken darüber ob die liebe überhaupt so groß war wenn keiner auf den anderen zugehen konnte, was mich zusätzlich traurig stimmt.

Wir haben beide noch Gefühle füreinander und sind extrem traurig darüber. Das Tüpfelchen auf dem i ist: wir wohnen zusammen. Wir sind beide in Ausbildung und ich kann mir keine eigene Wohnung aktuell leisten, jetzt sitze ich hier und werde von Erinnerungen geradezu erdrückt.
Mein Freund. Pardon, ex versucht sich ganz lieb um mich zu kümmern, würde mit mir auch erstmal hier wohnen bleiben und tut alles damit ich es nicht so schwer habe. Er war immer meine erste Bezugsperson, bester Freund und Helfer und der Schlussstrich kam sehr unerwartet. Einerseits freue ich mich über seine Hilfe, ich merke wie wichtig ich ihm bin und das er wirklich den Kontakt möchte und das will ich auch. Andererseits kann man sich auch vorstellen das das die reinste Qual ist und Abstand eigentlich besser wäre.

Jetzt hab ich ziemliche Angst was die Zukunft bringt. Ohne ihn habe ich nur die Hälfte auf die Reihe bekommen, alleine fühle ich mich aufgeschmissen und überfordert, manchmal fühle ich mich nicht wie 22 sondern wie 12 und fühle mich den Pflichten eines Erwachsenen nicht gewachsen. Er war mein bester Freund und ich will ihn auch weiter in meinem leben. Und wir wissen beide nicht so recht wie wir mit dieser wohnungssache umgehen sollen, aktuell sehen wir uns wegen unserer Arbeitszeiten so etwa alle zwei Tage (zu den Eltern zurück ziehen ist aufgrund der Entfernung zur Arbeit keine Option). Hat hier jemand Ähnliches durchgemacht oder hat jemand Ratschläge was man jetzt so machen könnte um die Situation etwas zu entspannen? Enge Freunde habe ich persönlich leider nicht sehr viele und irgendwie fehlt mir auch die Kraft mich mit jemandem zu treffen.
Zudem überlege ich zu einem Therapeuten zu gehen um an meinen grundlegenden Problemen zu arbeiten die ich schon lange habe und auch die Trennung besser zu verarbeiten. Gute Idee? Aktuell fühle ich nämlich gar keinen Sinn mehr hinter irgendwas und das macht mir zusätzliche Angst.

Danke fürs lesen und zuhören

03.02.2020 19:21 • x 1 #1


hahawi
Hey, @Rotschulterente (Wie kommst Du denn da darauf?)

Du klingst, als würdest Du Dir die ganze Verantwortung auf Deine Schultern laden.
Das ist sicher nicht richtig.
Am Scheitern einer Beziehung haben meistens beide Teile einen Anteil.
Wenn er etwas wollte, zu dem Du nicht bereit warst, so ist es sicher nicht Dein alleiniger Fehler.

Welche grundlegenden Probleme, so sie sich auf Deine Beziehung ausgewirkt haben, möchtest Du denn gerne besprechen mit einem Therapeuten.

Und wie lange wart Ihr denn zusammen?

03.02.2020 20:32 • x 4 #2


A


Trennung dank der lieben nicht vorhandenen Kinder

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bifi07
Zitat von Rotschulterente:
Zusätzlich macht man sich natürlich Gedanken darüber ob die liebe überhaupt so groß war wenn keiner auf den anderen zugehen konnte, was mich zusätzlich traurig stimmt.

Wie hättest du dir denn vorstellen können, dass ihr bei diesem Thema aufeinander zugeht? Das er wartet, ob du deiner Meinung änderst, du aber von deinem Nicht-Kinderwunsch nicht abgehst? Das ist kein Vorwurf, sondern nur eine Frage, denn gerade da eine Lösung zu finden, finde ich sehr sehr schwierig und das hat nicht unbedingt etwas mit mangelnder Liebe zu tun.

03.02.2020 20:49 • x 1 #3


T
Auf jeden Fall ist es sehr schön, dass sich Dein Freund so liebevoll um Dich kümmert.

Du musst Dir keine Vorwürfe machen, Schuld bist Du nicht.

Oder denkst Du inzwischen daran, Dir aus tiefstem Herzen und voller Überzeugung ein Leben mit Kindern vorzustellen?

Kinder sind das Wertvollste, was es gibt und Gott sei Dank muss niemand mehr ungewollt ein Kind bekommen.

Aber wenn ich mich dazu entschließe, dann investiere ich auch all meine Liebe in das Kind.

03.02.2020 20:59 • x 2 #4


Mienchen
Er hat dich bestimmt gern, aber das Kinder der Trennungsgrund waren, das kann ich nicht recht glauben.

Erfahrungsgemäß sind Ex Freunde insbesondere dann recht lieb, wenn sie sch... gebaut haben oder neu verliebt sind. Oder warum geht er so souverän damit um? Das würde mich hellhörig werden lassen.

Es ging ja nicht um Kinder jetzt sofort sondern in ein paar Jahren. Das er alles hin wirft, wenn die Liebe Ach so groß ist,
das verwundert mich sehr.

03.02.2020 21:00 • x 1 #5


R
Erstmal danke für die Antworten.

@hahawi Rotschulterenten sind meine Lieblingstiere danke für deine lieben Worte. Genau so ein Problem würde ich gerne besprechen, mangelndes selbstwertgefühl, das ich mir immer die schuld gebe und es allen recht und einfach machen will. Das ich eigenständiger werde. Ich habe mich gerne in meine zwei Beziehungen vor ihm jetzt gestürzt weil ich dann Verantwortung abgeben konnte und mich nicht mit mir selbst auseinander setzen und mit mir alleine leben musste. Andererseits habe ich Schwierigkeiten Vertrauen zu fassen, nicht eifersüchtig zu sein und nicht zu viel zu interpretieren (Stichwort Zwangsgedanken). Nicht gerade die Traumvorraussetzung für eine Beziehung, ich weiß. Aber das sollte und will ich auch endlich ändern.
Wir waren seit Oktober 2017 zusammen, also 2 Jahre, 3 Monate in etwa.

@bifi07 ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht so genau wie da eine Lösung ausgesehen hätte. Ich habe mir lange eingeredet, dass sich meine Meinung ja vielleicht noch ändert, aber selbst wenn, würde das nicht in naher Zukunft passieren. Er meinte zudem erst noch, dass adoptieren ja vielleicht eine Möglichkeit ist, aber zum Schluss ist ihm klar geworden, dass das für ihn keine Alternative ist. Eine Lösung für dieses Dilemma ist quasi unmöglich, das stimmt.

@tina1955 ich habe kurz darüber nachgedacht, aber den Gedanken gleich wieder verworfen. Ich könnte mein Kind (aktuell und in naher Zukunft) nicht so lieben wie es angebracht wäre (auch wegen oben genannten Problemen) und das will ich keinem Kind antun und auch mir und meinem Partner nicht. Und ja, es ist toll wie sehr er sich kümmert auch wenn es uns beiden wehtut irgendwo. Aber er wollte immer nur das beste für mich.

@Mienchen Naja, souverän würde ich nicht gerade sagen. Wir haben uns beide im minutentakt die augen ausgeheult. Er möchte sich halt nicht in drei Jahren trennen, sofort ne Frau suchen und auf der Stelle Kinder kriegen. Wenn er aber schon in 3-4 Jahren Kinder möchte, passe ich, so doof das klingt, nicht so recht in den Zeitplan, das hat er mir auch so erklärt. Ich hatte auch angst das er jemanden kennengelernt hat oder bald jemanden kennen lernt, auch weil ich so misstrauisch bin, aber er ist einfach sehr lieb und schon immer bemüht gewesen mein Leben besser zu machen und hat mir versichert das es niemanden gibt. Ich hinterfrage wie gesagt so ziemlich alles, aber so wie er mir das alles vermittelt hat und wie er sich verhält und verhalten hat glaube ich ihm. Mir jetzt Gedanken darum zu machen ob er mich angelogen hat oder was verbockt hat, macht die Situation sicher nicht besser..

03.02.2020 21:21 • x 2 #6


M
Hallo, du brauchst dir keine Schuld geben, manchmal passt es nicht trotz Liebe. Liebe alleine reicht nicht für eine Beziehung. Ja meine erste längere Beziehung, sie ging fast 2 Jahre,habe ich auch beendet weil unsere Lebenseinstellung einfach nicht zusammen gepasst hat. Ich habe ihn auch irgendwie noch geliebt aber wusste das es keine gemeinsame Zukunft für uns geben wird. Es ist schon lange her, ich war 19, und im Nachhinein war es die richtige Entscheidung.
Ihr seid noch Jung und man veränderst sich auch im Laufe des Lebens. Wenn du dir sicher bist keine Kinder zu wollen, was sich auch noch ändern kann, wäre es irgendwann ein Streitpunkt bei dem es kein Kompromiss gibt. Klar ihr habt noch Zeit aber wenn das jetzt schon so ein Thema für ihn ist, ist es bestimmt in 2, 3 Jahren erst recht so.
Schaue nach vorne und denke an dich. Du hast noch so viel Zeit einen passenden Mann kennenzulernen. Klar tut es weh, man ist sich vertraut, Freunde. Aber vielleicht könnt ihr ja wirklich noch befreundet sein. Hast du denn mal mit ihm geredet ob das der einzigste Grund ist?
Wünsche dir alles Gute

03.02.2020 21:31 • x 3 #7


T
Hat er Dir denn einen Vorschlag gemacht, wie er sich die Wohnungssituation künftig vorstellt?

03.02.2020 21:33 • #8


Mienchen
Zitat von Rotschulterente:
Mir jetzt Gedanken darum zu machen ob er mich angelogen hat oder was verbockt hat, macht die Situation sicher nicht besser..

Ich wollte dich nicht verunsichern, es kam mir nur merkwürdig vor, wenn ihr zwei doch ansonsten so wunderbar harmoniert. Ich meine, wenn man die Liebe gefunden hat, dann geht man Kompromisse ein, findet Wege miteinander. Aber man trennt sich nicht wegen umgelegten Eiern.

03.02.2020 21:33 • #9


bifi07
Freunde sein, war auch für mich damals sehr wichtig und erstrebenswert.
Leider klappt das aber nicht, wenn noch innige Gefühle vorhanden sind.

Ihr beide werdet Abstand brauchen, um die Trennung zu verarbeiten und um euch wirklich nur freundschaftlich begegnen zu können.

03.02.2020 21:38 • x 1 #10


R
@Malina84 danke für die lieben Worte. Ja das Kinderthema saß uns schon länger im Nacken, ich war nur nie in der Lage eine endgültige Entscheidung zu treffen, eben weil ich Hoffnungen gehegt habe das sich noch was ändert. Objektiv betrachtet sollte ich ihm dankbar sein, dass er eine so reife Entscheidung treffen konnte, eines Tages bin ich ihm wahrscheinlich auch dankbar dafür, das hoffe ich zumindest. Auf jeden Fall aber respektiere ich die Entscheidung und verstehe sie auch. Andere kleinere Gründe waren wie weiter oben erwähnt, dass ich nicht so in seinen Freundeskreis integriert war und auch mit seiner Familie nicht so recht warm wurde. Ich hatte nichts gegen irgendjemanden davon, ich bin nur irgendiwe sozial absolut inkompetent, hatte angst vor peinlichen situationen oder das man mich nicht mag, fühlte mich beim gedanken an Treffen nicht wohl. Eigentlich bin ich eine einzige Baustelle. Deswegen gebe ich mir wohl auch die Schuld daran. Egal welchen grund man sich anguckt, sie gehen irgendwie alle von mir aus.

@tina1955 das einzige was wir bisher besprochen haben ist, dass wir erstmal hier wohnen bleiben und das beste draus machen. Er würde dann im September zu seinem Ausbildungsort ziehen und bis dahin mit mir eine Lösung suchen. Hier in dieser Wohnung zu sein ist aber erdrückender als ich angenommen habe, das muss ich zugeben. Andererseits bin ich froh Zeit mit ihm zu haben. Aber ohne Abstand wird das wohl nichts..

@Mienchen ja eigentlich sollte man meinen, dass Themen die noch nicht mal in greifbarer Nähe sind nicht zu einer Trennung führen sollten, aber ich habe ja auch selbst gemerkt das dieses Kinderthema immer wieder an mir genagt hat. Und wie gesagt bin ich nicht gerade einfach und ein strahlender, glücklicher, zufriedener Mensch, das wird sicher auch seinen Teil geleistet haben. Aber ein Fremdgeher oder ähnliches ist er absolut nicht, ich kann aber nachvollziehen das die Situation im ersten Moment verdächtig klingt.

@bifi07 Ja da hast du absolut recht. Ich mag mir kein Leben ohne ihn vorstellen und hoffe, das ich da mit ihm bald eine Lösung finden werde. Am meisten Angst habe ich vor dem Moment wenn er tatsächlich jemanden kennen lernen sollte und ich noch nicht drüber weg bin. Das würde eine Freundschaft natürlich quasi unmöglich machen..Aber da denke ich wahrscheinlich auch schon wieder zu weit in die Zukunft und laufe nur vor der Gegenwart davon.

03.02.2020 21:57 • x 2 #11


M
Ja da kommt nich was auf dich zu. Irgendwann wird es wieder jemanden geben, bei dir und bei ihm.

Eine Therapie machen für das Selbstbewusstsein und was in einem so vor geht, auch für die Trennung ist eine gute Idee.

03.02.2020 22:16 • x 1 #12


R
@Malina84 er ist ein toller Mensch, er wird sicherlich in einigen Jahren eine Familie gründen und ich hoffe, dass ich mich dann mit ihm darüber freuen kann oder es ihm zumindest von Herzen gönnen kann (doof gesagt). Ich habe echt Angst davor eine Therapie anzufangen, deswegen danke für deinen Zuspruch.

03.02.2020 22:27 • x 1 #13


hahawi
Zitat von Rotschulterente:
Ich habe echt Angst davor eine Therapie anzufangen

Warum?
Was denkst Du könnte da zu Vorschein kommen?

03.02.2020 22:33 • x 1 #14


B
@Rotschulterente

Zitat von Rotschulterente:
Jetzt hab ich ziemliche Angst was die Zukunft bringt. Ohne ihn habe ich nur die Hälfte auf die Reihe bekommen, alleine fühle ich mich aufgeschmissen und überfordert, manchmal fühle ich mich nicht wie 22 sondern wie 12 und fühle mich den Pflichten eines Erwachsenen nicht gewachsen. Er war mein bester Freund und ich will ihn auch weiter in meinem leben. Und wir wissen beide nicht so recht wie wir mit dieser wohnungssache umgehen sollen, aktuell sehen wir uns wegen unserer Arbeitszeiten so etwa alle zwei Tage

du bist aufgrund deiner Ängste und Unsicherheiten wahrscheinlich oft anstrengend für ihn und mit ihm auch nicht auf Augenhöhe, das schafft ein Ungleichgewicht in der Beziehung, und er wünscht sich Frau und Kind. Tut mir leid, daß du jetzt in dieser Situation bist. Du bist nicht für jedes und alles verantwortlich, jeder von euch hat zu dieser Situation beigetragen.
Viele seiner Wünsche konnte er mit dir nicht erfüllen weil deine Ängste das verhindern. Hast du schon einmal darüber nachgedacht eine Therapie zu machen, damit du lernen kannst Ängste ab und Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aufzubauen ?

Hast du dich schon mal umgeschaut ob in deiner Nähe möbelierte Zimmer zum anmieten vorhanden sind oder in einer WG, kleine Wohnung, SozialgeldWohngeld könnte dir helfen eine kleine Wohnung zu finanzieren.
Ich glaube es wird dir sehr schwer fallen mit dem Ex unter einem Dach zu leben, und eine Trennung kann jetzt deine Chance sein zu lernen dein eigenes Leben in die Hand zu nehmen, selbstständiger zu werden und dein Leben zu organisieren.
Für ein eigenes Kind ist es noch viel zu früh, komme erstmal mit dir ins Reine, vielleicht hast du in einigen Jahren eine andere Einstellung zu diesem Thema oder auch nicht.
Ich wünsche dir alles Gute !

03.02.2020 22:40 • x 2 #15


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